10. Mai 2023 14:00

Ökonomische Bildung „Gefährliches Unwissen“ als Ausdruck gewollter asymmetrischer Informationsverteilung

Über einen der Hauptstützpfeiler von Herrschaft

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: sheff / Shutterstock Wirtschaftliches Wissen: Wird durch die Politik ausdrücklich nicht gefördert

Was ist das höchste, wichtigste, kostbarste Gut in dieser Welt? Information. Wissen. Bildung.

Das Diktum, Wissen sei Macht, ist goldrichtig. Aber vielleicht wäre folgende Formulierung genauer: Wissen kann Macht bedeuten. Nämlich dann, wenn jemand über ein Wissen verfügt – über Informationen –, das andere nicht haben. Dieser Informations- oder Wissensvorsprung kann zum Auf- und Ausbau sowie der Konsolidierung einer Machtbasis genutzt werden. Er kann zur „Legitimierung“ und Absicherung von Herrschaft missbraucht werden. Wenn ich über Informationen verfüge, die 99 Prozent meiner Mitmenschen nicht haben, könnte ich diesen Wissensvorsprung dazu hernehmen, um sie zu manipulieren, im Dunkeln zu halten, in die Irre zu führen. Ich könnte ihn verwenden, um quasi eine „Parallelgesellschaft“ zu schaffen: die der Herrschenden, die in bestimmten Fragen mehr wissen als das „gemeine Volk“.

Ich könnte ferner versuchen, ein „Bildungssystem“ zu errichten, von dem sich bei näherer Betrachtung herausstellen könnte, dass es nicht wirklich dazu dient, „mündige, aufgeklärte“ Bürgen zu produzieren, sondern vielleicht nur folgsame Menschen, die aufgrund der pädagogischen Struktur, Organisation sowie vor allem der „Bildungs“-Inhalte gar nicht mehr auf die Idee kämen, wirklich selbständig zu denken und Fragen zu stellen, die meine Machtbasis ins Wanken, womöglich gar zerstören könnten. Wenn es mir gelänge, ein solches System nur lange genug aufrechtzuerhalten – sogar über mehrere Generationen hinweg –, hätte ich mir eine hübsch konditionierte Bevölkerung geschaffen, der von Kindesbeinen an Folgendes eingebläut wurde:

Staat unser im Regierungsviertel,
geheiligt durch unablässige Indoktrinierung sei dein Name,
dein Reich vollständig abhängig gemachter Subventions- und UBI-Empfänger komme,
dein Funktionärswille geschehe,
wie im ideologischen Himmel so auf höchstbesteuerter Erde.
Unser tägliches Sondervermögen gib uns heute,
und vergib uns unsere staatsskeptische Schuld,
wie auch wir krude Staatsdelegitimierer zensieren wollen unter dem Vorwand, sie verbreiteten „gefährliche Desinformationen“.
Und führe uns nicht in Versuchung, selber denken zu wollen,
sondern erlöse uns vom demokratiezweifelnden Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit dessen,
was wir wissen (dürfen), was wir nicht wissen (sollen).
Amen-Ra.

Ich weiß wirklich nicht mehr, was ich zu solchen Themen überhaupt noch sagen soll. Stattdessen lasse ich jemand anderen sprechen, den ich diesbezüglich schon oft zu Wort kommen ließ. Bertrand Russell (aus seinem Buch „The Impact of Science on Society“, Kapitel „Scientific Technique in Oligarchy“, 1953, Seite 50): „Fichte statuierte, dass die Erziehung darauf abzielen sollte, den freien Willen zu zerstören, sodass die Schüler, nachdem sie die Schule verlassen haben, für den Rest ihres Lebens unfähig sein sollten, anders zu denken oder zu handeln, als es ihre Schulmeister wünschten.“

Nun könnte man mir vorwerfen: Ah jo, das ist doch nur irgendein Zitat aus irgendeinem Buch. Interessant ist allerdings, dass diese Auffassung von Erziehung ziemlich genau umgesetzt worden zu sein scheint, denn genau diese Situation liegt heute vor. Das lässt sich ja nur schwer bestreiten. Russell weiter: „Aber zu seiner Zeit war dies ein unerreichbares Ideal: Das seiner Meinung nach beste System, das es gab, brachte Karl Marx hervor. In der Zukunft werden solche Misserfolge nicht mehr vorkommen, wenn es eine Diktatur gibt. Ernährung, Injektionen und Anordnungen werden schon in jungen Jahren kombiniert werden, um die Sorte von Charakter und die Art von Überzeugungen hervorzubringen, die die Obrigkeit für wünschenswert hält, und jede ernsthafte Kritik an den Machthabern wird psychologisch unmöglich. Selbst wenn alle unglücklich sind, werden sich alle für glücklich halten, weil die Regierung ihnen sagt, dass sie es sind.“

Mit anderen Worten und wie in der Überschrift bereits erwähnt: Es geht um die Schaffung und Aufrechterhaltung einer asymmetrischen Informationsverteilung zwischen Herrschern und Volk. Es geht um die Perpetuierung eines Informationsvorsprungs zur Absicherung einer Machtbasis. Es gibt viele mögliche Wege, diesen Informationsvorsprung zu stützen und schützen. Ein Beispiel:

Sie denken, es sei Zufall, dass gesetz-tes Recht – zum Beispiel Steuerrecht – mittels „Juristendeutschs“ unnötig verschwurbelt, verquast und verkompliziert wird? Im Gegenteil. Natürlich ist es Absicht. Der „einfache Mann“ soll sich überfordert fühlen: „Oh man, da steig’ ich nie durch!“ Selbstverständlich wäre es möglich, viel einfacher und leichter verständlich zu formulieren. Es geht schließlich um Texte des gesetz-ten Rechts, nicht um die String-Theorie. Das ist aber nun mal unerwünscht. Man umgibt sich mit verbalem Stacheldraht, einem „Wassergraben“ aus Gummiparagraphen sozusagen – und wer über die Zugbrücke darf, bestimmen die Erbauer dieser „Festung“.

Sie glauben, es sei Zufall, dass sich gerade in der Politik auffallend viele Juristen tummeln? Keineswegs. Sie sind, augenzwinkernd ausgedrückt, die Leibgarde Amen-Ras, die Hohepriester des Pharaos namens Leviathan.

Manche werden sich gewiss an einen Bundespräsidenten namens Horst Köhler erinnern. Der arme Kerl beging den fatalen Fehler, als Politiker doch tatsächlich mal die Wahrheit zu sagen. Kann ja nur schiefgehen. Köhler sagte, Kriege im Ausland würden auch „aus wirtschaftlichen Gründen“ geführt. Eine kundige Bevölkerung würde angesichts dieser simplen Wahrheit noch nicht mal mit dem Mundwinkel zucken, sondern gelangweilt antworten: „Mach mich nich’ schwach. Ach echt, spielen solche Gründe etwa auch eine Rolle? Du meinst also, es geht dabei nicht nur um Frieden und Liebe und so? Und darauf bist du wirklich ganz allein gekommen? Ich würde dir gerne dazu applaudieren, habe aber keine Batterien mehr für meine Klatschpuppe.“

„Der Spiegel“, 27. Mai 2010 („Köhler entfacht neue Kriegsdebatte“): „Horst Köhler hat mit einem Interview ein Tabuthema berührt. Die SPD zeigt sich empört, die Union verstört – ein Verfassungsrechtler wirft dem Staatsoberhaupt auf ‚Spiegel Online‘ gar imperialistische Töne vor.“

Es ist so dermaßen grotesk. Natürlich waren die SPD empört und die Union verstört, denn es ist ja unerhört, wenn jemand die Bevölkerung mit Wahrheiten betört. Haut der einfach ein Loch in die Matrix und riskiert, dass die gewollte asymmetrische Informationsverteilung vielleicht wieder etwas symmetrischer wird. Wie soll man den Leuten dann noch „humanitäre Interventionen“ erfolgreich andrehen? So schon mal nicht. Was wir über Kriege wissen (dürfen) und was wir darüber nicht wissen (sollen), steht in der Zeitung.

Was das alles nun mit ökonomischer Bildung zu tun hat, dürfte an diesem Punkt bereits offensichtlich sein.

„Die Welt“, 5. Mai 2023, Artikel „Gefährliches Unwissen – Deutsche Schüler wissen kaum etwas über Wirtschaft“ von Dorothea Siems: „Ausgerechnet Gymnasien versagen bei der Stärkung der ökonomischen Bildung. Ob Mietvertrag und Altersvorsorge, Stromkosten oder Kreditkonditionen – ökonomische Grundkenntnisse benötigt jeder Mensch im Alltag. Doch an Deutschlands Schulen finden Wirtschaftsthemen kaum statt.“

Natürlich nicht. Man stelle sich das ohrenbetäubende Gelächter einer ökonomisch wirklich gebildeten Bevölkerung vor, würde ihr eine Presse haarsträubende Albernheiten auftischen wie zum Beispiel folgende: Zentralbanken sind Währungs-„Hüter“. LOL!

Man stelle sich vor, wie sich Bürgen bögen und krümmten vor Lachen, würde ein Finanzminister ihnen ganz bierernst ins Gesicht sagen: „Ich übernehme die Verantwortung für jeden Euro Schulden.“

In einer ökonomisch gebildeten Bevölkerung, die tatsächlich verstünde, wie dieses Kreditbetrugs- beziehungsweise Verpfändungssystem funktioniert, würde er sofort und höchst verdient zum Ziel schier endlosen Gespötts. Das Internet würde vor lauter Memes, die ihn aufs Korn nehmen, wahrscheinlich zusammenbrechen.

Man stelle sich die Sturmfluten an Lachtränen vor, die sich über diejenigen ergössen, die mit Phrasen hausieren gehen wie: Der Bund hat gut gewirtschaftet. ROFL!

Oder: Es gibt Geschenke vom Staat!

Feel me?

Das waren natürlich sehr einfache und eigentlich offensichtliche Beispiele.

Ich gebe gerne auch ein etwas Komplizierteres: Stellen Sie sich die Reaktionen einer gut informierten, gebildeten Bevölkerung vor, sollte eine sogenannte Elite versuchen, sich als „Lösung“ für ein Problem anzudienen, das sie selbst schuf – im Versuch, Wirtschaft und Bevölkerung noch abhängiger von sich zu machen. Dies gedenkt sie dadurch zu erreichen, den Leuten einzureden, der Planet könne nur dann überleben, wenn sie sich einschränken und auf alles Mögliche verzichten. Vor allem auf konventionelle, zu diesem Zeitpunkt weitverbreitete Methoden der Energieerzeugung. Dann versucht diese Elite, der Bevölkerung – nur ein Beispiel – Wärmepumpen mittels gesetz-ten Rechts aufzuzwingen. Wohlwissend, dass dies mit hohen Kosten verbunden sein wird, die viele Menschen – gerade heute und nach drei Jahren absichtlichen wirtschaftlichen „Rückbaus“ unter grippalem Vorwand – kaum leisten können. Zumindest nicht ohne Hilfe eben dieser Elite, also durch staatliche Bezuschussung, durch „Hilfen vom Staat“. Dies gilt nicht nur für Privatleute, sondern für die Industrie des Landes insgesamt. Diese droht aufgrund des gesetz-ten Rechts in Sachen „Klimaschutz“ in eine Schieflage zu geraten. Dann bietet man die Lösung, die zur allergrößten Unterraschung lautet, ja Mensch, wer rechnet denn mit so was (meine Hervorhebungen): „Habeck plant, den vergünstigten Strom AN BEDINGUNGEN zu knüpfen: Wer ihn will, müsse nicht nur langfristige Standortgarantien abgeben und sich tariftreu verhalten, sondern sich auch verpflichten, BIS 2045 KLIMANEUTRAL zu produzieren“ („Die Welt“, 5. Mai 2023, „„Brückenstrompreis“ – So will Habeck die Industrie über Jahre subventionieren“).

Warum das alles andere als überraschend sein sollte? Naja, ein Patrick M. Wood, der seit Jahrzehnten zur Technokratie recherchiert, schrieb bereits vor einem Jahr einen Artikel dazu, Überschrift: „ESG-Scoring treibt Unternehmen in die nachhaltige Entwicklung, auch bekannt als Technokratie“. Oder nehmen Sie einen Artikel wie „Climate TRACE: Ein Rahmen für ESG-Initiativen und ein Sozial- und Klimakreditsystem“ von Corey Lynn. Oder „‚Geospatial Intelligence‘ soll für ESG-Transparenz genutzt werden“ von Aditya Chaturvedi. Oder „SDG7: Die unmögliche Energiewende“ von Iain Davis. Oder wie Mark Carney, ehemaliger Gouverneur der englischen Zentralbank und heute „Klimabotschafter“ der UN, auf einem COP-Gipfel sagte: Diejenigen Unternehmen, die sich diesen ESG-Regeln nicht anpassen, würden „vom Markt verschwinden“. Kalter Kaffee, eigentlich. Doch selbst heute wissen viele Menschen noch immer nicht, worum es dabei wirklich geht – wegen der asymmetrischen Informationsverteilung zwischen Klima-Abzockern und klimatisch Abgezockten. Denn die von mir soeben genannten Artikel würden Sie niemals im Mainstream lesen. Solche Informationen werden systematisch totgeschwiegen.

Und nun stellen Sie sich abschließend bitte vor, wie eine wirklich gebildete, mündige, aufgeklärte, selberdenkende, gut informierte Bevölkerung reagieren würde, sollte ihr irgendjemand erzählen wollen, dass das, was ich gerade beschrieben habe – also dieser offensichtliche Versuch einer technokratischen Machtergreifung unter ökologischen Vorwänden –, eine „Verschwörungstheorie“ sei. Die Reaktion bestünde aus sechs Buchstaben: ROFLMAO!

Bis nächste Woche.


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