Schützenhilfe durch: Scott Adams: Der Dilbert-Mann wurde gelöscht...
...und erweist sich als stärker denn je
von David Andres
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Kennen Sie noch die Dilbert-Comics? Diese gloriosen Geschichten aus dem Büroalltag eines obskuren Tech-Unternehmens, über dessen genaue Produkte man niemals mehr erfährt, als dass das unfähige Management dafür sorgt, dass sie am Markt versagen, obschon die Entwickler hervorragende Arbeit leisten? Dilbert war seit Mitte der Neunziger eine lakonische, stets höchst amüsante Satire der zwischenmenschlichen Fallstricke und Absurditäten auf der Arbeit. Ein Humor, so trocken wie der beste Weißwein, die reine Katharsis. Zwei Staffeln einer Umsetzung als Zeichentrickserie existieren ebenfalls, in deutscher Fassung einst auf „Premiere“ und „Tele 5“ ausgestrahlt und als DVD-Box noch erhältlich.
Nun allerdings ist Schluss mit dem Lebenswerk des Dilbert-Schöpfers Scott Adams in den Medien des Mainstreams. Sämtliche Zeitungen, die in den Vereinigten Staaten die Comicstrips abdrucken, haben die Zusammenarbeit beendet, „Random House“ hat Adams‘ für September geplanten Ratgeber gecancelt, sein Agent ihn als Klienten aus seiner Kartei gestrichen. Was ist geschehen? Adams hatte sich in seiner eigenen YouTube-Sendung „Real Coffee with Scott Adams“, Sie ahnen es, „rassistisch“ geäußert. Wer näher hinsieht, findet selbstverständlich keinen Rassisten, sondern einen enttäuschten Menschen, der zugespitzt provokant auf das Ergebnis einer Umfrage des „Rasmussen Reports“ reagierte, bei der herauskam, dass knapp die Hälfte der Schwarzen in den USA der folgenden Aussage nicht (!) zustimmte: „Es ist in Ordnung, weiß zu sein.“ Da dies somit bedeutet, dass die Hälfte der befragten Schwarzen die moderne Ideologie der sogenannten „kritischen Rassentheorie“ teilt, Weißsein mache von vornherein inhärent schuldig, konterte Adams damit, dass Schwarze somit langsam selber eine „Hassgruppe“ seien, von der man sich als weißer Amerikaner lieber fernhalte.
Inwiefern Adams aus tiefer Enttäuschung spricht und zugleich im Wirbel des Wahnsinns einen klaren Verstand zu wahren versucht, kann sich jeder in dem Video-Podcast des schwarzen Talkmasters und Influencers „Hotep Jesus“ anschauen. Adams berichtet dort davon, wie er noch vor kurzer Zeit als eigentlich „Linker“ die Bewegung „Black Lives Matter“ aktiv unterstützte. Er zielte auf Lösungen ab, auf gehbare Schritte wie den, durchzusetzen, dass die amerikanische Polizei Bodycams tragen muss, um willkürliche Misshandlungen und übertriebene Härte im Einsatz zu verhindern. Mit der Zeit aber habe er begriffen, dass diese Bewegung überhaupt keine Lösungen anstrebe und sogar „Geldbetrug“ im Spiel sei. Systemischen Rassismus wiederum gebe es durchaus und zwar etwa in der Tatsache, wie wenig das System unterstütze, dass die schwarzen Jugendlichen, die statt in der staatlichen Schule mittels Homeschooling erzogen werden, auch mal etwas über finanzielle Selbstermächtigung lernen. Er bestehe darin, wie nötig dies sei, da viele von ihnen keinerlei gutes, männliches Vorbild zu Hause haben. Aus diesem Grund habe Adams neben seinen Comics auch einen Ratgeber darüber verfasst, wie man als junger Mensch handfest Erfolg anstreben kann. So redet freilich kein Linker, wenigstens keiner von heute, im Fortgang betont Adams auch den Segen des Wettbewerbs, der als einziger Mechanismus Gutes hervorbringe. Schon vor seinem allumfassenden „Canceling“ dieser Tage feierte er in seiner Zweitschiene als Sachbuchautor und politischer Philosoph die Überzeugstechniken von Donald Trump und seine Fähigkeiten, etwa in der Sache Nordkorea voranzukommen. In der Corona-Zeit kritisierte er die Maßnahmen.
Schützenhilfe und Vorbild kann Adams zudem darin sein, wie er auf seinen endgültigen Rauswurf aus der Medienmitte reagiert. Keine Entschuldigungen, keine Rückzieher, im Gegenteil. Er genieße Aufmerksamkeit aller Art, immer schon, auch diese. Im Grunde handelt es sich um eine Zuspitzung, saß er doch schon vor Jahren im Talk beim konservativen Hoover-Institut und spricht eben nun bei „Hotep Jesus“ mit einem Mann, der sich mit seinen Behauptungen so weit raus wagt, dass in Deutschland womöglich gar das Lektorat des Kopp Verlags mit der Publikation zögern würde. Unter anderem behauptet Hotep, dass die Mehrheit der Afroamerikaner ursprünglich amerikanische Ureinwohner waren oder ist tatsächlich ein Leugner des atlantischen Sklavenhandels, den er für einen Mythos erklärt. Von diesen verwegenen Gedanken einmal abgesehen, setzt Hotep Jesus ungefähr in der Mitte des Gesprächs ganz nonchalant eine These in den Raum, die handfester klingt – Schwarze seien eigentlich von Natur aus Konservative. Wieso? „Was ist wichtig für Schwarze? Gott, Geld und Knarren. Das haben schwarze Leute und weiße Konservative gemeinsam.“
Quellen:
Scott Adams Interview - It's Okay to Be White (Hotep Jesus, YouTube)
How to Fail at Almost Everything with Scott Adams (Hoover Insitution, YouTube)
Who is Hotep Jesus? Scott Adams podcast interview leaves internet divided amid Dilbert creator controversy (Sportskeeda)
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