24. Oktober 2023 23:00

Die Psychologie der Politik Praxistipps. Spielfilme, Fernsehsendungen und Pop-Musik

Eine handlungslogische Betrachtung

von Andreas Tiedtke (Pausiert)

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Bildquelle: Shutterstock Unterschwellige Herrschaftspropaganda in der Unterhaltungsbranche: Häufig kommt sie subtil daher

In meiner letzten Kolumne zeigte ich, wie mit Indoktrination, Propaganda und Gaslighting versucht wird, die grundlegenden Überzeugungen der Menschen zu beeinflussen. Subtiler als bei Nachrichtensendungen, Medienartikeln oder Infotainment-Sendungen passiert dies bei Spielfilmen oder Fernsehserien und Pop-Musik – und zwar ganz gleich, ob das im konkreten Fall beabsichtigt ist oder nicht.

Die Realität ist gut, wie sie ist. Es ist okay, beherrscht zu werden

Bei jedem Film, der mittelbar die Realität erzwungener Herrschaftsverhältnisse als „grundsätzlich in Ordnung“ darstellt, wird auf subtile Art und Weise vermittelt, dass Herrschaft über friedliche Mitmenschen, wie sie heute praktiziert wird, „okay“ ist. Es kann doch nicht sein, so wird der Konsument solcher Filme vielleicht denken, dass es ein Problem mit Fremdherrschaft über mein Handeln und meinen Besitz gibt, wenn ich nirgends darauf aufmerksam gemacht werde.

Stattdessen erfährt der Zuschauer in vielen Filmen, dass die Gruppe der Herrschenden und ihre ausführenden Vollstrecker grundsätzlich „die Guten“ sind. Da gibt es Krimis, die spielen in kleinen Ortschaften, in denen monatlich oder gar wöchentlich ein Mord geschieht. Das ist natürlich völlig an der Realität vorbei, die Realität wird überdramatisiert. Und dann sind da die Guten, die die Tat zwar nicht verhindern konnten – sonst gäbe es ja keinen Mordfall –, die sie aber zumindest aufklären können. Dass Taten nicht verhindert werden können, liegt ja unter anderem daran, dass die Menschen von vielen Regierungen gezwungen werden, auf effektiven Eigenschutz zu verzichten. Und da nicht neben jedem Menschen ein Wachmann stehen kann, ist es die zu erwartende Folge, dass Menschen mit hoher krimineller Energie ihren potenziellen Opfern strukturell überlegen sind.

Dass man sich selbst nicht effektiv schützen darf, weil die Menschen hierzu zu unmündig seien – in den USA gibt es in einigen Staaten hierzu ein anderes Menschenbild –, ist im Übrigen ebenfalls eine Infantilisierung der Gesellschaft. Vater Staat ist gebietend und beschützend, und wenn eine Regierung mit ihrem grundsätzlichen Verbot von effektiven Mitteln zur Selbstverteidigung die Verhinderung des einen oder anderen Verbrechens erschwert, ist das aus vormundschaftlicher Sicht notwendigerweise so, weil die Kindlein eben nicht mit gefährlichen Waffen spielen sollen.

Manche Familienserien oder Filme vermitteln zudem ein infantiles Männerbild. Der Mann ist der Idiot in der Familie. Er geht morgens arbeiten und kommt abends nach Hause und ist wie ein Fremdkörper in der Familie. Alle relevanten Probleme wurden bereits oder werden von der Frau gelöst. Der Mann ist zudem stets bemüht, um die Zuneigung seiner Frau zu buhlen, als wäre er ein Kind, das den Glanz im Auge der Mutter sucht. Dabei tritt er von einem Fettnäpfchen ins andere. Die Kinder lachen – und das Publikum lacht mit. Typisch maskuline Eigenschaften werden übersteigert dargestellt und dramatisiert, sodass die moralische Intuition den Zuschauer davor zurückschrecken lässt. Er ist ein Pantoffelheld.

Pop-Musik und Schlager

In der Pop-Musik werden oftmals – nicht ausschließlich – infantile Verliebtheitsgefühle dramatisiert. Es geht um gebrochene Herzen, darum, dass man ohne den anderen nicht leben kann, oder es geht um Partys, Tanzen, Sommer, Sonne, Sonnenschein oder Postkarten-Phantasien von Sandstränden und dergleichen. Daran ist natürlich per se nichts Verkehrtes. Neben der Tatsache, dass auch hier das „Drama unserer Kultur“, die erzwungene Herrschaft einer Gruppe Menschen über friedliche andere, ausgeblendet wird, was zu einem unterschwelligen Akzeptieren einlädt, sind dies – zumindest in Teilen – infantile Themen, die an ein – zumindest in Teilen – infantiles Publikum gerichtet sind.

Starkult

Hinzu kommt ein infantiler Kult um die Personen der Darbietenden. Sie werden teilweise wie Heilsbringer verehrt. Menschen fallen auf Konzerten in Ohnmacht. Die Stars werden bewundert, geradezu idolisiert. In Zeitschriften wird über das Leben der Stars berichtet, Millionen folgen ihnen auf Instagram. Derweil reduziert der infantile Starkult nicht nur den Blick auf das eigene Leben, wo man wirklich Dinge ändern und in Angriff nehmen kann, sondern es können sich auch Minderwertigkeitsgefühle einstellen – schließlich ist man selbst ja kein Star.

Schlussbetrachtung und Ausblick

Die Unterhaltungsindustrie vermittelt in Musik und Film oftmals – nicht ausschließlich und nicht unbedingt absichtlich – unterschwellig, dass das „Drama unserer Kultur“, nämlich erzwungene Herrschaft über friedliche Mitmenschen, keines ist. Stattdessen werden die Konsumenten – oftmals – infantilisiert und es wird ein kindisches Männerbild inszeniert. Kennt man die Wirkungen auf das Gemüt, kann man sich also fragen, ob man solche Unterhaltung weiterhin konsumieren möchte.

In meiner nächsten Kolumne will ich darstellen, dass es sowohl in der populären Unterhaltung, insbesondere aber in den klassischen Künsten der Musik, der Poesie, der Prosa und des Dramas Werke gibt, die derart aufgeklärt sind, dass sie in der heutigen Darbietung manchmal „verzwergt“ oder „infantilisiert“ werden. Von solchen aufgeklärten Werken kann der Konsument profitieren, wenn er den „Schlüssel“ für den Zugang hierzu findet.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Woche.


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