20. April 2023

Der Kandidat des politischen Hufeisens Wird Robert F. Kennedy Jr. der nächste US-amerikanische Präsident?

Noch nehmen sie ihn nicht ernst, aber sie könnten sich – nicht zum ersten Mal – stark täuschen

von André F. Lichtschlag

Erinnern Sie sich, als der libertäre Ausnahmepolitiker – eigentlich ja: Antipolitiker; alle nannten ihn „Dr. No“ – Ron Paul 2012 die amerikanischen Präsidentschaftswahlen – beziehungsweise die Vorwahlen der Republikaner – aufmischte? Gegen alle Mainstreammedien, gegen die Parteizentrale und Polit-Karrieristen, getragen allein von einer bis dato lange nicht gesehenen Graswurzelbewegung, der „Ron Paul Revolution“? Paul startete unter „ferner liefen“ und wurde am Ende achtbarer Dritter bei den Primaries. Er wurde anschließend bekniet, als unabhängiger Kandidat gegen Mitt Romney und Barack Obama anzutreten. Er tat es nicht. Die Ron-Paul-Revolution wurde vor allem von Libertären, aber eben auch von linken Pazifisten und von rechten Fiskalkonservativen getragen, denen die Sozialdemokraten und Kriegstreiber der etablierten Parteien längst ein Graus waren.

Erinnern Sie sich an Donald Trump 2016? Auch der ehemalige Star einer Castingshow wurde vor den republikanischen Primaries von den Medien nicht ernst genommen. Er wurde als reiner Zählkandidat verlacht. Dann zeigte er es allen – und gewann anschließend sogar bei der Präsidentschaftswahl gegen die hoch favorisierte Hillary Clinton, weil The Donald für die Republikaner lange als unerreichbar geltende Wählerschichten neu gewann, allen voran die Industriearbeiter. Auch Trump war ein Kandidat des politischen Hufeisens, vereinte Linksaußen- und Rechtsaußenpositionen gegen das Establishment und sprach mit diesem Affront auch den einen oder anderen Libertären noch an.

Das Feld der Kandidaten zu den Vorwahlen beider großen Parteien im kommenden Jahr wurde in den letzten Wochen immer besser erkennbar. Viele Kandidaturen stehen inzwischen fest, andere gelten als höchstwahrscheinlich.

Spannend wird es bei den Republikanern, falls wirklich Ron DeSantis gegen Trump kandidiert – als der bessere, radikalere, glaubwürdigere Trump, sofern ihm das gelingt. Was die Demokraten betrifft, sind sich amerikanische und deutsche Mainstreammedien einig: Wenn Joe Biden kandidiert, dann wird er es auch.

Wenn sie sich da mal nicht täuschen. Denn in Deutschland bislang kaum bemerkt, hat ein Mann seinen Hut in den Ring geworfen, der nicht nur ganz so aussieht, wie die Amerikaner sich einen Präsidenten vorstellen und wünschen, sondern der auch noch eine Herkunft hat und einen Namen trägt, der für Furore garantieren würde, wenn Medien und Politik nicht seine inhaltlichen Positionen so sehr hassen würden. Robert F. Kennedy Jr. spielte nicht nur als Kind im Weißen Haus bei Onkel John F. Kennedy, wie Fotos beweisen, die die Amerikaner bald vielleicht doch öfter zu Gesicht bekommen könnten. Er ist auch Sohn des ebenfalls ermordeten Bruders von John F. Kennedy – sein gleichnamiger Vater Robert F. Kennedy ist wie JFK eine amerikanische Legende.

Nun also wird dieser Mann „als reiner Außenseiter“ antreten gegen einen senilen Joe Biden, der inzwischen den meisten Amerikanern furchtbar peinlich ist, obwohl die Mainstreammedien alles tun, diese Stimmung zu verschweigen. Ein Pfeifen im Walde? Joe Bidens Weg als die neue Hillary Clinton, angetreten um zu verlieren, ist vorgezeichnet. Wetten, dass?

Robert F. Kennedy ist 2024 der Hufeisenkandidat in der Tradition von Ron Paul und Donald Trump, der Linke wie Rechte und Libertäre anspricht und das Establishment von allen Seiten aus herausfordert, nur nicht von der lauwarmen politischen Mitte her. Und ihm ist diese Rolle offenbar bewusst.

Das Intro zu seiner neuen Kampagnenseite teamkennedy.com stimmt uns jedenfalls entsprechend ein. Auf Deutsch übersetzt lauten die Zeilen unter der schönen Überschrift „Freiheit zuerst“: „Robert F. Kennedy Jr. hat sein Leben damit verbracht, für die amerikanische Demokratie und die durch die Verfassung garantierten Freiheiten zu kämpfen. Er hat gegen die Gier der Unternehmen und die Korruption der Regierung gekämpft, um unsere Kinder, unsere Gesundheit, unsere Lebensgrundlagen, unsere Umwelt und vor allem unsere Freiheit zu schützen. Mit Integrität, Mut und Selbstaufopferung hat er die Amerikaner in einen erhebenden Kampf geführt, um unser Land als vorbildliche Nation wiederherzustellen und die giftige Polarisierung zu beenden, die uns spaltet und die Eliten bereichert. Sein Charakter und seine einzigartige Geschichte im Kampf gegen krumme Bürokratien machen RFK Jr. zur einzigen Person, die die Kluft überbrücken und unser Land reparieren kann. Lassen Sie ihn wissen, dass Sie seine Führung im Weißen Haus sehen möchten, um Amerika wieder zu vereinen.“

Robert F. Kennedy galt – links – lange als ein prominenter Vertreter der Umweltbewegung. Er war sogar als möglicher Leiter des US-Umweltamtes unter Barack Obama im Gespräch. Gleichzeitig war er stets als gläubiger Katholik – rechts – ein ausgewiesener Abtreibungsgegner. Vor allem aber ist Kennedy nun ein ausgewiesener Kriegsgegner und Impfkritiker – und damit der natürliche Kopf einer breiten Koalition von heimatlosen politischen Linken, Rechten und Libertären, die gegen die Pandemie des Politischen während Corona ebenso deutlich Stellung bezogen wie gegen den militärisch-industriellen Komplex der USA und dessen Kriegspolitik überall auf der Welt.

Tatsächlich ähnelt seine klare Position zu zwei wichtigen Fragen, die auch den Präsidentschaftswahlkampf bestimmen werden, jenen von Ron DeSantis bei den Republikanern (Trump dagegen hatte die Kampagne mit den mRNA-Impfstoffen selbst vorangetrieben). Doch der tritt vermutlich bei den Republikanern zu den Vorwahlen an. Bei den Demokraten aber ist die Rolle eines prinzipienfesten Kandidaten bislang nicht besetzt. 2020 schon konnte sich Joe Biden nur so gerade noch recht knapp gegen den letzten demokratischen Kandidaten mit einem ähnlichen Hufeisenprofil durchsetzen. Diesmal wird der Beinahe-Gewinner von 2020, Bernie Sanders, dann 82-jährig, nicht mehr antreten. Wird er Robert F. Kennedy Jr. unterstützen? Spätestens dann dürfte es sehr spannend werden.


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