28. Mai 2023 14:00

Christentum heute Was feiern wir an Pfingsten überhaupt?

Heiliger Geist und Grundgesetz konnten die Ausbreitung des Sozialismus in Deutschland nicht verhindern

von Reinhard Günzel

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Bildquelle: piosi / Shutterstock Pfingsten: Christliches Fest, bei dem die Entsendung des Heiligen Geistes gefeiert wird

Von den neun arbeitsfreien Feiertagen in Deutschland sind lediglich drei weltlichen Ursprungs: das Neujahrsfest, der erste Mai und der Tag der Deutschen Einheit. Doch wer weiß eigentlich oder will überhaupt noch wissen, wofür die kirchlichen Feiertage und hier insbesondere das Pfingstfest stehen?

Am heutigen Sonntag haben wir außerdem noch den Tag der Lebensspende, den Frauengesundheitstag, den Weltspieltag und den Tag des Bürgers. Pfingstmontag kommen der Deutsche Mühlentag und – ach je, auch das wird begangen – der Tag der UN-Friedenssicherung hinzu. Die DDR wiederum versuchte, Pfingsten seinen religiösen Charakter zu nehmen, und platzierte zu Pfingsten ihre nationalen Jugendfestivals: Pfingsten als Fest der Jugend – aber das ist Geschichte. Ansonsten gilt, dass Kinder schulfrei und viele Arbeitnehmer einen zusätzlichen freien Tag haben.

Eine Blitzumfrage im Bekanntenkreis ergab, dass die Hälfte tatsächlich um die kirchliche Bedeutung dieses Feiertags weiß: ein Feiertag, der an die Ausgießung des Heiligen Geistes erinnert. Im Kirchenjahr nimmt das Pfingstfest eine besondere Stellung ein, da es als Geburtsstunde der Kirche gesehen wird und gleichzeitig den Beginn der christlichen Mission der Jünger Jesu markiert, denn 50 Tage nach der Auferstehung Jesu Christi empfingen seine Jünger den Heiligen Geist und erhielten den Auftrag, das Evangelium auf der ganzen Welt zu verbreiten.

Für Nichtchristen – wir sagen ja nicht mehr Heiden, das könnte Gefühle verletzen –ist die Trinität Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist gerade wegen des Heiligen Geists gedanklich besonders schwer zu fassen. Wenn der Heilige Geist im Menschen wirkt, „begegnen wir damit dem lebendigen Gott selbst, der uns näher kommt, als wir denken“, heißt es im lutherischen Erwachsenenkatechismus. „Löscht den Geist nicht aus!“, warnte Paulus in seinem ältesten erhaltenen Brief.

Der Heilige Geist wurde an Pfingsten auf alle Gläubigen und nicht nur auf eine Priesterkaste oder Kirchenhierarchie ausgegossen. Der Geist weht, wo er will, heißt es in der Bibel. Er ist der Vermittler zwischen Mensch und Gott. Mehr zu Pfingsten im Kirchenjahr können Sie unter dem unten angefügten Link nachlesen.

Der Geist weht also, wo er will, und das wirft natürlich die Frage auf, wie es früher um den Heiligen Geist bestellt war und wie es denn heutzutage, in heidnischen Zeiten oder, vornehm ausgedrückt, in nichtchristlicher Umgebung um ihn bestellt ist. Weht er überhaupt noch, bringt er was, der Heilige Geist, die Kraft Gottes, die Christen über sich selbst hinauswachsen lässt?

Werfen wir zunächst mal einen Blick zurück auf die Zeit vor 500 Jahren, als Luther und Erasmus eine hitzige Debatte über die Freiheit des menschlichen Willens führten. In seiner Abhandlung „Über den freien Willen“ meinte Erasmus: „So groß ist mein Missvergnügen an festen Behauptungen, dass ich unbedenklich mich der Ansicht der Skeptiker anzuschließen pflege. Menschen, die feste Überzeugungen haben, seien wie Leute, die sich im Streit erhitzen und alles, was gerade zur Hand ist, sei es ein Krug oder sei es ein Teller, sich in ein Wurfgeschoss verwandelt.“

Luther sagt wiederum in seiner Gegenschrift „Vom unfreien Willen“: „Der Heilige Geist ist kein Skeptiker, er hat nichts Zweifelhaftes oder unsichere Meinungen in unsere Herzen geschrieben, sondern feste Gewissheiten, die gewisser und fester sind als das Leben selbst und alle Erfahrung.“

Nach Ansicht von Erasmus sind feste religiöse Überzeugungen also ein Nährboden für Gewalt. Genau genommen ist das eine richtige Feststellung, wie uns die Geschichte und die Gegenwart lehren, wobei sich Erasmus ja eigentlich gegen feste Behauptungen im Allgemeinen ausgesprochen hat, religiöse Behauptungen waren da nur eine Teilmenge. Und besonders hier, im nichtreligiösen Bereich, ist ihm zuzustimmen, wie die Französische Revolution, die danach folgenden Spielarten des Sozialismus und Kommunismus und all die anderen reihenweise aufploppenden Ideologien gezeigt haben. Es muss auch nicht immer gleich die Guillotine geschmiert werden. Heutzutage geht es feiner, subtiler zu – angefangen beim Ruinieren des Rufes bis hin zur Vernichtung der sozialen Existenz ist alles drin –, wenn mal nicht der Wissenschaft gefolgt wird, Meinungen gepflegt werden, die nicht vom Staatsfunk goutiert werden, oder überhaupt die Sinnhaftigkeit staatlicher Maßnahmen angezweifelt wird.

Luther mit seiner Deutung des Heiligen Geistes kann unter diesen Gesichtspunkten nur insoweit zugestimmt werden, als dass uns der Heilige Geist dazu befähigt, die Botschaft der Bibel anzunehmen und danach zu leben. Auf diese Weise lassen sich auch beide Positionen, die von Erasmus und jene von Luther, zusammenführen. Die Annahme und Befolgung der Lehre Christi beruht auf Freiwilligkeit. Sie lässt sich nicht durch Zwang herbeiführen und sie darf auch nicht durch Zwang und Gewalt weitergegeben werden. Der Religionsfriede wird dann gewahrt, wenn religiöse Vereinigungen bei der Verbreitung ihrer Lehre auf Zwang und Gewalt verzichten, was auch jegliche Parteinahme des Staates zugunsten eines religiösen Bekenntnisses kategorisch ausschließt –Religion ist somit Privatsache. Das war bisher eigentlich selbstverständlich und wird es wohl auch hoffentlich weiterhin bleiben.

Doch noch mal zurück zur allgemeinen Skepsis des Erasmus gegen „feste Behauptungen“ als Quelle von Zwang und Gewalt. Über Jahrhunderte gab es in Deutschland die enge Verflechtung von Staat und Religion, und genau diese Verflechtung hat uns ja unter anderem auch einen 30 Jahre andauernden schrecklichen Krieg eingebracht. Ruhe kehrte hier erst mit der Trennung von Kirche und Staat ein. Warum sollte man diese erfolgreiche Methode der Problemlösung, der gesellschaftlichen Befriedung nicht auch auf andere „feste Behauptungen“, jenseits des Religiösen, ausweiten und dem Staat verbieten, für „feste Behauptungen“ einzutreten, ihm zu verbieten, für bestimmte Meinungen und Verhaltensweisen Partei zu ergreifen, und sei es durch neu geschaffene Besteuerungen, Begünstigungen und Verbote? Im Ergebnis hätten wir wieder einen Staat, der sich nicht in private Belange einmischen dürfte, einen Staat, in dem alles erlaubt wäre, was nicht verboten wäre, und zu verbieten wären nur jene Handlungen, bei denen Freiheit und Eigentumsrechte beeinträchtigt würden.

Also, um es kurz zu sagen: einen Staat nach Geist und Buchstaben unseres Grundgesetzes. In diesem freiheitlichen Staat darf der Bürger selbst entscheiden, wie viel Fleisch er essen möchte oder ob er sich doch lieber vegan ernährt, womit er seine Wohnung auf welche Innentemperatur auch immer heizen möchte, wohin er geht, fährt oder fliegt, wie viel seines Einkommens er den Bedürftigen dieser Welt zukommen lassen möchte oder ob er lieber seinem neuen Nachbarn die Wohnung samt Kost bezahlt oder ob er dann doch besser im nächsten Krieg – denn Kriege kommen ja immer wieder, sie sind die verlässlichsten Wiedergänger der Weltgeschichte – sein Geld gleich den Guten zukommen lässt?   

Um diese Wende bei den Aufgaben des Staates voranzubringen, ihn sozusagen wieder vom Kopf auf die Füße zu stellen, brauchen wir jede Menge Heiligen Geist, denn die damit verbundene Herausforderung ist gewaltig, und wir werden, um sie zu meistern, über uns selbst hinauswachsen müssen. Doch wer soll vorangehen? Es mangelt bei etlichen Entscheidern, bei deutschen Führungskräften ja vielfach am Geiste überhaupt, wie uns Emilia Fester, eine junge Frau und Abgeordnete des Deutschen Bundestags, vor Augen führte. Eine Frau, die in der Hildesheimer Gymnasialstufe der Robert-Bosch-Gesamtschule ein Abitur mit der Supernote 1,3 abgelegt und nach dem Abitur irgendwas mit Theater gemacht hat – doch einen Beruf, von dessen Erträgen sich leben lässt, kann Fester mit 25 Jahren nicht vorweisen. Braucht sie ja auch nicht, genauso wenig wie einen reichen Mann, denn sie sitzt schließlich gut versorgt im Bundestag, und wenn sich bei der nächsten Bundestagswahl wieder ein Abgeordnetenmandat ergibt, ist die Rente erst mal sicher. Ich weiß nicht, welchen Leistungskurs sie im Gymnasium dereinst belegte, vermute aber, dass es wohl Mathe, Physik oder Chemie nicht gewesen sein werden, doch auch Geschichte scheidet aus, denn Emilia Fester weiß als Abgeordnete nicht, wann die Bundesrepublik gegründet wurde, und offenbart auch bei der Frage nach dem ersten Reichskanzler nur charmant dargebotenes Nichtwissen. Nebenbei gesagt war diese Darstellung des Bildungsniveaus nach 19 Jahren Schulunterricht eine schallende Ohrfeige für unser Bildungssystem, eine einzige Versagensoffenbarung, und es war auch eine schonungslose Offenlegung der Qualität grüner Führungskräfte. Da hilft es auch gar nicht mehr, wenn anerkannt werden muss, dass Emilia Fester offensichtlich eine begabte Diskotänzerin zu sein scheint, wie mehrere Videos belegen, die sie gern ins Netz zu stellen pflegt.

Um nicht missverstanden zu werden: Ich gönne ihr jeden Tanz, und wenn sie trotz ihrer rudimentären Bildung ein glückliches Leben hat: gerne, nur zu. Aber diese Typen sitzen im Bundestag, bestimmen über unsere Art zu leben, verabschieden Gesetze oder geben Hoheitsrechte mehr und mehr an demokratisch nicht legitimierte Organisationen, wie an die EU und jüngst erst an die WHO, ab, engen unsere Freiheitsrechte ein, greifen in die Verfügungsrechte über das Privateigentum ein – kurz: Sie sind gerade im Begriff, eine nach sozialistischen Vorbildern organisierte Wirtschaft und Gesellschaft zu errichten. Stichwort: Überwindung des kapitalistischen Systems – denn das darf nicht nur wieder gesagt werden, der Wirtschaftsminister hat überdies sogar ein Vorwort zu einem Büchlein, „Kommunistisches Manifest neu denken“, geschrieben.

Dieser allgegenwärtige Drang in den Sozialismus, der sich wie ein Pilzgeflecht durch alle Parteien und Institutionen des Staates zieht, hat natürlich auch die Kirchen erfasst. Da gäbe es vieles zu bereden, wie die Finanzierung von Schlepperbooten im Mittelmeer, die schmähliche Ausgrenzung von Gläubigen zu Zeiten der Corona-Maßnahmen oder die gendergerechte Anbiederung an die Gemeinschaft der Woken.

Lassen wir stattdessen einen hohen Kirchenvertreter, Kardinal Marx, zu Worte kommen, der sich oft und gerne zu politischen Fragen zu äußern pflegt – in meiner Wahrnehmung sogar öfter als zu religiösen Fragen, aber das kann auch eine durch die Medien herbeigeführte Verzerrung sein. Jedenfalls sieht der Kardinal keine Gefahr durch den sich ausbreitenden Sozialismus auf uns zukommen, wohl aber durch Populisten, denen er entgegenhält: „Ich sage schon seit ein, zwei Jahren immer wieder: Die sozialen, politischen und ökologischen Folgen eines ungebremsten Kapitalismus kommen jetzt verstärkt auf die Tagesordnung“, so der Erzbischof. „Und ich spüre, wie es unter meinen Füßen brodelt, ich spüre die Unruhe. Die Fragen nach einer neuen Weltordnung mit Blick auf Handels- und wirtschaftliche Beziehungen, Anreizsysteme und ein Gemeinwohl für alle würden nun lauter denn je.“

Dieser Aufruf, die sozialistische Weltregierung zu etablieren, hätte auch von Klaus Schwab sein können und verfängt offensichtlich immer noch: Ziehe deine sozialistische Agenda durch und laste alle auftretenden Probleme und Schwierigkeiten dem Kapitalismus an. Bliebe noch hinzuzufügen, dass der Deckel auf den Topf gehört, bevor die Frösche merken, dass sie gekocht werden. Natürlich sollen und dürfen sich auch Kirchenvertreter politisch äußern, aber ich halte es hier eher mit Luther: Pfaffen sollen beten und nicht regieren.

Im Gedenken an die Ausgießung des Heiligen Geistes wünsche ich noch einen schönen Pfingstsonntag.

„Sonntagsblatt“: Der Geist weht, wo er will: Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes


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