03. April 2023 08:00

Gestahlfedert: Merci, Wokistan! Vielen Dank für die Sahne, aber bitte mit Blumen!

Tausendmal zensiert, tausendmal ist nix passiert…

von Michael Werner

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Nach Herbert Grönemeyer widme ich mich diese Woche zum zweiten Mal in Folge einem prominenten Unterhaltungskünstler deutscher Zunge: Dem unvergessenen Udo Jürgens.

Mit seinem Evergreen „Griechischer Wein“ schaffte er es 1974, die emotionale Situation der damaligen Gastarbeiter auf eine so großartige Art zu thematisieren, dass man diese Menschen fortan mit anderen Augen sah, nachdem man das Lied gehört hatte. Und das völlig unaufdringlich, ohne erhobenen Zeigefinger, ganz ohne die heute übliche Überdosis Moralin – und vor allem, ohne der deutschen Mehrheitsgesellschaft pauschal ausgrenzenden Rassismus zu attestieren. Wozu aber auch kein Grund bestand, denn die Probleme, die wir seit einigen Jahren mit einem bestimmten Teil ihrer Nachfahren haben, die sich hier weder wie Gäste benehmen, noch arbeiten, gab es damals noch nicht.

In seiner rund 60-jährigen Karriere griff Udo Jürgens in seinen Liedern regelmäßig aktuelle gesellschaftliche Themen auf, mal mehr, mal weniger gelungen, aber stets mit der ihm eigenen Leichtigkeit und oftmals mit einer Prise Humor oder gar feinem Spott.

Mit „Lieb Vaterland“ (1971) und „Gehet hin und vermehret euch“ (1988) brachte er einige Konservative gegen sich auf, und sein Gassenhauer „Aber bitte mit Sahne“ (1976) – die morbide Schilderung eines Damenkränzchens, das sich in der Konditorei zu Tode frisst – wurde gar vom Bayerischen Rundfunk zeitweise mit einem Sendebann belegt: „South of the German Bible Belt“ empfand man die Textzeile „dass der Herrgott den Weg in den Himmel ihr bahne – aber bitte mit Sahne“ als Gotteslästerung.

Letzterer Song wurde nun fast ein halbes Jahrhundert später erneut zum Stein des Anstoßes, Täter war wiederum der Staatsfunk; nur erfolgte die Zensur diesmal nicht von reaktionärer Seite, sondern durch die rotgrünen Bilderstürmer vom Lerchenberg: Ende Februar brachten Roland Kaiser und Giovanni Zarrella die Nummer in einer Tralala-Show des Zwangsgebührenfinanzierten Desinformations-Fernsehens, kurz ZDF, zu Gehör, und ersetzten den darin besungenen „Mohrenkopf“ politisch-korrekt durch einen „Schokokuss“ – denn Ordnung muss sein!

Der „Rolling Stone“, einst ein renommiertes Musikmagazin, empörte sich daraufhin über jene, die sich in den sozialen Medien über die Textänderung empörten, und nannte sie wörtlich „Ewiggestrige“ – und zwischen den Zeilen sogar Rassisten. Was eigentlich wurscht ist, denn seit die aktuelle Generation Autoren dort ihre Artikel gendert und linken Aktionismus betreibt, statt wie früher zu versuchen, aus Bob Dylans Küchenabfällen die Weltformel auszulesen, kann man dieses Käseblatt eh nicht mehr lesen, ohne einem spontanen Brech- und Kackreiz anheim zu fallen.

Doch damit ließ man den Udo nicht in Frieden ruhen: Nur einen Monat später wurde sein Hit „Vielen Dank für die Blumen“ (1981) von den Genossen des RBB um die zweite Strophe kastriert.

Strophen? Das Ding hat Strophen? Ja, das werden sich einige jetzt vielleicht fragen, denn die meisten kennen nur den Refrain, der als Titelthema der Zeichentrickserie „Tom und Jerry“ diente. Mehr wäre auch nicht gegangen, denn die Strophen sind nicht ganz so kindgerecht: In der ersten baggert der Protagonist „als Mann der Tat“ im Betrieb die Sekretärin an, was ihn den Job kostet. Jedoch nicht etwa, wie man im spießigen Deutschland des Jahres 2023 vermuten könnte, wegen sexueller Belästigung am Arbeitsplatz, sondern weil die Dame bereits vom Chef höchstselbst belegt war. Da wundert man sich glatt, dass nicht gleich die erste Strophe wegzensiert wurde. Wäre sie wahrscheinlich auch, wenn die zweite nicht einen noch übleren Frontalangriff auf den woken Zeitgeist enthielte. Lesen Sie selbst:

Ich sah die schönste Frau, die jemals mich betört hat,
und es war richtig Liebe auf den ersten Blick.
Ich fühlte, dass sie mich im Stillen schon erhört hat
und dachte: „Mann, was hast du wieder für ein Glück!“

Ich wusste ganz genau, dass diesmal alles klar war,
sie schlug die Augen zu mir auf und sagte dann:
„Du bist der schönste Mann, der für mich jemals da war!
Ich heiße Dieter und mit dir fang ich was an…“

Allerdings verstehe ich beim besten Willen nicht, wo das Problem sein soll. Heute sitzt für „die Grünen“ ein Mann in Frauenkleidern im Bundestag, sogar auf dem Platz einer Quotenfrau, und man will uns gesetzlich zwingen, das für normal zu halten. War Udo Jürgens da vor über 40 Jahren nicht einfach nur seiner Zeit weit voraus?

Natürlich nicht, denn er sang die letzte Zeile der besagten Strophe mit einer etwas schwuchteligen Stimmfärbung, eine Persiflage der männlichen Urangst, auf eine Transe reingefallen zu sein. Heute will man heterosexuellen Männern einreden, das sei „transfeindlich“, aber tatsächlich ist es einfach nur natürlich, normal und gesund. Ein Mann, der auf Frauen steht, will eine richtige Frau und keine Mogelpackung mit einer amtlichen Fleischpeitsche unterm Rock. Und selbst ein Mann, der auf Männer steht, will in aller Regel auch lieber einen Mann, der wie ein Mann aussieht. Würde er sich von einer weiblich aussehenden Person angezogen fühlen, wäre er ja nicht schwul.

Udo Jürgens hat sich also über diese bizarre Situation lustig gemacht, und das war sein ultimativer Sündenfall, denn wenn es eins gibt, das die bigotten Brigaden des Woko Haram auszeichnet, dann ist es ihre Humorlosigkeit.

Allerdings war er nicht das erste Opfer des öffentlich-rechtlichen Kulturrevisionismus: Bei der ARD-Abschiedsgala für Ballermann-König Jürgen Drews am 14. Januar hat Florian Silbereisen den größten Hit von Klaus Lage „1001 Nacht“ (1984) umgedichtet: „Erinnerst du dich, wir haben Indianer gespielt“ – bei Manitou, das geht natürlich gar nicht, das könnte zu Aufständen in Reservaten fern der deutschen Heimat führen. So trällerte er dann kurzerhand: „Erinnerst du dich, wir haben zusammen gespielt“ – jedoch folgte diesmal nicht nur ein Shitstorm von „Ewiggestrigen“, sondern auch ein juristisches Nachspiel wegen einer Urheberrechtsverletzung.

Zwar darf ein jeder Musiker oder Sänger ein bereits veröffentlichtes Lied in seinem eigenen Stil covern, jedoch nicht verändern. Dazu bedarf es der ausdrücklichen Genehmigung des Urhebers. Und die lag nicht vor.

Der Textdichter von „1001 Nacht“ ist Dieter Dehm. Der ist übrigens Mitglied der viermal umbenannten Stasi- und Mauermörderpartei SED, derzeit firmierend unter „Die Linke“, und saß für diese sogar bis 2021 im Deutschen Bundestag. Zwar halten Kommunisten normalerweise nichts von Eigentum, aber wenn’s um’s eigene geistige Eigentum geht, hört der Spaß auf. Dehm empörte sich lautstark über den woken Unfug und zog auch juristisch alle Register. An der Stelle ist man glatt geneigt, ihm zu applaudieren – und das sollte man auch ausgiebig tun, denn bekanntlich lieben Linke nichts mehr als Applaus von der „falschen“ Seite.

Das hätte auch bei „Aber bitte mit Sahne“ passieren können, jedoch nur, wenn die beiden Textdichter Eckart Hachfeld und Wolfgang Spahr entsprechend tätig geworden wären. Hachfeld verstarb bereits 1994, Spahr hat sich bisher nicht gerührt. Vielleicht, weil er nichts davon mitbekommen hat oder weil es ihm egal war. Oder man hat ihn tatsächlich um Erlaubnis gefragt; ich weiß es nicht. Stattdessen biederten sich Jürgens‘ zwei (eheliche) Kinder Jenny und Johnny beim Mainstream an, mit einem Statement, in dem sie die Verkrüppelung des Werks ihres Vaters wie gewünscht goutierten. Was davon zu halten ist, versteht man jedoch erst, wenn man weiß, dass Udo Jürgens die Rechte an seinem musikalischen Schaffen nicht etwa seinen Kindern, sondern seinem langjährigen Manager Freddy Burger vermacht hat, und dafür wird er wohl seine guten Gründe gehabt haben, wie man nun ebenfalls erahnen kann. Aus lauter Respekt vor dem letzten Willen ihres Vaters haben die beiden diesen Teil des Testaments übrigens vor Gericht angefochten.

Im Fall von „Vielen Dank für die Blumen“ hätte Textdichter Siegfried Rabe, wäre er nicht 2013 verstorben, allerdings keine Chance, denn ein Lied nur zur Hälfte zu spielen ist keine Veränderung und damit auch keine Urheberrechtsverletzung.

Was wir hier erleben, ist jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Ich wage zu orakeln, dass der Staatsfunk in nicht allzu ferner Zukunft eh nur noch Songs spielen wird, in denen korrekt gegendert wird. Damit wäre Udo Jürgens dann endgültig Geschichte, genauso wie sein Kollege Heinz-Rudolf Kunze. Lediglich Herbert Grönemeyer traue ich ohne Weiteres zu, seine Alben fortan konsequent durchzugendern – oder darauf zu setzen, dass eh kein Mensch versteht, was er so ins Mikrofon plärrt.

Quellen:

„Aber bitte mit Sahne“ nun mit Schokokuss – ZDF ändert Songtext von Udo Jürgens (Rolling Stone)

ARD zensiert ganze Textzeile in Udo Jürgens Schlagerhit „Vielen Dank für die Blumen“ (HNA)

„Indianer“ aus Liedtext gestrichen: Songschreiber Diether Dehm zeigt Florian Silbereisen an (Fuldaer Zeitung)

Heinz Rudolf Kunze bezeichnet Gendern als „Irrsinn“ (t-online)


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