Individuum und Gesellschaft: Nur Tyrannen wollen Gleichheit
Warum Gleichmacherei arm macht
von Oliver Gorus
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Friedrich Nietzsche war seiner Zeit voraus. An einem Sommertag im Jahr 1881 wanderte er im Oberengadin am Silvaplanersee unter blauem Himmel durch die Wälder – da kam ihm ein Gedanke: die ewige Wiederkehr des Gleichen, die unendliche Wiederholung der Ereignisse: „Alles geht, Alles kommt zurück; ewig rollt das Rad des Seins. Alles stirbt, Alles blüht wieder auf, ewig läuft das Jahr des Seins.“
Diese Idee war für ihn der Anstoß, das Buch zu schreiben, das sein berühmtestes werden würde. Es heißt „Also sprach Zarathustra – Ein Buch für alle und keinen“ und erschien zwischen 1883 und 1886 in vier Teilen im Privatdruck. Heute würde man „Selbstverlag“ dazu sagen – so zu publizieren ist derzeit erst recht hochaktuell, zumal die Zusammenarbeit mit Verlagen extrem schwierig geworden ist, wenn man Meinungen abseits des medialen Hauptstroms vertritt. Aber das nur nebenbei.
Nietzsche war auch so ein Selberdenker, der immer aktueller wird, je länger seine Lebenszeit zurückliegt. Seine Philosophie dreht sich um den Dreh- und Angelpunkt der damaligen wie heutigen Gesellschaft: den Gegensatz zwischen Individuum und Kollektiv, zwischen Individualität und Allgemeinheit. Für Nietzsche ist die Gleichmacherei des Ungleichen eine Gewalttat, keine Tugend: „Ihr Prediger der Gleichheit, der Tyrannen-Wahnsinn der Ohnmacht schreit also aus euch nach ‚Gleichheit‘: eure heimlichsten Tyrannen-Gelüste vermummen sich also in Tugend-Worte!“
Auch heute noch fordern die vielen kollektivistischen Tyrannen Gleichheit, beispielsweise in Form von „sozialer Gerechtigkeit“. Und sie wollen „relative Armut“ und „die Schere zwischen Arm und Reich“ bekämpfen – natürlich durch Umverteilung, indem sie die Steuern für Reiche und Unternehmen erhöhen wollen.
Auf den Schultern Nietzsches stehend, lässt sich dieses Programm leicht durchschauen. Um Gerechtigkeit geht es den Tyrannen nicht, denn Gleichmacherei ist selbstverständlich ungerecht und basiert auf Zwang und Gewalt. Ihnen geht’s auch nicht um die Bekämpfung von Armut, denn die relative Armut, von der sie immer reden, ist keine Armut, sondern Ungleichheit der Vermögen und Einkommen. Aber Ungleichheit der Vermögen und Einkommen ist nicht zu bekämpfen, sondern sie ist etwas Gutes, da sie die ungleichen Leistungen und Beiträge zum Wohl der Gesellschaft widerspiegelt.
Relative Armut ist gut. Sie hilft sogar beim Bekämpfen absoluter Armut. Denn Ungleichheit befördert Arbeitsteilung und Wettbewerb. Und Wettbewerb befördert Leistungsfähigkeit, Innovationen und technologischen Fortschritt. Absolute Armut sinkt auf dem Planeten seit Jahrzehnten sehr erfreulich – der freien, Ungleichheit zulassenden Marktwirtschaft sei Dank.
Aus Armut kann sich ein Individuum in einer freien Wirtschaft durch Aufstieg selbst befreien, was aber nebenbei die relative Armut der Gruppe erhöht, nicht senkt, sobald nämlich das Individuum den Median nach oben durchbricht.
Relative Armut ist klar definiert durch eine Armutsgrenze bei 40, 50 oder 60 Prozent des Medians. Zieht in eine so gemessene Gruppe von Menschen ein deutlich reicherer Mensch, steigt dadurch die relative Armut unmittelbar. Allein das zeigt für jeden verständlich, dass es sich bei relativer Armut gar nicht um Armut handelt, sondern um Ungleichheit: Relative Armut misst schlicht und ergreifend keine Armut.
Der Feind ist aber die Armut, nicht die Ungleichheit. Denn Armut ist der Urzustand des Menschen, aus dem er sich nur wertschöpfend, aber niemals umverteilend befreien kann. Das Problem ist sogar: Wer Ungleichheit durch Umverteilung, also Gleichmacherei beseitigen will, kehrt den zivilisatorischen Fortschritt um und steuert die Gesellschaft zurück in die Armut. Ungleichheit dagegen ist die Voraussetzung für Wohlstand für alle.
Warum nur können die Menschen ausgerechnet in dem Land, aus dem Nietzsche stammte, diese dynamischen Zusammenhänge so besonders schlecht verstehen? Wir sind Weltmeister in der Disziplin Steuern und Abgaben – und alles, was den Sozialisten landauf, landab einfällt, ist, noch mehr Steuern und Abgaben zu fordern.
Dabei ist für jeden, der sehen möchte, überdeutlich sichtbar: Das größte Armutsrisiko sind nicht Reiche, sondern sind erstens rudimentäre oder zerbrechende Familien, alleinerziehende Mütter, geschiedene Ehen, Vaterlosigkeit und zweitens mangelnde Bildung.
Umgekehrt gilt: Armut selbst bekämpfen, ohne den Staat damit zu beauftragen, anderen etwas wegzunehmen, kann jeder einfach dadurch, dass er sich anstrengt, die Familie zusammenzuhalten (in guten wie in schlechten Zeiten) und etwas zu lernen, das für andere Menschen wertvoll ist.
Für beides braucht man keine Politiker.
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