15. August 2023 23:00

Agenda 2030 Die Psychologie der Politik

Wieso wollen die Menschen nicht in einer friedlichen Gesellschaft leben?

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Hat kein Interesse an Freiwilligkeit: Die überwiegende Mehrheit der Menschen

Ich habe in den letzten Kolumnen ausführlich dargelegt, dass wir dank Ludwig von Mises‘ (1881–1973) Handlungslogik a priori wissen können, wie Menschen friedlich und freundlich zusammenleben können und welche Prinzipien des Handelns in einer friedlichen Gesellschaft Beachtung fänden. Ich habe erläutert, wie Agenda-2030-Ziele wie Wohlstand, Bildung, Umweltschutz, Verminderung der Ungleichheit und Frieden und Gerechtigkeit durch freiwillige Kooperation erreicht werden können, sogar nur durch freiwillige Kooperation, weil jeder Zwang gegen friedliche Menschen dazu führt, dass das Ziel des Friedens konterkariert würde.

Weder die Handlungslogik (Praxeologie) noch ihr am besten ausgearbeiteter Bereich, die Ökonomie, sind „Raketenwissenschaften“, das heißt, es ist keine besondere Erfahrung vonnöten und auch kein besonderes intellektuelles Geschick, um sie zu begreifen und zu erlernen. Und trotzdem wollen viele Menschen sie nicht begreifen und sie wollen auch keine friedliche Gesellschaft.

Bereits Immanuel Kant (1724–1804) stellte ernüchtert fest, dass zu seiner Zeit keine Reform zu einer aufgeklärten oder im hier verstandenen Sinne friedlichen Gesellschaft führen könnte, denn die Menschen selbst seien „unmündig“. Heute würde man etwa sagen, sie haben infantile Haltungen zu sich und der Welt.

Carl Gustav Jung (1875–1961) sprach von der infantilen Gesellschaft und meinte, man bräuchte nur die Zeitungen lesen oder sich mit Politik zu befassen. Das sei so unglaublich kindisch, dass es einem davor grauen würde. Und diese infantilen Haltungen der „Masse der Menschen“ (Mises) oder des „Publikums“ (Kant) lassen sie begehren, sich selbst und anderen zu schaden, damit sie sich besser fühlen.

Praxeologie als die Grundlagenwissenschaft der Sozialwissenschaften – und der Psychologie

Die von Ludwig von Mises begründete Praxeologie, die Logik des Handelns, stellt die Grundlagenwissenschaften aller Sozialwissenschaften vom Handeln dar, eine Grundlagenwissenschaft, die fast niemand kennt. Die Praxeologie ist wie die Logik oder die Mathematik axiomatisch und apriorisch. Sozialwissenschaften ohne die Praxeologie zu betreiben gleicht allegorisch dem Unterfangen, Physik ohne Mathematik oder Größenzahlen betreiben zu wollen.

Aus der Praxeologie folgt, dass das menschliche Handeln seinen Ursprung im Denken und Fühlen der Menschen hat und das Denken und Fühlen wiederum in den – oft unbewussten – Einstellungen und Überzeugungen der Menschen, ihren Haltungen zu sich und der Welt. Stehen solche Haltungen im Widerspruch zu den Schlüssen der Praxeologie, können wir sagen, dass diese ungünstig in dem Sinne sind, weil sie im Widerspruch zur Lebenswirklichkeit des Handelns stehen. Wir brauchen hier nicht die Metapher „krankhaft“ zur Physiologie zu bemühen, sondern können solche Einstellungen und Überzeugungen als im vorgenannten Sinne ungünstig definieren.

Im Verlaufe der Ontogenese und Phylogenese, also unserer Entwicklungsgeschichte als Mensch und als Menschen in der Verbundenheit der Gruppe, haben wir Haltungen „verinnerlicht“, die im vorbeschriebenen Sinne ungünstig sind. Es sind Haltungen, die in der Kindheit ihren Sinn gehabt haben mögen, weswegen wir von infantilen Haltungen sprechen können, aber im Hinblick auf den „Ausgang aus der Unmündigkeit“, wie Kant sich ausdrückte, also auf das Erwachsensein, sind diese infantilen Haltungen ungünstig. Ungünstig für einen selbst und für andere, die unter den aus infantilen Haltungen folgenden Handlungen leiden.

Schlussbetrachtung und Ausblick

Die Haltungen, die ich in meinen folgenden Kolumnen ansprechen möchte, haben etwas mit den Einstellungen von Kindern zu Schuld und Scham, Ungenügen, Verdrängung der Gewalt und letztlich mit der „großen Angst“ zu tun, der „Angst vor Trennung“. Werden diese Haltungen nicht in der individuellen Selbstreflexion betrachtet und korrigiert, dann bleibt der Mensch im vorgenannten Sinne infantil beziehungsweise im Kant’schen Sinne „unmündig“. Ihm fehlt es an Mut und der Entschlossenheit, sich seines eigenen (Erwachsenen-)Verstandes zu bedienen. So einem Menschen steht – metaphorisch gesprochen – ein geistiges Arsenal an Verstandeskräften zur Verfügung, das ihm im beruflichen Lebensbereich beispielsweise die Befähigung verleiht, etwa ein hochkarätiger Ingenieur oder Arzt zu sein, in seinem Umgang mit „sich selbst“ und anderen Menschen ist er aber in kindlichen Haltungen „steckengeblieben“.

Und so sprach Immanuel Kant seinen Zeitgenossen keineswegs ab, dass sie über das intellektuelle Rüstzeug zum Ausgang aus der Unmündigkeit verfügten, sondern er legte dar, dass und warum es ihnen am Mut und der Entschlossenheit hierzu fehlte. Wieso das im Detail so ist und wie der „Ausgang aus der Unmündigkeit“ gelingen kann, der uns in eine friedliche und freundliche Gesellschaft führen kann, werde ich in meiner folgenden Kolumne näher darlegen.

Quellen:

Leben wir in einem aufgeklärten Zeitalter? - zu Immanuel Kants 218. Todestag (Andreas Tiedtke, Ludwig von Mises Institut)

Nichts ist so eindeutig, dass es sich nicht umdeuten ließe (Andreas Tiedtke, Ludwig von Mises Institut)

Andreas Tiedtke: Der Kompass zum lebendigen Leben


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