Die Wahl von Javier Milei zum Präsidenten Argentiniens: Tagesschau dreht durch
Und am Río de la Plata geht die Sonne auf
von André F. Lichtschlag (Pausiert)
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Als die siebte große libertäre ef-Konferenz in Zinnowitz auf der Ostsee-Insel Usedom am Sonntag von Moderator Carlos A. Gebauer beendet wurde, ging in Argentinien die Sonne auf. Erstmals ist dort an diesem historischen Tag mit Javier Milei ein Mensch zum Präsidenten und gleichzeitig zum Regierungschef gewählt worden, der zuvor mit radikalen libertären Parolen Wahlkampf gemacht hatte – inklusive der Forderung nach Sprengung der Zentralbank, der Abschaffung vieler Ministerien und allerlei Steuern sowie einer ausgesprochen unversöhnlichen Haltung gegenüber allen Linken und Sozialisten als das, was sie sind: Lügner, Betrüger, Räuber und am Ende der Fahnenstange, so Milei, auch Massenmörder.
Einiges wurde hier auf Freiheitsfunken und bei unserem Partnermagazin eigentümlich frei bereits vor der Wahl in Argentinien berichtet und kommentiert. Vieles, was nun kommt, wird weiter zu analysieren sein. Spannend für uns alle.
Doch schauen wir uns heute einmal an, wie und was die Tagesschau in Deutschland aus Argentinien in diesen bewegenden Stunden herleitete.
Und siehe da: Am Tag vor der Präsidentschafts-Stichwahl in Argentinien war für Tagesschau.de die Wahl bereits gelaufen: „Massa gilt als das kleinere Übel“ im Vergleich zum Kandidaten Milei, wussten die deutschen Staatsfunker. Denn der „Rechtspopulist und selbsternannte Anarchokapitalist“ Milei, der geht gar nicht. Sagen Experten. Sagen die Argentinier. Sagt die Tageschau. Sicher.
So wie beim sattelfesten Abschmettern des Brexits oder bei der noch gesicherteren Formsache einer Wählerbestätigung für Hillary Clinton gegen Trump-geht-gar-nicht lag die Aktuelle Kamera mal wieder um von unserer Außenministerin geschätzte 360 Grad neben der Spur. Satz mit x, war wohl nichts.
Der Bericht von vor der Wahl, die als lästige Formalie zur Bestätigung des „kleineren Übels“ missverstanden wurde, ist (anders als andere Vor- und Vorvorwahlberichte) denn auch nach der Wahl klammheimlich wieder gelöscht worden: „Die angeforderte Seite konnte nicht gefunden werden.“ Hier gibt es nichts zu sehen. Meldet Tagesschau.de. Kein Durchblick mehr. Sendepause.
Nein, die nun auch nicht. Denn als ob die abermalige Totalblamage nicht Grund genug zum Nachdenken und Innehalten gewesen wäre, setzten die 20-Uhr-Schlaumeier im Nachgang noch zur Wählerschelte an. Argentinier, ihr seid ja alle total bekloppt – am deutschen Wesen, wisst ihr denn nicht? Oder in den Original-Worten von Tagesschau.de gleich in der Überschrift: „Milei: Seine Wähler werden die größten Verlierer sein!“
Der Kommentar von Anne Herberg, Korrespondentin der ARD aus Rio de Janeiro – nebenbei: das liegt 3.000 Kilometer entfernt von der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires in einem anderen Land, das eine andere Sprache spricht, aber die ARD muss ja auch noch Anne Will bezahlen –, ist sicher der Tiefpunkt des journalistischen Niedergangs in den letzten nun fast 80 Jahren im deutschen Staats- und Propagandafunk. Wobei, im November 2024 nach der Wiederwahl Donald Trumps zum US-Präsidenten wird uns der ARD-Korrespondent aus Guatemala-City sicher eines Besseren belehren.
Anne Herberg indes weiß schon jetzt: „Der angekündigte massive Sozialabbau dürfte zu großem Widerstand auf der Straße führen – nicht nur der oppositionellen Gewerkschaften und sozialen Bewegungen. Die Einschnitte werden gerade auch einen Großteil der Wähler Mileis schmerzhaft treffen. Wähler, die – das haben wir selbst erlebt – gar nicht daran glauben, dass Milei seine radikale Agenda eins zu eins umsetzt.“
Papperlapapp. In diesem einen Sinne sind die Wähler Mileis nicht anders als die deutschen Wähler der Grünen: Sie wollen es ganz genauso. Und Herberg fügt ja auch selbst hinzu: „Was man Milei nicht vorwerfen kann, ist, dass er aus seinen Absichten ein Geheimnis gemacht hätte.“
Ob Javier Milei sein vor der Wahl verkündetes Programm tatsächlich umsetzt, wäre die eigentlich spannende Frage. Aber anzunehmen, dass ausgerechnet die Wähler von Milei – in Rio de Janeiro? – doch recht eigentlich ein „Weiter so“ wollen, das ist schon ein wenig dreist.
Aber nichts dagegen, was Herberg dann entfährt. Die ARD-Korrespondentin verhöhnt Javier Milei, indem sie ihn mit seiner furchtbaren Vergangenheit für ihre politische Agenda noch einmal journalistisch missbraucht – im Wortlaut: „Der 53-Jährige, der in seiner Kindheit von den Eltern schwer misshandelt wurde, gilt als emotional höchst labil. Manche halten ihn schlicht für verrückt. Andere zumindest für erratisch und unberechenbar. Seine wichtigsten Berater sind seine Schwester Karina und seine Hunde.“
Diese vier Sätze sollte man – starken Magen vorausgesetzt – dreimal lesen. Weiter kommentieren möchten wir sie hier nicht.
In der Nacht jenes denkwürdigen Wahlsonntags saßen ein paar letzte Gäste der libertären Konferenz an der Ostsee beisammen. Sie blickten immer wieder erwartungsfroh auf ihre mobilen Endgeräte. Keiner von ihnen wählte Tagesschau.de. Dann kamen die ersten Siegesmeldungen.
Buenos Días, Argentina! Er war lang, mein Weg zu dir! Doch nun schwenk ich den Sombrero. Buenos Días, ich bin hier!
Kommentare
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