28. April 2023 14:00

Kleine Wetterkunde Klimaleugnen endlich stoppen!

So geht es nicht weiter, nur anders, aber immer weiter

von Carlos A. Gebauer (Pausiert)

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Das Wort „Klima“ entstammt – man kann es nicht oft und deutlich genug wiederholen – dem griechischen klī́nein (κλίνειν) und bedeutet „Wandel“. Ein Leugner wiederum ist jemand, der eine jedermann unzweifelhaft offenkundige Tatsache bestreitet. Klimaleugner sind also Wandelbestreiter. Menschen, könnte man auch sagen, die in Abrede stellen, dass es Änderungen gibt. Stabilitätsvorschützer quasi.

Offenkundig ist das aber nicht gemeint, wenn in der öffentlichen Debatte von „Klimaleugnern“ gesprochen wird. Im Alltaggebrauch bezeichnet man mit einem „Klimaleugner“ vielmehr nur wörtlich verkürzt (und also missverständlich) jemanden, der Zweifel äußert, ob einerseits menschliches Handeln auf den ewigen Wandel der globalen Weltwitterung einen entscheidenden Einfluss hat und ob es dem Menschen gegenläufig andererseits auch möglich sei, dieses planetare Wanken und Schwanken zielgerichtet beherrscht der eigenen Steuerungswillkür zu unterwerfen. Das weiß schließlich jeder.

Das Ziel dieser Rhetorik ist, auf lange Sicht den „Klimawandel zu stoppen“. Auch das weiß schließlich jeder. Was aber allem Anschein nach nicht jeder weiß, ist: Das Wort „Klima“ entstammt – man muss es bisweilen wiederholen – dem griechischen klī́nein (κλίνειν) und bedeutet „Wandel“. Das Mundtotmachen der Klimaleugner dient also dem Zweck, den Wandelwandel zu beenden. Sofern der Wandel eines Wandels nicht darauf gerichtet ist, ihn zu beseitigen, sondern ihn nur zu ändern, sprechen wir folglich von einer Art Wechselmodifikation oder von einer Art Modifikationswechsel. Es bleibt also beim Wandel, er kommt nur anders daher. Anders gesagt: Der alte Wandel wird gestoppt, und er wird neu. Aber er ist noch. Und analog zur bohrenden Frage, wo eigentlich der Wind ist, wenn er nicht weht, steht plötzlich die Frage im Raum, was gestoppt ist, wenn da Wandel ist.

Endlos ziehen die Wolken um den Planeten, schieben sich Erdplatten – Wegener hin, Wegener her – driftend um den Globus, schaben die Meere an den Küsten, kocht die Lava und erstarrt das Eis, plätschert ein Bergbach und regnet schlagend der wütende Sturm das Wasser in Tropfen gegen den Wald. Indem der Gletscher sich ächzend aus dem Tal zurückzieht, legt er lange vergessene alte Straßenzüge aus tiefen Vergangenheiten dem Blick des Gegenwartsmenschen frei. Die einen Zeugen sehen den fehlenden Gletscher, die anderen Zeugen den Römerweg. In ein paar Tausend Jahren wird der alte Weg wieder neu von Eis und Schnee und Geröll verdeckt sein. Egal, was Menschen in der Zwischenzeit taten oder ließen. Der Wandel ist ewig, von Äon zu Äon. Das deutsche Wort Äon kommt aus dem Griechischen aiṓn (αἰών) und heißt Ewigkeit. Niemand hält diesen Wandel auf. Er ist offenkundig. Ihn zu leugnen, wäre zwecklos. Selbst dem Vorgang ein grammatikalisches Subjekt zuzuordnen, verbietet sich angesichts der Selbständigkeit dieses ewigen Wandels. Überlegungen wie diese können also nicht mit einem Appell an irgendjemanden Konkretes überschrieben sein. Will sagen: Klimaleugnen endlich stoppen!


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