Schützenhilfe durch: Fair Talk: Gespräche mit Format
Jens Lehrich pflanzt die Gegenwelt in die Mitte
von David Andres
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„Wir möchten eine neue Gesprächs- und Diskussionskultur etablieren“, liest der geneigte Zuschauer auf der Webseite von „Fair Talk“ als Selbstverständnis. „Wieder in den Kontakt gehen und verschiedene Menschen zu Wort kommen lassen.“ Den Anfang nahm die Unternehmung des ehemaligen Hörfunkjournalisten und Comedy-Produzenten Jens Lehrich im Juni 2020, angefacht durch die Geschehnisse rund um Corona. Auf der Suche nach Informationen und Sichtweisen, die sich dem neuen Herrschaftsnarrativ entgegenstellen, fanden damals schnell sehr viele Menschen den Weg zum klug benannten Format. Wer als „ganz normaler“ Bürger das „neue Normal“ schon früh nicht mehr ertragen konnte und durchschaute und somit bei öffentlich-rechtlichen Gesprächsrunden Ausschlag bekam, der wanderte ab in Netzformate wie dieses. Von „hart aber fair“ zu Fair Talk war es begrifflich nur ein kleiner Schritt, inhaltlich aber ein riesiger.
„Fair Talk“ ist nicht der Name der Talkshow mit jeweils vier Gästen, die Moderator Jens Lehrich als Alternative zum Haupstrom der Manipulation etabliert hat, sondern der Dachbegriff für alle seine Formate. Das Vier-Köpfe-Herzstück trägt den Namen „Auf Augenhöhe“ und versammelt neben den bekannten Gesichtern der meist querfrontigen Widerstandswelt wie Daniele Ganser, Anselm Lenz, Ulrike Stockmann oder Ernst Wolff eben auch all jene im Mainstream bekannten Personen, die spätestens rund um das große C ihre Hemmungen verloren haben, sich den Medien und Haltungen der bösen Schmuddelkinder des Landes anzuschließen. Ein Marco Rima, einst Teil der populären TV-Satire „Die Wochenshow“. Ein Carsten Stahl, der seine Anti-Mobbing-Trainings für Kinder einst sogar aus dem „Demokratie leben!“-Programm der Regierung gefördert bekam und heute auch in eigenen Videos bis an den Rand des Adern-Platzens seinen Zorn gegen die Regierungspolitik ausbreitet. Sogar der Star-Forensiker Doktor Mark Benecke kam in die Sendung, ob bei Impfung oder Klima stets Stammspieler von Staatslinie und Leitmeinung, und war bereit, an einem Tisch mit einem generellen Impfgegner wie Hans Tolzin zu debattieren, den man beim ZDF bereits am Stadtrand von Mainz an der Einreise hindern würde.
In dem Format „After Dark“ nimmt sich Jens Lehrich bis zu drei Stunden Zeit für einen einzelnen Gast, eine Art deutsche Version der „Joe Rogan Experience“. „Kurz nachgefragt“ kultiviert derlei Soli in unter einer Stunde. Wie vielfältig die vom Mainstream als eine Schwurbler-Soße abgetane Welt der Anderen ist, illustriert das neue Format „Deutschland diskutiert“. Hier sitzen sich zwei Gäste jeweils als Vertreter mehr oder minder konträrer Positionen gegenüber und schaffen durch ihr kultiviertes Streitgespräch ein schärferes Bewusstsein für die jeweiligen Fragestellungen. So etwa vor kurzem Gunnar Kaiser und Anselm Lenz zum Thema „Mehr oder weniger Staat“.
Wachstum und Professionalität von Jens Lehrichs kleinem Gesprächsimperium sind beeindruckend. Mittlerweile reist „Fair Talk“ als Live-Veranstaltung durch die Lande und demonstriert eindringlich, wie es gelingen kann, trotz zahlloser Angriffspunkte (Russland-Empathie, Kontaktschuld zu Reichsbürgern, höchst diffamierbare Gäste) viel unantastbarer zu sein als andere und somit auch dem endlich leicht an der offiziellen Erzählung zweifelnden Mitmenschen eine Einstiegsdroge zu liefern. So schafft es Lehrich mit seinem Tross, dass Veranstalter ihm die Tore öffnen, die mitten in der Gesellschaft stehen. Ein stiller, großartiger Coup: Im Capitol Theater zu Düsseldorf sprechen Carlos A. Gebauer, Stefan Blankertz und Ulrike Guérot zum Thema „Sackgasse Demokratie – Die große Systemfrage.“ Das Capitol Düsseldorf wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert. Mit anderen Worten – Gelder von Claudia Roth fließen an eine öffentliche Diskussionsrunde, in der sogar der Ur-Libertäre und Anarchokapitalist Stefan Blankertz den Staat delegetimieren kann.
In dem Augenblick, wo dieser Text entsteht, kündigt Jens Lehrich übrigens das nächste neue Format an, den „Impuls“. Eine offene Bühne, auf der Menschen ihre Zukunftsvisionen ausbreiten dürfen, eine „Speaker’s Corner“ der Oberklasse, die sicherlich ebenfalls viel Verbreitung finden wird.
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Quellen:
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