Guter Einkauf: Das Garten-Center: Die grüne Beruhigung
Unaufdringliche Oase und Vorfreude in Tüten
von David Andres
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Erst die Frittenbude, dann die Trinkhalle – und nun mache ich den Sack zu. Schließe die Trilogie der Orte, die dem Zeitgeist enthoben sind und an denen man sich immer wohlfühlen kann, mit dem Garten-Center.
Damit man das Garten-Center als solchen Ort empfindet, braucht es freilich ein Mindestmaß an Freude daran, hin und wieder die Finger in Erde zu graben, Pflanzen zu setzen und seine Freizeit unter freiem Himmel zu verbringen. Schon ein Balkon kann in dieser Hinsicht vieles bieten, lässt sich mit gut bestückten Blumenkästen sowie Tomaten, Gurken, Erdbeeren, Kräutern und sogar Kartoffeln zum winzigen Naherholungsgebiet und zur kleinen Autarkie ausbauen. Blühende Farben, freundlicher Schutzwall vor der äußeren Welt. Menschen mit Garten am Haus oder Kleingartenanlage muss ich die Freude an der Pflege der Botanik gar nicht erst erläutern. Für uns ist jeder Handgriff die wahre Meditation, der Duft von Mulch ein olfaktorischer Hochgenuss.
Der Besuch im Garten-Center ist in vielerlei Hinsicht als Gegengift zur Clownswelt zu empfehlen. Zuallererst entschleunigt er, lädt zu einer Form des Einkaufens ein, die zugleich wie ein Spaziergang im Park daherkommt oder sogar im Wald, wenn die Abteilung für Bäume und Stauden wie ein Hain gestaltet ist. Die interne Werbung hält sich in Grenzen, nichts drängt sich übermäßig auf. An vielen Pflanzen muss man die kleinen Steckschilder mit den Bezeichnungen oder die blassen Aufdrucke auf dem Plastiktopf überhaupt erst suchen. Sich ein wenig nach der Erkenntnis strecken hat noch keinem geschadet. Das Garten-Center sagt in sanftem Aristokratismus: „Hier sind wir unter uns, die Freunde der einzigen grünen Beruhigung, die es gibt.“
Eine Statistik habe ich natürlich nicht vorliegen, aber aus Erfahrung würde ich schätzen, dass die mit dem grünen Daumen kaum die grüne Partei wählen. Weil die Blümchenpflanzer und Staudenzieher, die Heckenschneider und Mulchverteiler eine ernsthafte Liebe für die Natur in sich tragen – und so eine Regung sich mit dem Zynismus der Transformationstotalitaristen beißt. Egal, beim Stöbern und Schlendern im Garten-Center vergisst man auch die Nachrichten und wird – ein weiterer Grund für den guten Einkauf – niemals mit übergriffiger Pädagogik belästigt. Bitte schreiben Sie in die Kommentare, wenn Sie andere Erfahrungen machen, aber ich erlebe rund ums Garten-Center keine pseudo-ökologischen Slogans, keine Genderei und keine Werbekampagnen mit „diversen“ Patchworkfamilien, die man in ihrer Zusammensetzung sehr lange zwischen den Kirschbäumen und der großen, unverkauften Olive suche müsste.
Oder haben Sie bei Dehner, bei Dinger’s, bei Bellandris, bei Augsburg, bei Pflanzen Mauk, bei den an die Baumarktketten angeschlossenen Centern oder gar bei unabhängigen, lokalen Unternehmen jemals anderes erlebt?
Der Besuch im Gartencenter, das ist die Auszeit in den Düften, die innere Planung dafür, wie es daheim noch besser geht, das ist die Vorfreude in Tüten – oder besser: In Säcken. Siebzig Liter Erde, Torf und Mulch.
Und während man Zeit und alle Fünfe gerade sein lässt, beachten die Mitmenschen und die Händler „das einzig wahre Menschenrecht“ nach Roland Baader, „das Recht, in Ruhe gelassen zu werden.“
Kommentare
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