Was ist kognitive Dissonanz?: Der Druck im Kessel der Frustration steigt
… und wird unweigerlich zum großen Knall führen
von Markus Krall
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Fangen wir mit einer einfachen, aber entscheidenden Definition an und stehlen die – ausnahmsweise – bei Wikipedia: „Kognitive Dissonanz bezeichnet einen als unangenehm empfundenen Gefühlszustand, der dadurch entsteht, dass ein Mensch unvereinbare Kognitionen hat. Das können zum Beispiel Wahrnehmungen, Gedanken, Meinungen, Einstellungen, Wünsche oder Absichten sein.“
Wenn Wahrnehmungen miteinander im Konflikt stehen, ist das unangenehm, weshalb Menschen unterschiedliche Strategien entwickeln, damit umzugehen, um diesen inneren Konflikt zu bewältigen. Die rationalste Strategie dürfte die wissenschaftliche Forschung sein. Wissenschaft lebt ja nachgerade von der kognitiven Dissonanz. Man könnte sie sogar als den Motor des wissenschaftlichen Fortschritts bezeichnen.
Wir haben ein Erklärungsmodell auf Grundlage alter Beobachtungen, vergangener Empirie entwickelt und dieses Modell soll uns die Welt erklären, die wir sehen. Jetzt strömen neue Daten herein, manchmal ist es nur ein einziger Datenpunkt, eine einzige Beobachtung, die im Widerspruch zum Modell steht und es so falsifiziert. Wir müssen also zurück an den Schreibtisch, ins Labor oder zum Nachdenken auf den Berg und uns erneut an die Arbeit machen. Gibt es ein besseres Modell, das in der Lage ist, alte und neue Daten zu vereinbaren? Wenn das dann endlich nach vielen Schleifen des Nachdenkens, Nachprüfens, der Kritik und der empirischen Tests entwickelt und akzeptiert ist, machen wir uns wieder daran, Daten zu suchen, die es falsifizieren, denn wir wollen auch als Wissenschaftler nicht arbeitslos werden. Außerdem gibt es bei manchen genialen Wissenschaftlern manchmal auch einfach ein Bauchgefühl, das ihnen sagt: „Das kann es noch nicht gewesen sein, irgendetwas stimmt mit dem Modell nicht, es fühlt sich nicht richtig an, ist nicht elegant, ist zu bemüht, schmeckt nach Data-Mining.“ Auch das ist eine kognitive Dissonanz, denn manchmal verarbeiten wir Daten und Informationen auch unbewusst oder unser Gehirn macht in irgendeiner Schleife einen Konsistenzcheck, der uns dann sagt: „Ich weiß nicht so recht.“
Nun ist es aber so, dass die Mehrheit der Menschen nicht damit beschäftigt ist, mit dieser Systematik an der Überwindung unvereinbarer Daten zu arbeiten. Und nicht alle Daten, die wir im Alltag verarbeiten, sind auch echt. Wie in der Wissenschaft, wo von Zeit zu Zeit und zurzeit gehäuft wissenschaftlicher Betrug stattfindet, ist es auch im täglichen Leben so, dass Datenpunkte gefälscht werden. Selten handelt es sich dabei um Datenreihen von Messgrößen, wie sie in der Physik und anderen Naturwissenschaften Verwendung finden. Oft sind es auch nur Behauptungen, Nachrichten, ökonomische Veränderungen, Verlautbarungen oder – und jetzt wird es interessant – Propaganda.
Wie in der Wissenschaft, so ist auch unser alltägliches Bild der Welt nicht vollständig, nur eine Näherung an die Realität. Je nachdem, wie komplex Sachverhalte sind, fallen uns Abweichungen oder Inkonsistenzen unterschiedlich schnell auf. Nehmen wir den Wetterbericht. Wenn 30 Grad angekündigt sind und sich am nächsten Tag nur zehn Grad einstellen, wird uns die Diskrepanz schnell bewusst. Das System Wetter ist zwar komplex, aber die Frage, ob man es gut vorhersagen kann oder nicht, ist einfach.
Ganz anders verhält es sich mit dem Beispiel des Geldsystems. Es ist, vorsichtig gesagt, kompliziert. Ob unser Geldsystem funktioniert oder nicht, können wir nur herausfinden, wenn wir uns sehr intensiv mit seiner Konstruktion und den möglichen Alternativen auseinandersetzen oder wenn das Geldsystem vor die Wand fährt. Wenn der zweite Fall unser Aufklärungsmechanismus ist, dann kommt die Einsicht allerdings zu spät. An diesem Beispiel können Sie gut erkennen, wie kognitive Dissonanz in sozialen Systemen funktioniert, nämlich über das Konzept des mit der Realität im Konflikt befindlichen Narrativs.
Auch das Narrativ ist ein soziales Phänomen. Es kann sich evolutionär als gesellschaftlicher Konsens herausbilden (dann liegt es meist relativ nah an der Realität) oder es kann als Resultat von sozialem Ingenieurswesen in die Köpfe gepflanzt werden, wofür man erhebliche Mittel der Propaganda, der Medien, der öffentlichen Kommunikation und der bezahlten Vertreter des Narrativs braucht. Die Ressourcenintensität eines künstlichen Narrativs bedeutet, dass es in aller Regel von den Inhabern der wirtschaftlichen und politischen Macht in die Welt gesetzt wird, um bestimmte Ziele zu verfolgen. Diese Ziele bestehen in einer Steuerung des Verhaltens der Empfänger des Narrativs, also der Mehrheit des Volkes, und zwar in der Weise, dass deren Verhalten den Urhebern des Narrativs zum Vorteil gereicht.
Dieser Vorteil würde sich nicht einstellen, wenn man nicht steuernd in die Wahrnehmung der Menschen eingriffe – deshalb macht man es ja. Die Verhaltensänderung basiert auf Wahrnehmungsänderung, und die Differenz zum frei gebildeten Narrativ ist auch eine Differenz im Handeln der Menschen. Ludwig von Mises postulierte: „Der Mensch handelt.“ Daraus leitet sich alles andere ab. Sein gesamtes ökonomisches Verhalten (also im Grunde jede soziale Interaktion, die ein Mensch vornimmt) basiert auf der Optimierung der eigenen Lage unter den Randbedingungen der Realität. Nimmt er die Realität falsch wahr, wird sein Handeln nicht optimal für ihn sein.
Sie wird aber optimal für denjenigen sein, der seine Wahrnehmung der Realität manipuliert hat. Der Zweck der Manipulation und des künstlichen Narrativs ist also ein Wohlstandstransfer vom Objekt der Manipulation zum Manipulator. Erfolgt dies geschickt und in begrenztem Umfang, so bleiben die kognitiven Dissonanzen des Opfers klein und er wird sie nicht oder kaum wahrnehmen. Die Differenz zwischen den unterschiedlichen Wahrnehmungen und Eindrücken, die er aufnimmt, liegen unter seiner Reaktionsschwelle. Damit hat er auch keinen Anlass, am Narrativ zu zweifeln. Er wird mikrobesteuert und merkt es nicht. Man hat ihn in eine Matrix eingesperrt, die er nicht bemerkt.
Es gibt aber einen Motor, der dafür sorgt, dass die kognitive Dissonanz im Laufe der Zeit immer größer und stärker wird. Er besteht aus zwei interagierenden Komponenten. Da ist zum einen die Gier des Manipulators. Er weiß, dass er die Manipulierten bestiehlt, er weiß auch, dass sie das nicht merken und er mit seiner Strategie Erfolg hat, und das treibt ihn an, den Abschöpfungsgewinn des von ihm vermittelten falschen Weltbildes zu erhöhen, ja zu maximieren. Der zweite Effekt ergibt sich aus der Notwendigkeit, falsche Narrative zu verteidigen, insbesondere dann, wenn es aufgrund der Gier der Manipulatoren zu Unfällen kommt und die Menschen anfangen zu bemerken, dass etwas nicht stimmig ist. Da das falsche Narrativ mit der Realität in Konflikt steht, ist es eine Lüge. Eine einzelne Lüge über einen Sachverhalt in einem komplexen System führt aber dazu, dass viele andere Elemente des Gesamtsystems anfangen, sich nicht so zu verhalten, wie sie das bei Anwendung von Logik und gesundem Menschenverstand eigentlich sollten.
Und hier kommt jetzt ein Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit zum Tragen, der bemerkenswert ist: Eine simple, einfache Wahrheit kann die Diskrepanzen eines sich scheinbar nicht mehr rational verhaltenden Systems oftmals erklären. Man entfernt die eine Lüge, die von ihr ausgelösten Schubstangeneffekte fallen dann auch weg und die Dinge fallen wie von Zauberhand an ihren Platz. Die Realität wird wieder stimmig, die kognitive Dissonanz geht weg.
Will man die Wahrheit nicht zum Zuge kommen lassen, so ist es notwendig, die filigranen und zum Teil sublimen Folgewirkungen der Lüge mit etwas anderem als der Wahrheit zu erklären. Dieses andere sind notwendigerweise weitere Lügen, die Betonung liegt auf dem Plural. Mehrere neue Lügen sind notwendig, um eine ältere Lüge vor ihrer Aufdeckung zu schützen. Aber auch diese neuen Lügen leiden an der gleichen Krankheit, wie schon die erste: Sie produzieren neue und in der Tendenz immer größere Fehler in der Matrix. Sie benötigen also auch Nachschub an neuen Lügen, und zwar mit einer fallenden zeitlichen Spanne. Mit anderen Worten: Wenn jede Lüge zwei neue nach sich zieht und das immer schneller, dann wächst die Menge der falschen Elemente eines Narrativs exponentiell. Auch die Komplexität des Lügengespinstes wächst exponentiell und die intellektuellen Fähigkeiten des Lügners werden daher über kurz oder lang an ihre Grenzen stoßen. Die Kapazität der Lügenfabriken ist endlich.
In der Übergangsphase von der erfolgreichen Verteidigung des falschen Weltbildes zu seiner öffentlichen Desavouierung kommt es zu einer Maximierung der wahrgenommenen kognitiven Dissonanzen bei der manipulierten Masse der Bevölkerung. Dabei gibt es ein psychologisches Moment, das den Manipulatoren hilft, die Zeit bis zu ihrem Offenbarungseid zu verlängern. Es ist dies der Unwille der meisten Menschen, sich und anderen einzugestehen, dass man hinter die Fichte geführt worden ist. Man outet sich damit nämlich als leichtgläubig, manipulierbar, intellektuell unterlegen und als Opfer.
Dieser Unwille, sich das Offensichtliche einzugestehen, kann durch gruppendynamische Prozesse verstärkt werden. Am besten erreicht man das mit einer Spaltung der Gesellschaft, bei der man den Hinters-Licht-Geführten einredet, dass sie in Wahrheit die einzig Schlauen und die Minderheit derer, die die Lüge beim Namen nennt, eine verachtenswerte, egoistische kleine Gruppe seien, die ihr Wohl über das Gemeinwohl stellt. Diese Gruppe wird dann stigmatisiert durch Attribute, deren erfolgreiche Anwendung die Betreffenden als außerhalb des sozial Akzeptablen positioniert. Wir alle kennen diese Attribute: Sie reichen von Verschwörungstheoretiker, Leugner (auch bekannt als Ketzer), Schwurbler, Aluhut mit dem Ziel der Ausgrenzung als dumm, unterbelichtet und minderbemittelt bis hin zur Beschreibung als Nazi, Antisemit oder Demokratiefeind mit dem Ziel der Ausgrenzung als gefährlich, ja sogar kriminell und verfolgungswürdig.
Die Angst vor der Einstufung in eine dieser Kategorien, in Kombination mit dem eigenen Bewusstsein, doch ein besserer Mensch zu sein als die kritisch denkenden Querdenker, ermöglicht es einer großen Zahl von Menschen, eine stark wachsende kognitive Dissonanz auszuhalten, obwohl sie einer Selbstvergewaltigung des Verstandes gleichkommt, ja diese sogar regelrecht voraussetzt. Die höchste Kunstform der Lüge besteht darin, die Menschen dazu zu bringen, sich selbst zu belügen – nicht um ihres eigenen Vorteils willen, sondern zu fremdem Vorteil.
Wenn es dann noch gelingt, durch das Statuieren von maoistischen Exempeln bekannte Vertreter derer, die aus der kognitiven Dissonanz durch Anwendung des Leitspruchs der Aufklärung „sapere aude“ (habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen) ausgebrochen sind, juristisch oder gesellschaftlich abzustrafen, ja ihre bürgerliche Existenz zu zerstören, dann steigt die Schmerztoleranz der kognitiv Dissonanten noch einmal deutlich an. Erst wenn der Schmerz der Folgen der so gezüchteten Ignoranz zum Schmerz der kognitiven Dissonanz in solcher Menge hinzukommt, dass er den befürchteten Schmerz der Folgen des Ketzertums übersteigt, kippt das ganze Konstrukt. Auch das Scherbengericht über die Andersdenkenden ist eine der notwendigen Lügen zum Erhalt des Narrativs und dabei eine sehr effektive.
Es gilt dann allerdings der Satz von Ayn Rand: „Man ist frei, die Realität zu ignorieren. Man ist frei, seinen Verstand von jedem Fokus zu befreien und jeden Weg blind hinabzustolpern, den man möchte. Aber man ist nicht frei, den Abgrund zu vermeiden, den zu sehen man sich weigert.“
Wir als Land, als Kontinent, ja als Planet befinden uns aufgrund der oben beschriebenen Mechanismen in einem Zeitalter der maximierten kognitiven Dissonanz. Die Bürger müssen immer mehr Kraft der Verleugnung aufwenden, um die Differenz zwischen ihrer eigenen Wahrnehmung der Realität und der regierungsamtlichen Lügen- und Propagandamaschine auszuhalten. Dadurch steigt der Druck im Kessel der Frustration aber massiv an. Er kann sich, wenn es erst mal so weit ist, nicht mehr im Zuge rationaler Debatte und simplen Umschwenkens entladen, sondern er wird das aller Voraussicht nach in explosiver Weise tun.
Man kann sich das wie ein Häufchen Schwarzpulver vorstellen. Wenn Sie das auf den Tisch legen und anzünden, wird es mit einer Stichflamme abbrennen. Wenn Sie es aber in ein hartes Gefäß packen, fest umschließen und dann mit einer Zündschnur anbrennen, wird es mit einem Knall explodieren. Die Entladung aufgesparter kognitiver Dissonanzen in einer Gesellschaft, deren Narrativ eine Lüge ist, erfolgt nach diesem Muster, weil kontrollierter Abbau durch die Profiteure der Lüge nicht gewünscht ist.
Welche großen Narrative der Lüge haben wir? Unser Geldsystem ist eine Lüge, weil es nicht nachhaltig funktionsfähig ist. Es ist so gebaut, wie es gebaut ist, um die Menschen zu berauben. Nicht umsonst meinte Henry Ford dazu: „Wenn die Menschen wüssten, wie unser Geldsystem funktioniert, hätten wir eine Revolution vor morgen früh.“ Das gesamte Corona-Narrativ ist ein Geflecht aus Lügen, Korruption und Menschenverachtung. Der Krieg im Osten wird mit einer Flut von Lügen geführt, wie jeder andere Krieg vor ihm auch schon. Die Genderwissenschaften sind nicht nur eine einzige Wissenschaftslüge, sie sind nachgerade ein Experimentierfeld für die Frage, wie man die Toleranz für die Lüge bei den Opfern noch steigern kann, um ihre Fähigkeit, die kognitive Dissonanz länger auszuhalten, zu erweitern. Das Klimathema funktioniert, ähnlich dem Corona-Thema, durch die Usurpation des Wissenschaftsbegriffes, weil die Mehrheit der Menschen die Wissenschaft als Ersatzreligion angenommen hat.
Wohin man auch sieht: eine Multiplikation, ein exponentielles Wachstum der Lüge zur Aufrechterhaltung älterer Lügen und im Ergebnis eine Maximierung der kognitiven Dissonanz, der Unvereinbarkeit von Propaganda und Alltagserfahrung. Die Dimension der Lüge ist global, allumfassend. Die Bibel beschreibt den Teufel als den „Diabolos“, den großen Durcheinanderwerfer und als den „Herrn der Lüge“. Dann wissen wir ja, worauf wir uns eingelassen haben. Vielleicht ist er ja auch der Herr der kognitiven Dissonanz.
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