23. Mai 2023

Erkenntnistheoretische Kriegsführung Propagandatechniken – und wie man sie erkennt

Pseudo-Argumente

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Offenbart sich anhand unterschiedlicher Scheinargumente: Propaganda

Kennen Sie Edward Bernays (1891–1995)? Er ist ein Neffe Sigmund Freuds und er hatte die Medienlandschaft verändert wie kaum ein anderer. Von ihm stammt das Buch „Propaganda“, ein „Leitfaden“, der später in „Public Relations“ umgetauft wurde, weil der Begriff Propaganda dann schon ziemlich „verbrannt“ war – dies zum Thema „weiche Sprache“.

Bei der Propaganda geht es – kurz gesagt – darum, in den Menschen gewisse Haltungen zu sich und der Welt zu verankern. Sie kann zu Werbezwecken ebenso eingesetzt werden wie zu politischen Zwecken. Im Unterschied zu Werbung, so Ludwig von Mises (1881–1973), ist das „Produkt“ bei politischer Propaganda jedoch nicht empirisch testbar, sondern nur a priori begreifbar. Freilich zeigte sich die Symptomatik des Sozialismus auch in der Erfahrungswelt, beispielsweise wenn man die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der DDR mit derjenigen der BRD verglich. Aber das lässt sich natürlich auch anders interpretieren, und das wurde auch getan. Schuld dafür, dass es in der DDR wirtschaftlich schlechter ging, waren die Saboteure, die Reaktionäre und Kapitalisten, die dem Sozialismus schaden wollten. Und überhaupt: Der „westliche Konsumterror“ sei gar nicht wünschenswert und werde mit Ungleichheit und Unterdrückung der Arbeiterklasse erkauft – und so weiter.

Dass der Sozialismus a priori nicht in dem Sinne funktionieren kann, dass die Masse der Menschen zu Wohlstand und Freiheit gelangt, das hatte Ludwig von Mises zwar bereits in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts mit seinem Buch „Die Gemeinwirtschaft“ bewiesen. Nichtsdestotrotz gibt es weiterhin sozialistische Parteien – und einzelne typisch sozialistische Parolen gibt es in nahezu allen politischen Parteien. Denn im Kampf um die öffentliche Meinung, wie er bislang geführt wurde, setzt man nicht auf das logische Argument, sondern hauptsächlich auf die Wiederholung von Pseudo-Argumenten durch Personen, die in bestimmten Bereichen der Gesellschaft die Stellung von Anführern oder Vorbildern haben. Das sind nicht nur Politiker, sondern beispielsweise auch Nachrichtensprecher, Radio- und Fernseh-Moderatoren, Intellektuelle, Entertainer, Fußball-Profis oder Schauspieler bis hinunter zum Bürgermeister, Dorfpfarrer und dem Vorsitzenden des Kleintierzuchtvereins. Ludwig von Mises meinte sinngemäß, die Masse der Menschen mache sich nicht ihre eigenen Gedanken und bilde sich nicht ihr eigenes Urteil, sondern übernehme diese von den vorgenannten Leitbildern. Und manche von Ihnen erinnern sich bestimmt, wie hart mit denjenigen Vorbildern medial ins Gericht gegangen wurde, die in Zeiten der Zwangsmaßnahmen, die mit Corona begründet wurden, vom offiziellen Narrativ auch nur einen Spaltbreit abgewichen sind.

Bei der Propaganda werden typischerweise in den Medien folgende Techniken eingesetzt, um ein Narrativ im Geist der Menschen zu verfestigen und dieses Narrativ gegen Angriffe zu schützen:

Das „argumentum ad hominem“, also der Angriff auf die Person, ist ein klassischer Fehlschluss, weil aus Angriffen auf den Sprecher nicht folgt, dass sein Argument dadurch falsch wäre oder entkräftet sei. Diesem „Angriff auf die Person“ begegnet man heute auf Schritt und Tritt. Der „umstrittene Präsident Soundso“ beginnt oft ein sich als neutral gebender Bericht. Wenn man noch unangenehmer auffällt, wird man zu „hochumstritten“ befördert. Es folgen Hintergrundberichte über die Person, sie wird verächtlich gemacht mit Attributen wie „Querdenker“, „Klimaleugner“, „Corona-Leugner“ und dergleichen. Auch Kontaktschuld wird aufgefahren. Hat der zu Bekämpfende etwa jemals mit Leuten gesprochen, die Kontakt zu „rechten Gruppierungen“ hatten?

Beim „argumentum ad populum“ benützt man als Argument eine Aussage, die bei der Masse der Menschen beziehungsweise in der öffentlichen Meinung gerade populär ist – unabhängig davon, ob sie richtig ist. So ist für viele Menschen beispielsweise die Menschengemachtheit des Klimawandels ein unbestreitbares Dogma. Erkenntnistheoretisch ist ein Beweis dieser These betreffend ein komplexes nicht-wiederholbares Phänomen mit Rückkoppelungen wie dem Gang des Erdklimas zwar a priori nicht möglich, aber das ficht die Menschen nicht an, die das „argumentum ad populum“ verwenden oder gerne glauben möchten. Auch viele Argumente betreffend die Zwangsmaßnahmen in der Corona-Zeit waren zur Zeit ihres jeweiligen Aufkommens populär, wie etwa, dass Masketragen schützen würde, dass die Impfung nebenwirkungsfrei sei und auch vor Ansteckung schütze und so weiter, auch wenn manche „Experten“ nach Corona zu anderen, evidenzbasierten Einschätzungen gelangt sind als die „Modellierer“ zu Beginn. Was „plausibel“ erscheint, von lateinisch „plausibilis“, wörtlich etwa „beifallswürdig“, muss eben noch lange nicht wahr sein.

Das Autoritätsargument („argumentum ad verecundiam“, „Beweis durch Ehrfurcht“) ist ein Argument, mit dem eine These durch die Berufung auf eine Autorität bewiesen werden soll. Hier kommen die zahlreichen Experten ins Spiel, aber eben auch Meinungsführer, wie wir sie oben bereits angesprochen haben. Können denn Präsidenten, Bundeskanzler, Fernseh-Physiker, Klinik-Chefs, Bundestrainer und so weiter – können sie alle falsch liegen? „Nein!“, denkt sich die Masse der Menschen. Und wenn doch einige Experten oder Autoritäten eine gegenteilige Position bezüglich derjenigen beziehen, die gerade populär ist, dann werden sie mit dem ganzen Sammelsurium an Fehlschlüssen, wie wir sie bereits aufgeführt haben, in die Ecke verwiesen. Sie werden ignoriert oder – wenn dies nicht mehr ausreichend erscheint – verächtlich gemacht.

Bei Experten, Autoritäten und anderen, die in Zeiten der Zwangsmaßnahmen, die mit Corona begründet wurden, Argumente gegen das vorherrschende Narrativ vorbrachten, kam es zu Anzeigen und sogar zu Hausdurchsuchungen, Festnahmen, Anklagen und so weiter. Bedenkt man die Argumente des belgischen Psychologen Mattias Desmet, muss hier gar kein politischer Wille der jeweiligen Staatsanwälte oder Richter vermutet werden. Viele Menschen befanden sich im Hinblick auf das Narrativ nach Desmet in einer Art „Massenwahn“ – und auch sehr intelligente Menschen würden von solch einer psychischen „Massenbildung“ erfasst werden. Wenn ein Mensch von Leitmedien derartig zum Sündenbock gemacht wird, zur Persona non grata, wie manche Gegner der Zwangsmaßnahmen, dann sieht sich der Betroffene eben einer aufgehetzten Masse gegenüber, zu der – unter anderem – auch Juristen, Ärzte und so weiter gehören. Der eine oder andere mag dann vielleicht gedacht haben, „der muss doch Dreck am Stecken haben“ oder „da wird sich doch wohl etwas finden lassen. ‚Eine Leiche im Keller‘ hat schließlich jeder“. Ich weiß natürlich nicht, ob das tatsächlich so war und ich kenne die Details der Fälle nicht; es ist lediglich eine Vermutung, die mir nicht ganz fernliegend scheint.

Der „non sequitur“ soll am Ende auch noch als der Klassiker der Fehlschlüsse schlechthin angeführt werden, also: „daraus folgt nicht“. Ein Beispiel: Sie sehen einen Bären Fahrrad fahren und schließen daraus: „Nur Bären können Fahrrad fahren“. Oder jemand beobachtet, wie eine Gruppe namens Staat Zwangsversicherungen für Rente oder Gesundheit durchsetzt oder auch Zwangsbeiträge zum Rundfunk und dergleichen, und kommt zu dem Schluss: „Nur der Staat kann Soziales“ beziehungsweise „nur wenn der Staat die Rundfunkbeiträge erzwingt, kann der Rundfunk neutral berichten“ und so weiter. Was hier übrigens noch geschieht, ist eine Hypostasierung in Form eines Anthropomorphismus, indem der „Staat“, also ein geistiges Konzept, mit dem gleichgesetzt wird, was die ihn konstituierenden Menschen sind, nämlich mit einem handelnden Wesen – aber das sei hier nur am Rande erwähnt.

Wenn Sie nun dazu aufgelegt sind und über Pfingsten nichts besseres vorhaben, dann können Sie sich ja mal zum Beispiel eine aktuelle Zeitung oder Zeitschrift der Leitmedien hernehmen und gucken, wie Aussagen angegriffen oder untermauert werden, indem an Popularität, die Person oder Autorität appelliert wird. Oder sie können überprüfen, welche „Non-sequitur-Schlüsse“ sie finden, entweder offensichtlich oder zwischen den Zeilen in den Annahmen des Autors, die dem Geschriebenen zugrunde liegen. Ich wünsche Ihnen angenehme Feiertage!

Quellen:

Propaganda (Edward Bernays)

Die staatlichen Corona- und Klimamaßnahmen können wissenschaftlich nicht begründet werden (Andreas Tiedtke, Misesde.org)

Die Psychologie des Totalitarismus (Mattias Desmet)


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