11. Januar 2024 15:00

Maaßen grätscht gegen Krall Implodiert die #NeuePartei Werteunion noch vor ihrem Start?

Eine erste Bestandsaufnahme – Fortsetzung folgt

von André F. Lichtschlag (Pausiert)

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Bildquelle: Markus Krall (X-Account) Vor dem 7. Januar 2024: Markus Krall mit Hans-Georg Maaßen beim Pläneaushecken

Monatelang hat der Unternehmer und Publizist (und hier auch Kollege als Freiheitsfunken-Kolumnist) Markus Krall unter dem Hashtag #NeuePartei für eben eine solche geworben. Die Idee einer neuen libertär-konservativen Partei entwickelte große Anziehungskraft. In den sozialen Medien konnte man geradezu einen Hype beobachten, wofür der originell-angriffslustige Markus Krall auch genau der richtige Initiator war.

Sicher, eine libertäre Partei, das ist ein Widerspruch in sich, zeigt doch die libertäre Analyse, dass Politik im Rahmen des Zwangsmonopolisten nicht nur immer unmoralisch und ökonomisch wertvernichtend ist, sondern systembedingt auch stets Fehlanreize setzt und Fehlanreizen strukturell ausgesetzt ist. Die vielleicht wichtigste Konsequenz: Macht korrumpiert. Immer. Und wer in der Vergangenheit den Staat über die Sisyphusarbeit in und per Parteien verändern wollte, den veränderten die genannten Anreize selbst erheblich mehr, als er dann wirklich verändern konnte. Und dann greift noch die Interventionsspirale – Libertäre wissen, wie, weshalb und warum.

Andererseits: Die #NeuePartei, das war nun gerade nicht die siebenunddreißigste strunzlangweilige liberal-konservative Abspaltung von der AfD, auch wenn manche neurechten Neunmalklugen sie schnell als eine solche zu diskreditieren versuchten. Nein, die Idee hatte deutlich mehr Sexappeal aufgrund von vier recht originellen Anliegen, die Markus Krall auf allen Kanälen immer wieder hervorzustellen suchte.

Erstens sollte ein libertärer Furor den Grundsound bilden, frei nach Javier Milei – Markus Krall trägt bekanntlich längst ein Kürzel als Zweitnamen: DDM – der deutsche Milei. So würde die neue Partei antreten, den Staat radikal zu verschlanken, Steuerarten und Ministerien in Serie zu schließen und „Staatsaufgaben“ in Reihe zu privatisieren. Staatsabbau mit der Kettensäge, das war das erklärte Ziel – das durchaus auf einem neuen internationalen Zeitgeist surfen könnte.   

Zweitens sollte die #NeuePartei Koalitionspartner für die AfD für gemeinsame Regierungsübernahmen sein – mit weniger würde man sich nicht zufriedengeben. Anders als erwähnte bisherige liberal-konservative Rohrkrepierer, die meist explizit gegen die bislang einzige echte deutsche Oppositionspartei AfD gegründet wurden, war hier das Konzept gegenüber den Blauen nicht Feindschaft, sondern: Freundschaft! Und vor allem: Die (Brand-) Mauer muss weg!

Drittens erkannte Markus Krall, dass zwischen Union und FDP einerseits und AfD andererseits sich eine scheunentorgroße Lücke im Parteiensystem aufgetan hat. Man würde also nicht in erster Linie Wähler von der AfD ansprechen, sondern die von ihrer einstigen politischen Heimat Union und FDP enttäuschten Millionen Nichtwähler für sich gewinnen wollen.

Und viertens sollte die Partei nicht nur explizit libertär agieren, sondern auch in anderen wichtigen Fragen radikal an die Wurzel gehen – etwa rigoros den Corona-Totalitarismus aufarbeiten, inklusive Anklagen wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die Massenmigration in den Sozialstaat beenden und umkehren, den Klimahokuspokus nicht mitmachen und die derzeit immer aggressivere Kriegspolitik hinterfragen und auch hier friedliche Lösungen wie Wandel durch Handel anstreben.

So der Plan noch bis zum Jahreswechsel. Lange wurde über eine personelle Aufstellung der #NeuenPartei gerätselt – wer würde mit Krall vorne stehen? Hans-Georg Maaßen wurde immer wieder genannt, nicht zuletzt von Markus Krall selbst.

Dann überschlugen sich in der letzten Woche die Ereignisse. Am 4. Januar ging Hans-Georg Maaßen an die Öffentlichkeit und kündigte das Antreten der bislang CDU-nahen Werteunion als selbständiger Partei an. Eine Mitgliederversammlung am 20. Januar solle entsprechend entscheiden. Markus Krall twitterte gefühlt Sekunden später, dass die Werteunion genau jene #NeuePartei sei, für die er so lange getrommelt hatte. Das Coming-out im Januar hatte er selbst angekündigt. Und Krall war ja auch dem Verein Werteunion bereits vor einiger Zeit beigetreten. Dann postete er noch das Siegerfoto: Krall mit Maaßen beim Bier. Prosit!

Seit diesem 4. Januar wurde die Euphorie um die Werteunion alias #NeuePartei noch größer. Selbst die „Welt“ kommentierte neugierig und freundlich. Mitgliedsanträge gingen zu Hunderten im Hause der bislang eher verschlafenen Werteunion ein.

Dann platzte am 7. Januar auf Youtube eine Bombe. Hans-Georg Maaßen gab dem Radiomoderator Markus Langemann ein Interview. Scheinbar beiläufig fragte Langemann am Ende des Gesprächs Maaßen, ob auch Markus Krall zum Führungsteam der neuen Werteunion gehöre. Maaßen machte eine rhetorische oder denkende Pause und sagte dann: „Nein.“ Dann wieder Pause, um mitzuteilen, dass er Krall als Volkswirtschaftler und Unternehmer schätze, aber: „Markus Krall hat bestimmte politische Positionen, die bei uns, glaube ich, nicht mehrheitsfähig sind. In manchen Punkten schießt er über das Ziel einfach hinaus.“

Wohlgemerkt: Das musste Maaßen interviewtechnisch nicht sagen, er hätte ja genauso gut auch anmerken können, dass über personelle Aufstellungen später entschieden werde. Nein, offenbar wollte (oder doch: musste) Maaßen an diesem Tag, in dieser Stunde Krall öffentlich in die Beine grätschen. Womöglich war die Frage sogar bestellt oder zumindest abgesprochen. Das liegt durchaus nahe, wenn man am Ende eines Interviews eine solche Bombe platzen lässt.

Bis zur Veröffentlichung dieser Zeilen hat Markus Krall selbst noch nicht reagiert. Und auch Maaßen hat bislang nicht nachgelegt. Zu spekulieren ist an dieser Stelle nicht der richtige Ort. Das werden Martin Moczarski und ich aber sicher im Dachthekenduett tun, mit viel guter Laune und Heiterkeit, es wird nach Fertigstellung dieser Zeilen aufgenommen und vier Stunden nach Veröffentlichung dieses Artikels auch hier für und bei Freiheitsfunken und auf Youtube online gehen.

Eine strukturiertere, weniger spontane Analyse hebe ich mir für nächste Woche an dieser Stelle auf. Allzu viele Fragen stehen im Raum. Wir werden Antworten finden. Versprochen.


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