Gestahlfedert: Cheblismus II: Sawsan jetzt sogar mit Platin-Opfer-Abo-Dauer-Karte
Ein Frontbericht aus der Arschhölle des abgrundtief Bösen
von Michael Werner
Ende März erschien Sawsan Cheblis Buch „Laut“ über „Hass im Netz“, und trotz massivster Werbung in den Systemmedien, sogar in der Tagesschau, wollte es irgendwie doch nicht so recht zum Bestseller werden. Aber wenn der Berg nicht zu Mohammed kommt, dann kommt Sawsan Mohammed Chebli eben zum Berg. Oder in diesem Fall zum potentiellen Käufer.
Am Dienstag, dem 8. August, hielt die Kölner SPD eine Werbeveranstaltung in der Universität zu Köln ab, bei der die Autorin höchstselbst aus ihrem Opus Magnum vorlesen und anschließend Fragen von interessierten Besuchern beantworten wollte. Durch Zufall erfuhr ich davon und wusste sofort, dass ich ein solcher interessierter Besucher bin, denn ich hatte jede Menge Fragen, speziell zu diesem Thema, das mich ähnlich umtreibt wie Frau Chebli, nur aus einer völlig anderen Perspektive. Man kann auch sagen: Ich war auf Krawall gebürstet! Also begab ich mich an jenem Abend in meine alte Alma Mater, in der Hoffnung, noch einen Platz zu ergattern, weil in der SPD-Hochburg am Rhein davon auszugehen war, dass der Superstar von der Spree der ultimative Publikumsmagnet sein würde, wobei die Kunde vom freien Eintritt auch das letzte noch zögernde Genossenherz im Sturm erobern dürfte.
Tatsächlich brauchte ich nicht nur einen Platz, sondern gleich vier, denn spontan hatten sich noch zwei Kumpels eingefunden, die sich diesen Spaß ebenfalls nicht entgehen lassen wollten, sowie Uta Ogilvie, die Anfang 2018 allein mit einem rosa Schild den Rücktritt der Rautenhexe forderte und damit eine Lawine lostrat, die in einem ziemlich destruktiven „Hausbesuch“ der Antifa gipfelte. Durch ihre eindrucksvolle Schilderung dieser Ereignisse und ihrer Folgen im Rahmen der Deutschlandkonferenz von eigentümlich frei 2020 auf Usedom, die auf YouTube zu sehen ist, konnte sich bisher eine Viertelmillion Zuschauer davon überzeugen, dass wir im besten und freiesten Deutschland seit dem Urknall leben.
Zu unser aller Erstaunen verloren sich gerade mal rund 40 Interessierte im Hörsaal XII, der – wie die Uni insgesamt – einen ziemlich heruntergekommenen Eindruck machte, der seine Vollendung fand beim Anblick der hölzernen Klappsitze, die lediglich noch zusammengehalten wurden von zahlreichen Aufklebern mit basisdemokratischen Konsens-Kalauern wie „Deutschland? Nie wieder!“, „Fight Fascism!“ und „Antifa AK Cologne“. Somit muss man von der kläglichen Anzahl der Zuschauer die von uns repräsentierten veranstalterseits unerwünschten zehn Prozent wieder abziehen.
Während ich so dasaß und dem Erscheinen der Protagonistin entgegenfieberte, ging mir durch den Kopf, was ich Frau Chebli gerne fragen würde. So wollte ich sie aufgrund ihres ständig kolportierten Mantras, dass „Hate Speech“ (Neusprech für Meinungsäußerungen, die Linke hassen) „echte Gewalt“ sei, mit der gängigen Definition der Rechtsprechung konfrontieren: „Gewalt ist der (zumindest auch) physisch vermittelte Zwang zur Überwindung eines geleisteten oder erwarteten Widerstandes.“ Oder mit dem Bundesgerichtshof, der Gewalt definierte als „körperlich wirkenden Zwang durch die Entfaltung von Kraft oder durch sonstige physische Einwirkung, die nach ihrer Intensität dazu geeignet ist, die freie Willensentschließung oder Willensbetätigung eines anderen zu beeinträchtigen“. Nach beiden Definitionen können Worte – so schlimm sie auch sein mögen – eben keine Gewalt sein, weshalb ich Frau Chebli gerne fragen wollte, mit welchem Recht sie glaubt, sich über die in der juristischen Praxis gebräuchliche Definition und sogar über das höchste deutsche Straf- und Zivilgericht einfach hinwegsetzen zu können. Weitere Fragen betrafen den rechtlich inexistenten Kampfbegriff „Hate Speech“ beziehungsweise „Hassrede“, bei dem – sogar von staatlicher Stelle – immer häufiger so getan wird, als sei er bereits ein Straftatbestand, sowie die sich aus dieser Problematik ergebenden Konflikte mit der Meinungsfreiheit.
Ein Blick quer durch den Zuschauerraum gestattete mir jedoch nicht den geringsten Zweifel, dass ich mit meinem ursprünglichen Vorhaben, der Dame mit derart kritischen, geradezu konfrontativen und provokativen Fragen ein wenig auf den Raffzahn zu fühlen, hier keinen Blumentopf würde ernten können. Höchstwahrscheinlich würde ich bereits nach den ersten Worten von mindestens der Hälfte der Anwesenden niedergebrüllt werden, so dass mir selbst ein argumentativer Sieg als Niederlage attestiert würde. Denn hier ist man ja – wie bereits der Titel des Buches und der Name der Veranstaltung verraten – „laut“. In der festen Überzeugung, dass mir – vor allem im Direktvergleich mit den sonstigen Besuchern – meine Andersartigkeit bereits auf die Stirn tätowiert sein müsste, war ich eh schon mehr als verwundert, dass man mich nicht längst argwöhnisch beäugte.
Auf der verzweifelten Suche nach einer zündenden Idee, trotzdem zum Zuge zu kommen, schaute ich sinnierend auf meine Sitznachbarn. Zu meiner Linken saß Uta, zu meiner Rechten einer meiner beiden Kumpels, ein Mann mit einem so beneidenswerten Teint, dass unsereiner sich dafür alle zwei Tage unter die Klapp-Karibik begeben müsste, während er ihn lediglich seinem Migrationshintergrund aus Gefilden mit schönerem Wetter zu verdanken hatte. Da sprang sie mich plötzlich an, schlagartig, diese rettende, zündende Idee:
Wenn sich schon aus den eigenen Reihen nur eine Handvoll Genossen hierher verirrt haben, dann rechnet vielleicht niemand mit Besuch von der „Gegenseite“, zumal die subversive Unterwanderung von Veranstaltungen eines anderen politischen Lagers bisher immer nur fester Bestandteil des linken Repertoires war. Wahrscheinlich geht Frau Chebli also davon aus, hier auf ihre ganz persönliche „Row Zero“ zu treffen. Also müsste ich einfach nur so tun, als wäre ich ein devoter Fanboy, indem ich ihr eifrig zustimme, um dann meine Frage nicht als solche direkt zu stellen, sondern indirekt, quasi als Advocatus Diaboli, indem ich sie stattdessen frage, wie sie denn damit umgeht, wenn ihre politischen Gegner ihr XY vorwerfen. Oder ich erzähle ihr, dass ich neulich in einer hitzigen Diskussion ihre Positionen vertreten habe, doch plötzlich nicht mehr weiterwusste, als meine Gesprächspartner mir XY entgegneten, und bitte sie dann um Schützenhilfe, mir fürs nächste Mal das richtige Gegenargument zu liefern, weil sie als anerkannte, unumstrittene Expertin so viel tiefer im Thema drin ist als so ein Küken wie ich. Und obwohl sie bei all meinen Fragen stehend K.O. gehen würde und sich irgendein Gestammel aus dem Allerwertesten ziehen müsste, um das zu kaschieren, würde sie mich nicht als Kritiker oder gar Gegner ausmachen, sondern als Bewunderer und Verbündeten, der nur gerade dummerweise eine etwas problematische Frage gestellt hat. Nicht nur wegen der Legende drumherum, oder weil ich ihre Eitelkeit, ihre Sucht nach Aufmerksamkeit und Anerkennung gezielt bespiele, sondern aus noch einem weiteren Grund: Ihr gesamtes Mindset beruht auf der festen Überzeugung, dass ihre Gegner nur etwas gegen sie haben, weil sie eine Frau ist und Migrationshintergrund hat, so dass andere mögliche Gründe, sie abzulehnen, bei ihr gar nicht erst stattfinden können. Als jemand, der mit einer adretten Frau und einem Dunkelhäutigen aufgeschlagen ist und zwischen beiden sitzt, kann ich daher kaum unter ihr Feindschema „misogyner Rassist“ fallen. Mein Sitzplatz war also die perfekte Tarnung!
Während ich mir ob dieser genialen Strategie noch geistig auf die Schulter klopfte, betrat die Perle des Vorderen Orients endlich die Bühne. Nein, sie betrat sie nicht einfach nur – es war ein Auftritt, ein echter Auftritt, oscarreif. Jedoch weniger ihretwegen, sondern vielmehr wegen der drei ultracoolen Personenschützer in ihrer Begleitung, die sie zunächst sicher in den Saal geleiteten, um sich dann auf drei unterschiedliche, strategisch geschickte Positionen zu begeben, von denen aus sie sowohl ihre Schutzbefohlene als auch sämtliche Anwesende stets im Blick hatten. Dabei wanderten ihre Augen die ganze Zeit unablässig über die Anwesenden. Während der gesamten Veranstaltung ist – was selten vorkommt – nicht ein einziger Besucher zur Toilette gegangen, weil wohl jeder Angst hatte, beim bloßen Versuch aufzustehen drei Sekunden später mit Kabelbindern fixiert und einer Wumme am Schädel den Boden zu küssen. Genau deshalb dachte ich mir, die werden mir doch sofort ansehen, dass ich hier nicht hinpasse, denn das sind Vollprofis, die jeden Menschen auslesen können – um mich dann sofort wieder damit zu beruhigen, dass sie gleichzeitig erkennen werden, dass von mir keine für ihren Job relevante Gefahr ausging, da sie ja nicht hier waren, um Frau Chebli vor Wortgewalt, sondern nur vor echter Gewalt nach Definition des Bundesgerichtshofs zu schützen. Wer weiß, vielleicht werden sie mir später sogar noch als Argumentationshilfe dienen?
Der Auftritt der drei Kanten ließ mich jedoch zunächst an meiner These zweifeln, dass Frau Chebli hier nur mit der Anwesenheit von Wohlgesinnten gerechnet hat. Genauso wie der Mannschaftswagen der Polizei, der vor dem Haupteingang der Uni stand und mir daher akut wieder einfiel. Der Zweifel währte allerdings nur kurz, denn bald schon verstand ich vollumfänglich, warum sowohl diese drei Herren als auch die Polizisten draußen tatsächlich so sichtbar vor Ort waren, doch dazu später mehr.
Gastgeberin des Abends war eine Dame namens Sanae Abdi, ihres Zeichens Bundestagsabgeordnete der SPD mit einem Direktmandat des Wahlkreises Köln I (unter anderem Deutz, Porz, Kalk und nördliche Innenstadt) sowie Vorstandsmitglied in der „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“. That says it all. „Herzlich Willkommen! Sanae trifft Sawsan“ war an die Tafel gekritzelt, und sofort war klar, was die beiden verbindet: Die gerade maximal angesagten Kernmerkmale „weiblich“ und „muslimischer Migrationshintergrund“.
Frau Abdi hielt eine kurze Eröffnungsansprache, und dann ging es endlich los mit dem Star des Abends. Frau Chebli nahm Platz und las uns das erste Kapitel ihres verkannten Bestsellers vor. Darin ging es – Überraschung! – um sie: Ihre entbehrungsreiche Kindheit im kalten, deutschen Sozialstaat, und dem Papa, der immer mal wieder weg war, weil er erfolgreich abgeschoben wurde, aber stets zuverlässig wiederkam. Dass das aus Sicht der Tochter natürlich alles andere als schön war, kann man nachvollziehen, aber die kleine Sawsan hatte sich nicht unterkriegen lassen, sondern sich in der Schule ganz doll angestrengt, damit sie mal ein besseres Leben hat. Die Story hat man von ihr schon gefühlte drölfzig Mal gehört, nichts für ungut.
Dann las sie die ersten Beispiele für „Hate Speech“ vor, die sie sich anhören musste. Allerdings waren das allesamt strafbare Äußerungen, übelste Beleidigungen bis hin zu Morddrohungen. Also nichts für das undefinierte Gummiwort „Hate Speech“, sondern ein Fall für die Justiz. Obwohl es dieser bei der rechtlichen Bewertung solcher Äußerungen immer noch auf den Gesamtzusammenhang ankommt, den wir aber leider nicht erfahren.
Immer wieder – so Frau Chebli – bekam sie von ihren Hatern zu hören: „Geh doch nach Hause!“ Allerdings wurde sie in Berlin geboren und ist deutsche Staatsbürgerin, das hier ist also ihr Zuhause, ob man es mag oder nicht. Und das Einzige, was außerdem noch als ihr „Zuhause“ infrage käme, nämlich herkunftsmäßig, gibt es ja dummerweise nicht. Und gab es auch nie. Also „Palästina“. Ebenso wenig wie es diese „Palästinenser“ gibt, aber das ist ein anderes Thema. Zum krönenden Abschluss des ersten Akts schilderte sie noch einen Vorfall, wo sie auf der Straße körperlich angegriffen wurde. Wenn das alles so stimmt, wie sie es behauptet, muss man ihr natürlich beipflichten, dass so etwas unter keinen Umständen entschuldbar ist.
Sie schloss ihr „ich armes Flüchtlingskind habe mich nach ganz oben hochgearbeitet“-Eigenplädoyer mit den Worten: „Ich habe es geschafft, aber nicht dank des Systems in Deutschland, sondern trotz des Systems.“ Hier spürte ich ein erstes heftiges inneres Beben bei meinem Kumpel rechts neben mir.
Als Nächstes las Frau Chebli uns dann das Kapitel über „Rolexgate“ vor, was wohl ihr erster Shitstorm in den sozialen Medien war: Sie wurde angegangen, weil sie auf einem Foto erkennbar eine knapp 8.000 Euro teure Rolex trug. Ihre vorhersehbare Begründung: Weil „alte weiße Männer“ es nicht ertragen können, dass eine junge, nicht ganz so weiße Frau es durch Fleiß und harte Arbeit so weit gebracht hat, sich ein solches Luxus-Zeiteisen zu leisten. Flankierend las sie uns wieder ein Best-Of der Sprüche vor, die sie dafür reingedrückt bekam, die sie ebenfalls unter „Hate Speech“ subsummiert, die jedoch – und hier lauert die Gefahr! – allesamt vom Grundrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt waren und ihr lediglich nicht in den Kram passten, aber einfach mit handfesten Morddrohungen, die niemand hinnehmen muss, in einen Topf geworfen werden. Ihr wurde zum Beispiel vorgeworfen, dass sie ihr Leben lang nur dem deutschen Steuerzahler auf der Tasche lag – was noch nicht mal nur eine erlaubte Meinungsäußerung, sondern sogar eine zutreffende Tatsachenfeststellung ist, denn sowohl die Sozialhilfe, die sie als Kind erhielt, als auch ihre späteren Besoldungen im Staatsdienst stammten zu einhundert Prozent aus Steuergeldern. Wahrscheinlich hätte niemand etwas gesagt wegen der Rolex, wenn sie sich diese im Rahmen einer hochdotierten Tätigkeit in der Privatwirtschaft geleistet hätte. Vielleicht hätte sogar niemand etwas gesagt, wäre sie in der CDU oder FDP. Aber wenn man auf prominentem Posten in einer angeblichen Arbeiterpartei rumturnt, könnte so etwas vielleicht etwas instinktlos wirken. Während viele Bürger sich unter der Steuerlast halbtot arbeiten, ohne dass am Ende etwas übrigbleibt, wedeln ihnen diejenigen, für die sie diese Steuern abdrücken, mit ihren Luxusgütern vor der Nase rum. Da kann man so manche gefrustete Reaktion durchaus nachvollziehen, vor allem wenn die Steuergeldempfänger auf irgendwelchen frei erfundenen Nutzlos-Posten sitzen, die keinerlei für den Bürger erkennbaren Mehrwert bringen.
Natürlich hat Frau Chebli das uneingeschränkte Recht, sich von dem Geld, das man ihr auf einem solchen Posten auszahlt, zu kaufen, was sie will. Das Problem ist hier nicht Frau Chebli, sondern das System, das solche Posten, die reine Wohlstandsvernichter sind, exponentiell produziert, und zur Besetzung derselben gleichzeitig auch noch so Gestalten wie Sawsan Chebli magisch anzieht: Jung, weiblich, Migrationshintergrund, ohne jedwede fachliche Qualifikation oder charakterliche Eignung, dafür aber mit einer Agenda, die da lautet „die maximale Ausbeute sichern“. Und diejenigen, die das kritisieren, sind eben nicht durch die Bank rassistische Frauenhasser, wie das in Frau Cheblis Paralleluniversum der Fall ist, sondern wollen genauso wenig von deutschen Männern abgezogen werden. Daher hat auch Friedrich Merz einen Shitstorm erhalten, als er mit seinem Privatflugzeug nach Sylt zur Hochzeit von Christian Lindner flog. Aber da Merz – so ungern ich auch etwas auch nur halbwegs Positives über ihn sage – nun mal keiner getätschelten, von jedweder Eigenverantwortung losgesprochenen Minderheit angehört, konnte er auch keine Opferkarte ziehen. Vielleicht war es ihm aber auch einfach nur egal.
Im Zusammenhang mit „Rolexgate“ schilderte Frau Chebli nun – vor lauter Besoffenheit vom eigenen Leidensweg teilweise hörbar mit Tränen des Selbstmitleids kämpfend – detailreich, was sie bei ihrem ersten Shitstorm psychisch durchgemacht hat. Und dass es immer wieder schlimm ist, wenn sie einen Shitstorm bekommt, auch wenn sie sich langsam daran gewöhnt. Aber es tut so weh! All dieser Hass! All diese alten weißen Männer! Und die sind ja alle rrrääächz! Und die machen das nur, weil sie eine Frau mit Migrationshintergrund, dazu noch Muslima, ist. Immer nur deswegen, nie aus einem anderen Grund!
Den schönen englischen Spruch „if you can’t stand the heat, stay out of the kitchen” hat die gute Frau wohl noch nie gehört. Und wenn ich ihr jetzt – was ich am liebsten getan hätte – gesagt hätte, wenn man mit Widerspruch, Widerstand oder sogar Anfeindungen nicht umgehen kann, sollte man definitiv nicht in die Politik gehen und auch in den sozialen Medien besser nicht das ganz große Rad drehen, hätte sie mir sicher „victim blaming“ vorgeworfen. Ist es aber nicht. Ich leide beispielsweise unter Höhenangst. Wäre ich dennoch jemals auf die irrsinnige Idee gekommen, Dachdecker, Schornsteinfeger oder Bergsteiger zu werden, und würde täglich daran scheitern, dass ich bereits ab zwei Metern käsebleich in der Ecke läge, dann müsste ich auch den Vorwurf ertragen, bei der Berufswahl kein sonderlich gutes Händchen an den Tag gelegt zu haben. Nix „victim blaming“, sondern Fakt!
Genauso gerne hätte ich ihr gesagt, dass es Millionen Frauen in diesem Land gibt, die ebenfalls muslimischen Migrationshintergrund haben, aber komischerweise nie angefeindet werden. Auch hätte ich ihr liebend gern gesagt, dass es außer ihr noch unzählige Menschen gibt, die ebenfalls regelmäßig Shitstorms abkriegen, ohne weiblich zu sein und ohne einen muslimischen Migrationshintergrund zu haben.
Am allerliebsten hätte ich ihr allerdings gesagt, dass die Shitstorms in den meisten Fällen absolut nichts damit zu tun haben, dass sie weiblich, migrantisch und muslimisch ist, sondern einzig und allein damit, dass sie fast ausschließlich hanebüchenen Unsinn twittert, der so dumm und falsch ist, dass noch nicht mal das glatte Gegenteil schlau und richtig ist, und dazu auch noch keine Gelegenheit auslässt, zu spalten und zu provozieren. Und sogar dreist zu lügen, wie wir später noch feststellen werden.
Doch all das hätte ich ihr nicht sagen können, ohne dass meine Tarnung aufgeflogen wäre und ich meine eigene Strategie sabotiert hätte. Und es hätte auch nichts gebracht, außer dass ich einen Live-Shitstorm von 90 Prozent der Anwesenden bekommen hätte. Ich spürte nur, wie mir zunehmend der Kamm schwoll, während ich mir diesen Unsinn anhören musste, und verspürte ähnliche Vibes, fast schon ein Brodeln, auf den Plätzen links und rechts neben mir.
Auf der Bühne steigerte sich die Protagonistin derweil immer weiter in ihre Opfer-Orgie: Man wolle sie mit diesen Shitstorms einschüchtern und zum Schweigen bringen, aber sie lasse sich davon nicht einschüchtern oder gar stummschalten, sondern werde jetzt erst recht „laut“, weshalb ihr Buch auch so heißt. Außerdem wehre sie sich ja ständig mit Anzeigen und Klagen gegen die Leute, die ihr all diese schlimmen Sachen schreiben, auch wenn sie mit den meisten Verfahren keinen Erfolg habe.
Und wieder so ein Moment, wo ich ihr gerne gesagt hätte, dass niemand sie zum Schweigen bringen will, sondern es wohl eher so ist, dass viele sie auf Twitter nur abonniert haben, um sich auf die eine oder andere Art an dem Unsinn zu ergötzen, den sie regelmäßig ablässt, und dass denen eher was fehlen würde, wenn sie fortan schwiege. Und vor allem hätte ich ihr liebend gern gesagt, dass es genau umgekehrt ist, nämlich dass sie mit ihren hunderten Anzeigen und Klagen ihre Gegner einschüchtern und zum Schweigen bringen will. Doch dann wäre mein schöner Plan gescheitert. Währenddessen verspürte ich auch rechts und links neben mir wieder deutliches Unbehagen, vor allem von Uta, die nur zu gut weiß, wie es sich wirklich anfühlt, wenn man bedroht wird, um zum Schweigen gebracht zu werden.
An der Stelle erwähnte Frau Chebli dann das „Skandalurteil“ des Landgerichts Heilbronn, das es jemandem als erlaubte Meinungsäußerung durchgehen ließ, sie auf Twitter als „du dämliches Stück Hirn-Vakuum“ zu bezeichnen, mit der Begründung, als Politikerin müsse man das aushalten. Damit löste sie bei den uninformierten Anwesenden natürlich die erwünschte Empörung und Solidarität aus. Wer meine Kolumne vom 10. April 2023 zu diesem Thema gelesen hat, ist natürlich besser informiert, und ich war, als ich dort saß, logischerweise auch besser informiert. Und wieder hätte ich ihr am liebsten gesagt, dass das nur ein kleiner, arg verzerrter Teil der Wahrheit (und somit eine Lüge) ist, denn tatsächlich hatte das Gericht gesagt, dass der Beitrag – der eben nicht nur aus dieser reinen Verbalinjurie bestand, wie sie immer glauben macht – durchaus einen Sachbezug hatte, nämlich zu einem Beitrag, in dem Chebli selbst zuvor den Kabarettisten Dieter Nuhr als „ignorant, dumm und uninformiert“ bezeichnet hatte, weshalb sie sich im Rahmen von genau dieser Debatte auch ein ähnlich gelagertes Vokabular gefallen lassen müsse. Das kam dann eine Spur härter zurück, und erst hier kommt die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ins Spiel, dass Politiker sich aufgrund des immensen Machtgefälles vom machtlosen Bürger etwas mehr gefallen lassen müssen als Normalsterbliche. Aber ich hab’s nicht gesagt, damit mein schöner Plan nicht scheitert. Rechts und links neben mir wurden wieder Fäuste in der Tasche gemacht.
Und schon zündete Frau Chebli die nächste Opfer-Rakete: Wegen des ganzen Hasses und der ständigen Drohungen im Netz könne sie sich nur noch mit Personenschützern in der Öffentlichkeit bewegen. Kurze Zeit später erzählte sie, ihr sei neulich im Supermarkt an der Kasse von einem Rrrääächten zugeraunt worden, er wünsche sich ihretwegen den Führer zurück, und habe diesen Herzenswunsch auch gleich mit dem Anwinkeln des rechten Arms pantomimisch unterstützt. Und alle Anwesenden, Kunden wie Kassierer, hätten das einfach ignoriert. Am liebsten hätte ich sie jetzt gefragt, warum sie sich nicht sofort nach ihrem Besuch beim Supermarkt am Paulanergarten draußen vor der Tür auf den Bordstein gesetzt und die Story zu frischem Content für ihren Social-Media-Kanal verwurstet hat, so wie sie das doch sonst bei jeder Kleinigkeit tut. Außerdem hätte ich ihr gerne erklärt, dass ihr Bilderbuch-Nazi eigentlich ganz schön blöd sein dürfte, sonst hätte er gewusst, dass sein heißgeliebter Führer mit Muslimen gar kein Problem hatte, ganz im Gegenteil. Wirklich erhellend war jedoch erst mein dritter Gedanke: Wo waren denn ihre drei Gorillas, ohne die sie angeblich nicht mehr vor die Tür gehen kann, um sie vor der Gefahr der Spontan-Nazifizierung zu beschützen? Das war der Moment, der es mir ermöglichte, sowohl die Inszenierung am Anfang als solche zu verstehen als auch den Grund dafür: Es ist alles Teil der Opfer-Show! Aber ich wollte ja nichts sagen, um mir nicht das große Finale bei der Fragerunde zu vermasseln, spürte aber wieder ein Beben auf den Plätzen neben mir.
Je tiefer sie sich ins Rumopfern hineinsteigerte, desto deutlicher wurde sie, woher der ganze Hass ihrer Ansicht nach kommt, wer ihn gezielt schürt: Die AfD! Cheblis Geschwätz unerträglich dumm zu finden geht nur mit blauem Parteibuch! Und sollte versehentlich mal jemand etwas gegen sie sagen, der noch nicht in der AfD ist, dann kommt Björn Höcke direkt am nächsten Morgen persönlich mit einem Aufnahmeantrag vorbei. Ich hätte Sie nur zu gern gefragt, woher sie das so genau wissen kann, ob vielleicht alle ihre Hater ihre AfD-Mitgliedsnummer im Profil stehen haben – aber Sie wissen schon…
Gleichzeitig nahm das altbekannte Demokratie-Bullshit-Bingo richtig Fahrt auf, so wie wir es unisono von allen kennen: Alle anderen Parteien sind „aufrechte Demokraten“, nur „die rechtsextreme AfD“ ist „undemokratisch“. Zu gerne hätte ich sie gefragt, warum denn die einzige Partei, die mehr Bürgerbeteiligung durch direkte Demokratie in Form von Volksentscheiden nach Schweizer Vorbild fordert und sogar den Bundespräsidenten endlich vom Volk wählen lassen will, undemokratisch sei, und welche ihrer Positionen genau „rechtsextrem“ seien. Doch ich war ja wegen meines Lieblingsthemas „Redefreiheit im Internet“ hier und nicht wegen einer Parteien-Diskussion, schon mal gar nicht auf einer SPD-Veranstaltung.
Doch neben mir explodierte in diesem Moment der Kessel: Mein Kumpel zur rechten rief exakt die Frage in den Raum, die ich mir mühsam verkniffen hatte. Damit war meine Tarnung aufgeflogen und mein Vorhaben geplatzt, da half weder ihm noch mir seine dunkle Hautfarbe und seine Herkunft, denn mit Migranten darf man nur rumhängen, wenn die stramm links sind und den ganzen Tag nur rumopfern. Was passiert, wenn man sich weigert, den braven Haustürken zu spielen oder sich gar seine eigenen Gedanken macht, davon kann Akif Pirinçci das eine oder andere Lied singen.
Dem armen Kerl neben mir passierte dann auch genau das, wovon ich ausgegangen war, dass es mir passieren würde, wenn ich auch nur eine meiner kritischen Fragen so gestellt hätte, wie sie wirklich gemeint waren: Statt einer Antwort vom Podium erntete er einen amtlichen „Hate Speech-Shitstorm“ des Auditoriums. Also genau das, was zu bekämpfen eigentlich der Anlass der Veranstaltung war – aber offensichtlich nur, wenn das „Opfer“ Sawsan Chebli heißt.
In diesem Moment explodierte zu meiner linken auch schon der zweite Kessel, denn wenn alle auf einem rumhacken, kann Uta Ogilvie nicht an sich halten, und wiederholte die Frage, woraufhin Frau Chebli antwortete, dass der Verfassungsschutz das doch auch so sieht. Was nicht stimmt, korrekt wäre, dass er es liebend gerne so sähe, aber nicht kann und darf, woraufhin Uta zum verbalen Rundumschlag ausholte: Was denn von einem Verfassungsschutzpräsidenten zu halten sei, der als CDU-Mann Parteipolitik gegen die politische Konkurrenz mache, dafür sein Amt missbrauche und seine Neutralitätspflicht permanent so massiv verletze, dass ihn sogar schon Gerichte im Zaum halten müssen. Daraufhin echauffierte sich ein Herr auf Utas anderer Seite, dass er sich solche Aussagen (also Fakten, wohlgemerkt!) verbitte und wer sie überhaupt sei, sich eine solche Äußerung anzumaßen, woraufhin sie ihm antwortete, dass sie politisch aktiv sei und ihre Erfahrungen gemacht habe, wie Linke sich gegenüber Andersdenkenden verhalten. Sie erwähnte den Anschlag auf ihr Haus, der vornehmlich ihre Kinder traf, und dass die Antifa sie und ihren Vater auf offener Straße verprügeln wollte, weshalb sie es unerträglich fände, wie einseitig Frau Chebli nur nach „rechts“ austeile. Daraufhin fuhr der Herr sie ziemlich aggressiv an, sie solle doch gefälligst gehen. Uta entgegnete ihm, dass er sich gerade genauso verhalte wie die Leute, die Frau Chebli immer sagen, sie solle doch „zurück nach Hause gehen“.
Frau Abdi als Versammlungsleiterin versuchte zunächst, Uta (aber nicht den Herrn, der sie so feindselig angegangen war) einzubremsen, was ihr nicht gelang, woraufhin sie Uta des Saales verwies. Da schaltete Frau Chebli sich ein und bat darum, Uta bleiben zu lassen, verbunden mit der Bitte, dass sich jetzt erst mal alle abregen und wir dann später in Ruhe reden. An der Stelle zeigte Frau Chebli, was für ein abgewichster Medienprofi sie ist – und das sage ich auch mit einem Körnchen Bewunderung: Sie hat sich einfach alle anderen aufregen lassen, inklusive ihrer Soul Sister auf der Bühne, ist dabei selbst völlig ruhig geblieben und hat die in dieser Situation klügste Entscheidung getroffen: Durch ihren Einsatz für Utas Verbleib im Saal hat sie sich als Befürworterin der Meinungsfreiheit auch für Andersdenkende dargestellt, vielleicht sogar mit dem taktischen Hintergedanken, dass Uta ihr das als Größe auslegt und ihr gegenüber daher nicht mehr völlig feindselig eingestellt ist. Auch bei meinem Kumpel und mir hoffte sie damit zu punkten, weil sie davon ausgehen konnte, dass wir zusammen mit Uta den Saal verlassen hätten, und sogar die restlichen Besucher, die uns zunächst am liebsten gelyncht hätten, konnten ihr das nicht verübeln. Zu verlieren hatte sie nichts, denn wenn Uta sich nicht beruhigt hätte, wäre sie selbst schuld, wenn sie dennoch rausgeflogen wäre. Chapeau, Frau Chebli!
Zugegebenermaßen war ich mächtig enttäuscht, dass mein schöner Plan nun obsolet geworden war, doch es war meine eigene Schuld, meine Sitznachbarn zwar als Teil meines spontan umgestrickten Plans zu betrachten, sie aber in selbigen nicht einzuweihen, sondern einfach davon auszugehen, dass sie schon brav mitspielen und meine Tarnung, von der sie noch nicht mal wussten, dass sie selbst als solche dienten, nicht auffliegen lassen würden.
Ich freute mich natürlich, dass meine beiden Sitznachbarn mit ihrer kleinen Showeinlage bewirkt hatten, dass sich zahlreiche selbsternannte Gutmenschen im Saal selbst demaskierten, indem sie bei erster Gelegenheit exakt das Verhalten an den Tag legten, das die ganze Veranstaltung über an den „Rechten“ bemängelt und zu ihrem Alleinstellungsmerkmal umgelogen wurde. Diese Lüge haben sie gnadenlos entlarvt. Ein echter Sieg war das aber leider nicht, da die meisten der Anwesenden sich ihrer heuchlerischen Doppelmoral noch nicht einmal bewusst waren, sondern stattdessen mit dem guten Gefühl nach Hause gingen, „klare Kante gegen Rrrrääächz“ gezeigt und damit all den Widerstand nachgeholt zu haben, den Opa in den tausend düsteren Jahren zwischen 33 und 45 versehentlich versäumt hatte, weil er gerade mit der Wehrmacht auf Europa-Tournee war. Und durch Cheblis klugen Schachzug, Uta zu „begnadigen“, verpuffte dann jedweder Rest eines möglichen Effekts.
Man beruhigte sich also wieder und ging in die Diskussion, wo dann Fragen gestellt und Statements abgegeben werden konnten. Sonderlich spannend oder gar ergiebig war das nicht, und mir fiel auf die Schnelle auch beim besten Willen keine neue Taktik mehr ein, unter den Umständen mit meinen Fragen noch irgendwas zu reißen: Als der Typ, der zwischen den beiden Aussätzigen saß, war ich verbrannt und hätte den ganzen Saal schon gegen mich gehabt, wenn ich bloß aufgezeigt hätte, und Chebli wäre auf Alarmstufe Rot gelaufen und hätte jede Klippe umschifft, wenn sie überhaupt auf etwas eingegangen wäre, was ich hätte sagen können. Ein sinnloses Unterfangen.
Mein Sitznachbar zur rechten meldete sich hingegen zu Wort, weil er noch etwas auf dem Herzen hatte, und bekam es sogar erteilt. Nachdem er einleitend für seinen vorherigen Zwischenruf um Entschuldigung gebeten hatte, gab er ein beeindruckendes Statement ab, das ich hier aus der Erinnerung heraus wiederzugeben versuche: „Frau Chebli, ich finde Ihre Schilderungen Ihrer Kindheit unangebracht. Meine Kindheit war Ihrer nicht unähnlich, meine Eltern kamen als Migranten in dieses Land und erhielten von diesem die Chance, ein neues Leben anzufangen und ihren Kindern eine tolle Zukunft zu ermöglichen. Diese haben sie ergriffen. Wir waren auch arm, ich musste die alten Sachen meiner Brüder auftragen, und Buntstifte waren für mich ebenfalls Luxus. Aber nie hegten wir einen Groll, zu kurz gekommen zu sein, sondern waren dankbar für alles. Ich habe es dank (!) dieses Systems geschafft, und Sie haben es ebenfalls dank (!) dieses Systems geschafft, und nicht, wie Sie behaupten, trotz dieses Systems. Mir hat es ein Medizinstudium ermöglicht, heute bin ich Chirurg. Dafür liebe ich dieses Land und die Menschen hier. Aber in letzter Zeit muss ich mir von Leuten wie Ihnen ständig anhören, dass Deutschland ein Problem mit strukturellem Rassismus habe, weil fast alle Deutschen verkappte Rassisten seien. Ich habe aufgrund meiner Herkunft und meiner dunklen Hautfarbe noch nie – das möchte ich betonen, kein einziges Mal – so etwas wie Rassismus erleben müssen. Klar gibt es ihn, so wie es ihn überall auf der Welt in irgendeiner Form gibt, aber in Deutschland ist Rassismus praktisch betrachtet allenfalls ein Randproblem, das nur aufgebauscht und politisch instrumentalisiert wird.“
Da das alles Worte waren, die dort niemand ertragen konnte, ist es überflüssig zu erwähnen, dass mein Kumpel während seines Statements permanent mit teilweise sehr rüden, aggressiven und herablassenden Zwischenrufen bedacht wurde, während man zuvor jeden anderen ungestört hat ausreden lassen.
In der Diskussions- und Fragerunde ging es gar nicht mehr um das Thema, das mich eigentlich bewegte. Erst als diese Runde beendet wurde, kam Frau Chebli wieder darauf zurück und pries nunmehr die baldige Lösung des Problems an: Den „Digital Service Act“ der Europäischen Union, der am 17. Februar 2024 in allen EU-Staaten in Kraft treten wird. Das ist ein Thema für sich, dieses Fass will ich hier nicht auch noch aufmachen, daher nur kurz: Die EU entscheidet ab sofort, was „wahr“ ist und im Netz stehen darf, und was „Fake News“ sind und nicht verbreitet werden darf. Es ist damit nicht weniger als die praktische Umsetzung das Orwellschen „Ministeriums für Wahrheit“ auf EU-Ebene.
Chebli klang nahezu orgiastisch, als sie sich immer tiefer in ihre Schwärmerei über diesen freiheitsfeindlichen, faschistoiden Dreck hineinsteigerte, und malte den Anwesenden zu deren maximaler Begeisterung in allen Farben die großartigen Zeiten aus, die dann anbrechen werden: Der „Digital Service Act“ bedeutet das Ende von „Fake News“, das Ende von „rechtspopulistischer Hetze“, und das Ende von „Klimaleugnung“.
Bei einer Veranstaltung zu dem Thema, die irgendwas getaugt hätte, wären das die einleitenden Worte gewesen, mit denen man eine kontroverse Diskussion eröffnet hätte. Doch hier gab es zwei Stunden lang nur nebensächliches Blabla über Buntstifte und Rolex-Uhren, und Scheindiskussionen über Scheinprobleme. Das, worauf es tatsächlich ankam, wurde erst nach der Diskussion im Schlusswort gesagt, und damit endete die Veranstaltung.
Man muss sich hierzu vor Augen führen, was sie damit wirklich gesagt hat:
„Fake News“: Welche Informationen wahr, gut, richtig, nützlich und wichtig (oder aber ihr Gegenteil) sind, entscheidet nicht mehr der Konsument, der Markt oder die Schwarmintelligenz, oder am Ende die Zeit, sondern vorab eine Zensurbehörde, die aus willfährigen Apparatschiks besteht, die niemand kennt und vor allem niemand legitimiert oder gar gewählt hat. Ich fände das alles ja glatt noch witzig, wenn diese Klappspaten ihren Job tatsächlich ernst nähmen und als Erstes den deutschen Staatsfunk dichtmachen würden – aber das wird natürlich niemals passieren, und Sie ahnen sicher, warum.
„Rechtspopulistische Hetze“: Hierunter fällt jedwede Meinungsäußerung, die nicht linksextrem, ökosozialistisch oder kulturmarxistisch ist. Konservative, klassisch liberale und libertäre Ansichten sollen stummgeschaltet, sprich: mit Gewalt unterdrückt werden. Und nicht etwa nur Meinungsäußerungen, sondern auch das Benennen von empirisch belegten Fakten und unumstößlichen Wahrheiten, zum Beispiel wenn Sie die Marktwirtschaft als der staatlichen Planwirtschaft überlegen bezeichnen oder wenn Sie die Existenz weiterer Geschlechter jenseits der zwei real existierenden verneinen.
„Klimaleugnung“: Ein ökofaschistischer Kampfbegriff, da niemand auf der Welt ernsthaft leugnet, dass es ein Klima gibt. Aber wehe, Sie weigern sich, einer zur Wissenschaft umgelogenen Ersatzreligion zu huldigen und dreimal täglich das Mantra der „Church of Climate Change“ aufzusagen! Wehe, wenn Sie als logikbefähigter Mensch ganz genau wissen, dass ein Furzgas, zu dem der Mensch einen homöopathischen Anteil beiträgt, ganz allein keinerlei erhebliche oder gar nachweislich verheerende Auswirkung hat auf ein so komplexes, unberechenbares, chaotisches System wie die Erdatmosphäre mit ihren zahlreichen Klimazonen, und wagen das auch noch auszusprechen! Wehe, Sie wissen aus der Erdhistorie, dass es schon Zeiten mit wesentlich höherem CO2-Gehalt gab, und auch schon wesentlich wärmere Perioden, ohne dass unser schöner Heimatplanet verbrannt oder untergegangen ist, oder dass eisfreie Polkappen eigentlich der Normalzustand sind, außer in Eiszeiten, und erzählen das jemandem! Wenn es nach Frau Chebli ginge, sollten solche Aussagen nicht nur hammerhart wegzensiert werden, sondern auch strafbar sein. Das hat sie wörtlich gesagt: „Klimaleugnung“ sollte unter Strafe stehen. Sie will also, dass Menschen, die genau wissen, dass dieser Schwachsinn einfach nur Schwachsinn ist, dafür eingesperrt werden.
Spätestens bei dieser Aussage müsste jeder vernünftige Mensch verstanden haben, wen er da vor sich hat: Diese Frau hat de facto für die Abschaffung der Meinungsfreiheit plädiert, denn um nichts anderes geht es dabei. Am unteren Ende ist sie damit also eine beinharte Verfassungsfeindin und eine erklärte Feindin der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Sprich: Sie ist selbst genau das, was sie ihrem politischen Endgegner stets vorwirft.
Doch ist das eigentlich noch viel zu tief gegriffen. Tatsächlich dürfte es sich bei ihr um eine brandgefährliche, menschen- und freiheitsverachtende, zutiefst totalitäre Persönlichkeit handeln, die – wenn sie echte Macht hätte – hier ein Terrorregime installieren würde, neben dem Kim Jong-Uns Freiluftgefängnis für Mangelernährte im Direktvergleich wie ein Club Med daherkäme. Dummerweise haben es nur vier Anwesende verstanden; der Rest hat ihr bedingungslos zugestimmt. Und das waren insbesondere jene, die heute mit dem Brustton der Überzeugung postulieren, dass sie vor 90 Jahren niemals jemandem zugejubelt hätten, der ähnlich totalitäre Vorhaben angekündigt hat.
Nachtrag 1: Nach dem Ende der Veranstaltung standen wir vier noch vorm Haupteingang der Universität und ließen das Geschehene Revue passieren. Eine dicke schwarze Limousine mit Berliner Kennzeichen fuhr vor. Da trat Frau Chebli, die am Morgen noch über ihre verspätete Zugfahrt nach Köln getwittert hatte, mit ihren drei stabilen Sozialarbeitern aus dem Portal, um die Luxuskarosse zu besteigen. Uta Ogilvie sprach sie kurz an, um sich – wie zuvor schon der junge Mann – ebenfalls für ihren spontanen Ausbruch zu entschuldigen – aber nur für die Form, nicht für den Inhalt, zu dem sie nach wie vor stehe. Danach verschwand Sawsan Superstar in der Long Black Limousine, und mit ihr auch der Polizei-Mannschaftswagen. Die – gemessen an den vierzig Leutchen, die damit beeindruckt werden sollten, recht teure – Inszenierung war vorbei.
Nachtrag 2: Nein, die Inszenierung war doch noch nicht ganz vorbei. Kaum saß die feine Dame in der Limo, zückte sie auch schon ihr Handy und ließ folgenden Tweet ab: „Komme aus der Lesung mit @_sanaeabdi. Oft gehe ich beseelt aus meinen Lesungen, spüre Kraft&Mut. Heute waren zwei da, die erst gestört und dann Rassismus negiert haben. Für sie sei die AfD eine demokratische Partei. Einer war ein Arzt. Chirurg. Bin sehr müde, bleibe aber laut.“
Schauen wir uns das doch mal kurz etwas genauer an:
„Heute waren zwei da, die erst gestört…“
Der Herr zu meiner rechten hat an einer Stelle kurz eine Zwischenfrage reingerufen, ohne zuvor das Wort erteilt bekommen zu haben. Was im weiteren Verlauf des Abends andere übrigens auch gemacht haben, ohne dafür als Störer bezeichnet worden zu sein. Und im Gegensatz zu den anderen hat er sich sogar dafür entschuldigt. Uta hat sich ebenfalls entschuldigt. So viel Anstand hat ein Linker, der beim politischen Gegner rumgepöbelt hat, noch nie bewiesen, wohingegen hier nicht rumgepöbelt, sondern trotz einer gewissen Emotionalität substanziell argumentiert wurde. Außerdem fand diese „Störung“ bereits im informellen Frage- und Diskussionsteil statt. Den eigentlichen Vortrag hat niemand gestört. Es gab also keinen Grund, ein solches Fass aufzumachen.
Fazit: Frau Chebli musste mal wieder rumopfern, obwohl nichts Schlimmeres passiert ist, als dass es mal für zwei oder drei Minuten einen hitzigen Schlagabtausch gab, der eigentlich das Salz in der Suppe einer jeden Diskussionsrunde ist – außer im Format „40 Klappstühle, eine Meinung“!
„…und dann Rassismus negiert haben.“
Der Herr zu meiner rechten hat lediglich angemerkt, dass er selbst als Dunkelhäutiger noch nie Rassismus erlebt hat. Anschließend hat er angemerkt, dass es zwar Rassismus gebe, und zwar überall auf der Welt, wo Menschen sind, also auch in Deutschland, dieser aber hier kein wirklich großes oder gar strukturelles Problem sei. Damit hat er Rassismus keineswegs negiert, sondern ist bloß aufgrund anderer Erfahrungen zu einer anderen Sichtweise gelangt. Uta Ogilvie hat sich zum Thema „Rassismus“ mit keinem Wort geäußert, ihn also auch nicht negiert.
Fazit: Frau Chebli schafft es, in einem Halbsatz aus vier Wörtern gleich zweimal dreist zu lügen.
„Für sie sei die AfD eine demokratische Partei.“
Abgesehen davon, dass die AfD per definitionem eine demokratische Partei ist, diese Aussage also faktisch richtig wäre, fiel sie im Rahmen der Diskussionsrunde so gar nicht. Tatsächlich wurde lediglich die Frage gestellt, warum ständig behauptet wird, die AfD sei keine demokratische Partei. Und die Antwort auf diese Frage steht immer noch aus.
Fazit: Auch hier lügt Frau Chebli gleich zweimal dreist in einem Satz.
„Einer war ein Arzt. Chirurg.“
Bevor wir Frau Chebli dafür feiern, dass sie hier ausnahmsweise mal die Wahrheit sagt, müssen wir festhalten, dass es nur der unerhebliche Teil der ganzen Wahrheit ist, die in diesem Zusammenhang relevant gewesen wäre. Der alles entscheidende Teil der hier relevanten ganzen Wahrheit wäre nämlich gewesen, dass der Mann, dem sie im Satz zuvor noch wahrheitswidrig die „Negierung von Rassismus“ unterstellt hatte, ein Dunkelhäutiger mit Migrationshintergrund ist. Ob er Chirurg, Kammerjäger oder Müllkutscher ist, ist zum Verständnis oder gar zur Bewertung des Gesamtzusammenhangs bedeutungslos. Durch die Weglassung des entscheidenden Details der Hautfarbe beziehungsweise des Migrationshintergrunds hat Frau Chebli beim Leser ihres Tweets den Eindruck erweckt, dass ein alter, weißer Mann, der ein gut situierter Arzt ist, den Rassismus negiert hat. Tatsächlich hat aber ein dunkelhäutiger Mann, der ein hart arbeitender junger Arzt ist, lediglich gesagt, selbst in Deutschland noch nie Opfer eines rassistischen Vorfalls geworden zu sein. Das, was wirklich passiert ist, und das, was Frau Chebli die Leser ihres Tweets glauben lassen wollte, sind zwei völlig verschiedene Geschichten. Besonders widerlich wird die Sache dadurch, dass Frau Chebli den jungen Mann hier eines Teils seiner Identität beraubt und ihn dadurch falsch darstellt (was ich übrigens für wirklich rassistisch halte) mit dem einzigen Ziel, auf seine Kosten rumzuopfern.
Fazit: Auch hier lügt Frau Chebli mal wieder, diesmal jedoch auf eine ganz besonders perfide Weise durch Weglassung der alles entscheidenden Information, wodurch sie eine Wahrheit, die nicht in ihr Weltbild passt, zu einer Unwahrheit macht, die sie zur Bestätigung ihres verlogenen Weltbilds instrumentalisiert.
Viel mehr als die Veranstaltung selbst, war dieser Tweet für mich die finale Offenbarung, da ich als Augen- und Ohrenzeuge persönlich hautnah miterlebt habe, was wirklich passiert ist und was dann daraus gemacht wurde. Sie hätte diese gesamte Story, bei der sie nicht ganz so gut weggekommen ist, einfach abhaken und vergessen können. Bereits einen Tag später hätte kein Hahn mehr danach gekräht. Doch nur wenige Minuten später musste ich lesen, wie sie all das komplett umgelogen und wahrheitswidrig mit einer völlig anderen Geschichte als weiteres Opferkärtchen ausgespielt hat. Dabei ist sie mit einer Eiseskälte, Gewissenlosigkeit und Schmerzfreiheit zur Sache geschritten, die mich befürchten lässt, dass sie charakterlich nicht das geringste Problem damit hat, reale Vorkommnisse in ihrer Schilderung auf manipulative Weise (zum Beispiel durch Weglassung relevanter Fakten) nach eigenem Gusto so umzustricken, dass sie für ihr Narrativ opportun sind, selbst wenn sie sie dabei zur Unkenntlichkeit verzerrt oder gar ins glatte Gegenteil verkehrt.
Angesichts meines persönlichen Erweckungserlebnisses frage ich mich nun, wie es sich wohl mit all ihren anderen Geschichten verhält, speziell diese angeblichen Angriffe und Übergriffe, für die es komischerweise nie irgendwelche Zeugen gibt. Nach dem, was ich selbst nun mit ihr erlebt habe, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die eine oder andere Story, die sie in ihrem Buch, auf Twitter oder in den Medien regelmäßig verbreitet, entweder frei erfunden ober aber in Wahrheit völlig anders oder sogar komplett gegenteilig abgelaufen ist und dann von ihr passend zurechtgebogen wurde. So wie im vorliegenden Fall. Daher kann ich mir nur allzu gut vorstellen, dass das, was Gil Ofarim in einem Fall vorgeworfen wird, für Sawsan Chebli täglich Brot ist, die Grundlage ihres gesamten Geschäftsmodells, aus dem sie größtmögliches Kapital schlägt: Die Deutschen auf der Basis von Lügen als Rassisten brandmarken.
Und eins weiß ich für mich nun ganz sicher: So manches von dem, was ihr an Ablehnung, Häme, Feindseligkeit, vermeintlichem „Hass“ oder sogenannter „Hetze“ im Netz und im realen Leben verbal entgegenschlägt, dürfte sie daher wohl nicht ganz unverschuldet beziehungsweise unverdient treffen; ja, ich würde sogar so weit gehen zu sagen, sie hat es sich in gewisser Weise selbst hart erarbeitet. Und das wäre dann das erste und einzige Mal in ihrem Leben, dass sie richtig gearbeitet hat.
Uta Ogilvie: Was, wenn man die Kanzlerin kritisiert? (ef-Deutschlandkonferenz 2020, Teil 3) (YouTube)
Sanae Abdi, SPD (Website des Deutschen Bundestags)
Sawsans goldene Opfer-Abo-Dauer-Karte (Freiheitsfunken)
Tweet von Sawsan Chebli (Twitter)
Kommentare
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