30. Juli 2025 11:00

Fall Epstein Das Harvey-J.-Trumpstein-Secret von Victoria …

… das eigentlich schon lange keines mehr war

von Axel B.C. Krauss drucken

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Bildquelle: miss.cabul / Shutterstock Trump und Epstein: Ziemlich beste Freunde?

„Ach sagt bloß“, giftete der Komiker Ricky Gervais bei den Golden Globes 2020, „musstet ihr heute etwa mit eurem eigenen Privatjet anreisen?“, nachdem er einen Witz über den ermordeten Geheimdienst-Mitarbeiter und „Sex Trafficker“ Jeffrey Epstein gemacht hatte. Es ging um eine Fernsehserie, in der ein Mann erfährt, dass seine Frau doch keinen Selbstmord begangen hat: „Genau wie Jeffrey Epstein“, fügte Gervais seinem Kurzabriss der Serienhandlung schnell noch hinzu. Worauf ein unüberhörbares Raunen durch den Raum ging. Das Gervais blitzschnell konterte, indem er gleich nachlegte: „Hey, er war euer Freund, nicht meiner.“

So manchen Zuschauern der Award-Show dürfte es dabei sicher etwas mulmig geworden sein. Was ist denn mit Gervais los? Das klingt aber jetzt so gar nicht nach Humor, sondern hat einen seltsam finsteren, fast fiesen Unterton. Was war passiert?

Nun, Gervais sprach – was ohnehin seine Art ist – etwas aus, das in der Film- und Musik-, kurz Unterhaltungsindustrie, in der Politik und auch der Mode- und Modelbranche natürlich längst bekannt war, wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand: dass Epstein äußerst umfangreiche Kontakte zu und in diesen Branchen hatte und dass er in seinem Privatflugzeug – daher Gervais’ Anspielung –, dem sogenannten „Lolita Express“, junge Frauen, oft auch Minderjährige, zu zahlungskräftigen Kunden flog. Es handelte sich also um eine Problematik, die streng genommen gar keine war: Man wusste ja längst, „was läuft“, traute sich aber aus offensichtlichen Gründen nicht, es offen anzusprechen. Schließlich waren schon mehrere Zeuginnen und Zeugen, die gegen Epstein und seine skrupellose Menschenhändler-Mischpoke auszusagen versuchten, suizidiert worden – in jüngerer Zeit zum Beispiel Virginia Giuffre, die durch den öffentlich gewordenen Skandal um Prinz Andrew internationale Schlagzeilen machte und, naja, einem „Autounfall“ zum Opfer fiel – eine der häufigeren Todesursachen, wenn wichtige Zeugen zu singen drohen.

Die aus den englischsprachigen Alternativmedien zu Recht nicht mehr wegzudenkende Whitney Webb hatte für die Aufklärung diesbezüglich Großartiges, ja sogar Bahnbrechendes geleistet: In ihrer zweiteiligen Buchreihe „One Nation Under Blackmail“ (Eine Nation wird erpresst), einem fast tausendseitigen Werk, schlüsselte sie in aller Ausführlichkeit die schlicht atemberaubenden Vernetzungen zwischen Epstein, der Finanzwelt und den bereits erwähnten Industrien auf. Apropos Prinz Andrew, auch zu ihm konnte sich Gervais bei den 2020er-Globes einen Witz nicht verkneifen. Es ging um Leonardo DiCaprios Dating-Vorlieben – er ist bekannt dafür, sich nur mit sehr jungen Frauen zu umgeben – sowie Martin Scorseses Film „The Irishman“, der eine Laufzeit von fast drei Stunden hat. Gervais: „Der Film dauert so lange, am Ende war Leos Date zu alt für ihn. Sogar Prinz Andrew soll geraunt haben: Mann, Leo, du wirst bald fünfzig, also wirklich.“

In ihrem jüngsten Artikel zur Thematik, „‚First Friends‘: Wie ‚Italiens Donald Trump‘ Naomi Campbell Jeffrey Epstein vorstellte“ (mit „Italiens Donald Trump“ ist Flavio Briatore gemeint), schreibt Webb: „Epstein selbst war nicht der Eigentümer, sondern der Manager der kriminellen Unternehmen, die ihn nun berüchtigt gemacht haben. Das engmaschige Netzwerk von Oligarchen, das Epstein ermöglicht hat, ist transnational, da sein Einfluss mehrere Länder umfasst. Sie arbeiten daran, globale Angelegenheiten und die Weltfinanzen zu manipulieren, während sie selbst aus dem Rampenlicht herausbleiben und öffentlichkeitswirksame ‚Finanziers‘, Mogule und Politiker als ihre Mittelsmänner fungieren. Diese Oligarchen sind die wirklich Unverantwortlichen, und ihre wiederkehrende Präsenz in den Kreisen um Epstein, Trump und einige ihrer langjährigen gemeinsamen Geschäftspartner scheint der wahre Grund für die Misswirtschaft bei der Veröffentlichung der Epstein-Akten zu sein.“

Womit sie natürlich die haarsträubend peinlichen Kehrtwenden im Epstein-Fall meint: Urplötzlich änderten nicht nur eine, sondern mehrere Strafverfolgungsbehörden ihre Meinung, und auch die US-Matrixmedien, die bereits begannen, den Fall genauer zu sondieren, drehten sich: Äh, es gab gar keine Kundenliste – das berüchtigte „Black Book“ Epsteins – und nein, so das FBI, es liegen uns keine Akten über strafrechtlich möglicherweise hochrelevante Vergehen vor. Was zu überaus berechtigten Reaktionen nicht nur langjähriger und fachkundiger Kommentatoren dieses Falls, sondern auch der amerikanischen Öffentlichkeit führte, die sich recht prägnant zusammenfassen lassen: Ihr wollt uns wohl verarschen. Ihr beleidigt unsere Intelligenz. Aber so läuft das nun mal, wenn sehr, sehr mächtige Menschen nicht möchten, dass ein über Jahre sorgsam aufgebautes und gepflegtes Meister-Proper-Image Kratzer bekommt.

Um den Rahmen dieses Kommentars nicht zu sprengen, empfehle ich interessierten Lesern wie immer die vollständige Lektüre des besagten Artikels von Webb – und natürlich ihres Buches „Eine Nation wird erpresst“, das mittlerweile auch in deutscher Übersetzung vorliegt. Es gibt bislang kein vergleichbares Werk, das mit dieser Informationsfülle auch nur annähernd mithalten könnte.

Was Donald Trump betrifft, so waren bereits vor längerer Zeit – schon vor seiner ersten Amtszeit als US-Präsident – Fotos aufgetaucht, die ihn in engem Schulterschluss mit Jeffrey Epstein zeigten, aber nicht nur ihn: Über die Parteigrenzen hinweg waren Politiker involviert, beispielsweise der Demokrat William Jefferson („Bill“) Clinton. Außerdem, wie bereits erwähnt, Schauspielerinnen und Schauspieler aus Hollywood, Rock- und Popstars, berühmte Anwälte und Wirtschaftsbosse. Zum Beispiel Leslie Wexner, der Chef der bekannten Unterwäschemarke „Victoria’s Secret“ war.

Einer der bekanntesten politischen Kommentatoren der USA, Chris Hedges, fand höchst überfällige Worte für die unethischen Verhaltensweisen, auch angesichts der Vertuschungsversuche durch die Trump-Regierung: „Die Weigerung der Trump-Regierung, die während der Ermittlungen gegen den Pädophilen Jeffrey Epstein gesammelten Akten und Videos freizugeben, sollte die absurde Vorstellung der Trump-Anhänger und leichtgläubigen Liberalen endgültig ad acta legen, dass Trump den Deep State zerschlagen werde. Trump ist Teil und seit Langem Mitglied einer widerwärtigen Clique von Politikern – Demokraten und Republikanern –, Milliardären und Prominenten, die uns und oft auch minderjährige Mädchen und Jungen als Ware betrachten, die sie für Profit oder Vergnügen ausbeuten können. Die Liste der Personen, die zu Epsteins Umfeld gehörten, liest sich wie ein Who’s Who der Reichen und Berühmten. Dazu gehören nicht nur Trump, sondern auch Bill Clinton, der angeblich mit Epstein eine Reise nach Thailand unternommen hat, Prinz Andrew, Bill Gates, der Hedgefonds-Milliardär Glenn Dubin, der ehemalige Gouverneur von New Mexico Bill Richardson, der ehemalige Finanzminister und ehemalige Präsident der Harvard University Larry Summers, der Kognitionspsychologe und Autor Stephen Pinker, Alan Dershowitz, der Milliardär und CEO von Victoria’s Secret, Leslie Wexner, der ehemalige Barclays-Banker Jes Staley, der Zauberer David Copperfield, Schauspieler Kevin Spacey, der ehemalige CIA-Direktor Bill Burns und der in Ungnade gefallene Hollywood-Produzent Harvey Weinstein, der sich an Epsteins fortwährenden Bacchanalien ergötzte. Dazu gehören auch Anwaltskanzleien und hochbezahlte Anwälte, Staatsanwälte auf Bundes- und Landesebene. Dazu gehören auch die zahlreichen Zuhälter und Zuhälterinnen, darunter Epsteins Freundin und Tochter von Robert Maxwell, Ghislaine Maxwell. Dazu gehören auch die Medien und Politiker, die die Opfer rücksichtslos diskreditiert und zum Schweigen gebracht haben und die jeden, der Epsteins Verbrechen und seinen Komplizenring aufdecken wollte, mit aller Härte bekämpft haben – darunter auch eine Handvoll unerschrockener Reporter“ (Chris Hedges, „Trump, Epstein und der tiefe Staat“, 13. Juli 2025).

Epsteins Menschenhandelsring und die Orgien, unter anderem im Anwesen auf seiner Privatinsel „Epstein’s Island“, dienten überwiegend der Sammlung von Erpressungsmaterial, um Prominente – vor allem Politiker – „auf Kurs“ zu halten. Die Schlafzimmer in diesem Anwesen waren mit halbdurchlässigen Spiegeln ausgestattet, sodass die Bespaßungsrituale aufgezeichnet und für „geeignete“ Zeitpunkte aufbewahrt werden konnten. Epstein war außerdem für seinen Größenwahn bekannt – er plante einmal, Tausende junger Frauen mit seiner DNA zu schwängern, um „eine bessere Menschheit“ zu schaffen. Er prahlte auch sehr gerne mit seinen geheimdienstlichen Kontakten – manche Kommentatoren vermuten, dass es diese Redseligkeit war, die ihn das Leben kostete. Abgesehen natürlich von der drohenden Untersuchung der ellenlangen Kontaktliste in seinem Black Book. Jemand wie Epstein, der allergrößtes Interesse daran hatte, auch weiterhin seine luxuriösen Freiheiten genießen zu können, hätte, davon darf man getrost ausgehen, einen Deal mit der Staatsanwaltschaft ausgehandelt: Ich bekomme Strafmilderung im Gegenzug für die Preisgabe der Liste mit vielen hochinteressanten Kunden aus der internationalen Geschäfts- und Entertainmentwelt sowie der Politik. Auch stehe ich gerne als Berater mit umfangreichem „Fachwissen“ für die Strafverfolgungsbehörden zur Verfügung. Dieses Risiko konnte sein mächtiger Kundenstamm natürlich nicht eingehen. Ergo: Und tschüss … Das Videomaterial der Überwachungskameras im Gefängnis, in dem Epstein einsaß, wurde – so viel ist mittlerweile zweifelsfrei erwiesen – manipuliert. Es fehlt circa eine Minute.

Viviane Kubrick, die Tochter des allseits bekannten Filmregisseurs, sagte in einem Interview einmal, ihr Vater habe sie vor solchen „elitären“ Kreisen gewarnt: „Halte dich von diesen Leuten fern. Die sind brandgefährlich.“

Ob es jemals eine echte, umfassende Aufarbeitung geben wird? Hust. Wenn schon bei Corona keine gelingt und man die Bevölkerung stattdessen mit lächerlichen Scharaden und Ablenkungsmanövern, wie zum Beispiel in Deutschland mit den vermeintlichen „Leaks“ des RKI, zu besänftigen und hinzuhalten versucht, kann man bei Verbrechen dieser internationalen Dimension davon ausgehen, dass auch weiter Belastungszeugen während des Fluges mit dem Ellenbogen versehentlich Flugzeugtüren öffnen und ohne Fallschirm hinauspurzeln.

Bis nächste Woche.


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