08. Februar 2023 07:00

Die Wurzel der politischen Gewalt Der Weg des Kains: Rauben statt schaffen

Warum der Sozialismus für die Mehrheit so attraktiv ist

von Oliver Gorus

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Wie kann es sein und woran liegt es, dass ein großer Teil des Westens gerade wieder mal Bug voraus in den Sozialismus abdriftet? Mit „Sozialismus“ meine ich nicht nur ein Wirtschaftssystem mit Planwirtschaft und ein Gesellschaftssystem mit Enteignung und Umverteilung, sondern den tief im Menschen verwurzelten Kollektivismus: die Tyrannei der vielen, in der sich ein Kollektiv über das Individuum stellt, es unterordnet und entrechtet, die Menge der mehr oder weniger klugen selbstbestimmten Individuen zur dummen, fremdgesteuerten Masse macht. Genau das, was in den letzten 20 Jahren in Deutschland zunehmend krasseren Ausdruck gefunden und in der Corona-Maßnahmenkrise seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat – der vielleicht demnächst von Ökodiktatur und Krieg getoppt wird.

Wieso?

Irgendwie wohnen stets zwei Seelen in des Homo sapiens’ Brust. Auf der einen Seite haben laut mehrerer übereinstimmenden Umfragen mittlerweile deutlich mehr als die Hälfte der Deutschen das Vertrauen in die politischen Akteure und Parteien verloren. Auf der anderen Seite haben es die politischen Akteure, gemeinsam mit ihren Freunden in Big Pharma, Big Media und Big Tech, gerade erst wieder geschafft, etwa 80 Prozent der Bevölkerung durch Einschüchterung, Verbote, Zwänge, Strafen, Körperverletzung und Symbolhandlungen zur Gefolgschaft zu „mobilisieren”. Kollektivismus zündet einfach. Immer wieder.

Wie kann das sein? Was ist der Trick? Einerseits fällt es mir als einer, der nicht zur Gefolgschaft neigt und darum auch keinerlei Hang zum Sozialismus hat, schwer, das zu verstehen. Ich finde es jedenfalls nicht selbsterklärend, warum die Menschen das mit sich machen lassen, ja, sogar selbst immer wieder eifrig mithelfen, ins Verderben gestürzt zu werden. Immerhin wurden Hitler, die SED, Merkel oder die Grünen demokratisch gewählt. Die Leute wollten es so. Und das ist doch reichlich bescheuert und schwer zu verstehen.

Andererseits gibt mir gerade diese Außenseiterposition die Chance, etwas gründlicher hinzuschauen und mehr zu erkennen als nur Dummheit, Neid und Missgunst oder Obrigkeitshörigkeit.

Die Marke „Guter Mensch”

Der Preis ist ja sehr, sehr hoch. Das Motiv muss entsprechend fundamental sein. Ein Blick in die Geschichte oder ganz aktuell nach Venezuela zeigt für jeden offensichtlich, dass Sozialismus Armut, Leid und Tod bringt. Und zwar immer. Dass dennoch immer wieder in Demokratien Mehrheiten ausdrücklich Sozialismus wünschen und wählen, also Armut, Leid und Tod in Kauf nehmen, wird häufig damit erklärt, dass die Leute stets von Neuem wieder schlichtweg vergessen, wie viel Armut, Leid und Tod die letzten sozialistischen Gesellschaftsexperimente gebracht haben.

Vor allem junge Menschen neigen ja erfahrungsgemäß stärker dem Sozialismus zu als die lebenserfahrenere Version ihrer selbst ein paar Jahrzehnte später. Ist das also die Erklärung?

Das ist mir zu schlicht. Denn es gibt ja auch massenweise links- und rechtskollektivistische Extremisten in gebildeten und älteren Bevölkerungsschichten. Schauen Sie beispielsweise in einen beliebigen Rotary Club: Sie werden dort unter den wohlhabenden, mit akademischen Abschlüssen und einem erlebnisreichen Berufsleben gesegneten Eliten haufenweise glühende Anhänger des Ökosozialismus, Impffanatiker und „Refugees Welcome“-Jubler der Marke „Guter Mensch” finden.

Ich bin selbst Rotarier und habe als Ungeimpfter sehr unangenehm erlebt, wie mein Club eindringliche Impfaufrufe verbreitete und Mitglieder gegen Ungeimpfte hetzten und ihnen die Schuld für die von den Medien verbreiteten Todeszahlen in die Schuhe schoben.

Es ist auch kein Geheimnis mehr, dass viele Rotary Clubs in Deutschland sich nach 1933 dem Regime der Nationalsozialisten anbiederten und jüdische „Freunde” zum Austritt drängten oder direkt ausschlossen. Die Zeitschrift der deutschen Rotarier empfahl den Mitgliedern bei der Scheinwahl 1936, die NSDAP zu wählen. Zu jung, zu dumm und zu vergesslich? Das greift zu kurz. Der Drang zum Sozialismus muss tiefer liegen.

Jenseits von Eden

Ich meine: Er liegt in unserer Natur. Und wenn es um die Natur des Menschen geht, ist die Bibel oft eine erstaunlich präzise Quelle der Erkenntnis. Um den Sozialismus zu verstehen, lohnt sich die Geschichte der beiden Söhne Adams, Kain und Abel, gründlich zu lesen und zu versuchen, den tieferen Sinn daraus zu extrahieren, anstatt die nur etwa 370 wohlgesetzten Wörter allzu wörtlich zu nehmen.

Wir alle sind laut der Bibel Nachkommen des Kains. Und wir leben jenseits von Eden. Ich verstehe das so: Unsere Aufgabe ist seit dem folgenschweren Vorfall auf dem Felde, als Kain seinen Bruder erschlug, uns zu beherrschen. Uns selbst zu beherrschen, anstatt andere zu beherrschen! Unser eigenes Leben zu walten, anstatt anderen Gewalt anzutun. Da „die Sünde vor unser aller Tür lauert und nach uns Verlangen hat”, wie Luther das formulierte, ist unser in der Bibel klar formulierter Job: „Du aber herrsche über sie!”

Also über die eigene Sünde. Nicht über andere Menschen. Kain hat es nicht geschafft, sich zu beherrschen. Er erlag seinem Neid auf seinen erfolgreichen kleinen Bruder Abel und wählte den Weg der Gewalt.

Die Geschichte von Kain und Abel symbolisiert die beiden grundsätzlichen Lebenspfade, die Menschen einschlagen können. Der Weg des Abels ist der, sein Bestes zu geben und dafür vom Leben früher oder später und auf die eine oder andere Weise belohnt zu werden. Abel hat Erfolg. Vielleicht aufgrund seines Talents oder seines Fleißes oder seiner Beharrlichkeit oder seiner Gründlichkeit oder seiner Intelligenz oder seiner Bescheidenheit oder schlicht aus purem Glück. Darüber steht in der Bibel nichts. Dort steht einfach: „Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer, aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an.“

Kain hat keinen Erfolg oder noch keinen Erfolg. Woran auch immer das liegt. Aber das erträgt er nicht. Er schlägt den anderen Pfad ein. Er entscheidet sich. Gott redet ihm noch ins Gewissen und ermahnt ihn, sich zu beherrschen. Aber der Neid, die Missgunst und der Hass des Minderleisters auf den Höchstleister sind zu groß. Er greift zum Äußersten.

Rauben statt schaffen

Kain erhebt Anspruch auf das gleiche Ergebnis wie bei Abel. Er will die gleiche Gnade erfahren. Er kann die Gerechtigkeit, dass unterschiedliche Leistungen oder Glück und Pech unterschiedliche Ergebnisse zeitigen, nicht aushalten, er will stattdessen Gleichheit. Das ist exakt das sozialistische Prinzip: Ergebnisgleichheit statt Gerechtigkeit. Gleichheit statt Unterschiedlichkeit. „Ich will aber“ statt „Ich strenge mich an“. Forderung statt Leistung.

Weil Kain es nicht schafft, mit seinem persönlichen Einsatz, seinem Opfer, gleich gut zu sein wie Abel, will er ihn auf andere Weise entthronen: mit Gewalt!

Er schwingt er sich zum Herrscher über Leben und Tod des anderen auf. Er nimmt seinem Bruder das Leben und tilgt damit dessen Überlegenheit aus der Welt.

Hier zeigt sich die grenzenlose Hybris der Sozialisten, sich herrschsüchtig über die Mitmenschen zu stellen und Ansprüche zu erheben auf deren Ergebnisse. Die progressive Einkommensteuer, die Erbschaftsteuer, der Länderfinanzausgleich, die Konstruktion des Euro und so weiter – das alles sind sozialistische Ideen nach dem Prinzip des Kains: Rauben statt schaffen.

Und in der biblischen Geschichte ist auch die bittere Wahrheit ausgedrückt, dass der Weg des Kains beinhaltet, über Leichen zu gehen. Die Brutalität der Bolschewisten, als sie die Zarenfamilie ermordeten. Die an ihren Brillen erkannten Intellektuellen, die in Maos Kulturrevolution ermordet oder zur Zwangsarbeit auf die Felder geschickt wurden. Der tödliche Neid der Nationalsozialisten auf die wohlhabenderen und intelligenteren Juden. Der Hass der SED-Kader auf die wirtschaftlich erfolgreicheren „Imperialisten”, der sie dazu verleitete, jene, die zum „Klassenfeind” flüchteten, in den Rücken zu schießen …

Herrschsucht der Minderleister

Unterm Strich: Ich glaube, dass die Bibel hier dem Menschen in die Seele schaut. Der Drang zum Sozialismus entspringt der Sucht, Menschen zu beherrschen, um eine etwaige Überlegenheit anderer nicht ertragen zu müssen. Dabei nehmen diejenigen, die den Pfad Kains einschlagen, Armut, Leid und Tod billigend in Kauf.

Die gewalttätige Herrschsucht zeigt sich dabei nicht nur bei den wenigen Alpha-Typen, die genügend Narzissmus mitbringen, um sich im Parteien- und Bürokratenfilz ganz nach oben an die Pöstchen zu lügen. Der Wunsch, andere zu beherrschen, ist auch sehr weit unter den Nicht-Alphas verbreitet: Weil sie aufgrund mangelnder Fähigkeiten nicht selbst dazu in der Lage sind, Mitmenschen zu beherrschen, ihnen Eigentum und Ansehen zu rauben, instrumentalisieren sie dazu den Staat. Der sozialistische umverteilende Staat ist für sie ein verlockendes Angebot, durch ihre Wählerstimme den Erfolgreichen zu schaden. Diese Minderleister sind darum die größten Fans eines Staats, der die Minderheit der Nettotransferzahler zugunsten der Mehrheit der Nettotransferempfänger unter Gewaltandrohung ausbeutet.

Den Hass auf diejenigen, die den Pfad des Abels eingeschlagen haben, zeigt sich zum Beispiel auch im grassierenden Denunziantentum: Einen erfolgreichen oder selbstbestimmten Menschen zu verpfeifen ist wie sich eine kleine Scheibe von Kain und seiner Tat abzuschneiden.

Und die Obrigkeitshörigkeit? Die ist nur Alibi. Die kollektivistischen Duckmäuser gehorchen gerne, wenn alle anderen auch gehorchen müssen. Um anderen zu schaden, nehmen sie den eigenen Schaden in Kauf. Und der Verweis auf den Befehl von oben oder das Untertauchen in der Menge als Mitläufer enthebt sie einfach nur der Verantwortung. Gefolgsleute des Kains verstecken sich gerne und stehen nicht zu ihrer Aggression: Als Gott ihn fragte, wo denn sein Bruder sei, antwortete Kain süffisant: „Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein?“


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