27. Oktober 2023 20:00

Genderkult, Klimasozialismus und Verbotswahn – Teil 2 Wer sind die geistigen Brandstifter?

Die ideologische Dominanz der Linken in Deutschland und ihre neomarxistischen Wurzeln

von Thomas Jahn

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Bildquelle: Jjshapiro / CC BY-SA 3.0 / Wikimedia Max Horkheimer und Theodor Adorno: Hauptvertreter der Frankfurter Schule

Zweiter Teil: Die Ursprünge des Neomarxismus 

Wie konnte die „neue Linke“, 55 Jahre nach ihrem Symboldatum „’68“, zur dominierenden politischen Kraft in Kunst, Kultur, Medien und Funktionseliten aufsteigen? Wie errang sie die heute leider bestehende kulturelle und metapolitische Hegemonie?  

Im ersten Teil haben wir uns mit den Thesen des orthodoxen Marxismus befasst. Der Verlauf der Weltgeschichte interessierte sich allerdings weder für die wichtigste Theorie von Marx, den Klassenkampf, noch für die Visionen seines gelehriger Schülers Lenin: Die Weltrevolution kam über Russland nicht hinaus.  

In dieser Situation entwickeln intellektuelle Marxisten das, was wir heute als Neomarxismus bezeichnen und was den Zusammenbruch der kommunistischen Staaten Osteuropas 1989 leider überlebt hat.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs argumentierten Antonio Gramsci, ein italienischer Schriftsteller, Journalist, Politiker und marxistischer Philosoph, und der Ungar Georg Lukács, dass die westliche Kultur die Arbeiterklasse blind gemacht habe gegenüber ihren wahren marxistischen Klasseninteressen. Daher müsse die westliche Kultur zerstört werden. Dazu Georg Lukács 1919: „Wer wird uns von der westlichen Zivilisation erretten?“ Antonio Gramsci sah die neue politische Hauptaufgabe darin, die „kulturelle Hegemonie“ in einer Gesellschaft zu erringen. Zur bekanntesten Ausprägung des Neomarxismus avancierte einige Jahre später die, nach dem Ort ihrer ersten Wirkstätte, sogenannte „Frankfurter Schule“.

Der Name der „Frankfurter Schule“ entstand wohl erst 1930 mit dem Eintritt Max Horkheimers in das in Frankfurt am Main ansässige und 1924 von Carl Grünberg gegründete „Institut für Sozialforschung“, das ursprünglich Institut für Marxismus heißen sollte. Neben Horkheimer zählten vor allem der Musiktheoretiker Theodor Adorno und der schon erwähnte Soziologe Herbert Marcuse zu den namhaften Vertretern dieser Schule. Weitere bekannte Vertreter sind der evangelische Religionsphilosoph und Theologe Paul Tillich, die Psychoanalytiker Erich Fromm und Alexander Mitscherlich, der Sexualforscher Wilhelm Reich und der damalige KPD-Funktionär Friedrich Pollock.

1933 emigrierten die wichtigsten Vertreter der Frankfurter Schule in die USA. Nach der Rückkehr nach Frankfurt ab 1946 begann die Frankfurter Schule Mitte der Fünfzigerjahre höchste Breitenwirkung zu entfalten. Dies bewirkten Medien, wie vor allem der Hessische Rundfunk, der jeden Abend eine Sendung eines Vertreters der Frankfurter Schule ausstrahlte, und der Suhrkamp Verlag. 1964 wurde Jürgen Habermas auf Horkheimers Lehrstuhl für Philosophie und Soziologie an die Universität Frankfurt berufen. Habermas prägte mit Begriffen wie „Verfassungspatriotismus“ oder „Diskursethik“ die öffentliche Debatte in den Achtziger- und Neunzigerjahren und stieg zum gefeierten Staatsphilosophen der Bundesrepublik und Lieblingsintellektuellen der Feuilletons auf.

Auch die der „68er“-Bewegung positiv eingestellte Literatur sieht in der „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule den entscheidenden intellektuellen Impuls für APO und Studentenbewegung. Vor allem Herbert Marcuse wird als entscheidender Theoretiker, Impulsgeber und intellektueller Vater dieser „Bewegung“ genannt.

Die Frankfurter Schule erhebt den Anspruch, eine alles umfassende und alles erklärende Theorie zu sein, die sich auch als Religions- und Gesellschaftsphilosophie, aber auch als Theorie der Ontogenese (also: Entwicklung des Individuums oder Menschwerdung) und als Moralphilosophie präsentiert. Darüber hinaus will die Frankfurter Schule auch Kultur-, Musik- und Kommunikationstheorie sein. Sie erhebt damit den Anspruch, eine Theorie der Wahrheit zu sein, die die klassische Philosophie des Abendlandes von Thomas von Aquin bis Kant ablösen möchte. Der den gesamten Menschen und die Gesellschaft umfassende Anspruch der Frankfurter Schule rechtfertigt es auch, dieses Denken als Kulturmarxismus zu bezeichnen. Im dritten Teil werden wir uns mit den zentralen Thesen der Frankfurter Schule und ihrem Menschenbild befassen.


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