Wo wollen „wir“ hin?: Eine friedliche und freundliche Agenda 2030 (Teil 1)
Ein größerer „Reset“
von Andreas Tiedtke (Pausiert)
von Andreas Tiedtke (Pausiert) drucken
In den drei vorhergehenden Kolumnen habe ich ausgeführt, dass im Hinblick auf die Frage „Werden wir gewinnen?“ entscheidend ist, wo „wir“ hinwollen. Sollten viele Menschen eine friedliche und freundliche Gesellschaft wünschen, habe ich dargestellt, dass ein Wesensmerkmal die Abwesenheit von systematischen, institutionalisierten feindlichen Handlungen wäre und ein weiteres, positives Wesensmerkmal die freundliche Kooperation, also der freiwillige Austausch. Die Handlungsgrundsätze wären – kurz zusammengefasst – erstens „Zuallererst füge kein Leid zu“, zweitens „Im Zweifel füge kein Leid zu“ und drittens „Verteidige dich gegen feindliche Handlungen“. Nun möchte ich – in Analogie zur Agenda 2030 der Vereinten Nationen oder der Great-Reset-Agenda des Weltwirtschaftsforums – Ziele herausarbeiten, die man formulieren könnte, wenn man eine solche friedliche Gesellschaft erreichen möchte.
Wohlstand, Infrastruktur, Lebensmittel, Gesundheitsdienste, Wohnungen, Energieversorgung, Bildungsmöglichkeiten, Arbeitsmöglichkeiten und dergleichen
Diese Wohlstands-Ziele im Hinblick auf die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen lassen sich am besten in einer freundlichen Gesellschaft erreichen, insbesondere auch, wenn man auf die Versorgung der Masse der Menschen abzielt, wie bereits Ludwig von Mises (1891–1973) nachwies. Freundliche Austauschbeziehungen unter Kapitalbildung und Arbeitsteilung führen sozusagen automatisch dazu, dass sich der Wohlstand aller am Produktionsprozess Beteiligten mehrt.
Durch Kapitalbildung erhöht sich die Grenzproduktivität der Arbeit und damit steigt die Obergrenze für die Gehälter der Arbeitnehmer. Das Gesetz des komparativen Vorteils, das auf David Ricardo (1772–1823) zurückgeht, zeigte ursprünglich die Vorteile des Freihandels zwischen verschiedenen „Nationen“ auf. Ludwig von Mises formulierte es allgemeiner als das „Gesetz vom Mehrertrag der Arbeitsteilung“, weil nicht nur Freihandel, sondern menschlicher Austausch unter Spezialisierung generell einen größeren Ertrag hervorbringt. Das bedeutet nicht nur, dass mehr Menschen mehr schaffen können oder größere Projekte angehen können, wie zum Beispiel den Bau von Brücken oder Staudämmen, sondern dass Spezialisierung an sich zu einem Mehrertrag führt, es sich also um mehr handelt als die Addition gleicher Einzelbeiträge. „Die einzige Theorie, die erklärt, wie zwischen den Individuen Frieden möglich ist und aus den Individuen Gesellschaft wird, ist die liberale Sozialtheorie der Arbeitsteilung“, schrieb Mises.
Mit freundlichem Handeln lassen sich alle Güter und Dienste, die Menschen brauchen, herstellen, ohne dass irgendjemand bezwungen oder beherrscht werden müsste. Es kommt ständig zu neuen Pareto-Optima, also Win-win-Situationen. Wenn heute manche Menschen meinen, zur Finanzierung von beispielsweise Rundfunk oder Straßenbau müsse Zwang gegen friedliche Menschen eingesetzt werden, ist dies ein klassischer Fehlschluss, ein Non-sequitur. Wenn Sie einen Bären Fahrradfahren sehen, folgt daraus eben nicht, dass nur Bären Fahrradfahren können.
Schlussbetrachtung
Um Wohlstand, Bildung, Gesundheitsdienste und dergleichen zu fördern, sind die Ausdehnung und Vertiefung des freundlichen Handelns zielführend. Durch das freiwillige Eingehen von wechselseitigen Verpflichtungen und die arbeitsteilige Produktion unter Kapitaleinsatz können diese Ziele erreicht werden. Ein in irgendeiner Art und Weise induzierter Zwang gegen friedliche Gesellschaftsmitglieder durch einen Gewaltmonopolisten ist handlungslogisch nicht nur nicht erforderlich, sondern konterkariert die freundliche Gesellschaft und führt zu Win-lose-Situationen, das heißt, die Zwingenden und begünstigte Dritte profitieren auf Kosten und zu Lasten der Betroffenen.
Um einen effektiven Schutz gegen Schädiger oder Ausbeuter gemeinsam genutzter Ressourcen zu gewährleisten, können sich die Handelnden in Gemeinschaften verbinden. Wird dabei das Prinzip „Im Zweifel füge kein Leid zu“ geachtet, können natürlich trotzdem Fehler passieren; aber das ist etwas anderes, als wenn man anstatt auf freundliche Kooperation von Anfang an auf systematischen, institutionalisierten Zwang setzt, um an die Güter und Dienste anderer Menschen zu gelangen oder über die Nutzung von Ressourcen zu bestimmen.
Die vorbeschriebenen Ziele sind analog auch in der Agenda 2030 der Vereinten Nationen auf die ein oder andere Art und Weise enthalten, nur dass hier anscheinend an andere Mittel zur Umsetzung gedacht wird als an die Förderung freiwilliger Kooperation und die Beschränkung von Zwang auf Verteidigung, Wiedergutmachung und Vergeltung.
In meiner nächsten Kolumne werde ich mich mit den Zielen Umweltschutz, sauberes Wasser und saubere Luft sowie Erhalt der Ökosysteme befassen und schließlich mit Frieden und Gerechtigkeit sowie der Ungleichheit.
Quellen:
Das bedingungslose Grundeinkommen ist unsozial (Andreas Tiedtke, Misesde.org)
Wie feindselige Ideologien wie Sozialdarwinismus und Klassenkampf die Gesellschaft zerstören (Antony P. Mueller, Misesde.org)
Der Kompass zum lebendigen Leben (Andreas Tiedtke)
Kommentare
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