23. August 2023 18:00

Was ist finanzielle Repression? Die Enteignung der Menschen

… geht so lange weiter, bis die Menschheit aus ihrem (Matrix-) Schlaf erwacht

von Markus Krall

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Bildquelle: Pixel-Shot / Shutterstock Nimm die rote Pille: Und du wirst erkennen, wie tief das Loch des illusionistischen Papiergeldes reicht

„Du hast dein ganzes Leben lang gespürt, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Du weißt nicht, was es ist, aber du weißt, es ist da – wie ein Splitter in deinem Verstand, der dich zum Wahnsinn treibt.“

So beschreibt der Protagonist Morpheus in dem epischen Filmwerk „Matrix“ die Realität einer Scheinwelt, die den Menschen so perfekt vorgespiegelt wird, dass sie gar nicht realisieren können, dass Sie in einer computergenerierten Scheinwelt leben.

Diese Beschreibung liegt näher an unserer Realität als die meisten ahnen. Auch wir leben in einer Spiegelung, einer Scheinwelt, einer umfassenden Fata Morgana, die praktisch alle Lebensbereiche durchdringt, alle unsere Entscheidungen bestimmt, unsere Wahrnehmung verzerrt und verfälscht und uns alle auf diese Weise buchstäblich in unsichtbare Ketten legt, enteignet und zu Sklaven macht. Finanzielle Sklaverei ist finanzielle Repression.

Noch verfügt diese Scheinwelt nicht über die technische Perfektion der über Mensch-Maschine-Schnittstellen in unser Gehirn projizierten alternativen Realität des cineastischen Vorbilds. Aber sie ist auf direktem Wege, den Versuch zu unternehmen, dies zu erreichen. Wir müssen nur die Trends verlängern – die Verknüpfung einer digitalen Zentralbankwährung mit ESG, Social Scoring und CO2-Konto sind die ersten Meilensteine dahin. Aber der Reihe nach.

Die Basis dieser Scheinwelt ist unser Geldsystem. Seit der Abschaffung des Goldstandards 1971 durch Präsidenten „Tricky Dick“ Nixon ist unser Geldsystem kein echtes Geldsystem mehr, sondern ein Manipulationssystem, das unserer Ausbeutung dient. Der bis dahin gültige Goldstandard bedeutete, dass die Zentralbank nicht wesentlich mehr Geld in Umlauf bringen konnte, als sie an Gold in den Tresoren liegen hatte, denn das Umtauschrecht von Banknoten in Gold zu einem festen, garantierten Kurs bedeutete in einem solchen Fall das konkrete Risiko der Zahlungsunfähigkeit der Zentralbank. In einem solchen System gibt es zwar auch Preisschwankungen, aber langfristig keine Inflation, weil die Geldmenge beschränkt ist. Preiserhöhungen auf breiter Front, also die Definition von Inflation, findet in einem solchen System nur statt, wenn das Güterangebot durch einen Schock dramatisch fällt.

Wir haben uns im Kopf daran gewöhnt, dass diese Stabilität nicht mehr gegeben ist. Ja, unsere Obrigkeit hat es sogar geschafft, uns einzureden, dass eine gewisse Höhe an Inflation nicht nur natürlich, sondern sogar notwendig sei, damit die Wirtschaft immer schön „geölt“ bleibe. Das ist, wie wir aus der Erfahrung des früheren Goldstandards wissen, natürlich Unsinn, und es zeigt, was Propaganda bewirken kann, wenn sie nur jahrzehntelang durchgehalten wird.

Dazu kommt: Die meisten Menschen denken, dass die Inflation der Hauptmechanismus der Enteignung durch das Papiergeldsystem sei, und überlegen sich Strategien, ihr zu entgehen, meistens durch Erwerb von Sachwerten. Es ist aber, wie ich gleich zeigen werde, mitnichten so, dass die Inflation der Konsumgüterpreise der Hauptmotor des Diebstahls ist. Es ist vielmehr der künstlich niedrig gehaltene Zins, der über zwei kaum wahrgenommene ökonomische Effekte wirkt, der dafür verantwortlich gemacht werden muss. Der Grund liegt darin, dass der Index der Konsumgüterpreise für das, was wir uns leisten können, als Indikator vollkommen untauglich ist. Er ist, genau genommen, ein Instrument der Ablenkung, damit das Geldsystem den Bürger noch ungestörter ausnehmen kann wie eine Weihnachtsgans.

Um die schleichende Enteignung zunächst in ihrer Größenordnung zu verstehen, muss man einen sehr langfristigen Blick auf die Dinge einnehmen. Stellen wir doch den Vergleich eines amerikanischen Mittelstandshaushaltes im Jahr 1970 mit heute an: 1970 hatte Papa einen Nine-to-five-Job in einem Großunternehmen oder mittelständischen Traditionsbetrieb. Er kam um fünf Uhr nachmittags mit seinem sehr großen Auto von der Arbeit nach Hause, wo ihn seine – nicht berufstätige – Ehefrau mit den drei Kindern erwartete. Nicht, dass die Frau nicht hätte arbeiten können: Sie musste es nicht, denn ein Ernährer pro Familie war ausreichend. Er parkte den Wagen vor der Vorstadtvilla, auf der fast kein Hypothekenkredit lastete, weil Immobilien günstig waren, die Sparleistung wurde im Wesentlichen für die Universitätsausbildung der Kinder zurückgelegt, für die Altersversorgung sorgte eine substanzielle und solide angelegte Betriebsrentenkasse.

Und heute? Mama und Papa kehren gegen 20.00 Uhr von ihren jeweils anderthalb Jobs zurück, die sie brauchen, um nicht sozial abzusteigen, im asiatischen geleasten Kleinwagen, um ihre 1,4 Schlüsselkinder zumindest vor dem Schlafengehen noch kurz sehen zu können. Das Haus ist überschuldet, die Universitätsausbildung für die Kinder unerschwinglich geworden, die Betriebsrente von einem Hedgefonds verzockt und die Straße herunter lungern irgendwelche Taugenichtse herum und bessern ihr Taschengeld mit dem Vertrieb von halluzinogenen Substanzen auf.

Dass diese Beschreibung keine Karikatur ist, sondern auch messbare Realität, findet man heraus, wenn man auf der libertären Website www.wtfhappenedin1971.com die Statistiken der wahren Wohlstandsentwicklung der letzten 50 Jahre (also seit Abschaffung der Goldbindung des US-Dollars) betrachtet und sie mit den Trends der Zeit davor vergleicht, als das Geldregime noch keine Zettelwirtschaft war.

Was sehen wir da? Von 1947, der Wiedereinführung des Goldstandards in den USA mit Bretton Woods, bis 1971 erhöhte sich die Wirtschaftsleistung der USA pro Kopf um 90 Prozent. Die Einkommen der Arbeitnehmer stiegen im Gleichschritt damit ebenfalls um 90 Prozent an. Der Produktivitätsfortschritt wurde offenbar in diesem hochkapitalistischen System mit einem soliden Geldsystem fair aufgeteilt und kam sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmern in vollem Umfang zugute. Von 1971 bis heute stieg das Bruttosozialprodukt der USA pro Kopf um 250 Prozent. Und was passierte mit dem Lohneinkommen der Arbeitnehmer in dieser Zeit? Sie erhöhten sich um läppische 15 Prozent, blieben also in den 50 Jahren fast gleich. Zwei Drittel des Produktivitätsfortschritts wurden in diesem System von unten nach oben umverteilt. Aber der Wohlstandsverlust ist selbst mit dieser Zahl nicht in seinem ganzen desaströsen Ausmaß abgebildet.

Das liegt daran, dass für die Messung dieser Zahlen das Sozialprodukt mithilfe des Konsumgüterpreisindexes bereinigt wird. Dieser Index wird ohnehin manipuliert und ständig nach politischen Vorgaben in seinen Gütergewichtungen verändert, aber auch das ist nicht unser Kernproblem. Es zeigt nur den Willen der Mächtigen zur Manipulation der Datenbasis, um die Leute dumm zu halten.

Das Kernproblem ist, dass die zwei Güter mit dem höchsten Gewicht im Nachfrageverhalten des Menschen im Konsumgüterpreisindex nicht enthalten sind: das Wohneigentum und die Altersvorsorge. Die Altersvorsorge ist ein Produkt wie Essen, Trinken, Reisen oder Wohnen. Sie erfüllt ein fundamentales menschliches Bedürfnis nach finanzieller und existenzieller Absicherung im Alter, insbesondere wenn man körperlich oder geistig nicht mehr in der Lage ist, für seinen Lebensunterhalt durch Einkommen aus laufender Arbeit zu sorgen. Was kostet diese Altersvorsorge und wie ändern sich diese Kosten, je nachdem, in welchem monetären Regime – in einem Goldstandard ohne Enteignung oder in einer Papiergeld-Matrix – wir leben?

Das können wir sehr einfach durchrechnen, und wir nehmen dafür ein paar sehr simple Annahmen: Unser Modellbürger tritt mit 23 Jahren ins Berufsleben ein. Er möchte im Alter das gleiche monatliche Einkommen beziehen wie während der Berufsphase seines Lebens, damit er sich auf seine alten Tage nicht einschränken muss. Sein Renteneintrittsalter ist 67 Jahre und seine Lebenserwartung beträgt 85 Jahre. Er hat also 44 aktive Berufsjahre und 18 Rentenjahre. Das Geld, das er anspart, verzinst sich je nach Geldregime unterschiedlich, ebenso hat er unterschiedliche Inflations- beziehungsweise Deflationsraten zu erwarten. Sein gesetzliches Rentenniveau ist ungewiss, aber auch hier wollen wir so tun, als würde man auch künftig eine gesetzliche Rente von knapp unter 50 Prozent des letzten Einkommens beziehen, auch wenn das angesichts der Konstruktionsfehler unseres Rentensystems sehr unwahrscheinlich ist. Das Einkommen unseres Musterbürgers beginnt bei Berufseintritt mit einem Indexwert von 100 und steigt dann durch Karriere und Tarifanpassungen nominal jedes Jahr um zwei Prozent an.

Im Goldstandard wächst die Kaufkraft des Geldes mit der Produktivität, weil die Menge der produzierten Güter ansteigt, die Menge des Geldes aber konstant ist. Das Ergebnis: Weniger Geld pro Gütereinheit stärkt die Kaufkraft Jahr für Jahr um circa zwei Prozent. Das so Angesparte wird also im Laufe der Zeit immer mehr wert. Der Zinssatz, den er erhält, beträgt nominal ebenfalls zwei bis drei Prozent, wir wollen hier konservativ von zwei Prozent ausgehen, obwohl die historische Erfahrung der Zinsen im Goldstandard darüber liegt, insbesondere bei langlaufender Anlage. Der Realzins liegt also bei plus vier Prozent.

Im Papiergeldstandard nach EZB und Fed-Prägung lebt der Bürger seit 15 Jahren mit einem Nullzins, während die Inflation positiv ist, zwischen zwei und zehn Prozent schwankend, aber wir wollen wohlwollend rechnen: null Prozent Zinsen und zwei Prozent Inflation, der Realzins liegt also bei minus zwei Prozent.

Die Frage ist jetzt: Wie viel Prozent seines Einkommens muss der Bürger während seiner aktiven Berufszeit sparen, um die Lücke zu schließen – einmal im Modell Goldstandard und einmal im Modell Papiergeld? Die Antwort ist aufgrund des Zinseszinseffektes der unterschiedlichen Modelle ebenso klar wie brutal: Im Goldstandard muss der Bürger 22,4 Prozent seines Einkommens zur Seite legen, um seinen Lebensstandard im Alter voll aufrechterhalten zu können, in der Beraubungsmatrix des Papiergeldes sind es 77 Prozent. Mit anderen Worten: Die Enteignung allein durch die Altersvorsorge beträgt die Hälfte der Einkommen. Natürlich kann sich das kein Mensch leisten, der nicht ein Vielfaches des Durchschnittseinkommens verdient, aber das Ergebnis ist klar: Altersarmut, massive Einschränkung des Lebensstandards, und das bei einer Inflationsrate von „nur“ zwei Prozent. Armut ist das Ergebnis des Raubes. Und dieses trifft vor allem die Gering- und Durchschnittsverdiener.

Eine analoge Rechnung kann man für den Immobilienbesitz anstellen, den viele Menschen als Säule ihrer Altersvorsorge anstreben. Der extrem niedrige Realzins hat in den letzten Jahrzehnten die Immobilienpreise auf immer neue Höhen getrieben. Die Menschen können sich kein Eigenheim mehr leisten und der Mietmarkt ist gleichzeitig leergefegt durch staatlich alimentierte Zuwanderung. Der Enteignungseffekt nicht ganz so groß wie beim Produkt Altersvorsorge, jedoch auch signifikant. Eine Modellrechnung sparen wir uns für einen künftigen Artikel auf.

Wir sehen also, dass Henry Ford recht hatte, als er sagte: „Wenn die Menschen unser Geldsystem verstehen würden, hätten wir eine Revolution noch vor morgen Früh.“ Denn wie immer, so gilt auch hier: Ihr Geld ist nicht weg, ihr Geld hat jetzt nur ein anderer, in diesem Falle der Staat, die Bürokratie und die Finanzoligarchie, die mit dem billigen Geld immer neue Spekulationsorgien befeuern kann und diesen Geldsozialismus frivolerweise Marktwirtschaft nennt. Einen größeren Etikettenschwindel gab es nie zuvor.

Dabei haben wir die Schubstangeneffekte des schlechten Geldes an dieser Stelle noch gar nicht berücksichtigt, denn die verborgenen Kosten des schlechten Geldes gehen weit über die Enteignung der arbeitenden Menschen hinaus. Die Fehlallokation der Ressourcen, das dadurch langsamere Anwachsen der Produktivität, die Zombifizierung der Wirtschaft und die damit einhergehenden schrumpfenden Realeinkommen, die unendliche Vergeudung von Potenzial, Kapital und Talent, das langfristige Abwürgen der Wachstumskräfte einer Volkswirtschaft und das anämische Wachstum: All das wird uns von der Politik und der Geldpolitik als unabwendbares Schicksal verkauft, das uns und sie schuldlos treffe. Aber so ist es nicht. All das ist menschengemacht, im Gegensatz zum angeblichen Klimawandel. Es ist vor allem politikgemacht, aber Politiker sind ja angeblich auch „nur“ Menschen.

Wir können aus dieser Enteignung ausbrechen. Dafür müssen wir die „rote Pille“ schlucken. Wir müssen aus der Matrix des illusionistischen Papiergeldes ausbrechen und uns unsere monetäre Autonomie zurückerobern. Das wird den Wohlstand des sprichwörtlichen „kleinen Mannes“ praktisch über Nacht verdoppeln, wenn die Enteignung nicht mehr stattfindet.


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