17. April 2024 18:00

Was ist Glück? „The Pursuit of Happiness“

Wie der Sozialismus jeden Glücksbegriff zerstört

von Markus Krall

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Bildquelle: Alexander Raths / Shutterstock Macht glücklich: Anderen Menschen helfen

„Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden sind, dass sie von ihrem Schöpfer mit unveräußerlichen Rechten begabt worden sind, worunter sind das Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück.“

Dieser Satz von epochaler sprachlicher und inhaltlicher Wucht findet sich in der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung von 1776. Er bildet die Basis einer Republik, die nun seit gut 250 Jahren ein Leuchtfeuer der Menschheit ist, die bisher langlebigste Demokratie in der Geschichte der Menschheit, sieht man von der Adeligen-Demokratie der römischen Republik ab, deren elitäre, ja oligarchische Strukturen sie aber wahrscheinlich nach heutigen Maßstäben als solche Staatsform disqualifizieren würden und die bis zu ihrem Ende mit der Errichtung des Imperiums durch Kaiser Augustus immer wieder von Diktaturen unterbrochen wurde.

Auch die Vereinigten Staaten sind keine „lupenreine Demokratie“, denn die Gründerväter waren sich über das Konzept der Tyrannei der Mehrheit, die unvermeidlich und zwingend in die Tyrannei der Diktatur münden müsse, vollkommen im Klaren. Ihre demokratischen Strukturen sind kein Selbstzweck, sie sind vielmehr ein Instrument zur Errichtung und Aufrechterhaltung von Checks und Balances, versehen mit einer Verfassung, die in ihrem ganzen Streben einer Zentralisierung der Macht entgegenwirken soll. Aber hier soll nicht von dem Konflikt zwischen dem Potenzial einer entgleisenden Demokratie und dem Bürger die Rede sein. Wir wollen uns vielmehr darauf konzentrieren, den Begriff Glück zu betrachten, den die Gründerväter hier mit einer Selbstverständlichkeit zum Angelpunkt politischen Strebens gemacht haben, gerade so, als müsste jedem vernünftigen Menschen klar sein, was damit eigentlich gemeint ist.

Die Gründerväter hatten eine Vorstellung davon, was Glück beinhaltet, und ganz entgegen der weitverbreiteten Auffassung, dass ihr Glücksbegriff rein materialistisch begründet sei (schließlich errichteten sie eine „superkapitalistische“ Ordnung), ist ihre Auffassung von Glück einer tiefen spirituellen Wurzel entsprungen.

Man erkennt das, wenn man den ganzen Satz in seiner Tragweite zu analysieren versucht. Dabei fallen zwei Dinge auf: erstens der Bezug auf den Schöpfer, also Gott. Die immerhin von Freimaurern dominierte Gruppe um George Washington und andere scheute sich also keineswegs vor einem Gottesbezug in den Gründungsdokumenten des neuen Staates. Dieser Gottesbezug wird aber als die Wurzel der Menschenrechte statiert! Der Mensch ist kein Zufallsprodukt der materiellen Welt, er ist Ergebnis des Schöpfungsaktes eines ihn liebenden Gottes. Die zweite Auffälligkeit sind die hohe Korrelation, der innere Bezug und die Überschneidung und gegenseitige Bedingung der drei genannten Rechte: Das Recht auf Leben ist die Voraussetzung für die Wahrnehmung aller anderen Rechte, die Freiheit ist das Resultat des uns gegebenen freien Willens, unserer Fähigkeit der Selbsterkenntnis, Selbstreflektion und damit der Gestaltungsmöglichkeit unseres Daseins, denn der freie Wille benötigt Erkenntnis von Kausalität und Zeit. Sie sind also Teil des freien Willens.

Die Gestaltungsmöglichkeit unseres Daseins führt auf direktem Wege dazu, diese Ermächtigung so einzusetzen, dass es uns besser geht, somit die praktische Umsetzung unseres freien Willens. Wir werden also hierdurch ermächtigt, nach Verbesserung unseres Lebens zu streben. Was ist Glück, wenn es nicht die Verbesserung unseres Seinszustandes beinhaltet? Dabei waren den Gründervätern die Beschränkungen zur Erreichung von Glück als absolutem Zustand sehr wohl bewusst. Deswegen verbrieft dieser Satz nicht „das Glück“, sondern er verbrieft das „Streben nach Glück“. Das ist ein fundamentaler Unterschied.

An dieser Stelle können wir auch erkennen, dass der Glücksbegriff der nach Freiheit strebenden und der Glücksbegriff der Freiheitshasser, der Sozialisten, sich an genau dieser Stelle scheidet. Der Sozialist ist nicht zufrieden damit, dass er nach Glück streben kann, denn das Streben beinhaltet ja Strebsamkeit, also Arbeit, Mühe, Wollen, Ehrgeiz und Anstrengungen. „Per aspera ad astra“ ist nicht sein Motto. Er postuliert vielmehr das Glück als einen ihm zustehenden Status, sein fundamentales Menschenrecht und er fordert ein, das andere ihm dies gefälligst zur Verfügung zu stellen haben, am besten diejenigen, deren Streben nach Glück sie mit materiellen Gütern gesegnet hat, die ihm, dem Faulen, von der Gerechtigkeit des Schicksals verwehrt geblieben sind.

Die Liste seiner „Menschenrechte“ liest sich demgemäß völlig anders als die Liste der Menschenrechte der freiheitlichen Ordnung. Da gibt es ein „Recht auf Wohnen“, ein „Recht auf materielle Teilhabe“, ein „Recht auf Transfers“, ein „Recht auf Gesundheit“, ein „Recht auf Lust (ohne Last)“. Gebt es mir, denn ich habe ein „Recht“ darauf, ist seine Devise.

Es überrascht nicht, dass der Sozialist die Rechte, die sein Glück auf Kosten Dritter realisieren soll, auf rein materielle Ansprüche und Bedürfnisse beschränkt. Zum einen kann der spirituelle Teil des Glücks von der umverteilenden Klasse sozialistischer Bürokraten nicht konfisziert werden, zum anderen entspricht die Reduktion der Bedürfnisse auf die Nutzenfunktion niederer Lebewesen genau dem intellektuellen Horizont des faulen, vom Anspruchsdenken fehlgeleiteten Individuums.

Der freie Mensch aber, der sich darüber bewusst ist, dass in der materiellen Welt das Erreichen absoluten Glücks nicht möglich ist, wählt den Weg der Approximation. Er arbeitet sich langsam vor zum Glück. Sein Glücksbegriff ist nicht eindimensional materialistisch, obwohl er weiß, dass die Herstellung materieller Güter eine Basisvoraussetzung dafür ist, nach höheren Formen des Glücks zu streben. Die freie Marktwirtschaft und der ihr innewohnende Wettbewerb zwingen ihn dabei dazu, Dinge herzustellen und Dienstleistungen zu erbringen, die andere wollen und für die andere daher bereit sind, materielle Gegenleistungen zu erbringen, ein Vorgang des freien Tausches, der durch Geld ermöglicht beziehungsweise massiv erleichtert wird. Dieser Zwang ist zugleich ein Training für die Empathie des am freien Markt teilnehmenden Menschen. Nur wer sich in andere hineinversetzen kann, wird in der Lage sein, ihre Bedürfnisse zu verstehen. Nur wer die Bedürfnisse anderer verstehen kann, wird Produkte herstellen können, die diese Bedürfnisse befriedigen, und nur wer sich in andere hineinversetzen kann, ist zu Empathie und damit zu wahrem sozialem Verhalten in der Lage.

Der freie Mensch definiert seine Vorstellungen vom Glück daher in aller Regel weder rein materialistisch noch egoistisch oder gar asozial. Die Menschen zu diesen schlechten Eigenschaften zu erziehen, ist vielmehr das Resultat des sozialistischen Glücksmodells. Der nach Anspruchsdenken handelnde Sozialist will sich weder in die Niederungen der Herausforderung begeben, die darin liegt, Dinge zu produzieren, die andere brauchen und wollen, noch hält er das überhaupt für „moralisch“. Wie sonst könnte man die Äußerung eines bekannten SPD-Politikers, der im Leben noch nichts geleistet hat, wofür andere Menschen freiwillig Geld bezahlen würden, verstehen, dass es ein Skandal sei, wenn Menschen mit dem Zur-Verfügung-Stellen von Wohnraum Geld verdienen? Ich halte es übrigens für verdientes Karma, dass der Mann trotz seines unverdienten astronomischen Einkommens an der Zitze des Steuerzahlers auch ein Jahr nach seiner Wahl in den Bundestag noch keinen Vermieter in Berlin gefunden hat, der mit ihm freiwillig einen Mietvertrag schließt, aber das nur am Rande.

Natürlich ist das rein materialistische Glücksmodell des Sozialismus, dessen Theorie sich im einmal „real existierenden Sozialismus“ auch dialektischer Materialismus genannt hat, die logische Folge des Menschenbildes dieser Ideologie. Gott ist ja verboten, das Spirituelle hat keinen Platz, also kann der Mensch auch nicht das Resultat von Gottes Schöpfung sein, sondern er ist eine komplizierte Ansammlung von Molekülen und physikalischen Effekten. Der freie Wille ist dementsprechend eine Illusion, wobei man nicht den Mut hat, zu fragen, wessen Illusion, denn damit wären ein Bewusstsein und somit ein freier Wille logisch unausweichlich. Das Menschenbild der Sozialisten ist das eines Roboters. Das ist einer der Hauptgründe, warum Menschenleben für diese Ideologen Verfügungsmasse sind und der Völkermord eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen.

Die mit der marktwirtschaftlichen Teilhabe durch Teilnahme antrainierte Empathie macht das Gefühl der Verantwortung für andere, die Akzeptanz von Pflichten und Fürsorge für die anvertrauten Menschen in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis und auch im sozialen Umfeld zu einem Teil des Strebens nach Glück für den freien Menschen. Wir empfinden Befriedigung und Glück, wenn wir unserer Familie ein gutes Leben schenken können, wenn wir anderen Menschen beistehen und wenn wir Benachteiligten freiwillig und ohne Zwang helfen.

Dieses Glücksgefühl wird in sozialistischen Gesellschaften und auch in semisozialistischen Gesellschaften systematisch zerstört, weil der Staat und die ihm angegliederten NGOs inklusive der steueralimentierten Kirchen das Soziale monopolisieren und alle Leistungswilligen zwingen, einem Sozialstaatskonzept des Anspruchsdenkens ihre Arbeitsleistung in Form von Steuern und Sozialabgaben zur Verfügung zu stellen. In diesem System gibt es mehrere Arten von Menschen: die beraubten Leistungsträger, die vom Anspruchsdenken erfüllten Leistungsempfänger und die umverteilende Klasse. Jeder von ihnen ist zu privater Caritas im Sinne von Empathie und Fürsorge nicht mehr bereit mit dem Argument, dass „der Staat“ sich ja um alles kümmert. Und alle laufen mit dem Ausdruck der Verbissenheit herum, der die Abwesenheit von Glück nachgerade augenfällig dokumentiert. Die Leistungsträger sind unglücklich, weil sie beraubt werden und weil ihrem Streben nach Glück die freiwillige Komponente der Empathie für andere zerstört wurde, die Leistungsempfänger sind unglücklich, weil ihnen jeder Sinn im Leben fehlt und weil sie die innere Leere ihres parasitären Daseins mit immer neuen materiellen Forderungen und vermeintlichen „Rechten“ zu füllen versuchen, der Neid tut für sie ein Übriges, die umverteilende Klasse ist unglücklich, weil sie in der Tiefe ihres Herzens weiß, dass sie zwar „arbeitet“, aber nichts Bleibendes schafft und weil sie von allen anderen ob ihrer Funktion im Grunde verachtet wird, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Es gibt noch einen anderen wesentlichen Unterschied im Glückskonzept der Freiheit versus dem des Sozialismus. Der freie Mensch definiert sein Glück selbst. Es gibt so viele Konzepte und Ideen vom Glück, wie es Menschen gibt, ja sogar noch mehr, als es Menschen gibt, weil sich unsere Vorstellungen vom Glück im Laufe unseres Lebens wandeln, bedingt durch Erfahrung, Entwicklung und persönliche, individuelle Reifung.

Der Sozialismus hingegen normiert das Glück, denn auf andere Weise kann die verteilende Klasse des Anspruchsdenkens der Leistungsempfänger intellektuell und praktisch nicht Herr werden. Das Lenin’sche Diktum „Jeder nach seinen Möglichkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen“ ist jedenfalls mangels Erkenntnis der Bedürfnisse und Möglichkeiten einer zentralplanerischen Gesellschaft eine unerreichbare Utopie. In Wahrheit kann der Satz nur durch die Genialität des Marktes realisiert werden. Also muss das Glück genormt werden, abgepackt, definiert, quadratisch, praktisch, gut. Normiert wird dann das ganze Leben, kaserniert, pasteurisiert und in Reih und Glied militarisiert.

Einige wenige aber sind glücklich: die diktatorische Elite, deren wirkmächtigstes Aphrodisiakum die Macht über andere Menschen ist, die Fähigkeit, sie zu beherrschen, einzusperren, ihnen zu befehlen, sie zu terrorisieren und auch zu töten. Auch ihre Glücksfunktion hat eine spirituelle Dimension, nämlich der Dienst für die Dunkelheit.

Unsere Gesellschaft muss sich entscheiden. Ihr Marsch in Richtung Sozialismus, Planwirtschaft und Kommandoton hat die Leichtigkeit des Seins aus unserem Land vertrieben. Die Menschen gehen mit verbissenem Gesicht die Straße hinab. Sie achten nicht mehr auf ihre Mitmenschen, denn dafür gibt es den Staat. Sie sind nicht mehr glücklich.

Wenn wir also über eine neue Politik für das Land sprechen, über Reformen, über mehr Markt und weniger Bürokratie, über einen schlanken Staat, dann ist das eine der edelsten und sozialsten Aufgaben überhaupt. Denn ohne das werden die Menschen nicht mehr glücklich, sie können es auch gar nicht, weil schon das Streben nach Glück der Staatsmacht suspekt ist.


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