Schützenhilfe durch: Freely Ashley: Die Erlaubnis, nicht länger links zu sein
Ein Vorbild für die Jugend
von David Andres
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Türkise Haare, Nasenpiercing und hin und wieder eine nerdige Hornbrille? Auf den ersten Blick ließe sich denken, diese junge Frau namens Ashley ist eine klassische, linksliberale „Influencerin“, die systemtreue Bemerkungen als Rebellion gegen den Turbokapitalismus und das patriarchale System verkauft. Und in der Tat – das war sie mal.
„In 2016 I was Leftist“, schreibt die US-Amerikanerin unter eines ihrer grundlegendsten Videos mit dem schönen Titel „Why I Left the Left“. Drei Jahre lang vertrat sie alle sogenannten Werte, die sich auf dieser Seite des politischen Spektrums in der westlichen Welt tummeln. „Ich war eine Atheistin, eine Feministin, für Abtreibung. Ich war Sozialistin, Anti-Militär, Anti-Polizei. Ich unterstützte das bedingungslose Grundeinkommen, allgemeine Gesundheitsvorsorge – die ganzen neun Yards, meine Freunde.“ 2019 traf sie „die Entscheidung, die Linke zu verlassen“. Ein Jahr später wurde sie zur Konservativen. Auf YouTube und in den sozialen Netzwerken gehört sie zu den wichtigsten Vertretern einer Bewegung, die sich zwar nicht als Gruppe versteht, als wachsendes Phänomen aber zu beobachten ist. Meist noch recht junge oder mitteljunge Menschen, die Fahnenflucht begehen, weg von der „woken“ Sache und hinein in das, was Ashley in der Kurzbeschreibung ihres Kanals ganz lakonisch als „common sense“ bezeichnet, als gesunden Menschenverstand – und auf ihrem Instagram-Profil als „Awaken the Woke“, also „die Woken aufwecken“.
Einer der größten Fehler, den sie im Rückblick an sich beobachtet hatte und der Linken im Allgemeinen zuschreibt, sei, wie die eigenen, meist hysterischen Gefühle untrennbar mit politischen Überlegungen verschmelzen und dabei völlig irrational werden. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten trieb sie damals in den Wahnsinn, sie weinte und schrie, sah das Land einem Ungeheuer anheimgefallen, vergleichbar dem Bild von dem faschistischen Mordor, das sich für deutsche Gutmenschen gerade im Kreis Sonneberg aufgetan hat. Doch die Gefühlsbetonung der Linken betreffe nicht allein Empörung und Wut gegen das vermeintlich Böse, sondern die Träume im inneren Märchenland. „Wenn es gut klingt, ist es auch gut“, denke man dort, obschon ganz klar sei, dass all die Utopien nur „in der Theorie gut klingen“, in der Praxis aber verheerende Auswirkungen haben.
Selbstverständlich für unsere Ohren, aber auch für die ihrer jungen Nichte? Ihres Neffen? Sie alle sind des Englischen mächtig und würden die Lauscher spitzen, wenn auch zunächst nur aus abwehrender Neugier, aus dem Sog des Unerhörten, wenn sie solch einen Clip sähen. In den USA jedenfalls ziehen „Influencer“ wie Freely Ashley viele Zuschauer auf ihre Seite, indem ihre Videos dem Publikum erlauben, zu denken und zu sagen, was sie innerlich oft schon wissen, aber sich nicht auszuleben trauen.
„You are Fuckin’ Awesome!“, schreibt ein Nutzer unter das Video und, übersetzt weiter: „Ich habe die Linke vor zwei Jahren verlassen. Candace (er meint die konservative schwarze Star-Autorin Candace Owens) sagte: ‚Wenn man jung und liberal ist, hat man ein großes Herz und wenn du älter und konservativ wirst, wächst dir ein Gehirn!‘ Man hat mir gesagt, weil ich schwarz sei, könne ich nicht konservativ sein! Pass mal auf! Ich bin raus aus aus meiner Opferrolle! Früher ging es mir um BLM und jetzt bin ich frei! Ich bin so froh, dass ich die Linke verlassen habe! Ich bin ein stolzer schwarzer Konservativer!“
Ein anderer Nutzer sagt: „Ich habe gerade dein Video zu Ende geschaut. Ich glaube, wir outen uns als kritische Denker. Wir erkennen, wie widersprüchlich und furchtbar die Linke sein kann. Ich glaube, ich fühle jetzt mehr Hoffnung für die Menschheit.“
Die Bekräftigung, einen einmal eingeschlagenen Weg, den die Mehrheitsgesellschaft oder zumindest die Mehrheit der eigenen Blase für den moralisch guten hält und dessen Gegenteil sanktioniert wird, zu verlassen, ist die wichtigste Schützenhilfe für all jene, die noch nicht ganz so weit sind, aber fast. Free Ashley gehört zu den charmantesten und besten dieses Faches der „Linksaussteiger-Influencer.“ Sie wird nicht die letzte sein, die ich an dieser Stelle porträtiere.
Quellen:
Why I Left the Left (Freely Ashley, YouTube, englisch)
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