Homöopathie-Streit: Verantwortung übernehmen für die eigene Gesundheit
Das Gesundheitsministerium braucht kein Mensch
Es war eine Entscheidung, die die erwartbar scharfen Reaktionen auf beiden Seiten hervorrief. Schon bald soll es gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr erlaubt sein, die Kosten für homöopathische Behandlungen zu übernehmen. „Endlich Schluss mit dem teuren Globuli-Aberglauben“, jubelte die „Bild“-Zeitung. Und in der „Welt“ legte die frühere Bundesfamilienministerin Kristina Schröder dar, warum sie in Homöopathie den „Einstieg in ein unaufgeklärtes Weltbild“ sieht. Eine Nummer kleiner ging es anscheinend nicht.
Doch auch die Homöopathie-Befürworter fahren schwere Geschütze auf und schlagen teilweise um sich, als hätte die Bundesregierung gerade eben ein Homöopathie-Verbot beschlossen. Jeder kann nach wie vor in die Apotheke seiner Wahl gehen und dort homöopathische Medizin käuflich erwerben. Oder noch besser: Über eine billigere Online-Apotheke oder Amazon. Zu denen, die dies regelmäßig tun, gehöre seit einigen Jahren auch ich. Mit Homöopathie habe ich bei mir nicht mehr für möglich geglaubte Durchbrüche in der Heilung eines chronischen Leidens erzielt. Und das – entgegen des gängigen Vorurteils –, ganz ohne dass ich daran geglaubt hätte. Ich war im Gegenteil sogar ziemlich skeptisch.
Nichts liegt mir ferner, als irgendjemanden zur Homöopathie bekehren zu wollen. Jeder muss grundsätzlich selbst ausprobieren, was für ihn funktioniert. Nicht für jeden müssen alternative Heilverfahren das Richtige sein. Für mich war Homöopathie ein wichtiger Baustein dabei, Verantwortung für meine eigene Gesundheit zu übernehmen. Ich versuche seit ein paar Jahren, so gut es geht, mein eigener Arzt zu sein. Für mich ist damit auch ein erheblicher innerer Freiheitsgewinn verbunden. Bestärkt wurde ich in diesem Ansatz vor allem durch die Covid-Jahre, als Ärzte oft die Speerspitze der politischen Propagandafront bildeten. Mein früherer Hausarzt versuchte damals, wirklich jedem Patienten eine Covid-Impfung anzudrehen. Und anstatt Verantwortung zu übernehmen für das Leid, das er Patienten zugefügt hat, verdient er heute sogar noch schamlos an den Nebenwirkungen und verkauft Gürtelrose-Impfungen.
Mir ist schon klar, dass es da auch andere Ärzte gab, die sich damals wesentlich zurückhaltender verhalten haben und mehr oder weniger nur aus Angst um Zulassung und Praxis gute Miene zum bösen Spiel gemacht haben. Doch ganz grundsätzlich missfällt mir an Schulmedizinern eine Sache, die während Covid nur eine Nuance auffälliger als sonst zum Vorschein kam: die oft maßlose Arroganz, der Unwillen, die eigenen Erkenntnisse zu hinterfragen, sich mit abweichenden Meinungen auseinanderzusetzen und die Grenzen der eigenen Möglichkeiten zu erkennen. Das unterscheidet übrigens viele Ärzte mit homöopathischer Zusatzqualifikation wohltuend von den reinen Allopathen: Ihnen sind die Grenzen des eigenen Handelns oft besser bewusst, meine ich. Vielleicht streicht auch deshalb mittlerweile ein Bundesland nach dem anderen diese Zusatzausbildung.
Ich gehöre nicht zu denen, die es grundsätzlich ablehnen, einen Arzt zu Rate zu ziehen. Das wäre auch töricht. Denn es ist oft gar nicht die Frage, ob man zum Arzt geht, sondern mit welcher Einstellung dies geschieht. In Deutschland beobachte ich manchmal, dass viele Menschen der Meinung von Ärzten einen Stellenwert einräumen, der noch bis vor ein paar Jahrzehnten hier bei uns im ländlichen Oberfranken der Sonntagspredigt des Pfarrers vorbehalten war. Und manchmal komme ich kaum umhin, einen Zusammenhang zu sehen zwischen einer Gesellschaft, die sich immer mehr vom christlichen Glauben abgewandt hat, und dem fast kindlichen Weißkittelvertrauen. Ich denke da sofort an das berühmte Chesterton-Zitat: „Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, dann glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche.“ Wenn ich einen Arzt oder Heilpraktiker aufsuche, dann in der Regel mit dem Ziel, eine weitere Meinung einzuholen und nicht um Entscheidungen über meinen Körper zu delegieren, die niemand anderes treffen kann als ich.
Wie sehr der Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen politisch motiviert ist, hat Lauterbach durch den Vorstoß wieder eindrucksvoll bewiesen. Denn nur darum geht es und nicht um die paar Millionen, die Krankenkassen dadurch nun jährlich einsparen sollen – Peanuts im Vergleich zu kostspieligen und oft eher schädlichen Krebsbehandlungen. Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass es sich hier auch um eine politische Retourkutsche handelt. Schließlich galt die Homöopathie-Gemeinde mehrheitlich als festes Bollwerk gegen die Sturmgeschütze der staatlichen Covid-Manipulation. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder erklärte die angeblich niedrige Covid-Impfquote in Bayern damals mit den Worten: „Das hat auch viel mit esoterischen und anderen alternativen Heilmethoden zu tun.“
Ich habe großes Verständnis für jeden, der Homöopathie ablehnt und deswegen aus prinzipiellen Erwägungen heraus kein Geld für solche Behandlungsmethoden ausgeben will. Dieses Geld dann aus ihm durch das System der gesetzlichen Zwangsversicherung herauszupressen, kann doch auch nicht im Sinne der Homöopathie-Fans sein. Gleiches muss allerdings auch für schulmedizinische Therapien gelten, die jenen fragwürdig erscheinen, die auf alternativmedizinische Behandlungen setzen, etwa der inflationäre Einsatz von kostspieligen und oft von Ärzten aus ebendiesem Grund als alternativlos dargestellten Chemotherapien. Hier könnte man ein Vielfaches von dem Geld sparen, das durch den Homöopathie-Verzicht frei wird, und nebenbei noch vielen Menschen Leben und Lebensqualität retten. Das Geschäft des medizinisch-pharmazeutischen Komplexes mit dem Krebs hierzulande ist mindestens genauso unethisch wie Homöopathen, die mit Globuli einen Hirntumor heilen wollen.
Ich verstehe schon, warum sich jetzt viele Homöopathie-Nutzer verhöhnt vorkommen. Nach drei Jahren Milliardenausgaben für die Covid-Hysterie, Geld, das für nutzlose Covid-Tests durch den Schornstein gejagt wurde, ganz zu schweigen von der anschließenden Impf-Scharade, soll auf einmal kein Geld mehr da sein für Homöopathie? Mit der Begründung, die Wirkung sei wissenschaftlich nicht belegt? Und das sagen ohne rot zu werden jetzt diejenigen, die uns die Covid-Impfung als unbedenklich, da wissenschaftlich ausreichend getestet verkauft haben.
Homöopathie dagegen ist seit 200 Jahren auf dem Markt. In der Zeit sind so viele Trends und Ideologien gekommen und gegangen. Es fällt schwer, mir vorzustellen, dass sich eine Behandlungsform so lange auf dem freien Markt behaupten konnte, die nur auf Placebo-Basis beruht. Und von einer staatlichen Förderung kann heute mit Ausnahme vielleicht von Ländern wie Indien keine Rede sein. Auf dem Subkontinent vertrauen übrigens über 100 Millionen Menschen ausschließlich auf Homöopathie. Die westliche Rockefeller-Schulmedizin ist dafür bekannt, gerne auf nichtwestliche Heilmethoden herabzuschauen. Da schwang in der Vergangenheit auch immer wieder eine ordentliche Portion Rassismus mit. Ich kann mich noch gut erinnern, wie viele Ärzte hier in Bayern noch in den 90ern die Akupunktur in den Bereich des Esoterischen schieben wollten, während die Wirkung bei richtiger Anwendung heute Konsens zu sein scheint.
Am Ende des Tages geht es nicht um die Frage Alternativ- oder Schulmedizin, zumindest nicht für mich. Ich nutze Elemente aus beiden. Und auch für Beitragszahler sollte es nicht um diese Frage gehen. Die Homöopathie-Debatte veranschaulicht wunderbar die Schwächen eines staatlich gelenkten Gesundheitswesens mit einem One-size-fits-all-Leistungskatalog. Ich denke in diesem Zusammenhang auch gerne an ein Zitat von Thomas Jefferson: „Wenn die Regierung uns unsere Medizin und Ernährung vorschreibt, wären unsere Körper bald in demselben Zustand, wie es unsere Seelen jetzt sind.“ Ein rein privates System würde hier auch zum gesellschaftlichen Frieden beitragen. Dann müssen Christen nicht mehr für Abtreibung bezahlen, Anhänger der Schulmedizin nicht mehr für Homöopathie und Transkritiker nicht für Geschlechtsumwandlungen. Jeder soll das versichern, was er für sich versichert haben will. Die Regierung muss sich aus dem Thema Gesundheit heraushalten. Das Gesundheitsministerium sollte besser heute als morgen abgeschafft werden. Es basiert auf der Annahme, es gäbe so etwas wie „Volksgesundheit“. Die gibt es nicht. Nichts ist individueller als Gesundheit.
Wem der Leistungskatalog einer privaten Versicherung nicht passt oder flexibel genug ist, kann sich eine andere aussuchen. Oder das Geld stattdessen sparen und den Arzt bar aus eigener Tasche bezahlen. In den USA begleichen immer mehr Menschen mittlerweile sogar Operationen in bar; die Ärzte gewähren in diesem Fall oft massive Preisnachlässe, weil sie sich im Gegenzug nicht mit der ganzen Gesundheitsbürokratie herumschlagen müssen. Auf diesem Weg kam auch ich hier in Deutschland in der Vergangenheit in den Genuss hervorragender und gar nicht mal so teurer Arztbehandlungen und statt monatelangen Wartens auf Termine kann man meist am nächsten Tag vorbeikommen. Ob sich jemand krankenversichert oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung, die die Politik nichts angeht. Zeit wird es in diesem Zusammenhang auch endlich, den Arzt aus der Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer herauszunehmen. Das derzeitige System zwingt abhängig Beschäftigte, wenn sie krank sind, geradezu zum Arztbesuch. Da gefällt mir das amerikanische System mit den „sick days“, die dem Arbeitnehmer zugestanden werden, viel besser und es ist auch wesentlich ehrlicher. Welcher Arzt schreibt einen denn im Zweifel nicht krank? Arbeitgebern entsteht dadurch ein großer Schaden.
Kann man als Homöopathie-Befürworter aus der Entscheidung Lauterbachs auch etwas Positives mitnehmen? Ich meine ja. Sie verlangt einen weiteren Schritt hin zu gesundheitlicher Eigenverantwortung. Wenn ich von vornherein auf Homöopathisches setze, kann ich mir den Gang zum Arzt, den ich nur wegen des Rezepts angetreten hätte, von nun an sparen. Ist Homöopathie nicht historisch ohnehin mehr eine Laienbewegung? Ich hoffe, dass diese Anmaßung Lauterbachs dazu führt, dass mehr Menschen erkennen, wie gewinnbringend es ist, die eigene Gesundheit in die eigene Hand zu nehmen, anstatt obligatorisch immer irgendwelche Ärzte zwischenzuschalten.
Eine Erwiderung kann ich bereits hören: Was ist mit Geringverdienern und Arbeitslosen, die sich Homöopathie nun nicht mehr leisten können? Ich halte diesen Einwand allerdings für sehr konstruiert. Jeder soll mal zusammenrechnen, wie viel Geld er im Monat für Chips, Süßigkeiten oder Alkohol ausgibt. Wenn genügend Geld da ist für Dinge, die krank machen, halte ich es meist für eine Einstellungssache zu argumentieren, das Geld reiche hinten und vorne nicht für eine Investition in die eigene Gesundheit.
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