22. August 2023 13:00

Schützenhilfe durch: 1. FC Heidenheim Der heimatverbundene Mittelstandsverein

Treue, Wurzeln und Unternehmen aus der Region

von David Andres

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Bildquelle: uslatar / Shutterstock.com Zum ersten Mal in der 1. Bundesliga: 1. FC Heidenheim

Christian Streich ist vom Thron gestoßen. Der Trainer des SC Freiburg bringt seine Spieler seit mittlerweile zwölf Jahren zum Rennen und strategischen Denken. Inhaltlich zwar ein eher salonsozialistischer Philosoph, ist der debattenfreudige Held aller Pressekonferenzen in Sachen Vereinstreue und Rückgrat ein Anker im deutschen Fußball. Ein Trost für alle, die immer noch daran glauben, dass es bei diesem Spiel um mehr geht als die schnelle Zusammenstellung seelenloser Söldner, die bei Misserfolg einfach zu einem anderen Club weiterziehen.

Nun hat ein Trainer die Bundesliga betreten, der seinen Verein bereits vier jahre länger coacht als Streich – Frank Schmidt. Der ehemalige Zweitligaprofi trainiert den 1. FC Heidenheim seit September 2007 und führte ihn in aller Ruhe und Hartnäckigkeit aus der fünften in die nun erste Liga. Bald erlebt das kleine Stadion im Nordosten der schwäbischen Alb, das gerade mal 15.000 Besucher fast, das erste Mal Bundesliga-Fußball. Der 1. FC Heidenheim ist durch den Aufstieg das 57. Mitglied in der Geschichte der höchsten deutschen Klasse geworden.

Wieso ist dieser Club eine inhaltliche „Schützenhilfe“ für das Liberale, das Bürgerliche, das gelassen gegen den Zeitgeist Handelnde? Aufgrund der unglaublich charmanten Kombination aus Personaltreue, wirtschaftlicher Stabilität und einer unverblümten Heimatverbundenheit, die sich in einem Kader ausdrückt, dessen Namen ich an dieser Stelle, nach aktuellem Stand zu Beginn des August, einmal zitieren möchte:

Eicher – Feller – Müller – Tschernuth – Busch – Föhrenbach – Jarju – Keller – Mainka – Siersleben – Traoré – Beck – Beste – Gimber – Janes – Köther – Maloney – Pick – Ramusovic – Schöppner – Sessa – Theuerkauf – Thomalla – Dinkci – Dovedan – Kleindienst – Kühlwetter – Pieringer – Qenaj – Schimmer

Fällt Ihnen was auf?

Richtig, es handelt sich um den mit weitem Abstand deutschesten oder deutschsprachigsten Kader der Bundesliga seit langer Zeit. Einige der Spieler, so etwa Dovedan, klingen zwar anders, sind aber Österreicher.

Es ist mitnichten Rassismus, sich über so etwas zu freuen, sondern die Beglückung darüber, dass hier ein Verein den Nachwuchs seiner Region im Speziellen und des Landes im Besonderen fördert. Eine Aufgabe des Sports, die überall sonst auf der Welt als ehrenvoll und gut betrachtet wird, zumal jeder sogenannte Antirassist ganz aufgeregt und zustimmend reagiert, wenn arabische, südamerikanische, afrikanische und sogar ganz hoch im Norden angesiedelte Mannschaften wie die isländische bei internationalen Turnieren mit ethnisch homogenen Teams auflaufen – und hier reden wir sogar tatsächlich von den Wurzeln der Spieler und nicht bloß vom Pass. Wie dem auch sei, Heidenheim praktiziert, was in der Jugendförderung freilich auch etwas weiter südlich bei FC Bayern geschieht oder auch bei vielen Clubs im Ruhrgebiet, wo aber selten mal ein neuer Schweinsteiger, ein neuer Müller oder ein neuer Hummels es bis in die ersten Mannschaften schafft. Diese Heimattreue traute sich im Übrigen sogar Mario Basler in seinem Podcast kürzlich ausdrücklich zu loben.

Zur Loyalität aller Beteiligten ist bereits genug gesagt; bleiben der Wille und die Fähigkeit, wirtschaftlich solide zu agieren. Der 1. FC Heidenheim fährt nie auf Schulden, auf „Sondervermögen“ oder auf impulsiven Investments irgendwelcher Milliardäre oder Fonds. Im Gegenteil. Hinter den vollen Kassen stecken der Heidenheimer Anlagenbauer Voith, die ebenfalls in dem 50.000-Bewohner-Städtchen angesiedelte Hartmann-Gruppe, die medizinisches Verbrauchsmaterial herstellt, sowie der Optik- und Messgeräte-Konzern Zeiss aus dem benachbarten Oberkochen. Das Magazin „Markt und Mittelstand“ nennt den 1. FC Heidenheim daher den „Mittelstandsverein“.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber mir ist nun klar, wem ich in der kommenden Saison abseits meines qua Kindheit gegebenen Lieblingsclubs Mönchengladbach am meisten die Daumen halte.

Quellen

Der Mittelstandsverein steigt in die erste Liga auf (Markt und Mittelstand)

Basler ballert! Die Bundesligaanalyse: 1. FC Heidenheim


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