Lautloser Krieg: Unbemerkt in Geiselhaft
… in einer „neuen Normalität“
von Monika Hausammann (Pausiert)
von Monika Hausammann (Pausiert) drucken
Die Frage, wie die in den vorangegangenen Texten geschilderten Entwicklungen hin zu einer Situation, in der eine Gesellschaft einen Krieg gegen sich selber, die eigene Freiheit und ihr Eigentum führt, bedarf zu ihrer Beantwortung eines Perspektivenwechsels: Nicht der Blick eines Einzelnen auf die mehr oder weniger manipulierte Mehrheit seiner Mitmenschen oder auf die Entscheider der Allparteien-Allianz und ihrer Partner ist gefragt, sondern – gerade umgekehrt – der Blick Letzterer, der Gruppe selbsternannter Führer der Welt auf den ganzen Rest von uns. Mit dem Wechsel der Perspektive verändert sich zwar nicht die Frage, aber ihr Zweck. Aus diesem neuen Blickwinkel ist er nicht mehr an das tastende Verstehen-Wollen von Einzelnen gebunden, sondern an einen klaren Willen: an den Willen, die Menschen und die Grundlagen ihres Lebens und Zusammenlebens ohne signifikante Gegenwehr zu kontrollieren. Wie selbstbewusst der Wille dieser kleinen Gruppe bereits ist, machte vor Wochenfrist ein Nebensatz des ukrainischen Außenministers Kuleba deutlich, der sagte, nichts sei unmöglich, wo ein politischer Wille sei. Ich kannte diese Worte bisher nur aus der Bibel und da stehen sie für die Allmacht Gottes. Aber das nur nebenbei. Aus dem Perspektivenwechsel und der Zuordnung der Frage an einen klaren Willen, ergibt sich die Hauptproblemstellung, die für die Allparteien-Allianz und ihre Partner an der Basis liegt: Was ist zu tun, um den Menschen jede Fähigkeit zum Widerstand zu nehmen?
Die Antwort lautet: Schaffe eine existenzielle Bedrohungslage und eine Grundstimmung permanenter Angstbereitschaft. Die Bedrohungslage muss dabei so komplex sein, dass der Bedrohte glaubt, sich bei der Feststellung ihrer Existenz, ihrer Beurteilung und Überwindung nicht auf den eigenen Verstand, den eigenen Erfahrungsschatz und die eigenen Kenntnisse stützen zu können, sondern sich auf die Expertise von Spezialisten verlassen zu müssen. Schaff in ihm das Wissen, dass er ohne die Experten verloren sei, ausgeliefert, so gut wie tot. Sieh zu, dass er davon überzeugt ist, dass die Experten freundlich und mitfühlend seien – dass ihn verstünden, mit ihm litten und sein Bestes wollten. Mache deutlich, dass das Überwinden der Bedrohung – Leben und Tod – von seiner Bereitschaft abhänge, das zu tun, was die Experten sagen. Baue die Überzeugung auf, dass alle, die den Experten nicht gehorchten, den Tod von Menschen wollten und daher Feinde seien. Isoliere die Menschen einzeln oder in Gruppen. Nimm ihnen die Möglichkeit, sich zu orientieren, indem du alle bisher gültigen Ordnungen der Welt – physische ebenso wie psychische und soziale – aufhebst oder in ihr Gegenteil verkehrst. Bringe die Menschen dazu, ihr Leben in einem anhaltenden Zustand der Spannung an eine geschichts- und zukunftslose Gegenwärtigkeit situationsgebundener Emotionen zu ketten. Schaffe es, in all dem PR-mäßig die Authentizität von Sorge und Fürsorge einer Art pervertierter Elternschaft vorzutäuschen, hege deine Saat und pflege sie kommunikativ rund um die Uhr, damit sie zu einem schönen, starken Baum aufwächst – dann wird tatsächlich fast alles möglich.
Das ist der Kern, die Mitte hinter allen strategischen und taktischen Maßnahmen aus dem Bereich der Aufstands- und Terrorismusbekämpfung, die sehr erfolgreich angewandt werden. Die Mitte, die alles zusammenhält und ohne die meiner Meinung nach nie das möglich wäre, was beobachtet werden konnte und kann und was sich abzeichnet: die Methoden, Mechanismen und Regeln des militärischen Spezialbereichs der Geiselnahme und der Folter. Wer hier einwendet, das sei eine Übertreibung, denn schließlich würde kein Mensch gegen seinen Willen an einen Ort verschleppt und dort festgehalten und gefoltert, dem sei gesagt: Natürlich nicht – es ist noch viel verrückter! Während Rezepturen und Resultate dieselben sind wie im „klassischen Fall“, handelt es sich hierbei um nicht weniger als um das Unterfangen, ganze Bevölkerungen als Geiseln zu nehmen und sie unter Androhung von Folter an einen Ort zu schleppen, der, obwohl es ihn seit Jahrzehnten gibt, erst neuerdings mit Namen versehen wird: die „neue Normalität“, beispielsweise oder „Net Zero“. Es ist ein Ort, an dem die Menschen ihr Urvertrauen in sich selber und die herkömmlichen Gemeinschaften und Gruppen verlieren. Der Ort, an dem Lebensmut, Weltvertrauen, von alten Wurzeln gehaltene Charakterstärke und Persönlichkeit, Nächstenhilfe, Zukunftshoffnung, Lebens- und Leistungsfreude ersetzt worden sind durch Reizbarkeit, Genussunfähigkeit, Mob- und Opfermentalität, Depressivität, Grübelei, Zwänge, Ruhelosigkeit, Initiativelosigkeit, Leistungseinbruch und -verachtung, Genussunfähigkeit, eine zerstörte Identität und die Aufmerksamkeitsspanne und Merkfähigkeit von Bergblumen. Das Ganze ohne Mauern, Gitterstäbe und verriegelte Türen.
Wem dies alles als abstruses Hirngespinst eines fehlgeleiteten Versehen-Wollens erscheint, sollte sich meiner Meinung nach – und sei es nur zum eigenen Amüsement – die folgenden Fragen vorlegen:
Gab es in der Vergangenheit und gibt es heute Bedrohungslagen für die ganze Gesellschaft oder für bestimmte Gruppen innerhalb der Gesellschaft, die – werden sie nicht überwunden – das Potential haben, viele wirtschaftliche Existenzen und Menschenleben auszulöschen?
Gibt es mit Blick auf diese Bedrohungslage einen Konsens von Experten, was ihr Vorhandensein, Ursache und Lösung anbelangt?
Werden die Resultate von Analysen und Studien anderer Experten, die anders lauten als der Konsens, nicht in erster Linie als falsch, sondern als unmoralisch und böse dargestellt?
Wird der Konsens von sämtlichen staatlich direkt oder indirekt subventionierten Bereichen mitgetragen?
Gibt es nur ganz bestimmte Quellen zuverlässiger Informationen, denen man vertrauen darf?
Werden vor dem Hintergrund dieser Bedrohungslagen hergebrachte Ordnungen des Zusammenlebens – auch rechtsstaatliche – für veraltet erklärt, neu interpretiert oder über den Haufen geworfen?
Gibt es innerhalb der Gesellschaft oder einer Gruppe der Gesellschaft eine Mehrheit, die von der Gefahr, die von dieser Bedrohung ausgeht, überzeugt ist und sich davor fürchtet?
Gibt es innerhalb der Gesellschaft oder der Gruppe eine Mehrheit, die bereit ist, den Konsens der Experten zu übernehmen und die vorgeschlagenen Maßnahmen zu befolgen?
Gibt es innerhalb der Gesellschaft oder der Gruppe eine Überidentifikation mit medial omnipräsenten „Superstars der Krise“, die die Bedrohung an vorderster Front bekämpfen?
Gibt es bei Befolgen der Maßnahmen zur Überwindung der Bedrohung Vorteile oder Vergünstigungen für die Befolger? Nachteile oder Strafen für die Nicht-Befolger?
Gibt es innerhalb der Gesellschaft oder der Gruppe eine Mehrheit, die mit Blick auf die Bedrohung in Opfer-Täter-Schemata denkt und die bereit ist, jene, die die Alternativlosigkeit von Analyse und Maßnahmen infrage stellen, als Schuldige und Feinde zu betrachten?
Wird die Opfer-Täter-Denke gefordert und gefördert?
Findet eine allgemeine Verrohung im Umgang statt und ist die Tendenz zur Entmenschlichung des „Gegners“ beobachtbar?
Haben diese Bedrohungslagen und der Umgang damit das Potenzial, Gesellschaft, Familie und auch den Menschen selber zu spalten (Wissen/Glauben, Denken/Fühlen, Tatsachen/psychisches Erleben)?
Wachsen die Bereitschaft und die Akzeptanz dafür, seine Mitmenschen für die Überwindung der Bedrohungslage zu melden und zu denunzieren?
Häufen sich vor dem Hintergrund der Bedrohungslage innerhalb der Bevölkerung oder einer Gruppe Fälle depressiver Verstimmung oder von Depressionen mit all ihren Folgen auf das Entscheiden und Handeln von Menschen – auch und gerade bei sehr jungen und alten?
Gibt es vor dem Hintergrund der Bedrohungslage innerhalb der Gesellschaft oder der betroffenen Gruppe mehr oder weniger Innovation, Firmen- und Familiengründungen, Gemeinschaftssinn, Solidarität, Mitfreude und Nächstenhilfe?
Gibt es Stimmen, die „die Gesellschaft“, „das Land“, „Europa“ oder „die Welt“ heilen wollen?
Dies sind nur ein paar Beispiele. Wenn die Antworten auf diese Fragen „Ja“ lauten, dann kommt man nicht um die Einsicht herum, dass man es mit größter Wahrscheinlichkeit mit einer Bevölkerung oder mit bestimmten Gruppen innerhalb der Bevölkerung zu tun hat, von der keinerlei Widerstand zu erwarten ist: weder gegen die Verkündiger der Bedrohungslage noch gegen die Masterminds der Anstrengungen zur Rettung und Erlösung. Es ist eine orientierungslose und wehrlose Bevölkerung in Geiselhaft.
Meiner Meinung nach trifft dies auf die sogenannte Pandemie ebenso zu wie auf den Themenkomplex „Klima“, den neuen und den alten Geschlechterkrieg, den Krieg in der Ukraine, den Kampf gegen Desinformation, die gerade anlaufende „globale Wasserkrise“ oder – möglicherweise – auch die sich abzeichnende Geld- beziehungsweise Inflationskrise, von der es vonseiten des Bundesbankchefs Nagel kürzlich hieß, es brauche jetzt zu ihrer Bekämpfung mehr Anstrengung von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Man kommt aus dem Staunen gar nicht mehr heraus.
Die gute Nachricht in alldem: Geiselhaft und Folter sind nichts Schönes – aber sie sind zu überstehen. Man kann sich vorbereiten, darin zurechtfinden und frei bleiben.
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.