Döpfner-„Leaks“: Ich bin der Schlüsselmeister, bist du der Torwächter?
Über den Zusammenhang zwischen einem lobotomierten Fischotter und den Ghostbusters
von Axel B.C. Krauss
Der Erfolg eines Magiers hängt ganz wesentlich von seinem handwerklichen Geschick ab. Sicher auch von seinen Kenntnissen menschlicher Psychologie, und auch eine gewisse naturwissenschaftliche Grundbildung kann nicht schaden. Jemand mit zwei linken Händen wird nur schwer überzeugend ein Kaninchen aus einem Hut zaubern oder eine Taube aus dem Ärmel schütteln können, und um komplexeren Zaubertricks zum Erfolg zu verhelfen, muss man zuweilen auf die Physik zurückgreifen. Man darf also kein Trottel sein, sonst könnte es sich schwierig gestalten, einen Harry Houdini, David Copperfield oder Lance Burton zu überholen, was Publikumserfolg betrifft.
Dies ist mein letzter Kommentar zur „alternativen“ Medienszene Deutschlands. Es wird mir jetzt einfach zu doof und widerstrebt mir, in solche Trauertäler hinabzusteigen – zumindest diejenigen, deren erstaunlich freche Versuche, ihrer Gefolgschaft auch noch die stupendeste zaubertricktechnische Tölpelhaftigkeit als Maximum moderner „Aufklärungs“-Magie anzudrehen, in Sachen Selbstentblößung eigentlich für sich selbst sprechen und sogar einem lobotomierten Fischotter ein herzliches Lachen entlocken sollten.
Aufgrund der recht großen „Gefolgschaft“ so mancher „Aufklärer“ und des damit leider verbundenen Risikos, dass der von ihnen kolportierte Quatsch auch noch geglaubt und schlimmstenfalls weiterverbreitet wird, darf er aber leider nicht unkommentiert stehen bleiben.
Es geht um die sogenannten vermeintlichen Döpfner-„Leaks“ und die Art und Weise, wie man sie begrenzt zum „alternativen“ Fenster raushängen lassen kann. Doch zu den „Ghostbusters“ später mehr.
Gerhard Wisnewski, laut eigener Auskunft alternativer Aufklärer, bezog sich in seinem Telegramkanal auf einen Artikel der „Preußischen Allgemeinen“: „Oh, oh – Döpfner hat sich im Mainstream unbeliebt gemacht. Spricht nur für ihn.“
Wohingegen es leider nicht für Leute spricht, die solche angeblichen „Leaks“ einfach als echt voraussetzen. Wo bleibt der Garantieschein? Wer sagt denn, dass sie gänzlich frei von Hintergedanken waren? So wie in folgendem Beispiel, in dem die „Preußische Allgemeine“ sich einen Kommentar der „Zeit“ zu den vorgeblichen Döpfner-Entgleisungen vorknöpft, die ich eher als Trojaner bezeichnen würde: „Sie werfen Döpfner eine ‚radikalisierte Sichtweise‘ auf die Kanzlerin Angela Merkel vor, wenn er nach der desaströsen Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen im Februar 2020 schreibt: ‚Das Land hat jeden Kompass verloren. Und M den Verstand. Sie ist ein Sargnagel der Demokratie. Bald hat die AfD die absolute Mehrheit.‘“
Lassen Sie mich zum lobotomierten Fischotter zurückkommen: Angesichts der Politik der letzten Jahre überhaupt noch von einer „Demokratie“ zu sprechen, lässt sich nur als böswilliger Verdummungsversuch bezeichnen. Mit dieser Peinlichkeit allein wäre es eigentlich schon getan, an dieser Stelle könnte man bereits abwinken und sich lieber Köpfen zuwenden, die tatsächlich Klartext reden, aber – oh Wunder – natürlich nie „geleakt“ würden. Wie zum Beispiel einer meiner Lieblingsautoren, Iain Davis, der in seinem Artikel „Die Demokratie ist tot – lang lebe die Demokratie!“ schrieb: „Leider wissen die meisten Menschen nicht, was Demokratie ist. Daher kann man ihnen vorgaukeln, dass die so genannte ‚repräsentative Demokratie‘ eine Demokratie sei. Den Wählern wird gesagt, dass die repräsentative Demokratie es ihnen ermögliche, eine ‚demokratische Kontrolle‘ auszuüben, und dass dies etwas mit Demokratie zu tun habe. Was für eine Täuschung – und vielleicht eine bewusste. Die repräsentative Demokratie ist nicht nur antidemokratisch, ihre Grundsätze werden von den Regierungen ohnehin ignoriert. In der Tat gibt es in keinem Land eine Demokratie. Regierungen, die auf der Idee beruhen, dass Vertreter ermächtigt sind, Gesetze zu erlassen, sind keine Demokratien. In einer repräsentativen Demokratie beansprucht die Regierung die Autorität, das Volk zu ‚regieren‘, und bildet zu diesem Zweck einen autokratischen Staat. Die sogenannte repräsentative Regierung ‚erlaubt‘ der Bevölkerung, ihre politischen Führer alle zwei, vier oder fünf Jahre zu wählen. In den Jahren zwischen den Wahlen üben diese wenigen ‚Vertreter‘ die Exekutivgewalt aus, um über alle anderen zu herrschen. Diese Form der Regierung wird als Oligarchie bezeichnet und ist das Gegenteil einer Demokratie.“
Ich könnte noch weiter daraus zitieren, empfehle aber, den Artikel selber zu lesen. Und ich werde mich hier auch nicht auf die üblichen Grundsatzdiskussionen pro und contra Demokratie einlassen, denn das ist nicht Thema dieses Artikels. Fakt ist und bleibt: Das ständige Suggerieren einer „demokratischen Teilhabe“, die in der von Döpfner und Konsorten behaupteten Form nun mal nicht existiert, ist an sich schon lächerlich genug.
Gleich weiter zur zweiten Täuschung. Döpfner wird mit den Worten zitiert: „Das Ganze ist so surreal. Kollektiver Verstandesverlust. Der Coup der Gefühligkeit. Das absolute Scheitern der Eliten. Es ist ein Endpunkt.“
Ganz im Gegenteil: Was derzeit geschieht, ist höchstens der Anfang eines (auch von mir in Dutzenden von Artikeln) bereits vielfach geschilderten „Transformations“-Prozesses. Auch von einem „Verstandesverlust“ kann nicht die Rede sein, denn dieser politisch gewollte Prozess geschieht eben nicht – um eine andere sehr beliebte Nebelkerze zu bemühen – aus „Kopflosigkeit“, sondern folgt wohldefinierten Vorgaben. Es ist in der Tat surreal, so was als „Scheitern“ der Eliten zu bezeichnen. Stattdessen sind sie derzeit – leider – sogar sehr erfolgreich, was ihre Absicht betrifft, das Leben für die Bevölkerung schwerer zu machen, um ihre eigene Machtbasis abzusichern, zudem auszudehnen und aufrechtzuerhalten. Das ist kein „Endpunkt“, sondern eher ein Startschuss. Da wird noch viel mehr kommen, denn dieser Prozess ist noch lange nicht abgeschlossen. Weshalb man sich von solchen verbalen Betäubungsspritzen auch nicht einschläfern lassen sollte.
Diesen Kracher fand ich besonders amüsant: „Der ‚Zeit‘-Artikel wirft Döpfner ‚eine konstante Verachtung der Eliten‘ vor – eigentlich die Aufgabenbeschreibung für jeden Verleger, dessen publizistische Erzeugnisse den Mächtigen kritisch auf die Finger schauen sollen.“
Und wie macht man das? Wie zeigt man Eliten konsequent, kompromisslos und konstant seine Verachtung?
Erstens: Man schneidet ihnen fiese Grimassen, indem man das „Young Leader“-Förderprogramm der Atlantikbrücke absolviert. Zweitens: Man zeigt ihnen den Mittelfinger, indem man Mitglied der „American Academy in Berlin“ wird. Drittens: Man zersticht kichernd ihre Autoreifen, indem man als Kuratoriumsmitglied des „Aspen Institute“ tätig ist. Viertens: Man meidet konsequent ihre Gesellschaft, indem man regelmäßig nach Davos reist, um an Konferenzen des Weltwirtschaftsforums teilzunehmen. Fünftens: Und schlussendlich kackt man ihnen so richtig vor die Haustür, indem man im Jahre 2018 Mitglied des „Steering Committee“, also des Lenkungsausschusses der Bilderberg-Konferenzen, wird.
Döpfner hat also, daran besteht kein Zweifel, den Eliten die Suppe so richtig versalzen. Noch deutlicher lässt sich Verachtung nicht demonstrieren. Spricht nur für ihn! Wenn auch nur begrenzt. Daher an dieser Stelle ein raushängendes „Chapeau, Mathias!“ in limitierter Auflage.
Irgendwie erinnert mich das lustige Zuspielen der Bälle zwischen „Zeit“ und Döpfner an einen berühmten und aus der Popkultur nicht mehr wegzudenkenden Dialog aus Ivan Reitmans grandioser Geisterkomödie „Ghostbusters“: „Ich bin der Schlüsselmeister, bist du der Torwächter?“
Schließlich stammen beide, sowohl „Zeit“ als auch Döpfner, aus garantiert kontrolliertem Anbau, sozusagen.
Ich muss zugeben: In psychologischer Hinsicht ist das sogar recht raffiniert. Simuliere ein „Leak“, also angebliche „Enthüllungen“, um den – falschen – Eindruck zu erwecken, jemand sei dabei ertappt worden, hinter vorgehaltener Hand die „Wahrheit“ zu sagen, das, was er „wirklich“ denkt – obwohl das genaue Gegenteil der Fall ist. Täusche vor, es seien „heikle“ Dinge veröffentlich worden, die nie für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Ganz ehrlich: Dafür gibt es auf jeden Fall einen Geschicklichkeitspunkt.
Doch es kommt noch besser (ebenfalls aus dem Artikel der „Preußischen Allgemeinen“ vom 30. April 2023, „Verstolperte Kampagne“, dazu gleich mehr): „Als anstößig brandmarkt die ‚Zeit‘ auch Döpfners Bekenntnis zum Westen: ‚free west, fuck the intolerant muslims und all das andere Gesochs.‘ Inhaltlich vertritt Döpfner hier einfach die Werte der freien Welt, inklusive rüder Ausdrucksweise.“
Wenn diese freie Welt bald noch freier wird, mache ich Kim-Jong-un einen Heiratsantrag. Als wären Muslime nötig, um unfrei zu werden. Schon mal was von der Klima-Scharia gehört? Na also. Es lohnt sich nicht, solche Dummheiten weiter zu kommentieren. Höchstens noch so viel: Aus irgendeinem Grund hege ich Zweifel daran, dass ein Mensch von Döpfners Ausbildung und beruflichem Werdegang sich angeblich solcher Worte bedient haben will. Für mich klingt das eher nach einem besoffenen Martin Sellner, aber da kann ich mich natürlich irren.
Und nun lassen wir bitte mal alle Hemmungen fallen, drehen schauspielerisch so richtig auf und gewinnen den Oscar für die beste Darstellung eines geistig Behinderten, der alles glaubt, was ihm vorgesetzt wird: „Und dann die Nachricht an den damaligen ‚Bild‘-Chefredakteur Julian Reichelt: ‚Please stärke die FDP. Wenn die sehr stark sind, können sie in der Ampel so autoritär auftreten, dass sie platzt. Und dann Jamaika funktioniert.‘ Daraus strickte die ‚Zeit‘ einen Angriff auf die Pressefreiheit.“
Also, Julian: Jetzt lass dich doch bitte mal so richtig begrenzt aus dem Fenster hängen – ich meine, noch konsequenter und leidenschaftlicher als bisher – und tue alles dafür, dass genau dieselben Parteien, die in den letzten Jahren Schland zum Positivsten verändert haben, in lediglich leicht veränderter farblicher Zusammenstellung ihr philanthropisches Meisterwerk vollenden können. Jeder, der wirklich etwas von Farbenlehre versteht, weiß: Wechselt man von Rot, Grün und Gelb zu Schwarz, Grün und Gelb, verschiebt sich der Äquator, sodass in Deutschland bis ans Ende aller Tage Hochsommer herrschen wird.
Um also darauf zurückzukommen: Ist es eine „verstolperte Kampagne“? Ja, eindeutig. Aber nicht in dem Sinne, der manchen Kreisen vielleicht vorschwebt – also dort, wo sich Schlüsselmeister und Torwächter gute Nacht sagen.
Intelligente, mitdenkende Menschen, die sich einen wachen Blick bewahrt haben, statt ihn von solchen Stümperkampagnen verkleben zu lassen – oder wie Bill Murray in „Ghostbusters“ sagte: „Es hat mich vollgeschleimt!“ –, könnten den Wunsch verspüren, Döpfner zumindest in einem Punkt zuzustimmen. In seinen „Leaks“ schrieb er, die Situation in Deutschland sei zum Auswandern.
Keine Einwände. Ja, es ist zum Auswandern. In geistreichere Gefilde. Dorthin, wo eine reelle Chance besteht, dass – um ein letztes Mal auf das arme Tier zurückzukommen – selbst ein chirurgisch vollständig und klinisch sauber enthirnter Fischotter erkennen würde, und zwar auf Anhieb, welche limitierten Schlappohren dieser Hase auf der „Leak“-Wiese raushängen lässt.
Bis nächste Woche.
Kommentare
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