Ryanair ab Niederrhein: Wunder des Kapitalismus!
Wenn Menschen an der Propaganda vorbei mit den Füßen abstimmen – im Gänsemarsch ins Flugzeug
von André F. Lichtschlag (Pausiert)
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Am Montag, den 22. Mai, beleuchtete Tagesschau.de in zwei Nachrichten die Reisebranche. Die eine Neuigkeit war ein geplatzter Traum der Redaktion der Aktuellen Kamera von einer von allen geliebten Deutschen Bahn unter der Überschrift „Auslandsreisen sind kompliziert“ mit dem Teaser: „Das Umweltgewissen der Menschen in Deutschland wächst. Von der Verkehrswende sollte die Bahn sehr profitieren. Doch will man mit dem Zug ins Ausland reisen, wird es meist kompliziert und teuer.“ Zwei Nachrichten darunter dann die Wirklichkeit unter dem Titel „Steigende Gewinne: Ryanair fliegt so viele Passagiere wie nie“ mit dem Anreißer: „Ryanair ist bekannt für günstige Ticketpreise. Die starke Nachfrage in Zeiten hoher Inflation führte zu einem Passagierrekord. Die Airline will künftig noch mehr Menschen befördern.“
Ich las diese Zeilen amüsiert in Kopenhagen während eines Kurzurlaubs: Mal die Hygge testen. War wirklich sehr schön, empfehlenswert. Und du erkennst: Dänen lügen nicht. Aber das ist ein anderes Lied.
Denn worauf ich eigentlich hinauswill: Ich bin zum ersten Mal im Leben mit Ryanair geflogen. Holzklasse. Abenteuer.
Während die Grünen und Roten aller Parteien gerade den einfachen Menschen seit Jahren den Urlaub verteuern, vermiesen und am Ende unmöglich machen möchten, sind es innovative Unternehmen wie Ryanair, die dagegenhalten und auch Geringverdienern Ferien auf Mallorca für kleines Geld ermöglichen.
Während die Tagesschau vom „wachsenden Umweltgewissen“ phantasiert, nutzen immer mehr Menschen tolle Angebote wie die von Ryanair und zeigen diesen Ideologen – selbst natürlich Vielflieger erster Klasse wie Greta und Luisa; im Sozialismus sind immer einige gleicher als gleich und Doppelmoral, zweierlei Maß und Scheinheiligkeit sind konstituierende Kennzeichen jeder sozialistischen Epoche –, was in Wirklichkeit der Handwerker und die Friseurin von nebenan von der Transformation zurück in die Steinzeit halten.
Fliegen mit Ryanair, das ist eben auch eine kapitalistische Offenbarung. Erstmals flog ich zudem von Weeze aus ab, einem kleinen ehemaligen britischen Militärflughafen am Niederrhein, der heute fast ausschließlich von Ryanair genutzt wird. Ein Flughafen der ultrakurzen Wege und entfallener Wartezeiten. Schwups, ist man drin im Flieger – und dann geht es auch schon los, ab in den Norden (in unserem Fall).
Klar, einen Transatlantikflug möchte der eigene Rücken auf den dünnen, engen Sitzen nicht mitmachen, aber dafür sind die Flieger ja auch nicht konzipiert.
Auf dem Rückflug von Kopenhagen aus konnte ich tiefere Einblicke gewinnen, denn das Gate mit großen Sichtfenstern lag unmittelbar vor dem Rollfeld – und zum Billigflieger (neben uns stand ein Easyjet bereit) geht man einfach zu Fuß und steigt ein. Wozu Busse oder Fluggastbrücken, wenn man die einsparen kann?
Zur Abflugzeit war nun aber der Parkplatz vor unserem Gate noch unbesetzt, unser Flugzeug war noch gar nicht angekommen, geschweige denn wieder abflugbereit. Das kann dauern, dachte ich. Lange dauern. Und schaute ein wenig verzweifelt.
Doch da, das Flugzeug landete. Kaum hatte es direkt vor uns geparkt, fuhr auch schon vollautomatisch eine kleine Treppe aus ihm heraus, so etwas hatte ich nirgends zuvor je gesehen. Die Tür öffnete sich und zwei Ryanair-Stewardessen befestigten rasch mit geübten Handgriffen die beiden Geländer. Fünf Sekunden später stiegen die ersten gerade gelandeten Fluggäste aus. Gleichzeitig wurden auf der anderen Flugzeugseite die Ladeluken geöffnet, die Koffer der Ankommenden heraus- und dann schon wieder unsere eigenen Koffer hineingelassen. Nach etwa drei Minuten waren nicht nur alle Koffer ent- und beladen, auch das Flugzeug war leer – alle ankommenden Passagiere sind flugs an uns vorbeimarschiert, in den Flughafen hinein. Der Letzte war noch nicht durch, da wurde uns die Tür geöffnet. Einstieg.
Wozu nach jedem Flug tanken? Wozu ständig checken? Wozu reinigen? Busse fahren doch auch mehrere Stationen ohne Zwischen-Firlefanz!
Eine Viertelstunde nach Ankommen rollte unser Flugzeug bereits wieder auf die Startbahn. Wir kamen am Ende nicht einmal 20 Minuten verspätet in Weeze an, obwohl die Maschine wie gesagt bei der geplanten Abflugzeit nicht einmal in Kopenhagen gelandet war.
Am Niederrhein dann gleich ein neuer Rekord: Ausstieg wie beschrieben – in Ryanair-Lichtgeschwindigkeit. Die Koffer konnten unmöglich nach den zwei Minuten Busfahrt schon auf dem einzigen Rollband laufen. Taten sie! Weitere drei Minuten später saßen wir in unserem Auto auf dem Heimweg.
So geht Innovation! So geht Kapitalismus! Und das Beste ist: Wer anders, komfortabler und eben auch etwas teurer reisen möchte, der findet auch dafür wunderbare Angebote, solange ein Markt existiert.
Mit dem modernen Reisen ist es wie mit allem anderen, das Freude bereitet: Der Kapitalismus macht’s möglich. Was im Sozialismus und in feudalen Systemen wenigen Auserwählten vergönnt ist, macht der Kapitalismus für die Masse zugänglich: Schuhe, später Uhren nicht nur für den Adel, sondern für alle. In der DDR hatte nicht jeder ein Telefon, in der Sowjetunion nur wenige ein Auto. Und an so etwas wie Ryanair war gar nicht zu denken.
Was ich hier mit eigenen Augen mitansehen durfte, war im Wortsinn eine Abstimmung mit den Füßen. Sollen doch die Tagesschau-Redakteure allein mit der Bahn ins Ausland reisen! Was sie tun würden, wenn ihresgleichen nicht auch noch so penetrant verlogen wären.
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