Schützenhilfe durch: Star Trek: Picard: Rettung durch die alte Garde
Sensationelle Symbolik in der dritten Staffel
von David Andres
von David Andres drucken
Die zweite Staffel der Star-Trek-Serie „Picard“ verärgerte das Publikum nicht bloß durch einige dümmliche Plot-Entscheidungen sowie dramaturgische Längen, sondern vor allem auch durch die Bedienung „woker“ Bedürfnisse. Was sich nun allerdings in der dritten Staffel vor den Augen des verblüfften Menschen mit Freiheitsdrang und Gegenwartsüberdruss entfaltet, ist überaus erstaunlich. Erfahren Sie es hier, wenn Ihnen die kommenden Spoiler nichts ausmachen.
Die Borg sind wieder da. Nicht die runderneuerten aus der Vorgängerstaffel, die andere Spezies eher „überzeugen“ als „assimilieren“ wollten, sondern die klassischen aus der Historie der Serie. Ihre Königin hängt in den letzten Lebenszügen. Auf ihrem Mutterschiff hat sie, wie sich gegen Ende herausstellt, sogar bereits fast alle übrigen Mitglieder ihres Kollektivs körperlich gefressen und ausgelaugt. Dem neuen Protagonisten der Serie, einem bislang unbekannten Sohn von Jean-Luc Picard, der von seinem Vater, der einst für eine Weile ein Borg gewesen ist, versteckte Gene geerbt hat, säuselt diese Königin dennoch vor, dass er bei ihr – und nur bei ihr – sein wahres Zuhause fände, um in dem Kollektiv auf die einzige, ja, alternativlose Art und Weise dem ganzen Universum „Frieden“ zu bringen.
Derweil verfolgt die Borg-Queen die neue Strategie, mithilfe der Spezies der „Wechselbälger“ als nützlichen, von Rache getriebenen Idioten die Menschheit zu erobern, indem sie dieser eine Borg-Gensequenz einpflanzt, wenn sie sich beim Beamen auseinander- und wieder zusammenbauen lassen. Diese genetische „Impfung“ funktioniert allerdings nur bei jungen Menschen unter 25 Jahren, was allerdings völlig ausreicht, wenn diese sich allesamt in willenlose Drohnen verwandeln, die bereit sind, alle Alten empathielos zu beseitigen. Die Föderation selbst hat indessen sogar schon ganz ohne dieses trojanische Pferd neuer DNA-Stränge völlig unreflektiert das kollektivistische Denken der Borg übernommen. Sie feiert ihr 250. Jubiläum unter anderem mit einer neuen Flottenformation, in der „alle Schiffe vernetzt wie eines“ agieren.
So. Man nehme bislang allein diese Elemente und lese sie als Gleichnis auf die derzeitige Gegenwart. Da ist ein längst sterbender Korpus des Kollektivismus am Werk, der immer noch die Lüge vertritt, sein technokratischer Terror garantiere alleine eine konfliktfreie und „friedliche“ Welt, dessen Kopf allerdings so egoistisch ist, die eigenen Leute sogar wörtlich aufzufressen. Dieser Korpus hat eine Möglichkeit gefunden, sich zu erneuern, indem er eine komplette Generation junger Menschen auf genetischer Ebene unbemerkt verändert und somit körperlich wie hernach auch psychisch zu willenlosen Drohnen macht, die ihm und seinen Befehlen blind folgen. Der ungeimpfte Teil der Menschheit wiederum gibt sich bereits völlig freiwillig den kollektivistisch-technischen Methoden hin, weil sie so glorios effizient sind – und macht sich extrem verwundbar dadurch, dass er absolut alles ganz „smart“ am Netz hat, wodurch eine technologische Attacke augenblicklich auch alles betrifft.
Wie lautet nun die Lösung und Rettung in dieser Staffel, welche die ehemals „nächste Generation“ aus der Serie der 90er Jahre nun in der finalen Folge wörtlich als „letzte Generation“ antreten lässt und den Begriff damit völlig konträr zu den „Drohnen“ belegt, die gerade hierzulande auf den Straßen kleben? Die Lösung besteht darin, dass diese Crew der ganz Alten (Männer wie Frauen, weiß wie schwarz, Mensch wie menschlich beseelte künstliche Lebensform), die gegenüber der Impfung körperlich wie geistig immun bleiben, sich aus dem Flottenmuseum das alte Raumschiff Enterprise von früher holen. Der Grund: Es funktioniert autark und ist als einziges nicht ans Netz der Föderation angeschlossen. Seinen von der Borg-Königin assimilierten und hypnotisierten Sohn kann Picard schließlich durch was dazu bringen, sich wieder auszuloggen und das kybernetische Kabel aus dem Schädel zu reißen? Indem er ihm von echter Vaterliebe und dem Wert seiner wahren Familie überzeugt, die das einzige emotionale Zuhause darstellt – und nicht so ein bigottes, manipulatives und eiskaltes Kollektiv.
Borg-Queen von der Leyen, Borg-König Schwab und die gesammelten technokratischen Kollektivisten des Silicon Valley würden diese Deutung sicherlich weit von sich weisen und daran erinnern, dass die Menschheit in der Utopie „Star Trek“ postkapitalistisch und nachhaltig lebt. Das stimmt, jedoch macht sie das auf Basis der Hochachtung des Individuums und der Tatsache, dass findige Ingenieure einst den heiligen Gral unendlicher, kostenfreier Energie gefunden haben – und das nicht im Sinne von Windrädern, sondern im Rahmen eines risikofreudigen Forschungsdranges, gegen den die verpönte moderne Nukleartechnik noch wie das Schürfen nach Kohle wirkt.
Aber was sage ich – sehen Sie einfach selbst.
Quellen:
Star Trek: Picard (Season 3) (Amazon)
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.