Guter Einkauf: Guerillagespräche beim Einkaufen: Zeit zum Reden
Skepsis verbreiten im Supermarkt
von David Andres
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Meine heutige Folge des „Guten Einkaufs“ stellt keine Empfehlung für bestimmte Unternehmen oder Produkte dar, sondern eine Anregung, in den kommenden Monaten ein wenig anders in den Supermarkt zu gehen.
Anlass für meine Idee ist natürlich die frische Zulassung der Hausgrille „Acheta domesticus“ als Nahrungsmittel in Europa, im Detail beschrieben in der „Durchführungsverordnung (EU) 2023/5 der Kommission vom 3. Januar 2023 zur Genehmigung des Inverkehrbringens von teilweise entfettetem Pulver aus Acheta domesticus (Hausgrille) als neuartiges Lebensmittel und zur Änderung der Durchführungsverordnung“, einem griffigen Text, den Sie – wie im Übrigen jede Verordnung aus Brüssel – in allen möglichen Sprachen auf den offiziellen Seiten der EU finden und studieren können. Er ist unten verlinkt. Diese weitere Zulassung eines Insekts für die menschliche Nahrungskette macht weiterhin Wellen in allen Medien.
Stellen Sie sich nun folgende Situation vor. Sie gehen in den örtlichen Supermarkt, schieben in aller Ruhe den Wagen durch die Gänge und bleiben stehen am Regal der fertigen Brote oder an der Kühltruhe mit den Pizzen und Baguettes für den Backofen. Sie nehmen eine Verpackung in die Hand, schieben die Fernsichtbrille auf die Stirn, damit Sie die kleine Schrift lesen können und nehmen sich nun ganz ersichtlich für alle Mitkunden sehr viel Zeit für diese Lektüre. Dabei halten sie mit einem Auge Ausschau nach jemandem, der neugierig guckt… und beginnen ein Gespräch darüber, was Sie gerade machen und warum.
Ein guter erster Satz, den ich seit vergangener Woche bereits vier Mal mit Erfolg angewendet habe, lautet: „Und? Lesen Sie jetzt auch genauer?“
Nur das. Nicht mehr.
Bringen Sie an der Stelle noch nicht einmal den Zusatz ein: „… weil Käfer im Essen sein könnten.“
Lassen Sie noch kurz offen, wieso ab sofort genauer gelesen werden sollte.
In zwei der vier Versuche meinerseits erntete ich auf diesen Gesprächseinstieg bereits die Gegenfrage: „Wegen der Insekten?“ In den anderen beiden nur ein interessiertes „Wieso?“.
Nun beginnen Sie und reden über die neue Hausgrille und die älteren, längst zugelassenen Insekten. Sprechen Sie über die EU und wie absurd es ist, dass dort in der Ferne irgendwelche Beamte irgendwelchen Unternehmen Erlaubnis zuschustern, etwas zu verarbeiten, dessen Allergenität sogar noch weiter untersucht werden muss – wie sich in der Verordnung ebenfalls lesen lässt. Plaudern Sie darüber, dass die aktuelle Erlaubnis ja nur der Firma „Cricket One“ erteilt wurde, einem wirklich kleinen Unternehmen, das aber großes Venture-Capital aus gewissen Zukunftsfonds erhält. Holen Sie darüber aus, wie hier Politik, Wirtschaft und ein Teil des Finanzmarktes zusammenarbeiten. Und wenn Sie merken, dass es beim Gegenüber langsam richtig abgeht mit der Erkenntnis, die ihm schon länger gedämmert hat, die aber nie in der echten Welt durch andere verstärkt wurde, dann öffnen Sie das Bild noch weiter. Verweisen Sie auf das aktuelle Gespräch mit Udo Pollmer bei „Tichys Einblick“ oder ganz generell auf diesen Nahrungsrebellen. Dann zeigen Sie hinaus aus der Tür zu den anderen Supermärten des Viertels und erwähnen, dass Lidl nun beabsichtigt, das Fleisch zu reduzieren und Aldi wiederum, weniger Flugobst anzubieten.
Fragen Sie, ob das Zufall sei.
Sagen Sie, dass Sie sich selbst manchmal für paranoid halten, das zu denken, dass es aber doch wirklich so aussieht, als sickere da eine politische Agenda tief in die alltägliche private Wirtschaft des gewohnten Supermarktes hinein, direkt in unser aller Leben. Schließlich, zum Abschluss, legen Sie das Brot oder die Pizza in Ihren Wagen und sagen Sie: „Kann mit. Ist sauber. Noch.“
Ich garantiere Ihnen – derlei Feldkommunikation abseits des virtuellen Raums entfaltet auch eine virale Wirkung…
Quellen:
Durchführungsverordnung (EU) 2023/5 der Kommission vom 3. Januar 2023 (EUR-lex)
Mehr Veggie wegen Klimaschutz. Lidl bietet bald weniger Fleisch an (RTL)
Nachhaltigkeit: Aldi verbannt Flugobst aus den Regalen (Berliner Zeitung)
Insekten: Ekelessen oder Feinkost? – Tichys Einblick Talk mit Udo Pollmer (YouTube)
Kommentare
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