21. Juni 2024 10:00

Medizinethik Ärztliche Kommunikation und Wahrhaftigkeit

Eine architektonische Zwischenbemerkung

von Carlos A. Gebauer (Pausiert)

von Carlos A. Gebauer (Pausiert) drucken

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Bildquelle: Dragan Mujan / Shutterstock Impfen wie am Fließband: Nur eine von vielen erschreckenden Plandemie-Auswüchsen

Stefanie Jung ist Professorin für Corporate Law an der Technischen Hochschule in München. In der „Zeitschrift für Konfliktmanagement“ („zkm“) hat sie soeben einen Beitrag unter der Überschrift „Die Wirkung von Täuschungen in Verhandlungen“ veröffentlicht. Eingangs ihrer Erläuterungen weist sie darauf hin, dass Unwahrhaftigkeiten in der zwischenmenschlichen Interaktion generell Informationsasymmetrien zwischen den Beteiligten voraussetzen. Anders gesagt: Einen, der sich auskennt, kann man nicht hinter die Fichte führen.

In ihrer Situationsanalyse beschreibt sie unter anderem, dass es augenscheinlich einen Zusammenhang gibt zwischen dem Empathievermögen einer Person und ihrer Bereitschaft, Täuschungstaktiken einzusetzen. Zudem spiele eine Rolle, ob die betreffende Person „prosozial“ eingestellt sei.

Unter Ärzten, lese ich in einem Beitrag von Paul Cullen („Formation zum Gehorsam. Das Medizinstudium, das Arztsein und die Eliminierung des kritischen Geistes“ in Klaus Buchenau und Matthias Fechner, Die verlorene Wissenschaft, Stuttgart 2024), dominiere das Selbstverständnis, „eine grundsätzlich fürsorgliche Einstellung, eine hohe moralische Grundhaltung und eine Opferbereitschaft“ zugunsten eigener Patienten zu empfinden.

In der Zusammenschau dieser Gedanken fragte ich mich, wie es sein konnte, dass Ärzte während der „Corona-Pandemie“ weltweit bereit waren (und offenbar teilweise noch immer bereit sind), verängstigte Patienten mit zweifelhaften, weil nicht üblich erprobten und getesteten Immuntherapien zu behandeln. Würden sie vor der Gabe dieser Stoffe eine nach üblichen Standards der Rechtsprechung gebotene Risikoaufklärung vorgenommen haben, dürfte allenfalls ein Bruchteil der Patienten eine Einwilligung zu dem Eingriff erteilt haben.

Ich erinnerte mich an die lebendige Schilderung eines Arztes, der in einem sogenannten „Impfzelt“ Dienst getan hatte. In scheinbar unendlichen Reihen strömten, beschrieb er, Menschen in sein Kompartiment der Zeltstadt. Sie wurden ihm von eigens dazu abgestellten Nichtmedizinern zugeführt, deren ablauftechnische Aufgabe war, standardisierte Belehrungsblätter auszuhändigen und deren Unterzeichnung durch Therapiewillige sicherzustellen. Regnete es oder wurde es spät, ohne dass sich die Warteschlange vor dem Zelt verkürzte, sei eine Hektik im ganzen Lager ausgebrochen. Man habe immer zügiger gearbeitet, die Taktung zwischen Eintritt, Injektion und Verabschiedung der Massen habe sich verengt. Nachdem er Tausende Menschen behandelt hatte, erzählte er mir weiter, habe er einen Schockmoment erlitten und sich gefühlt, als sei er aus einer Trance erwacht. Umgehend stellte er sein Tun in diesem Impfzelt ein.

Michel Foucault hat am Beispiel der französischen Gefängnisarchitektur beschrieben, wie es gelingt, übliche zwischenmenschliche Interaktionsstandards strukturell zu boykottieren, um die Seelen der Beteiligten gefügig zu machen. Seine Beschreibungen ließen bei mir die Erinnerung an die innerdeutsche Grenze zwischen der Bundesrepublik und der DDR wieder erwachen. Die organisatorische Verunmöglichung von Gesprächskommunikation zwischen Grenzsoldaten und Reisenden, die winzigen Löcher in den Hauswänden, aus denen man von fast völlig unsichtbaren Beamten anonym die kontrollierten Ausweise zurückgegeben bekam, und die Reduktion des Gesichtes aller Beteiligten auf einen Bruchteil des Kopfes, all dies waren Faktoren der Empathiezerstörung. Die Architektur des Gebäudes sollte jede Gefahr eines normalen „prosozialen“ Kontaktes unterbinden. Alle Akteure wurden im Ablauf des Geschehens weitestgehend entmenschlicht.

Die mangelhafte Risikoaufklärung eines „Impflings“ im „Impfzelt“ selbst durch einen von Berufs wegen prinzipiell überdurchschnittlich nächstenliebenden Arzt wurde augenscheinlich durch die Raumstruktur des auf den technischen Akt reduzierten Kontaktes befördert. Damit blieb die Informationsasymmetrie zwischen Ärzten und Patienten im Fließbandbetrieb aufrechterhalten. Die Täuschung des hoffnungsvollen Menschen in der Schlange wurde weniger durch den Arzt bewirkt als vielmehr durch die Umstände gefördert. Medizinethisch gibt es nur ein Lernergebnis aus dieser Beobachtung: Impfzelte müssen für alle Zukunft verboten werden.


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