22. März 2023 13:00

Es gibt kein Fressi umsonst Dr. Nullzins oder: Wie ich lernte, Köder für Bankenkrisen zu lieben, die durch „Going Direct“ und CBDCs gelöst werden können

Oder: Wer war noch gleich Carroll Quigley?

von Axel B.C. Krauss

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Um es gleich zu Beginn noch mal in aller Kürze zu erläutern: Der Zins ist der „Preis des Geldes“. Wenn also Zentralbanken – selbstverständlich aus Altruismus, christlicher Nächstenliebe und herzensbester Fürsorglichkeit – diesen Preis über einen langen Zeitraum auf „null“ halten, was tun sie damit? Sie suggerieren: There is a free lunch. Mit anderen Worten: Wenn du deine Wirtschaft mit unserem „Gratis“-Geld impfen lässt, gibt’s auch noch eine kostenlose Bratwurst dazu!

Doch jetzt Klartext: Ja, bitte verschulde dich bei mir! Nimm so viel Kredit auf, wie du willst! Kost’s nix! Mach dir keine Sorgen, begib‘ dich heute als Schuldner in ein Abhängigkeitsverhältnis von uns als Gläubigern, als gäbe es kein Morgen! Es könnte allerdings passieren, dass wir übermorgen den Leitzins wieder anheben, dann könnten die massenhaft geschluckten Nullzins-Köder klipp und klar verdeutlichen, wer hier die Hosen trägt!

Eigentlich ist es trivial: Durch die Aufnahme von Krediten, also Schuldgeld, begebe ich mich in ein Abhängigkeitsverhältnis vom Gläubiger. Dieser könnte die Tatsache, dass ich mich bei ihm verschuldet habe – möglicherweise sogar sehr hoch – insofern als Druckmittel nutzen, um mir seine Konditionen zu diktieren. Er könnte es nutzen, um Politik zu machen, um seinen Einflussbereich, seine Macht zu erweitern.

Der krude amerikanische Verschwörungsprofessor Carroll Quigley schrieb dazu einmal, Ziel sei es, „ein weltweites System der finanziellen Kontrolle“ zu schaffen, „dazu fähig, das politische System jedes Landes und die Weltwirtschaft als Ganzes zu dominieren. Dieses System sollte in feudalistischer Manier von dem im Konzert agierenden Zentralbanken gesteuert werden“. Aufgabe der Zentralbanken sei es, „das Ausmaß der wirtschaftlichen Aktivität im jeweiligen Land zu beeinflussen“. Die Macht der Zentralbanken basiere „weitestgehend auf ihrer Kontrolle der Kredit- und Geldströme“. Und im „weltweiten Maßstab“ beruhe die „Macht der Zentralbanker auf ihrer Kontrolle der Kredite sowie der Goldflüsse“.

Obige Zitate stammen aus seinem Mammutwerk „Tragödie und Hoffnung“, erschienen 1966. Die Tragödie der nur allzu verführerischen Nullzinspolitik wurde angerichtet. Jetzt wird die Hoffnung (aus Sicht der Machthaber) serviert: ein umgestaltetes neues Finanzsystem, das die (selbstgemachten) Fehler der Vergangenheit vermeidet. Warum Zentralbankgeld nicht gleich „direkt“ in die Hände von Bedürftigen leiten? Später könnte man das praktischerweise auch mit digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) verquicken, die, wie Agustin Carstens von der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in einem Livestream des Internationalen Währungsfonds (IWF) im Jahre 2020 sagte, dafür sorgen würden, „dass die Zentralbank die absolute Kontrolle über die Regeln und Vorschriften hat, die die Verwendung dieses Ausdrucks der Zentralbankhaftung bestimmen“.

Es dürfte selbsterklärend sein, was das nun mit der im Titel erwähnten Silicon Bank Valley (SVB) zu tun hat: Es war nur eine Frage der Zeit, bis diese Geldpolitik ihren Tribut fordert. Ganz gleich, bei welcher Bank. There is no free lunch. „Kostenloses“ Geld gibt es nicht. Erst recht nicht, wenn es sich um Schuldgeld handelt, durch dessen massenhaftes Fressen man seinen Bauch im Wesentlichen bei den Gläubigern, also den Zentralbanken, verpfändet.

Dass die Folgen der über Jahre gewährten „Rettungs“-Gelder, „Hilfs“-Kredite und „Stimulus“-Programme im Rahmen der Rezessionsverschleierungs-Pandemie, wie es der Zufall so will, kreativ zur „Corona-Rezession“ umgedichtet wurden und die Menschheit es unterdessen fertigbrachte, die Grippe endgültig auszurotten, um den Platz vollständig für „Covid-19“ zu räumen, darüber hatten sich andere Spinner aus dem Phänomen-Randbereich gehässiger Staatsdeligitimierer, darunter auch ich, ja schon ausgelassen.

Es kann nicht schaden, sich die wichtigsten Ereignisse rund um das gänzlich „neuartige Virus“ noch einmal zu vergegenwärtigen. Der amerikanische Autor John Titus hatte sich die Mühe gemacht, eine Zeitleiste mit den bemerkenswertesten Eckdaten zusammenzustellen. Die Liste ist sehr ausführlich, daher seien hier nur die interessantesten Punkte erwähnt: „August 2019 – Auf dem jährlichen Treffen der Zentralbanker in Jackson Hole, Wyoming, stellt Philipp Hildebrand von BlackRock einen Vorschlag vor, der von ihm und drei weiteren BlackRock-Führungskräften (darunter Stanley Fischer) stammt. Der Vorschlag lautet ‚Going Direct‘ und trägt den Titel ‚Dealing with the next downturn: From unconventional monetary policy to unprecedented policy coordination‘ [Den nächsten Abschwung bewältigen: Von unkonventioneller Geldpolitik zu beispielloser politischer Koordinierung, Anmerkung des Übersetzers] und schlägt eine ‚beispiellose Koordinierung durch eine geldfinanzierte fiskalische Fazilität‘ vor. Das Papier plädiert dafür, beim nächsten Konjunkturabschwung ‚direkt zu handeln‘. ‚Going Direct‘ bedeutet, dass die Zentralbank Wege findet, um Zentralbankgeld direkt in die Hände der öffentlichen und privaten Geldgeber zu bringen. Die direkte Geldpolitik, die auf verschiedene Weise organisiert werden kann, funktioniert wie folgt: 1) Umgehung des Zinskanals, wenn dieses traditionelle Instrumentarium der Zentralbank erschöpft ist, und 2) die Durchsetzung der politischen Koordinierung, sodass die fiskalische Expansion nicht zu einem gegenläufigen Anstieg der Zinssätze führt. Eine extreme Form des ‚direkten‘ Vorgehens wäre eine explizite und dauerhafte monetäre Finanzierung einer fiskalischen Expansion, das sogenannte Helikoptergeld. Wie sich herausstellte, war der wichtigste Teil des ersten Satzes im obigen Zitat – ‚Wege finden, um Zentralbankgeld direkt in die Hände der öffentlichen und privaten Geldgeber zu bringen‘ – genau das, was die Federal Reserve während der Pandemie tat, die nur vier Monate nach dem BlackRock-Papier ausbrach, das sich als Drehbuch erwies.“

Im September 2019 griff die Federal Reserve dann in den Repo-Markt ein und kaufte „Staatsanleihen im Wert von 40,8 Milliarden Dollar und hypothekarisch gesicherte Wertpapiere im Wert von 11,7 Milliarden Dollar.“ In den darauffolgenden vier Monaten blähte sie den Repo-Markt „um insgesamt 400 Milliarden Dollar“ auf. „Die Fed“, so Titus weiter, „lieferte keinen zwingenden Grund für ihre erste plötzliche, massive Intervention seit der Krise von 2008 und führt stattdessen eminent vorhersehbare Ereignisse wie fällige saisonale Steuerzahlungen an. Interessanterweise entspricht das Verhältnis von 3.5:1 zwischen den Käufen von Staatsanleihen und den Käufen von hypothekenbesicherten Wertpapieren (MBS) am ersten Tag des Wiedereintritts der New Yorker Fed in den Repo-Markt fast dem Muster der Bilanzausweitung während der Pandemie.“

Damit der Artikel nicht zu lang wird, den Rest im Schnelldurchgang: „29. Januar – Der ehemalige Chef der New Yorker Fed, Bill Dudley, erklärt im Bloomberg-Fernsehen, dass der ununterbrochene Anstieg des Aktienmarktes in den letzten drei Monaten keineswegs auf die Aufstockung des Repo-Marktes durch die Fed um 400 Milliarden Dollar zurückzuführen sei. Dem Aktienmarkt gehe es gut, weil die Wirtschaft stark sei. Weniger als einen Monat später stürzt der Aktienmarkt ab.

1. Februar – 200 Vorstandschefs sind im Januar 2020 zurückgetreten …

7. Februar – Forbes warnt, dass das Coronavirus das Wirtschaftswachstum der USA dämpfen wird.

4. März – Die Bank of England behauptet, dass Bargeld Bakterien oder Viren enthalten kann, während die WHO warnt, dass ‚kontaminiertes Bargeld das Coronavirus verbreiten kann‘.

9. März, 9:36 Uhr EDT – Der Rückgang des S&P500 löst eine marktweite Unterbrechung der Stufe 1 aus.

9. März – Die New Yorker Fed erhöht die Kaufangebote am Overnight-Repo-Markt von 100 Milliarden auf 150 Milliarden Dollar.

11. März – Die WHO erklärt den Ausbruch des Coronavirus zur ‚Pandemie‘.

12. März – Die Strategie, die Schuld für die sich verschlechternde Wirtschaftslage auf der Main Street vom eigentlichen Schuldigen (willkürlicher und drakonischer Lockdown) auf den ‚Sündenbock‘ zu schieben, beginnt: Die New Yorker Fed kündigt massive Käufe von Staatsanleihen (größer als eine Billion Dollar) an, ‚um höchst ungewöhnlichen Störungen auf den Märkten für Staatsanleihen im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Coronavirus zu begegnen‘.

9. April – ‚Die Federal Reserve hat am Donnerstag zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um bis zu 2,3 Billionen Dollar an Krediten zur Unterstützung der Wirtschaft bereitzustellen.‘

9. April – Die WHO erklärt nun, dass Bargeld nicht Träger des Coronavirus ist, und behauptet, dies sei zuvor falsch dargestellt worden.

10. September – Citigroup-Vizepräsident Jay Gelinas wird als Mann hinter der QAnon-Website qmap.pub geoutet.

19. Oktober – Der IWF veranstaltet ein Online-Symposium mit dem Titel ‚Cross-Border Payments – A Vision for the Future‘ [Grenzüberschreitender Zahlungsverkehr – eine Vision für die Zukunft, Anmerkung des Übersetzers], an dem vier Währungsbehörden teilnehmen, darunter Agustin Carstens, Generaldirektor der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) und der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell. Die Diskussion dreht sich um digitale Zentralbankwährungen (CBDCs), die die dritte Art von Verbindlichkeiten in der Bilanz der Zentralbanken darstellen (die ersten beiden sind Bargeld und Reserven). Die BIZ spricht sich nachdrücklich für CBDCs aus, weil (neben anderen von Carstens angeführten Gründen) ‚die Zentralbank die absolute Kontrolle über die Regeln und Vorschriften haben wird […] und wir werden die Technologie haben, um dies durchzusetzen‘.“

Man sollte eben „keine Krise ungenutzt verstreichen lassen“. Dies gilt nicht weniger für die derzeitigen Turbulenzen wegen der strauchelnden Silicon Valley Bank oder auch im Umfeld der Credit Suisse. Es wird momentan viel spekuliert, ob diese Ereignisse nun zum „Großen Crash“ führen werden. Diese Frage ist insofern irrelevant, da unabhängig vom Ausmaß, das diese Krise noch annehmen könnte, sie auf jeden Fall genutzt werden wird, um a) im Rahmen des bereits begonnenen „Going Direct“ den Einflussbereich der Zentralbanken auszuweiten und b) auch das CBDC-Projekt schmackhaft zu machen.

Mein Bauchgefühl, das mich natürlich täuschen kann, sagt mir vorerst: Nein, es wird keinen großen Crash geben. Denn den Eliten geht es ja um eine geordnete, also kontrollierte Umgestaltung des Banken- und Finanzsystems – und die könnte sich als schwierig erweisen, bräche tatsächlich völliges Chaos aus. Ich glaube daher, dass es von Zeit zu Zeit eine Reihe von kleineren „kontrollierten Sprengungen“ geben wird, um diesen Transformationsprozess zu vollziehen. Andererseits – so viel ist klar – könnte man eine einzige „knallige“ Krise dazu nutzen, Menschen gründlich zu verwirren und in Verzweiflung zu stürzen, um ihnen die Lösung dann umso leichter anzudrehen.

Bereits im September 2021 hieß es in einem Papier der BIZ („Digitale Währungen der Zentralbanken: Auswirkungen auf die Finanzstabilität“): „Während einer systemischen Bankenkrise wären jedoch Überweisungen von Bankeinlagen zu CBDCs mit geringeren Transaktionskosten verbunden als Bargeldabhebungen (zum Beispiel der Gang zum Geldautomaten, das Warten in der Schlange und so weiter), und es gäbe einen sicheren Hafen in Form der Zentralbank. Die im Vergleich zu Bargeld geringeren Kosten für den Wechsel zu CBDCs bedeuten, dass mehr Einleger bei einer geringeren wahrgenommenen Wahrscheinlichkeit einer systemweiten Bankensolvenzkrise schnell abheben würden.“

Hier genügen zwei Worte vollauf: Trojanisches Pferd.

Es gäbe also einen – die Formulierung ist purer Irrwitz - „sicheren Hafen“ in Form des Problemverursachers, der das auf geldpolitischem Wege erzeugte Problem dazu nutzen möchte, seine Lösung anzubieten …

Und wieder einmal war es der englische Journalist Iain Davis, der kein Blatt vor den Mund nahm, sondern die Implikationen treffsicher beschrieb: „Die digitale Zentralbankwährung (CBDC) wird die menschliche Freiheit beenden. Fallen Sie nicht auf die Zusicherungen von Sicherheitsvorkehrungen, die Versprechen von Anonymität und Datenschutz herein. Das sind alles Täuschungen und Ablenkungsmanöver, um die böswilligen Absichten hinter der globalen Einführung von CBDC zu verschleiern. Die digitale Zentralbankwährung ist der umfassendste, weitreichendste, autoritärste Mechanismus zur sozialen Kontrolle, der je entwickelt wurde. Ihre ‚Interoperabilität‘ wird es ermöglichen, die von verschiedenen nationalen Zentralbanken ausgegebenen CBDCs zu einem einzigen zentralisierten globalen CBDC-Überwachungs- und Kontrollsystem zu vernetzen. Sollten wir es zulassen, dass es sich durchsetzt, werden CBDCs die globale Steuerung der Menschheit in die Hände der Banker legen. CBDC ist anders als jede Art von ‚Geld‘, mit der wir vertraut sind. Es ist programmierbar, und ‚intelligente Verträge‘ können in seinen Code geschrieben werden, um die Bedingungen der Transaktion zu kontrollieren. Politische Entscheidungen und umfassendere politische Vorhaben, die unser Leben nach Belieben einschränken, können mit CBDCs durchgesetzt werden, ohne dass es einer Gesetzgebung bedarf. Die demokratische Rechenschaftspflicht, ohnehin schon eine Farce, wird buchstäblich bedeutungslos werden.“ (Iain Davis, „Die digitale Währung der Zentralbank ist das Endspiel“, in deutscher Übersetzung auf meiner Website).

Bis nächste Woche.


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