18. September 2023 18:00

Vorwort zur Neuauflage von Roland Baaders „Freiheitsfunken“ Wortgewaltige Funkenflüge

…aus der Gedankenschmiede eines scharfsinnigen Beobachters seiner und unserer Zeit

von Robert Grözinger

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Bildquelle: roland-baader.de Unermüdlicher Verteidiger der Freiheit: Roland Baader

Vorbemerkung: In Kürze erscheint im Lichtschlag-Verlag die Neuauflage der ursprünglichen „Freiheitsfunken“, die Aphorismen-Sammlung des deutschen Pioniers des Libertarismus, Roland Baader (1940–2012). Herrn Lichtschlags an mich gerichtete Bitte, dafür das Vorwort zu schreiben, der ich selbstverständlich gerne nachgekommen bin, empfand ich als große Ehre. Dieses Vorwort können Sie vorab im Folgenden nun lesen.

Mehr als ein Jahrzehnt ist inzwischen vergangen, seit der Volkswirt, Unternehmer, Buchautor und entschiedene Verteidiger des klassischen Liberalismus, Roland Baader, von uns gegangen ist. Der in Kirrlach geborene bodenständige Badener hinterließ ein literarisches, kämpferisches und polit-ökonomisches Werk, das in deutschsprachigen Ländern bis heute nachwirkt. Die libertäre Bewegung in diesen Gefilden ist nicht groß. Aber ohne Baader und seine Schriften wäre sie heute weit kleiner und unbedeutender. Ich persönlich bin durch eines seiner Bücher, „Kreide für den Wolf“, vor etwa einem Vierteljahrhundert zum Libertarismus bekehrt worden – es wäre nicht vermessen, dabei von einem „Erweckungserlebnis“ zu sprechen.

Wie im eben genannten Band durchleuchtet Baader in den meisten seiner anderen Bücher den Wahnsinn unserer Zeit. Er tut dies mit Unerschrockenheit, glänzendem Scharfsinn und umfangreicher Kenntnis der Ökonomie, Philosophie und Geschichte. Bis in die letzten, düstersten Winkel und Tiefen verfolgt und entlarvt er die Lügen und Vernebelungen der Übeltäter seiner Zeit in Politik, Medien, Gewerkschaften und Großkonzernen.

Die hier in neuer Auflage vorliegende Sammlung von Baaders Aphorismen, die er „Freiheitsfunken“ nannte, leistet etwas anderes. Statt wie gewohnt in die Tiefe oder ins Detail zu gehen, bietet uns der Verfasser eine facettenreiche Tour d‘Horizon der Probleme und Herausforderungen unserer Zeit. Er identifiziert die Stolpersteine unserer Zeit und wandelt sie in Denkanstöße um. Darüber hinaus gewährt uns dieser außergewöhnliche Privatgelehrte den einen oder anderen Einblick in seine Persönlichkeit und seine privaten Vorlieben. Aphorismen speziell dieser Art finden wir insbesondere in der zweiten Hälfte dieses Bandes. Baader schrieb sie, als er von der Krankheit wusste, der er schließlich erlag. Er liebte den Flamenco und die italienische Küche. Er sinnierte über das Verlieben. Über die Schönheit der Natur und der Frauen. Letzteren bescheinigte er, Shakespeare bewusst widersprechend, eine innere Stärke.

Jene eingesprenkelten Kurzmeditationen haben zwar nichts direkt mit dem Liberalismus zu tun, aber dennoch gehören auch diese Funkenflüge aus Baaders mächtiger Gedankenschmiede unverzichtbar zu den Facetten der Freiheit. Der Schüler des Ökonomen und Nobelpreisträgers Friedrich August von Hayek erinnert uns mit diesen persönlicheren Worten daran, dass Freiheit kein Selbstzweck ist, sondern der Pfad – der einzige! – zu einem Leben mit einer Fülle an menschenmöglichem Maß an Lebensqualität und -freude. Ein Maß, das keinem anderen die Chance zu einem ebenso erfüllten Leben nimmt. Direkter wird der Zusammenhang erkennbar, wenn er in dieser späten Lebensphase dem verbotsfreudigen, säkular-puritanischen Zeitgeist – und vielleicht auch seinen Ärzten – trotzt und den Rotwein sowie das Rauchen besingt.

Liest man Baaders „Freiheitsfunken“ heute, im dritten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, kann man sich überzeugen, dass nichts, was seit seinem Ableben auf der Welt geschehen ist, diesen mit prophetischer Gabe ausgestatteten Gelehrten überrascht hätte. Auch nicht das völlige Versagen – mit wenigen noblen Ausnahmen – fast der gesamten medizinischen Zunft während der Coronakrise, also während des in der Geschichte der Menschheit ersten weltumspannenden Frontalangriffs totalitärer Kräfte auf die Freiheit. „Staatsmedizin macht ein Volk arm und krank – und die Funktionäre des Gesundheitswesens reich“, wusste er. Und: „Ein staatliches Gesundheitswesen kann nur in zwei Ereignissen enden: Entweder im Staatsbankrott oder im Medizinbankrott – wahrscheinlich in beidem.“ Auch zu den Themen Klima- und sogar Genderwahn, den anderen aktuellen Fronten der Freiheitsfeinde, konnte Baader bereits vor vielen Jahren das Passende und bis heute Gültige sagen.

Der aufgrund ihrer Kaperung durch „Sozialsozialisten“ von den Kirchen tief enttäuschte Christ Baader wusste von der grundlegenden Bedeutung seiner Religion für die Entwicklung und den Schutz der individuellen Freiheit in der abendländischen Zivilisation. Öffentlich behandelte er diesen Zusammenhang mit wenigen Ausnahmen meist mit Zurückhaltung. Auch in den Freiheitsfunken blitzt dieses Wissen eher auf indirekte Weise durch. Dennoch wird der aufmerksame Leser lernen, dass Baader überzeugt war, welche Instanz die wahrhaft höchste ist und dass deren Missachtung die Wurzel allen Übels auf der Welt ist. Auch das Übel des ungerechtfertigten, massenhaften Freiheitsentzugs durch eine sich den Staat zur Beute machenden Herrscherkaste, die glaubt, sich über alle Moral ungestraft hinwegsetzen zu können, ja sogar ihre eigene Moral schaffen zu dürfen.

Schon 1990/91, als Baader „Kreide für den Wolf“ verfasste, wusste er, dass die Vorstellung, der Sozialismus sei besiegt, eine „tödliche Illusion“ ist, wie der Untertitel jenes Buches verrät. In den drei Jahrzehnten seither haben viele Millionen weltweit diese verbreitete Illusion mit ihrem Leben auf den Opferaltaren verschiedenster Auswüchse dieser notwendig totalitären Ideologie bezahlt – auch im angeblich freien Westen. Der Mahner aus Kirrlach hat zu Lebzeiten das ihm Mögliche getan, um seine Zeitgenossen vor dem zu warnen, was damals schon auf uns zurollte. Für nachfolgende Generationen sind seine „Freiheitsfunken“ ein hervorragender Einstieg in die Gedankenwelt eines modernen Propheten und wahren Menschenfreundes – dessen Werk jeder lesen sollte, der für sich und andere einen Weg zurück in die Freiheit sucht.    


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