24. Juli 2023 18:00

Aktuelles zum Fall der Bankenkündigung Farages Dem neuen Totalitarismus Paroli geboten

Wokismus setzt einen nicht zu überschreitenden IQ-Höchstwert voraus

von Robert Grözinger

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Bildquelle: lev radin / Shutterstock.com Woke-totalitäre Ideologen hatten die Rechnung ohne ihren Gegner gemacht: Nigel Farage

Vor drei Wochen schrieb ich an dieser Stelle über den Briten Nigel Farage und dass seine Bank ihm die Konten ohne Vorwarnung kündigte – inzwischen ist bekannt, dass es sich um die recht exklusive Privatbank Coutts handelt. Ich vermutete damals, dass es sich um eine von der Regierung nahestehenden Personen ausgehende, konzertierte Aktion handeln könnte, „Mister Brexit“ aus dem Land zu vertreiben, oder zumindest politisch unschädlich zu machen, bevor er, wie von ihm angedroht, der schwer angeschlagenen Konservativen Partei, die sich im nächsten Jahr einer Wahl stellen muss, noch mehr Schaden zufügen kann. 

Dem scheint inzwischen nicht so – jedenfalls nicht unmittelbar. Neue Entwicklungen zeigen, dass es sich auf jeden Fall um ein weiteres Kapitel im Drama „Go woke, go broke“ handelt. – Und des dahinter befindlichen, schleichenden Totalitarismus. Dieses Drama ist das des gegenwärtigen Kulturkrieges, der mit Fug und Recht Glaubenskrieg genannt werden kann. Das bedeutet zweierlei. Erstens: Im Krieg sind alle Mittel erlaubt – eine Tatsache, die allerdings bisher nur eine Seite in diesem Konflikt vollständig begreift und beherzigt. Zweitens: Wo Glaubensbekenntnisse miteinander im Clinch liegen, sind keine Verschwörungstheorien nötig, um hinterhältiges, boshaftes Verhalten zu erklären.

Was also ist in den vergangenen drei Wochen in der Causa Farage zusätzlich zutage getreten? Der prominente Brexit-Vorkämpfer legte eine „subject access request“ ein – eine Anfrage bei seiner Bank darüber, welche Informationen sie über ihn hält. Später sagte Farage, er hätte vor dieser Affäre keine Ahnung gehabt, dass es dieses Recht gibt – ein Freund, der ähnliche Schwierigkeiten mit seiner Bank hatte, habe ihm diesen Tipp gegeben. Jetzt weiß ganz Großbritannien von dieser „SAR“ – andere Banken werden sich dafür sicher bei Coutts entsprechend erkenntlich zeigen. Dabei können sich die Kreditinstitute selbst Vorwürfe machen. Zehn von ihnen, so sagt Farage inzwischen, hätten es abgelehnt, ihn als Kunden aufzunehmen.

Das hat vermutlich weniger mit seinen politischen Äußerungen zu tun – obwohl, geholfen haben sie ihm dabei sicher nicht –, sondern mehr damit, dass er eine „politisch exponierte Person“ ist. Das bedeutet aus Sicht der Banken, dass diese Person Ziel von Erpressungs- oder Betrugsversuchen sein könnte und deshalb als Kunde eher zu meiden sei. Andere, weniger „umstrittene“ britische Politiker haben seither gemeldet, dass auch sie oder ihre Familienangehörigen in letzter Zeit Schwierigkeiten gehabt hätten, ein Bankkonto zu eröffnen. Hätte eine der anderen Banken Farage übernommen, stünde Coutts jetzt vermutlich nicht im Schussfeld, denn der Angstgegner des Establishments hätte in dem Fall wahrscheinlich keinen Stunk gemacht. 

Und ein Schussfeld ist es tatsächlich, in dem Coutts jetzt steht. Farages SAR förderte gar Erstaunliches zutage. Ein knapp 40-Seitiges Dossier darüber, wie „rassistisch“ und frauenfeindlich er angeblich sei, was für gemeine Dinge er über diesen oder jenen Vertreter aus Politik und Medien – öffentlich, wohlgemerkt – gesagt habe und so weiter, die ganze woke Litanei rauf und runter. Belegt mit Kommentarbeiträgen aus meist linken, Farage ganz und gar nicht gewogenen Zeitungen. Man habe zudem nach Verbindungen Farages zu Russland gesucht, aber nichts gefunden. Dennoch, so heißt es dort wörtlich, wirke er auf viele wie ein „hinterhältiger Gauner“. Und so schlussfolgerten die Autoren des Papiers, dass Farages Auftreten und Äußerungen nicht zu den „Werten und Zielen“ von Coutts passten und empfahlen die Beendigung der Zusammenarbeit mit ihm.

Eine Journalistin beim konservativen „Telegraph“ schrieb über dieses Dossier, dass es eher wie „infantiles Geschreibsel einer politisch gekränkten Studentenvereinigung“ wirke als „die wohlüberlegte Schlussfolgerung gesetzter Banker, die wissen, dass es ihre Aufgabe ist, ihren Kunden einen guten Service zu bieten, sie anständig zu behandeln und gleichzeitig Geld für die Aktionäre zu verdienen.“ 

An keiner Stelle erwähnt das Dossier, dass es bei Farage an Mitteln mangele, ihn weiter als Kunden zu halten. Das ist im Hinblick auf eine parallele Entwicklung besonders interessant. Denn kurz nachdem Farage in dieser Angelegenheit erstmals an die Öffentlichkeit ging, stach jemand bei Coutts die angebliche Information an die BBC und die „Financial Times“ durch, dass der Anti-EU-Politiker nicht genügend Geldmittel hätte, um noch weiter bei der Privatbank geführt zu werden. Ein über diese Indiskretion entrüsteter Farage widersprach heftig.

Kurz darauf wurde bekannt, dass die Generaldirektorin der Bank, Alison Rose, am Abend vor dieser Veröffentlichung zusammen mit dem wirtschaftspolitischen Korrespondenten der BBC, Simon Jack, bei einem Wohltätigkeitsdiner gesehen worden sei. Es war Jack, der für den am Tag darauf erschienenen Artikel auf der Webseite der BBC verantwortlich zeichnete, in dem die Falschmeldung von den unzureichenden Mitteln Farages verbreitet wurde. Nebenbei: Das ist dieselbe BBC, die vor wenigen Monaten unter lauten Fanfarenklängen ihre eigene „Faktenchecker“-Abteilung, genannt „BBC Verify“, einrichtete. 

Ebenfalls mit Fanfaren wurde Rose 2019 als erste weibliche Generaldirektorin einer britischen Bank gefeiert, der „Royal Bank of Scotland“ nämlich, die bald darauf die Bank „NatWest“ übernahm, zu der auch Coutts gehört. Als Folge der Finanzkrise werden noch immer 38 Prozent der Aktien dieser Holding vom Staat gehalten. Trotzdem – oder vielleicht gerade deshalb, wer weiß – verkündete Rose, als sie Chefin der Holding wurde, dass die Bekämpfung des Klimawandels eine zentrale Säule ihrer Unternehmensführung sein werde. Kurz darauf gewährte die Holding der britischen Öl- und Gasförderungsindustrie keine neuen Kredite mehr.

Im vergangenen Jahr betonte Rose auch ihre „leidenschaftliche Unterstützung“ für „Diversität“. Was sie unter anderem dadurch unter Beweis stellte, dass sie fortan den Mitarbeitern bei „NatWest“ erlaubte und ermöglichte, sich je nach Tagesform als Mann oder Frau zu identifizieren. Wie im letzten Jahr prangten in diesem Sommer bunte Regenbogenfarben auf der Fassade des Hauses Coutts in der Londoner Strand.  

Die inzwischen als „Freifrau“ geadelte Rose bekommt jetzt erheblichen Druck zu spüren. Selbst der linke „Guardian“ schreibt von einem „monumentalen PR-Desaster“ für ihre Bank. Also schickte sie in der vergangenen Woche Farage ein Entschuldigungsschreiben. Oder besser gesagt ein sogenanntes „Entschuldigungs“-Schreiben, denn darin hieß es, in klarem Widerspruch zum Inhalt des Dossiers, dass die „höchst unangemessenen Kommentare nicht die Ansicht der Bank wiedergeben“. Auch wird darin keine Andeutung darüber gemacht, das Angemessene zu tun und Farage als Kunden wieder vollständig zu rehabilitieren.

Immerhin: Die Botschaft Farages an die Öffentlichkeit – „Wenn sie das mit mir machen können, kann das auch Ihnen passieren“ – ist offenbar bei den Abgeordneten der Konservativen Partei angekommen. Die Regierung beeilt sich nun, zu versuchen, die offensichtliche Schieflage zwischen einer fast kartellierten Bankenindustrie und ihren Kunden zu korrigieren. Als erste Maßnahme wird Kunden per Gesetz eine 90-Tage-Kündigungsfrist garantiert statt der bisherigen 30 Tage. Zudem werden Banken gezwungen, klar darzulegen, weshalb eine Kündigung ausgesprochen wird. Den Kunden wird ein Widerspruchsrecht eingeräumt. Auch die Regelung hinsichtlich „politisch exponierter Personen“ soll einer Überprüfung unterzogen werden.            

Farage geht in dieser Sache also mindestens als moralischer Sieger hervor – und als Held der vom Bankenkartell unterdrückten und von den Hauptstrommedien bisher ignorierten Massen. Auf Facebook gibt es eine Seite für von „NatWest“ geschassten Kunden. Die Rede ist von 10.000 Mitgliedern dieser Seite. Viele Kleinbetriebe, Selbstständige und ähnliche Kunden sind dabei. In vielen Fällen werden hier allerdings keine politischen Gründe vorliegen, sondern eher das Bestehen darauf, weiterhin mit viel Bargeld zu handeln. Das CBDC-System, der Drang zur rein digitalen Geldwährung, lauert hier im Hintergrund.  

Aber die Farage-Affäre ist noch nicht vorbei. Nicht wenige Beobachter erwarten nun, dass auf Rose erhebliche Schwierigkeiten zukommen, sogar, dass sie über diese Angelegenheit wird zurücktreten müssen. Die Coutts-Generaldirektorin wird verdächtigt, nicht nur das Dossier über Farage in Auftrag gegeben zu haben, sondern auch höchstselbst die Falschinformation über Farages Kontenstand an Medien weitergegeben zu haben. Auch die BBC und die „Financial Times“ sind bisher Antworten auf die Frage schuldig geblieben, warum sie Daten Farages – persönlich-finanzielle noch dazu – ungeprüft veröffentlichten.

Neben der wohlbekannten Selbstgerechtigkeit und Dickfelligkeit der hinter diesen Fehlleistungen liegenden „Haltung“ fällt an den vielen, zumindest symbolischen „Go woke, go broke“-Fällen der jüngeren Vergangenheit die totale Unfähigkeit der auslösenden Protagonisten auf, das Risiko für das eigene Unternehmen und die eigene Karriere zu erkennen. Im vorliegenden Fall hatte Coutts wohl gehofft, vermutet Farage in seiner eigenen Sendung bei GBNews – siehe Link unten –, dass er aus Verlegenheit klein beigeben würde. Vielleicht hatte sie gehofft, eine andere Bank würde ihn nehmen. In dem Fall haben sie die „politisch exponierte Person“-Regelung vergessen. Auf jeden Fall scheinen sie die Möglichkeit einer SAR übersehen zu haben. Die Übernahme woker Grundsätze setzt offenbar einen nicht zu überschreitenden IQ-Höchstwert voraus.

Ein weiterer Grund ist natürlich auch ein Bildungssystem, das in entscheidenden Bereichen die Realität ausblendet und logisches und zukunftsorientiertes Denken als rassistisch brandmarkt. Hält man ein solches Bildungssystem lange genug aufrecht, dann baut sich allmählich eine kritische Masse an Absolventen auf, aus der Politik, Medien und andere Unternehmen mangels Alternative ihre Nachwuchs-Führungskräfte rekrutieren. Alison Rose, Jahrgang 1969, ist offenbar ein typisches Endprodukt des von den „68ern“ ausgerufenen „Marsches durch die Institutionen“, dem trotz dessen intellektueller Beschränktheit bürgerliche Kräfte so wenig entgegenzusetzen vermochten und vermögen wie einst anderen totalitären Bestrebungen.

So bleibt es bislang an Ausnahmegestalten wie dem Überlebenskünstler Farage haften – der neben dem einst schier unmöglich scheinenden Brexit einen schweren Autounfall, eine Krebserkrankung und einen Kleinflugzeugabsturz hinter sich hat –, im Kulturkrieg dem neuen Totalitarismus Paroli zu bieten.

Quelle:

Muss „Mister Brexit“ sein Land verlassen? (Robert Grözinger, Freiheitsfunken)

Scharfe Kritik von Nigel Farage an Coutts-Generaldirektorin Alison Rose (YouTube, englisch) 


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