Freiheitsimpuls: Singt die bösen Lieder!
Gegentöne zum Soundtrack von © Unsere Demokratie
von David Andres drucken
Ein Pädagogik-Star träumt davon, das ohnehin schon linke Curriculum der Schule durch noch linkere Popkultur zu verstärken. Und wir?
Die Dokumentation "Babo" über den Erfolg und den drogenbedingten Absturz des Rappers Haftbefehl hat eine neue Debatte darüber angestoßen, ob es nicht Zeit sei, die Texte heutiger Rap- und Popsongs endlich im Deutschunterricht zu behandeln. Entlang dieser Frage spülte mir der Algorithmus von Instagram die Vorschläge eines erfolgreichen pädagogischen Influencers und Buchautors namens Netzlehrer aufs Handy, auch bekannt als „Bildungsaktivist Bob Blume“. In mehreren Videos stellt er Lieder vor, die im Unterricht gehört und besprochen werden sollten. Er nennt Interpret, Titel, Klasse und die Themen, die in den jeweiligen Texten vorkommen und den Grund dafür liefern, wieso die Songs so wertvoll für unseren Nachwuchs sind.
Ich zitiere einige Highlights:
Die Toten Hosen – „Willkommen in Deutschland“, Rassismuskritik, ab Klasse 8
Torch – „Blauer Schein“, soziale Ungleichheit und Kapitalismus, ab Klasse 9
Casper – „Der Druck steigt“, Leistungsdruck und Identität, ab Klasse 9
K.I.Z & Henning May – „Hurra, die Welt geht unter“, Kapitalismuskritik, ab Klasse 9
Danger Dan – „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“, Meinungsfreiheit und Rassismuskritik, ab Klasse 10
Ich könnte noch weiter machen, aber Sie erkennen das Muster. Bei der Implementierung von Popkultur in den Unterricht fällt einem Pädagogen von heute nur ein, die Jugendlichen, die in der Schule sowieso schon nichts über Wirtschaft lernen, gegen den Kapitalismus aufzuhetzen und auf einen linken, woken Zeitgeist einzuschwören. Song für Song werden sie darin bekräftigt, dass sie mit der Marktwirtschaft in einem Schweinesystem leben, das eigentlich gestürzt gehört, und dass sie umzingelt sind von Nazis und Faschisten. Die „Meinungsfreiheit“, die der linksradikale Rapper Danger Dan in seinem Song beschwört, wird nur als Meinungsfreiheit in der Hetze gegen die Rechten verstanden. Das Stück beginnt mit den Zeilen: „Also jetzt mal ganz spekulativ / angenommen, ich schriebe mal ein Lied / In dessen Inhalt ich besänge, dass ich höchstpersönlich fände / Jürgen Elsässer sei Antisemit/Und im zweiten Teil der ersten Strophe dann / Würde ich zu Kubitschek den Bogen spannen / Und damit meinte ich nicht nur die rhetorische Figur /Sondern das Sportgerät, das Pfeile schießen kann.“ Man stelle sich vor, ein rechter Musiker würde davon fantasieren, mit dem Bogen seine Pfeile in einen führenden Kopf der Linken zu schießen. Den Schülern, die wahrscheinlich nicht so tief in der Materie stecken, würde man dann erst einmal erklären, bei wem es sich im Götz Kubitschek handelt, damit sie verstehen, wieso lyrische Fantasien wie diese legitim sind. In einer späteren Strophe rappt Danger Dan: „Und angenommen, der Text gipfelte in ei'm ufruf / die Welt von den Faschisten zu befreien / Und sie zurück in ihre Löcher reinzuprügeln noch und nöcher / Anstatt ihnen Rosen auf den Weg zu streuen.“ Immerhin unterscheidet sich dieser Mann und seine Gruppe Antilopen Gang vom Rest der linken Musiker-Bubble dadurch, dass sie kompromisslos an der Seite Israels stehen. Ihr Song „Oktober in Europa“ über den Hamas-Angriff von 2023 wäre insofern tatsächlich spannend im Unterricht zu besprechen, vor allem in einer Schulklasse von Neukölln. Dem Lehrer wäre viel Glück auf seinem weiteren Lebensweg zu wünschen.
Von derlei Details aber mal abgesehen, möchte „Bildungsaktivist Bob Blume“ aber in aller Breite den politischen Manipulations-Kanon von © Unsere Demokratie über die Kinder ergießen. Kein Hauch von Gegenstimme, von Liberalismus, von Freiheit. Martin Moczarski aus unserem Hause kommentierte den Clip ganz lässig damit, man könne in der Schule auch „Drei Worte wie ein Gedicht“ hören. So ein Kommentar allein kann schon was bewirken. Stellen Sie sich vor, einige der neugierigen Nutzer gehen dem Tipp wirklich nach und hören das erste Mal im Leben ein Lied, in dem es heißt: „Steuern sind Raub.“ Daher lautet der Freiheitsimpuls dieser Woche: Singen Sie die bösen Lieder. „Böse“ aus Sicht des Mainstreams und der kollektivistischen Leitkultur.
Singen und verbreiten Sie die libertären Schlager des Kollegen Martin Moczarski, die er als „Der Martin“ herausgebracht hat. Wählen Sie beim Pop-Rap eher einen Kontra K mit „Erfolg ist kein Glück“, der die jungen Leute als Bodybuilder in guter, alter Motivationsmanier darauf einschwört, Bock auf Leistung, Selbstdisziplin und Wettbewerb zu haben: „Mach die Luft in deiner Lunge zu Benzin für die Maschine / Den Neid von so vielen zu Öl für das Getriebe“. Trauen Sie sich an den „Free Spirit“ eines Kollegah in seiner Querdenker-Phase oder an den heiligen Zorn radikal christlicher Krawallmacher wie Impending Doom, die zu härtesten Gitarrenriffs markerschütternd „Christ is King!“ brüllen, als wollten sie die nächsten Kreuzzüge starten. Mal schauen, wie die jungen Gesichter des Dschihad in der Schulklasse dann gucken würden. Auch scheinbar harmlosere Klassiker des Rock’n’Roll sind aus heutiger Sicht wieder provozierend. Einfach nur das leichtsinnige, alkoholgeschwängerte und mit politisch unkorrekten Motiven kokettierende Dasein des verstorbenen Lemmy und seiner Motörhead-Bande zu feiern, bildet ebenfalls einen Stinkefinger gegen die Allianz aus linken Lehrern und islamisch-puritanischen Verboten. Wer es entweder sehr pathetisch oder latent proletarisch mag, jagt auch mal ein wenig Frei.Wild oder lädt ein paar Böhse Onkelz zu seiner Party ein – es muss ja nicht auf ihr absolutes Jugendwerk zurückgegriffen werden.
Besonders amüsant ist außerdem die Tatsache, dass Sie die Tugend-Gouvernanten der Gegenwart sogar mit Liedern von Gruppen provozieren können, die eigentlich zu den Systemtreuen gehören, die aber manches, was sie von sich gegeben haben, am liebsten wieder vergessen würden. Auf ihrem 1999er-Album „Unsterblich“ stimmen Die Toten Hosen zwar zu, dass der alte weiße Mann die Welt zerstört, geben im gleichnamigen Song aber auch zu bedenken, dass „Lesbische, schwarze Behinderte“ trotzdem auch „ätzend“ sein können. Eine Klamauknummer im Grunde, aber doch ein Seitenhieb gegen das, was später Identitätspolitik heißen würde, den sie sich heute nie mehr trauen würden.
Quellen:
Netzlehrer – Songs für den Unterricht
Der Martin: Drei Worte wie ein Gedicht (Steuern sind Raub) - Official Video
Kontra K - Erfolg ist kein Glück (Official Video)
KOLLEGAH - FREE SPIRIT (Official Video)
Lesbich schwarze Behinderte - DTH
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