12. Oktober 2023 16:00

Elfte Konferenz des Ludwig von Mises Instituts Deutschland Ja, libertär ist das neue Sexy!

Im prunkvollen großen Saal des Bayrischen Hofs in München trafen sich die zuversichtlichen Libertären

von André F. Lichtschlag (Pausiert)

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Bildquelle: Mises Institut Deutschland Von links nach rechts: Andreas Tiedtke, Olivier Kessler, Philipp Bagus, Peter Hahne und Thorsten Polleit

Am vergangenen Samstag, den 7. Oktober, fand im prunkvollen großen Saal des Bayrischen Hofs in München die bereits elfte Konferenz des Ludwig von Mises Instituts Deutschlands statt. Vorneweg die vielleicht wichtigste gute Nachricht: Die Zukunft des Thinktanks ist gesichert. Jahrelang wurde das Institut entscheidend durch Degussa Goldhandel unterstützt – diese Last konnte nun auf viele Schultern verteilt werden, was in der Folge das Mises Institut Deutschland nur noch stabiler aufgestellt sein lässt. Wie so viele linke Kampagnen dieser Tage gingen also auch die Verleumdungen des Mises Instituts durch Böhmermann, Kemper und Co nach hinten los und stärkten einmal mehr die – in diesem Falle libertären – Adressaten.

Die Konferenz des Ludwig von Mises Instituts Deutschlands findet traditionsgemäß im Herbst in eindrucksvoller Umgebung und nach einem bewährten Konzept statt – nämlich unter der Leitung von Präsident Thorsten Polleit (Kolumnist der Zeitschrift eigentümlich frei) und Vorstand Andreas Tiedtke (Kolumnist bei den Freiheitsfunken), womit zwei starke Redner gleich gesetzt sind. Dazu kommt stets ein Vortrag aus der Riege des Beirats des Instituts, bestehend aus Philipp Bagus, David Dürr, Hans-Hermann Hoppe, Guido Hülsmann und Rolf W. Puster. Diesmal war Philipp Bagus am Start – dazu gleich mehr. Dazu, so will es die Tradition, kommt meist ein engerer Freund der Österreichischen Schule von außerhalb des Instituts – diesmal Olivier Kessler, auch ein Mit-Kolumnist der Freiheitsfunken. Und schließlich stets ein fünfter Redner als prominenter Gast, der den Ideen der Österreichischen Schule nahesteht, aber nicht aus dem engeren Kreis rekrutiert wird. Am Samstag war dies der Fernsehmoderator Peter Hahne. Auch hier, das vorneweg, war den Planern des Instituts wieder ein Volltreffer gelungen.

Andreas Tiedke moderierte gewohnt souverän durch die Tagung, Thorsten Polleit widmete sich einmal mehr eindrucksvoll seinem Steckenpferd, dem Geldsystem, unter besonderer Berücksichtigung der falschen Priesterschaft der Intellektuellen in diesem Zusammenhang. Denn die diesjährige Tagung stand unter dem Leitthema „Der Kampf um die öffentliche Meinung“. Stark ins Detail – und durchaus mit vielen praktischen Lösungsvorschlägen zur Verteidigung der Freiheit – ging der Gast aus der Schweiz Olivier Kessler. Der Leiter des Liberalen Instituts in Zürich erläuterte Beispiele dafür, mit welchen Sprach- und Rhetoriktricks man uns in die Irre führen will – und wie wir sie entzaubern können. Das war spannend, zuweilen witzig und vor allem sehr lehrreich.

Peter Hahne zeigte sich – wie ein Zuschauer kommentierte – im positiven Sinne als „Rampensau“ auf einem Podium, das er ganzkörperlich einzunehmen schien. Er bot ein rhetorisches Feuerwerk gegen die politmediale Herrscherkaste, und Hahne ließ wirklich nichts aus – weder die historischen Schandtaten des Corona-Regimes noch auch nur die jüngsten Anschläge oder Anschlagsversuche auf die beiden AfD-Vorsitzenden Tino Chrupalla und Alice Weidel und das skandalöse Schweigen der Mittelstrahlmedien dazu: „Wo sind wir hier nur gelandet?!“ Wie wahr.

Und doch verbreitete Hahne wie Kessler auch viel Hoffnung. Hier nicht als argumentatives Rüstzeug, sondern per Anekdote. Denn der über lange Jahrzehnte aktive frühere Moderator aus dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen berichtete nicht etwa davon, dass er von Menschen seines Alters für seine neue oppositionelle Rolle im Land beglückwünscht wird. Nein, im Flugzeug oder im Supermarkt wird Hahne vielmehr immer wieder von jungen Menschen, von Schülern und Jugendlichen angesprochen, die dann begeistert ausrufen: „Er ist es wirklich!“ Und wenn er dann nachfragt: „Sie sind unser Held auf Tiktok und anderswo! Wir lieben Sie! Unsere Lehrer hassen Sie!“

Diese von Hahne eindrucksvoll geschilderte Stimmung passte ganz wunderbar zum noch nicht angesprochenen Vortrag von Philipp Bagus, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Rey Juan Carlos in Madrid.

Bagus referierte über Cancel Culture und Safe Spaces, über die große Umerziehung und darüber, wie man ihr entgegenwirkt. Im Mittelpunkt seiner Überlegungen stand ein Mann, der gerade in Argentinien für Furore sorgt und mit dem Bagus gut bekannt, ja befreundet ist: der argentinische Präsidentschaftskandidat Javier Milei, der nach Umfragen vorne liegt und als bekennender libertärer Anarchokapitalist am 22. Oktober oder nach einer folgenden Stichwahl zum Präsidenten Argentiniens gewählt werden könnte. Der Mann mit der Motorsäge! Ein Mann wie Sprengstoff, der die Zentralbank in die Luft jagen möchte und Ministerien reihenweise gleich mit schließen will. Der der Politik und Bürokratie den Kampf angesagt hat und nun der Held von Millionen von Argentiniern ist. Was für eine Geschichte!

Auch die Freiheitsfunken haben bereits über Milei berichtet. Aber Bagus konnte einige neue, bislang in Deutschland wenig bekannte Anekdoten hinzufügen. Wussten Sie, dass Milei, der seit Jahren bereits Parlamentsabgeordneter ist, sein komplettes Abgeordnetengehalt jeden Monat in einer beliebten Internet-Tombola verlost, weil er das vom Staat erpresste Beutegeld nicht anzunehmen bereit ist?

Was aber das Beste ist: Milei stellt nicht nur Argentinien stimmungsmäßig auf den Kopf und ganz real nach der Wahl womöglich wieder auf die Füße. Er wirkt in die gesamte spanischsprachige Welt hinein wie ein riesiger unwiderstehlicher Magnet für libertäre Ideen! Auch in Spanien sind es vor allem junge Menschen, die sich plötzlich überall als Libertäre entpuppen, berichtet Bagus. Polit-Rockstar Milei wirkt längst weit über Argentinien hinaus.

Also ja, libertär ist das neue Sexy! Das war die Quintessenz einer erneut wunderbaren Tagung in München. Und vielleicht ein schönes Konferenzmotto für nächstes Jahr. Selbe Stelle, noch größere Welle.


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