14. Februar 2023 07:00

Guter Einkauf: Hogwarts Legacy Wer die Todesser füttert...

Das neue Spiel der Harry-Potter-Welt als Politikum

von David Andres

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„Alles ist politisch.“ Dieses schreckliche Diktum der 68er-Generation gehört zu jenen Denkmustern, die sich in der Epoche von „Wokeness“ und „Cancel Culture“ immer tiefer in die gesellschaftlichen Kommunikationsstrukturen eingraben. Was jemand isst oder trinkt, wohin er reist und womit, welche Worte er wählt oder eben unterlässt – es stellt Weichen dafür, wie die Einordnung durch die modernen Jakobiner geschieht. Ob der Weg zur sozialen Guillotine schonmal freigefegt wird oder nicht.

Derzeit trifft dieser Ungeist viele „Gamer“, die es sich zu Schulden kommen lassen, das neueste Spiel aus dem Universum von Harry Potter überhaupt zu spielen und dies, wie es heute üblich ist, im Rahmen ihrer sozialen Kanäle öffentlich zu zelebrieren. Die Grenze zwischen professionellen Journalisten und halb privaten Multiplikatoren ist schließlich fließend geworden und nicht nur offizielle Redaktionen erhalten kostenfreien Zugang, um einen Titel zu testen und vorzustellen. In diesem Fall eben „Hogwarts Legacy“, ein umfangreiches Abenteuer auf der Zaubererschule des legendären Kosmos von J. K. Rowling, deren allerersten, vor zwei Jahren erschienenen Trailer mittlerweile 32 Millionen Menschen gesehen haben.

Ein Produkt, ganz klar, mit tatsächlich gegebenem Bedarf. Und mit Gegenwind. So sah sich etwa ein Paar, das unter den Namen „Girlfriend Reviews“ auf Twitch Spiele testet, den Beschimpfungen des woken Mobs ausgesetzt. Es erschien vor Veröffentlichung des Spiels wohl sogar eine mittlerweile verschwundene Liste mit Streamern, die es wagen, das Spiel vorzustellen. Der prominente YouTuber „Gronkh“ sah das Meer seiner fünf Millionen Follower sich spalten in jene, die sich darüber empören, wie er einer „transfeindlichen“ Person wie Joanne K. Rowling immer noch indirekt weitere Profite bescheren kann und jene, die sich darüber empören, dass er sich vom woken Mob überhaupt beeinflussen lässt. Denn das ist ja der Anlass der Moralmiliz, den Spielern dieser Welt nun auch noch ein neues Abenteuer zu verleiden – die Schöpferin von Harry Potter wendet sich seit geraumer Zeit als traditionelle Feministin gegen die völlige Entwertung der Frau im Rahmen der Geschlechterbeliebigkeit auf Zuruf. Zuletzt verkündete sie auf Twitter klar und deutlich ihr „Nein zur Selbst-Identifizierung“ anlässlich der Tatsache, dass in Schottland demnächst ähnlich wie im hierzulande geplanten „Selbstbestimmungsgesetz“ die Leute ihren Geschlechtseintrag ohne weitere Nachfragen ändern dürfen sollen.

Die Tatsache, dass das Universum der Rowling sich immer wieder Angriffen dieser Art ausgesetzt sieht, macht das neue Spiel zu einer klaren Empfehlung für alle, die gerne mal in interaktive Märchenwelten verschwinden – allein schon aus Prinzip. Doch nach dem, was von dem am 10. Februar für den PC sowie für alle aktuellen Konsolen von Sony, Nintendo und Microsoft erschienenen Spiel bislang zu sehen und zu lesen ist, lohnt sich das liebevoll gemachte Action-Rollenspiel mit seiner großen, offenen Welt sowieso. Es ist ein Schmaus für Augen und Ohren, höchst immersiv und zudem trafen die Entwickler die kluge Entscheidung, es weit vor den Ereignissen der Romane und Filme spielen zu lassen, so dass keine ärgerlichen Inkonsistenzen mit dem Kanon entstehen.

Auf den Ärger mit den ideologischen Todessern der höheren Moral lässt sich übrigens als Spielemultiplikator ganz unterschiedlich reagieren. Die oben genannten „Gronkh“ und „Girlfriend Reviews“ bestärkten die selbsternannten Tugendwächter auch noch, indem sie als Ablasshandel zusagten, an Organisationen der LGBTQ+-Hilfe zu spenden. Einige amerikanische YouTuber der Gegenseite wiederum gingen in offene Frontstellung: „Kein Schwein interessiert sich für eure Meinung. Ihr seid nur ein Name auf einem Bildschirm. Ihr seid nur NPCs.“

Den stillen, effizienten Mittelweg wiederum kann man auf dem YouTube-Kanal des etablierten deutschen Spielemagazins „GameStar“ beobachten. Dort testet man den Titel wie jeden anderen auch, lässt die Politik beiseite und ignoriert die Stürme im Wasserglas mit der Souveränität derer, die wissen, wie klein die lautstarke Minderheit ist und wie groß die Mehrheit der Spieler, die einfach nur ein wenig Eskapismus genießen wollen – und die in den bislang 1.697 Kommentaren zum Testvideo auch zum allergrößten Teil tatsächlich nur über das Spielen reden.

Quellen:

Hogwarts Legacy: Boykott-Rufer lassen Streamerin verzweifeln – 2 Twitch-Stars reagieren brutal (MeinMMO)

Neues Harry Potter-Videospiel führt schon vor Veröffentlichung zu Cancel-Debatte (Kölner Stadt-Anzeiger)

Hogwarts Legacy ist das (fast) perfekte Harry-Potter-Spiel! - Test / Review (GameStar, YouTube)

Hogwarts Legacy - Official Reveal Trailer | PS5 (PlayStation Official) (YouTube)


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