25. Juli 2023 23:00

Wo wollen „wir“ hin? Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Eine friedliche und freundliche Agenda 2030 (Teil 2)

Ein größerer „Reset“

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Kennt keine absolute Grenze: Wohlstand ist ein psychisches Phänomen und kein physisches

In meiner letzten Kolumne widmete ich mich Zielen einer Agenda 2030 wie Wohlstand, Bildung, Wohnen, Gesundheitsdiensten und dergleichen, die sich Menschen setzen können, wenn sie eine friedliche und freundliche Gesellschaft kreieren wollen. Diese Ziele wählte ich in Anlehnung an die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und an die Great-Reset-Agenda des Weltwirtschaftsforums.

Ich legte dar, dass sich diese Ziele am besten erreichen lassen durch eine Vertiefung und Verbreiterung der freiwilligen Arbeitsteilung, durch Kapitalbildung und durch einen effektiven Schutz vor Schädigern der gesellschaftlichen Kooperation. Nicht erforderlich, sondern hinderlich für das Erreichen dieser Ziele ist der Einsatz von Zwang gegen friedliche Dritte, gleich ob unmittelbar durch staatliche Zwangsmaßnahmen und -abgaben oder mittelbar durch das sogenannte „Public-Private-Partnership“. Denn die Drohung mit Zwang gegenüber friedlichen Menschen führt dazu, dass andere auf Kosten und zu Lasten der Betroffenen profitieren. Während die einen mehr Wohlstand gewinnen, erleiden die Betroffenen Verluste. Heute möchte ich mich nach diesen Wohlstandszielen den „Umwelt- und Nachhaltigkeitszielen“ zuwenden.

Umweltschutz, sauberes Wasser und saubere Luft, Erhalt der Ökosysteme

Dadurch, dass bei freiwilliger Kooperation Angebote schadlos abgelehnt werden können und niemand zur Finanzierung gezwungen wird, wird sichergestellt, dass die knappen Ressourcen nicht verschwendet werden aus der Sicht derjenigen, die die Produktion finanzieren, und das sind in der unbezwungenen Gesellschaft die Konsumenten. Mit den Preisen, die die Konsumenten bezahlen, müssen sie den gesamten Produktionsbetrieb der Unternehmer und die Entlohnung der Arbeitnehmer bezahlen. Tun sie das nicht, erleidet der Unternehmer Verluste, und erleidet er dauerhaft Verluste, scheidet er aus dem Markt aus und das Kapital kommt – aus Sicht der Konsumenten – in bessere Hände. Die Vermeidung von Verschwendung bei freiwilliger Arbeitsteilung ist ein wesentlicher Beitrag zum Umweltschutz. Bei zwangsweiser Finanzierung hingegen ist Verschwendung vorprogrammiert.

Im Hinblick auf die politischen Kampfbegriffe „Nachhaltigkeit“ und „Kreislaufwirtschaft“ ist es wichtig, klarzustellen, dass es handlungslogisch keine fixe Grenze des Wachstums gibt im Sinne einer absoluten Grenze des Wohlstandes. Denn Wohlstand ist ein psychisches Phänomen und kein physisches: Die Zunahme des Wohlstandes oder Wohlbefindens folgt aus der Verminderung der Unzufriedenheit, die sich der Handelnde von der freiwilligen Kooperation verspricht. Was aber keine Größe der Außenwelt ist, sondern ein psychisches Phänomen, kann in der Außenwelt auch an keine physische Grenze stoßen. Menschen wollen auch Kulturlandschaften, Abfallbeseitigung, saubere Luft, Parks und dergleichen. Die propagierte, infantile Kapitalismuskritik, wonach die arbeitsteilige Gesellschaft auf einen immer größeren Output von irgendwelchen „Gadgets“ hinauslaufen würde, ist weder handlungslogisch noch empirisch belegbar. Heute erfüllt beispielsweise ein einzelnes Smartphone die Funktionen vieler Geräte: Es ist Computer, Fotoapparat, Fernseher, Videogerät, Schreibmaschine, Notizblock und so weiter.

Verschmutzt beziehungsweise schädigt jemand die Umwelt, die Meere oder dergleichen, die er mit anderen teilt, ist dies eine feindliche Handlung. Die Geschädigten können sich verbinden und den Schädiger zur Verantwortung ziehen. Auch in einer friedlichen und freundlichen Gesellschaft können sich die Beteiligten gegen Schädiger zur Wehr setzen. Der Unterschied zu einer feindseligen Gesellschaft ist, dass Zwang nicht systematisch und wiederholt gegen friedliche Menschen eingesetzt wird, sondern nur zur Abwehr, Wiedergutmachung und Vergeltung von feindlichen Handlungen.

Auch die sogenannte „Tragedy of the Commons“, also die Tragik der Allmende, ist handlungslogisch keineswegs das ohne Gewaltmonopolisten unlösbare Dilemma, als welches es von scheinbar findigen Spieltheoretikern dargestellt wird. In meinem Buch „Der Kompass zum lebendigen Leben“ gehe ich ausführlich auf diese Thematik ein (Seite 187 und fortfolgende, Seite 310 und fortfolgende). Menschen können die Gefahren von Überfischung oder etwa einer nicht nachhaltigen Rodung von Wäldern erkennen und Konflikte im Hinblick auf Schäden am Mitbesitz an Gewässern oder der Atemluft durch Vereinbarungen lösen. Es braucht hierzu keinen Gewaltmonopolisten, der quasi als „Deus ex Machina“ ohne Eigeninteresse in der Szenerie auftaucht, um Konflikte über begrenzte Ressourcen oder negative Externalitäten zu lösen.

Erstens gibt es keinen Handelnden ohne Eigeninteressen, keinen „Deus ex Machina“. Und zweitens bedeutet es, den Menschen jeden „gesunden Menschenverstand“ abzusprechen, wenn man sie als so einfältig darstellt, als könnten sie ihre fundamentalsten Eigeninteressen nicht erkennen und wären außer Stande, Regelungen über Gegenstände zu treffen, die sich im Mitbesitz mehrerer befinden. Menschen können verbindliche Vereinbarungen treffen, können die Folgen ihres Handelns absehen, auch wenn sie hierbei durchaus Fehleinschätzungen unterliegen können. Und wenn sie wissen, dass sie sich ein weiteres Mal wiedersehen werden, es also um fortgesetzte gesellschaftliche Kooperation geht, ist es in ihrem eigenen Interesse, einmal getroffene Vereinbarungen nicht zu verletzen. Zudem können sie sich selbstverständlich auch ohne eine „divine Entität“ auf Sanktionen einigen, wie Verletzungen von vereinbarten Pflichten und Rechten zu ahnden sind.

Zudem zeigt in einer freundlichen Gesellschaft der Preis der Güter deren relative Knappheit an. Wird mehr gerodet, sinkt ceteris paribus der Preis des Holzes. Außerdem nimmt der Kapitalwert des Waldes ab. Werden Kohle oder Öl knapper, steigt der Preis. Seit vielen Jahrzehnten wurde – immer wieder falsch – prophezeit, dass die Öl- oder Gas-Ressourcen in Bälde zu Ende gingen. Betrachtet man heute den Preis für einen Liter Benzin und zieht sämtliche Steuern ab – auch die „verdeckte Steuer“ Inflation –, dann wäre der Preis hierfür relativ günstig. Die Preise für Benzin oder Diesel zeigen heute also nicht hauptsächlich eine zunehmende relative Knappheit an, sondern es sind Zwangsabgaben und das Geldmonopol mit seiner „Inflationsgarantie“, die zu den relativ hohen Preisen führen.

Schlussbetrachtung

Auch wenn Vereinbarungen im Hinblick auf begrenzte Ressourcen im Einzelfall scheitern können und es in Bezug auf negative Externalitäten zu Konflikten kommen kann: Es ist etwas Grundverschiedenes, einerseits in einer friedlichen und freundlichen Gesellschaft zu leben, in der es ebenso Konflikte betreffend negative Auswirkungen auf gemeinschaftlich genutzte Gegenstände gibt, als wenn andererseits eine Gruppe von Menschen eine andere Gruppe friedlicher Menschen unterwirft, um von Anfang an alle Konflikte in ihrem Sinne, also der herrschenden Gruppe, entscheiden zu können.

In meiner nächsten Kolumne werde ich mich den Zielen Frieden und Gerechtigkeit und der Ungleichheit widmen. Schließlich werde ich darauf eingehen, warum die Vorteile einer friedlichen und freundlichen Gesellschaft zwar einfach zu begreifen sind, die Menschen eine solche Gesellschaft aber – zumindest zurzeit – nicht wollen, mich also mit den psychologischen Ursachen der Gesellschaft befassen, in der wir heute leben. Wer bereits jetzt hierüber mehr erfahren möchte, findet unten das Video meines Vortrages verlinkt: „Erkenntnistheoretische Kriegsführung und die Gretchenfrage: ‚Nun sag’, wie hast du’s mit der Aggression?‘“

Quellen:

Der Kompass zum lebendigen Leben (Andreas Tiedtke)

Erkenntnistheoretische Kriegsführung und die Gretchenfrage: ‚Nun sag’, wie hast du’s mit der Aggression?‘ (Andreas Tiedtke, Mises Karma)


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