06. September 2023 18:00

Was ist der Todestrieb? Die satanische Fratze der sozialistischen Sklavenhaltergesellschaft

„Im Tod sind alle gleich. Deshalb ist der Völkermord die Lieblingsbeschäftigung der Gleichmacher“ (Roland Baader)

von Markus Krall

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Bildquelle: Cezary Wojtkowski / Shutterstock Jeder Mensch ist ein einzigartiges Individuum göttlichen Ursprungs: Und kein willenloser Arbeitssklave

Dimitrios Kisoudis schrieb vor einigen Jahren das Vorwort für ein Buch mit einem wahrhaftig seltsamen Titel: „Der Todestrieb in der Geschichte – Erscheinungsformen des Sozialismus“ von Igor Schafarewitsch. Darin formulierte er einen äußerst bemerkenswerten Satz, der eine Essenz, ein Kondensat der Einsicht dieses Buches darstellt: „Zweck des Sozialismus ist es, das Individuum mit seiner Persönlichkeit auszulöschen. Er kann überall jederzeit auftauchen, wenn der Mensch die Verbindung zu Gott gekappt hat und das Nichts anzubeten beginnt.“

Die meisten Begriffe, die ich in dieser Reihe bei Freiheitsfunken einer libertären Begriffsklärung zugeführt habe, sind solche, die eigentlich jeder kennt: Geld, Nachhaltigkeit, sozial, Sünde, Zentralbank und so weiter. Aber nun das: der Todestrieb! Da erschaudern wir einerseits, und andererseits kommt der Verfechter aufgeklärter Rationalität ins Grübeln. Ist das der Übergang vom rationalen aufgeklärten Libertarismus, von Ayn Rands Philosophie des Objektivismus zu einer Mystifizierung der Freiheit und verlassen wir damit die Domäne des wissenschaftlichen Diskurses zugunsten einer religiösen Doktrin, die wir den Protagonisten der Klimasekte zu Recht vorwerfen?

Man könnte damit mit Ja oder Nein antworten, aber da würde sich schnell zeigen, dass es für jede komplizierte Frage eine einfache Antwort gibt – die falsch ist. Denn die brutale Wahrheit ist: Auch für uns libertäre Verfechter der Aufklärung gibt es einen Grenzbereich des Wissens und des Wissen-Könnens. Es gibt einen Bereich der Metaphysik, der hinter den Grenzen der Physik, jenseits der Fähigkeit unserer rationalen Erkenntnis liegt, denn die Rationalität und die Wissenschaft leben von Voraussetzungen, die sie selbst nicht zur Verfügung stellen können.

Der Prozess wissenschaftlicher Erkenntnis ist langwierig und schmerzhaft. Er ist voller Sackgassen und Irrtümer, vermeintliche Gewissheiten können schon morgen zertrümmert werden von einer neuen, unerwarteten Einsicht, einem experimentellen Datenpunkt, den wir zwar nicht erklären können, der aber nicht in unser bisheriges Welterklärungsmodell passt und der wie ein Merkelstein auf einem ansonsten aufgeräumten Marktplatz herumliegt. „Scio nescio. Ich weiß, dass ich nichts weiß!“, formulierte Sokrates. Wir haben unterschiedliche Theorien der Erkenntnis entwickelt, die ohne Ausnahme im Hinblick auf das, was wir wirklich wissen können, mehr als nur ernüchternd sind. Das ist der Grund, warum die Metaphysik eine Berechtigung hat, warum Religion und Wissenschaft unterschiedliche Domänen unseres Seins erfassen und sich dennoch gegenseitig beeinflussen, denn beide finden in unserem Kopf statt. Sie befinden sich dort im Widerstreit, und dennoch müssen sie beide da hineinpassen. 

Versuchen wir eine Arbeitsteilung zwischen diesen Sphären zu definieren, so können wir ein paar sehr einfache Beobachtungen machen: Die Wissenschaft kann Aussagen über die Eigenschaften der physischen Welt machen, sie kann bis zu einem gewissen Punkt auch einen Ursprung suchen, ein Woher, sie scheitert jedoch bei der Erkenntnis des Urgrundes der Existenz und sie kann vor allem nicht die Frage nach dem „Warum?“ beantworten. Sie beruht, wie wir seit Popper ahnen in ihrer Erkenntnis beziehungsweise in der Sicherung von Einsichten nicht auf Objektivität (die es möglicherweise gar nicht gibt), sondern auf der intersubjektiven Nachvollziehbarkeit von Beobachtungen. Zwei Personen betrachten eine Sache, sie analysieren ihre Ursache-Wirkung-Beziehungen und kommen auf Basis der gleichen Beobachtung zu dem gleichen Ergebnis. So erhebt sich eine Einsicht aus der Sphäre reiner Subjektivität, aber sie kann nicht den Anspruch auf Objektivität erheben, weil das ihre Betrachtung unter allen denkbaren und möglichen Aspekten erfordern würde, die wir per definitionem nicht leisten können, weil wir noch nicht einmal die Zahl der dafür nötigen Perspektiven kennen, geschweige denn die einzunehmenden Perspektiven selbst.

Die intersubjektive Vergleichbarkeit ist daher unsere Annäherung an die vermeintliche Objektivität. Diese Approximation ist aber nicht bei jedem uns bekannten Phänomen möglich, insbesondere nicht bei einer Sache, mit der wir gleichzeitig unfassbar vertraut sind und deren Existenz und Eigenschaften zugleich ein für uns für immer verschlossenes Geheimnis bleiben werden. Diese Sache sind wir selbst, genauer gesagt unser Ich, unser bewusstes Selbst, das wir nur selbst wahrnehmen können und dessen Innerstes einem anderen Beobachter für immer verschlossen bleiben wird. Dieser Blick in den Spiegel, die Erkenntnis, dass wir als ein Ich existent sind, unser „Cogito ergo sum“, also das cartesianische „Ich denke, also bin ich“ ist nur uns selbst möglich.

Insoweit sich dies also der intersubjektiven Nachprüfbarkeit entzieht, kann unser Ich nicht wissenschaftlich bewiesen werden, es entzieht sich der physischen Welt und ist Teil der metaphysischen Welt, obwohl es in der physischen Welt lebt und handelt, und so sitzt unsere bewusste Existenz auf der Grenzlinie zwischen Physik und Metaphysik. Ich räume gerne ein: Diese Einleitung zur Verteidigung der Betrachtung des Metaphysischen war jetzt ein wenig länger als geplant, aber die daraus resultierende Schlussfolgerung ist essenziell für die Frage, was der Todestrieb ist und warum seine Existenz weitreichende Folgen für unser Leben, unser Handeln, unsere Verantwortung und unsere Pflichten als Teile der menschlichen Gesellschaft hat.

Denn die metaphysische Eigenschaft unseres Ich begründet zugleich unsere Individualität. Wir erkennen uns nämlich selbst vollkommen ohne das Zutun Dritter. Wir erheben den Anspruch, real zu sein, ohne dass uns ein anderer Mensch dies zuerkennen muss. Daraus leitet sich ein Anspruch ab: Ich bin, und was ich bin und wie ich bin, ist eine Sache, über die ich niemandem Rechenschaft schuldig bin. Ich bin ein Individuum, ich bin einmalig als existierende Entität im Universum. Kein anderer ist mein Ich, jeder andere ist ein anderes Ich mit dem gleichen Anspruch.

Da dieses Ich und der daraus abgeleitete Anspruch auf Individualität aus uns selbst heraus formuliert ist, stellt sich aber auch die Frage nach dem Ursprung des Selbst. Und an dieser Stelle dürfen wir postulieren, dass in Ermangelung auch nur der Möglichkeit wissenschaftlicher Durchdringung dieses Phänomens das Ich auch metaphysischen Ursprungs ist. Das ist eine Aussage mit Konsequenzen, denn sie sagt nichts Geringeres aus, als dass unser Selbst ein göttlicher Odem ist. Wenn das aber so ist, dann ist eine religiöse Einordnung unserer Existenz und des Sinns sowie der Frage nach dem Warum unausweichlich. Die Individualität, der daraus resultierende freie Wille und damit die Freiheit des Menschen sind dann kein Zufallsprodukt physikalischer Prozesse, sondern sie sind Kern und Mittelpunkt der Sinnfrage. Wir sind so, wie wir sind, weil wir Träger eines göttlichen Elementes sind, das unsere Individualität begründet. Der freie Wille ist das göttliche Geschenk, dass uns zu Menschen macht, uns von Robotern unterscheidet. Wir sind keine Automaten, sondern wir sind in diesem Sinne nach Gottes Ebenbild geschaffen, also frei. Freiheit ist damit der Wille Gottes, und jede menschliche Ordnung muss sich dem daraus ergebenden Naturrecht unterordnen und die Freiheit und Individualität aller Menschen anerkennen.

Schafarewitsch ging in seiner Analyse aber einen entscheidenden Schritt weiter. Er stellte die Frage – ob bewusst oder nicht, ist unklar –, was dies für die Ordnung bedeutet, die dem Menschen als freien Wesen gerecht wird, und welches die Konsequenzen sind, wenn die tragenden Elemente einer solchen Ordnung geschwächt oder beseitigt werden, und er erforschte dies empirisch. Er hat damit nicht weniger geleistet, als die Methode der Wissenschaft und der empirischen Forschung auf ein metaphysisches Gebiet anzuwenden, jedenfalls insofern als die Metaphysik die Regeln der physischen Welt bestimmt.

Dabei entdeckte Igor Schafarewitsch eine Zweiteilung, eine Dichotomie der gesellschaftlichen Modelle, die über die gesamte Menschheitsgeschichte Gültigkeit hatte und die demonstriert, dass zwei Antipoden im Widerstreit stehen, nämlich eine Ordnung der Freiheit auf der einen und eine Ordnung der Unfreiheit auf der anderen Seite. Diese in offenbar ewiger Feindschaft agierenden Modelle unterscheiden sich empirisch in der Ausprägung von fünf Elementen beziehungsweise in der Anerkennung von fünf, für eine freie Ordnung notwendiger Säulen. Diese Säulen sind die Individualität, die Familie, das Eigentum, die Religion und Kunst, Kultur und Musik. Eine Ordnung der Freiheit setzt ihre Existenz voraus, und zwar zwingend. Wir erkennen sie aber nicht im positivistischen Sinne, sondern wir erkennen ihre Bedeutung erst durch das Negativbild, durch die Entwicklung, die eintritt, wenn in einer Gesellschaft diese Säulen eingerissen werden.

Sozialistische Bewegungen stehen diesen Elementen feindlich gegenüber und das nicht erst seit der Erfindung des Wortes „Sozialismus“. Die sozialistische Gesellschaft verachtet das Individuum zutiefst. „Du bist nichts, dein Volk ist alles!“ war ein Motto des nationalen Sozialismus, der Vorrang der „Massen“ vor dem Einzelnen ein Glaubenssatz des leninistischen Sozialismus internationalistischer Prägung. Die notwendige Konsequenz dessen ist die Allmacht des Staates, der zugleich den Anspruch erhebt, einziger Raum der Geborgenheit für den zum Strichcodeträger degradierten Arbeitssklaven zu sein. Die Konkurrenz des Schutzraums Familie als Hort von Geborgenheit, sozialer Sicherheit und Fürsorge kann dieser Leviathan nicht dulden, weshalb er an der Auflösung der familiären Bande unermüdlich arbeitet.

Das Eigentum ist allerdings der Hauptfeind des kollektivistischen Über-Ich sozialistischer Prägung, denn wer Eigentum hat, der kann für sich selbst und für seine Familie sorgen. Das muss verhindert werden, auch wenn das bedeutet, dass die Produktionsmittel so schlecht verwaltet werden, dass Not und Hunger die unvermeidlichen Begleiter der Ordnung der Unfreiheit sind. „Du wirst nichts besitzen und du wirst glücklich sein“ ist daher kein Versprechen, es ist eine Drohung, ein Echo alter und in der Zukunft drohender sozialistischer Gesellschaftsmodelle, die das Individuum enteignen müssen, um es gefügig in die Sklaverei zu führen.

Die Religion wird dabei als Konkurrenz zum allmächtigen Staat angesehen, und sie hat aus Sicht der Vertreter der Unfreiheit einen entscheidenden Fehler: Sie transportiert ein Moralsystem durch die Jahrtausende, gebündelt und kondensiert in Regeln und Geboten, die selbst eine Essenz des göttlichen Willens darstellen, dass der Mensch in Freiheit lebe. Individualität, Eigentum und Familie sind Konzepte, die schon im Dekalog tief verwurzelt sind. Daher wird auch die Religion als „Opium für das Volk“ (Lenin) bekämpft. Bis hierhin scheint das Bild logisch, schlüssig, konsistent. Aber was ist mit Kunst, Kultur und Musik? Wie passt sie in dieses Schema? Sie ist nicht weniger als die kommunikative Brücke zwischen Schöpfung und Schöpfer. Sie schenkt uns emotionale Erhebung. Sie zeigt uns die Schönheit der für uns geschaffenen Welt, die wir in Freiheit und Verantwortung nutzen sollen. Sie wird daher in einer Ordnung der Unfreiheit wahlweise verzerrt, verbogen, bekämpft, missbraucht und verboten.

Nun wird der ein oder andere Leser sagen: „Das kann ich nachvollziehen, aber was hat das mit einem Todestrieb zu tun?“ Die Antwort ist in der geschichtlichen Empirie zu finden. Die Verweigerung der Individualität und der Freiheit gebiert eine Hybris der Mächtigen, eine Verachtung der Versklavten durch die Sklavenhalter und einen Abstieg ins pure Böse bei einer Gruppe von Menschen mit den Mitteln, Verbrechen unvorstellbaren Ausmaßes zu begehen. Unfreie Gesellschaften werden von Angst, Armut und Hunger regiert. Die Angst der Beherrschten vor den Herrschern, die Angst der Herrscher vor dem Putsch und der Säuberung innerhalb der herrschenden Clique. Angst gebiert Paranoia, Paranoia gebiert den Cäsarenwahn, gepaart mit dem Wahn, sich selbst als gottgleich zu betrachten und als Herr über Leben und Tod. Es kommt zu einer Manifestation des Bösen in der Welt. Die satanische Fratze der Sklavenhaltergesellschaft kommt zum Vorschein und ihre theologische Wurzel liegt in der Eifersucht des abgefallenen Engels, der das göttliche Geschenk der Freiheit für den Menschen hasst, verachtet und bekämpft.

So gebiert schließlich und endlich die Ablehnung des Individuums den Mord, den Massenmord, den Völkermord. Wir können ihn empirisch nicht erst seit dem 20. Jahrhundert beobachten. Wir können ihn finden im alten China, in der antiken Welt, bei den Inka (die eine klassische Sowjetgesellschaft waren), im nationalen Sozialismus, im Sozialismus leninistischer, stalinistischer und maoistischer Prägung, bei Pol Pot und beim Massenmord in Ruanda. Dieser Todestrieb lauert selbst unter der dünnen Firniss sozialistischer Politikmodelle in Europa und Nordamerika. Er wird verharmlost als philosophische Spielart, aber er ist real. Wie sonst könnte man es verstehen, dass der „Economist“ im Jahre 1998 eine Titelgeschichte publizierte unter dem Titel „Sui-Genocide“ (Völkerselbstmord) mit der ernsthaft vorgetragenen These, dass die Menschheit gut daran täte, sich selbst auszurotten, um Platz für eine andere Spezies zu schaffen? (Zitat: „Die Menschheit könnte ihr evolutionäres Potenzial immer noch vollenden, wenn sie nur einfach weggehen würde.“)

Deshalb schrieb Schafarewitsch mahnend und warnend: „Der Tod der Menschheit ist nicht nur ein denkbares Ereignis, wenn der Sozialismus triumphiert. Er stellt vielmehr das Ziel des Sozialismus dar.“ Und Roland Baader sekundierte ihm mit dem Satz: „Im Tod sind alle gleich. Deshalb ist der Völkermord die Lieblingsbeschäftigung der Gleichmacher.“

Ich ergänze: Daran hat sich nichts geändert. Jede neue Abart, jede neue Mimikry des Sozialismus hat den Genozid, den Todestrieb, in ihren Genen. Das gilt insbesondere für den Ökosozialismus, der den Menschen als eine Seuche betrachtet, die den Planeten befallen habe. Der Genozid ist in den Augen dieser Leute das Antibiotikum, der Völkermord das Mittel der Wahl zur Herstellung eines vermeintlichen ökologischen Gleichgewichts.

Daran muss ich jedes Mal denken, wenn ich die Übersterblichkeitsstatistiken in aktualisierter Form zu Gesicht bekomme oder wenn ich sehe, wie man versucht, die Landwirtschaft und damit die Ernährungsgrundlage der Menschheit für die Fata Morgana des „Klimawandels“ zu zerstören.


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