„Vierte Industrielle Revolution“: Wie überführt man Menschen sanft in die digitale Wirtschaft?
Indem man die „klassische“ oder „analoge“ volatilisiert

Mit diesem Satz habe ich es natürlich schon verraten: durch eine künstliche Destabilisierung, also eine „Volatilisierung“ der „analogen“. Dies würde kein größeres Problem darstellen: Auf politischem Wege für wirtschaftliches Ungemach sorgen, für größere Risiken, für Unsicherheiten – das ist, so lehrt die Geschichte, geradezu ein Steckenpferd der Politik. Allerdings gälte es dabei mehrere Dinge zu beachten.
Zunächst zu den Grundlagen, die mittlerweile hinlänglich bekannt sein sollten und deshalb (hoffentlich?) nicht mehr in aller Ausführlichkeit dargestellt werden müssen: Die „Vierte Industrielle Revolution“, oft auch als „4IR“ abgekürzt, die man auch „Industrie 4.0“ nennen könnte oder eben digitale Wirtschaft, soll die „klassische“ oder „analoge“ ablösen. Etwas genauer: Die technokratische Vision der Wirtschaft und Gesellschaft der Zukunft, basierend auf Sozialkybernetik durch Psychometrie, Biometrie und KI, der neuen digitalen beziehungsweise elektronischen „FinTech“-Finanzindustrie (ebenfalls stark KI-basiert), dem „Data Mining“ und so weiter, soll – die jüngsten Entscheidungen der Trump-Regierung lassen keinerlei Zweifel mehr daran – definitiv umgesetzt werden. Wirft man einen näheren Blick auf die Besetzung von Trumps Kabinett und die von den Technokraten in seinem engsten Umfeld getroffenen Entscheidungen, wird das sofort klar.
Allerdings lässt sich ein riesiges, weltumspannendes (da längst globales) und hochkomplexes Wirtschaftsgeschehen natürlich nicht ad hoc umkrempeln. Insofern haben die „Akzelerationisten“ eher schlechte Karten: Systemische Schocks zur „kreativen Zerstörung“, um den digitalen Phönix der 4IR aus der alten Wirtschaftsordnung erstehen zu lassen, könnten für zu starke „Disruptionen“ sorgen, wie man in technokratischen Kreisen gerne sagt; ein Peter Thiel zum Beispiel spricht nicht umsonst gerne davon, er finanziere „disruptive“ Technologien. Stattdessen würde man natürlich für einen zwar durchaus beschleunigten, aber nichtsdestoweniger geordneten, kontrollierten Übergang zum neuen System sorgen. Zu heftige Schocks könnten das ganze Gebäude ins Wanken bringen – man würde mehr Chaos produzieren, als man gebrauchen und das man schlimmstenfalls überhaupt nicht mehr kontrollieren könnte. Genau das ist eben unerwünscht: Man will die „Zügel“ in der Hand behalten.
In diese Kategorie fallen auch Trumps „Strafzölle“, die – abgesehen von ihrem Zweck als Katalysatoren des fortschreitenden „Build Back Better“, also eines stetigen, schrittweisen Rückbaus der „analogen“ Wirtschaft, basierend auf fossilen Energieträgern und Technologien – für genug „systemische Schocks“ gesorgt haben. Gleichzeitig erschienen mehrere Artikel in der Presse, in denen demonstrativ auf die „erstaunliche“ Stabilität von Bitcoin „trotz“ dieser Schocks hingewiesen wurde: Die Kryptowährung, die – so viel steht heute fest – eben keine echte Alternative mehr darstellt, sondern bereits vollständig vereinnahmt wurde, lege einen „Höhenflug“ nach dem anderen hin, und das trotz des strauchelnden, wankenden „analogen“ Wirtschaftsumfeldes. Wie das denn möglich sei. Nun: Wenn man Menschen in ein neues digitales, leicht überwach- und rückverfolgbares Finanzsystem „nudgen“ will, wäre genau dieses Vorgehen dafür natürlich ideal.
Es gibt im Wesentlichen zwei, drei große „Platzhirsche“ unter den Kryptos, was ihren Wert betrifft: Bitcoin, Ethereum und vielleicht noch Ripple. Ethereum wurde von Vitalik Buterin geschaffen, der – es kann nicht mehr überraschen – eine Anschubfinanzierung von Thiel erhielt.
Die Trump-Regierung – besser: die „TechBros“, wie sie auch genannt werden, in ihr, also die akzelerationistischen technokratischen Silicon-Valley-Milliardäre – hat dafür gesorgt, dass dieses Krypto-„Ökosystem“ ganz oben auf der Prioritätenliste des Weißen Hauses steht. Natürlich nicht nur deshalb, weil es eben in ein digitales finanzielles „Panoptikum“ münden soll, sondern weil sie selber investiert sind und somit atemberaubende Gewinne einfahren.
Es steht zu erwarten, dass die Reihe von kleineren kontrollierten Systemschocks weitergehen wird – kein großer Knall, sondern in Form von „Krisenmanagement“, um die Umformung weiter voranzubringen.
Bis nächste Woche.
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