09. November 2023 15:00

Gipfeltreffen bei „Der Sandwirt“ am 4. November 2023 in Konstanz Weiter ging es im heißen libertären Veranstaltungsherbst

Und nächste Woche sehen wir uns auf Usedom?

von André F. Lichtschlag

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Bildquelle: André F. Lichtschlag Willkommen in der Sandwirt-Bar: Gastgeber Oliver Gorus (zweiter von links) und sein Team

Und weiter geht es Schlag auf Schlag im intensiven libertären Veranstaltungsherbst 2023. Nach der Jahrestagung des Ludwig von Mises Instituts in München und der Konferenz der Free Cities Foundation in Prag im Oktober lud nun für den 4. November das Portal „Der Sandwirt“ nach Konstanz, bevor wir uns alle anlässlich der siebten großen ef-Konferenz auf Usedom vom 17. bis 19. November zum Höhepunkt und Abschluss der Saison versammeln. (Und da haben wir das Forum Freiheit Ende Oktober in Berlin noch unterschlagen, weil schließlich keiner immer und überall dabei sein kann.)

„Der Sandwirt“ wurde vom Freiheitsfunken-Mitschmied Oliver Gorus fast zeitgleich wie unser Kolumnenportal vor etwa einem Jahr gegründet – als „Magazin des konstruktiven Widerstands“ (Link unten). Dass die Seite besonders empfehlenswert ist, versteht sich von selbst – und wurde durch das erstmalige Treffen von etwa 20 Autoren und 30 Lesern am vergangenen Samstag eindrucksvoll bestätigt. 

Nach einem konstruktiv-widerständigen Brainstorming der Autoren am Vormittag kamen gegen Mittag Leser und Unterstützer des Projektes dazu. Es folgten zwei erste Impulsvorträge. Stefan Blankertz – ebenfalls ja auch Freiheitsfunken-Kolumnist und anarchokapitalistisches Urgestein – präsentierte Ideen für eine „libertäre Strategiedebatte“ jenseits der Parteipolitik. Und der Philosoph Michael Nerurkar hinterfragte die staatlichen Universitäten als sich überlebt habende Institutionen.

Nach einer weiteren kleinen Kaffee- und Diskussionspause wurde vor Ort und allen Beteiligten die neue Folge der Sonntagsrunde des Kontrafunks von Burkhard Müller-Ullrich aufgenommen. Mit dabei neben dem Autor dieser Zeilen waren Claudio Zanetti, Unternehmer und ehemaliger Parlamentarier in der Schweiz, sowie der Schriftsteller und Essayist Klaus-Rüdiger Mai. Es ging um „die Euro-Hamas unter uns“. Faszinierend, wie mit technisch überschaubarem Aufwand – einem Equipment, das so auch fast jeder Podcaster heute in seinem Sortiment hat – ein hochprofessioneller Radiosender gestemmt werden kann, der längst den Deutschlandfunk qualitativ – und inhaltlich sowieso – in den Schatten gestellt hat (Link unten).

Nach weiteren Häppchen und „Kneipengesprächen“ – ja, der Sandwirt machte seinem Motto alle Ehre und tischte reichlich (und sehr köstlich) auf – folgten in meinen Augen die beiden Höhepunkte der rundum gelungenen Veranstaltung (wenn man Abendessen, Musik und Weinverkostung einmal außer essayistischer Acht lässt). Nämlich zunächst ein hochspannender Impulsvortrag von Klaus-Rüdiger Mai. Der ursprünglich eher aus feuilletonistischen Gefilden kommende Schriftseller hat sich zuletzt – unter anderem als Autor auch für „Tichys Einblick“ – sehr intensiv mit Ökonomie beschäftigt, um unter anderem „der Mission“ des Wirtschaftsministers Robert Habeck auf die Schliche zu kommen. Und die, so fand Mai heraus, ist wesentlich geprägt durch die italoamerikanische Wirtschaftswissenschaftlerin Mariana Mazzucato.

Diese Dame möchte mittels einer großen Transformation das der Politik angeblich verlorengegangene Primat wieder zurückholen durch eine neue Form von Faschismus, in der die Politik der Wirtschaft (und den Menschen) nicht mehr nur den Rahmen vorzugeben anstrebt, sondern auch die Richtung und die Inhalte. Bewusst geht es Mazzucato dabei nicht um rationale Vorgaben, sondern eben um die auch von Habeck vielfach sogenannte „Mission“, die gar nicht erst hinterfragt werden dürfe. Mai bringt dieses Konzept, von dem der als Kinderbuchautor missverstandene Bundeswirtschaftsminister geradezu besessen ist, auf den Punkt: „Der Staat befielt, die Wirtschaft folgt.“

Niemand sollte sich über die in allen Bereichen sich immer mehr ausbreitende Subventionspolitik wundern – die ist nämlich Kern des missionarischen Konzepts. Mittels systematischer Umverteilung und politischer Zuteilung belohnt werden soll nur, wer den Vorgaben brav folgt. Vorbild für Mazzucato ist nicht zuletzt und ganz offen: die Volksrepublik China.

Nein, die grünen Transformatoren sind eben keine Dilettanten. Sie folgen einem detailliert ausgearbeiteten Konzept. Und mit der Umsetzung, daran ließ Mai in seiner Analyse keine Zweifel mehr aufkommen, sind sie weit vorangeschritten.

Diese Erkenntnis saß und wollte erst einmal verdaut werden. Jeder zuletzt noch nach Klaus-Rüdiger Mai Vortragende hätte es nun schwer gehabt. Nicht so TV-Urgestein Wolfgang Herles, der einfach mal vorlas aus seinem neuen, sehr pointierten, oft treffend witzigen Buch – im Stil von Karl Kraus. Der verheißungsvolle Titel des Pamphlets im besten Sinne: „Mehr Anarchie, die Herrschaften!“

Wolfgang? Herles? Schon im Bericht über die Mises-Tagung im Oktober in München fiel uns so ein frecher alter weißer Mann aus dem Fernsehen auf, der plötzlich kein Blatt mehr vor den Mund nimmt. Der die Seiten gewechselt hat ins alternative Milieu der – wie Gastgeber Oliver Gorus sie so schön nennt – „wilden Medien“. In München war es Peter Hahne, einst ZDF, jetzt wortgewaltiger Oppositioneller, nun also Wolfgang Herles, dito und erst recht dito.

Hoffen wir mal, dass Hahne und Herles Schule machen – mit jeder weiteren Rundung in der politischen Interventionsspirale, vorangetrieben von Wolfgang Habeck im Sinne von Mariana Mazzucato, dürften die Chancen dafür steigen. Und dann brechen wir alle gemeinsam die Welle. 

Der Sandwirt

Kontrafunk


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