02. August 2023 13:00

Unbekannte Flugobjekte Whistleblower des US-Militärs enthüllt kosmischen Enkeltrick

Es könnte aber auch ein Ufo gewesen sein oder: Wie ich lernte zu glauben, ich hätte Elvis mit einer Fahrradkette gesehen

von Axel B.C. Krauss

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Bildquelle: Gchapel / Shutterstock Mythos um Ufos in der Area 51: Was verbirgt die US-Militärbasis tatsächlich?

„Jetzt sei doch nicht so negativ!“ oder „Wart’s doch erst mal ab!“ – solche und ähnliche Kommentare las ich mit einigem Amüsement, als ich mir den Spaß erlaubte, ein paar „Ufo-Jünger“ online zu triggern dadurch, vorherzusagen, dass die angekündigte „sensationelle“ Anhörung eines angeblichen Pfeifenbläsers aus den Reihen des US-Militärs vor dem Kongress ergebnislos bleiben würde. Was sie dann auch blieb. Oh Wunder.

Bevor ich ins groteske Detail gehe, zunächst eine nicht weniger groteske Rechnung. Ich hatte sie in meinem letzten Beitrag bereits präsentiert, werde diesmal aber etwas ausführlicher. Nur, um die für Menschen unvorstellbaren Dimensionen zu verdeutlichen.

Wie bereits erwähnt, soll es im uns bekannten Universum 200 Milliarden Galaxien geben. Laut Astronomen könnten 70 Prozent davon, also 140 Milliarden, Spiralgalaxien ähnlich der unseren sein. Jede davon soll wiederum 100 bis 200 Milliarden Sonnen enthalten. Ich runde jetzt einfach mal ab: Es gibt 100 Milliarden Galaxien, jede davon enthält 100 Milliarden Sonnen.

Nein, warten Sie. Ich will es mir noch etwas einfacher machen. Ich breche diese an sich schon sprachlos machenden Zahlen weiter herunter. Extrem großzügig. Also: Es gibt in dem uns bekannten Kosmos 100.000 Galaxien mit jeweils 100.000 Sonnen. Gerade mal hunderttausend.

Das wären dann 100.000 mal 100.000 oder 10.000.000.000 oder zehn Milliarden Sonnen. Lassen Sie uns ferner annehmen, dass von diesen zehn Milliarden Sonnen nur bescheidene zwei Prozent von Planeten umgeben wären, also zwei Prozent Sonnensysteme mit Planeten, von denen wiederum ein gewisser Prozentsatz von irgendwelchen Spezies bewohnt sein könnte.

Das wären dann 200.000.000 oder 200 Millionen mögliche Sonnensysteme mit dem einen oder anderen bewohnten Planeten um sie herum. Bitte nicht vergessen: Um von einer Galaxie zur nächsten zu gelangen, wären gewaltige Entfernungen zurückzulegen. Laut der europäischen Raumfahrtbehörde Esa (European Space Agency) liegt die unserer Milchstraße „nächste“ Galaxie, die Andromeda-Galaxie (M31), 2,5 Millionen Lichtjahre entfernt. Und nicht nur das: Selbst innerhalb einer einzigen Galaxie sind die Entfernungen zwischen den einzelnen Sonnen/Sonnensystemen enorm. Wir reden von astronomischen Distanzen.

Frage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass bei diesen riesigen Entfernungen und selbst unter der Annahme, dass irgendeine Zivilisation über die technische Möglichkeit verfügt, diese Distanzen quasi in „Nullzeit“ zurückzulegen, die betreffende Spezies ausgerechnet auf die Erde stößt?

Doch lassen Sie uns die großzügig heruntergerechnete Zahl nun mit einem Faktor multiplizieren, der uns zu den vom heutigen Stand der Wissenschaft geschätzten Galaxien zurückführt.

Also 200 Milliarden Galaxien mit jeweils 100 bis 200 Milliarden Sonnen. Es gibt übrigens neuere Schätzungen, die davon ausgehen, dass die Zahl der Galaxien noch weitaus höher liegen könnte, nämlich bei – holen Sie bitte tief Luft – 900 Milliarden. Zum Schutz der mentalen Gesundheit bleibe ich, siehe oben, bei gerundeten 100 Milliarden Galaxien mit jeweils 100 Milliarden Sonnen.

Tja: Das wären dann zehn Trilliarden Sonnen zum Mitnehmen, bitte. Oder in numerischer Schreibweise: 10.000.000.000.000.000.000.000 Sonnen. Eine Zahl mit 21 Nullen. Zehn Trilliarden. Zehntausend Trillionen. Hunderttausend Billiarden. Eine Million Billionen. Und wieder nehme ich an, nur zwei Prozent davon wären von Planeten umgeben, also Sonnensysteme ähnlich dem unseren. Das wären dann leider immer noch 200.000.000.000.000.000.000 oder 200 Trillionen mögliche Sonnensysteme. Oh shit, Frau Schmidt.

Keine Sorge, an dieser Stelle breche ich den Mumpitz ab.

Wie gesagt: Anhand solcher Rechnungen kann man sich schnell die menschliches Vorstellungsvermögen hoffnungslos sprengenden Dimensionen verdeutlichen. Obendrein könnte man fragen, ob die Welt momentan nicht doch andere Probleme zu bewältigen hat als solche ausufernden Spekulationen …

Doch nun zur Anhörung. Oder besser: zur Farce, Burleske, Groteske und Lachnummer des US-Kongresses.

Ergebnis der Befragung? Nun, es gab keins. Nada. Es wurde, oh Wunder, kein einziger glaubhafter, überprüfbarer, substanzieller Beweis vorgelegt. Es blieb, oh Wunder, bei hätte hätte Fahrradkette. Der „Whistleblower“ namens David Grusch lieferte, oh Wunder – nichts. Niente. Außer bloßen Behauptungen, die sich – das muss man verstehen – leider nicht nachprüfen lassen, denn das unterliegt ja alles strengster Geheimhaltung. Türlich. Schließlich werden Fragen der „nationalen Sicherheit“ berührt! Sicha Digga. Warum das alles nur putzige Propaganda gewesen sein kann, lesen Sie am Ende dieses Beitrags.

Obendrein war Grusch noch nicht einmal in der Lage, aus eigener Anschauung zu sprechen: Danach befragt, welche Beweise er denn habe, antwortete er, selber keinen Zugang zu diesen „streng geheimen“ Regierungsprogrammen zu haben – er habe das alles lediglich von anderen „gehört“, die auf der Gehaltsliste höher stehen als er. Mit anderen Worten: Ein entfernter Cousin erzählte mir, seine Oma kenne einen Chiropraktiker, der im Supermarkt Elvis gesehen haben will. Mit einer Fahrradkette.

In einem „Focus“-Artikel vom 28. Juli hieß es zur Anhörung: „Die Kernaussagen von David Grusch lauten, dass seit 90 Jahren ein streng geheimes Programm zur Bergung und zum Nachbau (Reverse Engineering) von Objekten nichtmenschlicher Herkunft existiere, die entweder gelandet oder abgestürzt seien. Darum hätten die USA mehrere teilweise sowie vollständig intakte Fluggeräte nichtmenschlicher Herkunft in ihrem Besitz. Bei den Bergungsoperationen seien auch Leichen der Besatzungen geborgen worden. Die Bergungen fänden nicht nur in den USA, sondern auf der ganzen Welt statt. Seit Jahrzehnten sei ein in der Öffentlichkeit völlig unbekannter ‚Kalter Krieg‘ um geborgene physische Materialien entbrannt und es fänden Projekte statt, um die geborgenen Überreste zu identifizieren und durch Reverse Engineering nutzbar zu machen.“

Solche extraterrestrischen Flugobjekte seien in diesem Zeitraum quasi am laufenden Band abgestürzt. Auf jeden Fall in großer Zahl. Regelmäßig. Weltweit. Auch damit habe ich leider so meine stochastischen Probleme, also solche der Wahrscheinlichkeitsrechnung.

Angenommen, es stürzen seit 90 Jahren, wie von Grusch behauptet – also seit fast einem Jahrhundert –, Flugobjekte „nichtmenschlicher“ Herkunft in schöner Regelmäßigkeit auf der Erde ab. Dann hätte es sich allerdings nicht vermeiden lassen – das ist simple Statistik und daran kommt niemand vorbei, auch der glühendste „I want to believe“-Agent-Mulder-Wiedergänger nicht –, dass eines dieser Geräte zum Beispiel auch mal über einer Groß- oder Kleinstadt seinen Dienst versagt. Kurz: über besiedeltem Gebiet. In diesem Fall hätte es natürlich Dutzende, vielleicht gar Hunderte von Augenzeugen gegeben. Vielleicht sogar Tausende.

Diese gibt es jedoch bis heute nicht.

Man stelle sich vor, ein Ufo gehe nahe Kassel, Köln, München, Berlin, Paderborn oder Dortmund-Aplerbeck nieder. In unserer Zeit. Unnötig zu erwähnen, dass diverse Zeugen ein so sensationelles Ereignis sofort per Smartphone gefilmt und die Videos auf ihren Youtube-Accounts, Websites oder Blogs et cetera online gestellt hätten. Ist bislang aber nie passiert. Kein einziges Mal. Warum nicht?

Nun, weil unsere außerirdischen Freunde die erstaunliche Neigung besitzen, stets so günstig abzustürzen, dass die Wracks vom Militär ganz schnell vor der Öffentlichkeit verborgen werden können. Sie werden in einen geheimen Bunker verbracht, wo per Reverse Engineering Tamagotchis, Mikrowellen, Gameboys, Vibratoren oder sprechende Waschmaschinen daraus gebastelt werden. Tut mir leid für den Sarkasmus, aber wie soll man den ganzen Irrsinn noch anders ertragen?

Um das klarzustellen: Eine außerirdische Zivilisation ist in der Lage, Fortbewegungsmethoden zu ersinnen, mit denen sie enorme Distanzen überbrücken können. Oder von mir aus „interdimensionale“ Reisen. Trotzdem stürzen die Dinger seit 90 Jahren regelmäßig ab. Irgendwie wirken diese Technologien etwas unzuverlässig, Crashs ohne Ende. Mit so was blamiert man sich doch nur.   

Ich habe ehrlich gesagt gar keine Lust mehr, diesen ganzen Plumpaquatsch noch großartig zu kommentieren.  

Stattdessen verweise ich auf einen Artikel des Journalisten Kit Klarenberg („Verstörende Details über das neue ‚Büro für Wahrnehmungsmanagement‘ des Pentagons“), der einige sehr interessante Informationen dazu ausgrub. Klarenberg erwähnt darin eine US-Regierungsbehörde namens „All Domain Anomaly Resolution Office“ (AARO). Worin besteht deren Aufgabe?

„Diese Abteilung des Verteidigungsministeriums ist mit der Untersuchung von Ufos und anderen unerklärlichen Luftphänomenen beauftragt. Das Pentagon hat in letzter Zeit ein ausgeprägtes Interesse an fliegenden Untertassen gezeigt – genau wie zu Zeiten des Kalten Krieges. Damals ging es darum, die Öffentlichkeit zu täuschen und zu verwirren und gleichzeitig experimentelle Innovationen, Flugzeuge und Tests des US-Militärs zu tarnen. Es gibt wenig Grund zu der Annahme, dass sich die Motive des Verteidigungsministeriums in der heutigen Zeit geändert haben. Freigegebene Dokumente zeigen, dass das ‚Navy Office of the Deputy Chief of Naval Operations for Information Warfare‘, bekannt als N2N6, seit Jahren die vollständige Kontrolle über die Verbreitung von Ufo-bezogenen Informationen an die amerikanische Öffentlichkeit im Namen des Pentagons ausübt. Dies reicht bis zur Anweisung an die Pentagon-Abteilungen, auf Medienanfragen und FOIA-Anträge von Journalisten und der Öffentlichkeit zu antworten und wie. Vielleicht hat das Pentagon beschlossen, diese Aufgaben intern zu übernehmen. Rein zufällig ging am 6. Juni ging ein Air-Force-Veteran und ehemaliges Mitglied der ‚National Geospatial Intelligence Agency‘ mit der Behauptung an die Öffentlichkeit, dass außerirdische Raumschiffe von der US-Regierung routinemäßig im Geheimen geborgen würden. Diese schockierende Enthüllung hätte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können. Da der Neue Kalte Krieg an Fahrt aufnimmt und immer bedrohlichere Technologien am Himmel über der Area 51 und anderen schattenhaften Militäreinrichtungen in den USA und anderswo getestet werden, ist es notwendig, die öffentliche Aufmerksamkeit vom Bekannten auf das Unbekannte zu lenken. In der Zwischenzeit sprechen die US-Militärchefs regelmäßig und offen darüber, in naher Zukunft einen Krieg gegen China zu führen – was die Einrichtung eines eigenen Propagandabüros im Vorfeld umso zweckmäßiger macht.“

Also ein Büro für „information Warfare“, auf gut Deutsch: Hirnwäsche, Propaganda.

Wissen Sie was? Ich vermute hier eine Art kosmischen Enkeltrick: „Omi, ich werde ständig von Aliens bedroht. Du musst mir ganz schnell mehr Geld schicken, sonst kann ich mich nich’ verteidigen!“ Nach dem Motto „Halt du sie mit Ufo-Propaganda dumm, ich mach sie noch ärmer“?

Bis nächste Woche. Nano-Nano!


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