Gestahlfedert: Todesstoß in Davos: Viva La Libertad, Carajo
Von einem, der auszog, um Onkel Klaus ins Wohnzimmer zu kacken
von Michael Werner
In Davos fand letzte Woche turnusmäßig wieder einmal ein ehemaliges „Geheimtreffen“ zur Unterjochung der Menschheit statt. Nicht mehr ganz so geheim ist es, seit dort im Jahre 2019 eine minderjährige, mental stark eingeschränkte schwedische Antisemitin unter großem medialen Getöse Panik vor schönem Wetter verbreiten wollte, um den versammelten Schwerstkriminellen den endgültigen Reichstagsbrand zur Unterjochung der Menschheit zu liefern, und damit zu zweifelhaftem Weltruhm gelangte. Den endgültigen Durchbruch erlangte die Kasperbude aber erst, als ihr Gründer, Klaus Schwab, dessen Lebensleistung darin besteht, aus einem kleinen einen großen Haufen Scheiße gemacht zu haben, anlässlich von Schnupfen19 von der Unterjochung der Menschheit unter dem Label „The Great Reset“ fabulierte. Das wurde natürlich als „rrrääächte Verschwörungstheorie“ abgetan, obwohl dieser „Ernst Stavro Blofeld für Arme“ seine Allmachtsfantasien explizit in Buchform gegossen hatte.
Mit dem Argentinier Javier Milei wurde letztes Jahr erstmalig ein bekennender Libertärer, sogar Anarchokapitalist, zum Staatsoberhaupt gewählt. Die Reaktionen in libertären Kreisen waren gemischt: Der Widerspruch „Anarchokapitalist“ und „Regierungschef“ beißt sich natürlich. Jedoch spricht nichts dagegen, den Staat gleichzeitig von außen zu bekämpfen und obendrein das zu tun, was Leonard Cohen in seinem Song „First We Take Manhatten“ so schön formuliert hat: „Trying to change the system from within“ – das System von innen heraus zu verändern, quasi einen Zweifrontenkrieg zu führen! So wie die Linken mit ihrem „langen Marsch durch die Institutionen“ aus dem freiheitlichen Minimalstaat, der die BRD dank der Handschrift Ludwig Erhards bei ihrer Gründung war, ein totalitäres Shithole gemacht haben, kann man sich seine Freiheit vielleicht auch auf diese Weise zurückholen; nur darf das diesmal keine weiteren 55 Jahre mehr dauern, denn dann steht hier längst kein Stein mehr auf dem anderen, die finale Totalzerstörung steht nämlich kurz vor der Vollendung.
Seitdem regiert Milei in Argentinien – vom deutschen Mainstream weitgehend verschwiegen – vornehmlich per Dekret und hat die versprochene „Kettensäge“ schon massiv zum Einsatz gebracht.
Kritik hagelte es auch, weil Milei nicht aus dem Pariser Klima-Abkommen ausgestiegen ist, zumindest bisher nicht. Ich dachte mir, vielleicht bleibt er ja auch nur dabei, um bei der nächsten Versammlung dieser Endzeitsekte eine fulminante Rede zu halten, in der er den ganzen Schwindel öffentlich entlarvt.
Einige Libertäre hielten ihn für ein U-Boot des Weltwirtschaftsforums, weil er dort Mitglied ist, und glaubten, Klaus Schwab habe ihn installiert, um den Libertarismus – den er jüngst höchstselbst zum größten Feind seiner kranken Allmachtsfantasien erklärte – zu diskreditieren.
Doch letzten Mittwoch tat Milei dort genau das, was ich für den Klima-Kappes orakelte: Er schwebte in Davos ein – als Einziger von den Mächtigen nicht mit einem Privat- oder Regierungsjet, sondern mit einem Linienflug, weil er wohl auch so ziemlich das einzige Staatsoberhaupt sein dürfte, das es sich erlauben kann, ein Linienflugzeug zu besteigen, ohne geteert und gefedert zu werden – und hielt dort eine Rede. Rund zwanzig Minuten lang donnerte er den vor Ort herumgammelnden Größenwahnsinnigen mit jedem einzelnen Satz ein brüllend lautes „Fuck you!“ ins Gesicht – nur dass er es in weiten Teilen deutlich professoraler ausdrückte, als ich das hier tue. Berufsbedingt, denn er ist bekanntlich Professor für Ökonomie. Und zwar für richtige Ökonomie, also die Österreichische Schule, und keinen keynesianischen Voodoo-Schmarrn.
So klang der erste Teil der Rede zunächst auch wie eine Vorlesung über die Geschichte der Weltwirtschaft. Oder treffender ausgedrückt: Über die exorbitante Erfolgsgeschichte des Kapitalismus beziehungsweise des freien Marktes. Das war ein genialer Schachzug: Statt einfach nur rumzupöbeln und rumzupoltern, vernichtete Milei die Feinde der Freiheit zunächst mit einem Trommelfeuer aus unwiderlegbaren Zahlen und Fakten, womit er sich inhaltlich unangreifbar gemacht hat. Und dann gings ans Eingemachte:
„Deshalb möchte ich abschließend eine Botschaft an alle hier anwesenden Unternehmer und an diejenigen richten, die nicht hier sind, uns aber aus der ganzen Welt verfolgen. Lassen Sie sich nicht einschüchtern, weder von der politischen Kaste noch von den Parasiten, die vom Staat leben. Ergeben Sie sich nicht einer politischen Klasse, die sich nur an der Macht halten und ihre Privilegien bewahren will. Ihr seid soziale Wohltäter. Ihr seid Helden. Sie sind die Schöpfer der außergewöhnlichsten Zeit des Wohlstands, die wir je erlebt haben. Lasst euch von niemandem sagen, dass euer Ehrgeiz unmoralisch ist. Wenn ihr Geld verdient, dann deshalb, weil ihr ein besseres Produkt zu einem besseren Preis anbietet und so zum allgemeinen Wohlstand beitragt. Gebt dem Vormarsch des Staates nicht nach. Der Staat ist nicht die Lösung. Der Staat ist das Problem selbst. Ihr seid die wahren Protagonisten dieser Geschichte. Und wisst, dass ihr von heute an auf Argentinien als bedingungslosen Verbündeten zählen könnt. Vielen Dank. Vielen Dank und lang lebe die Freiheit, verdammt!“
Ich kann jedem nur empfehlen, sich diese epochale Rede in Gänze genüsslich zu Gemüte zu führen – eigentümlich frei war so nett, die deutsche Transkription online zu stellen, den Link finden Sie unter diesem Text.
Ob Mileis Rede Wunder bewirken wird, bleibt abzuwarten. Jedoch allein dafür, dass er sie gehalten hat, und das bei einer solchen Veranstaltung, und sie nun in der Welt ist und tatsächlich enorme mediale Beachtung fand, bin ich diesem Mann maximal dankbar.
Obwohl ich immer ein politisch interessierter Mensch war, habe ich das Wort „libertär“ erst mit Anfang vierzig zum ersten Mal gehört. Bis vor kurzem wusste kaum jemand etwas mit diesem Begriff anzufangen – dank Javier Milei kennt ihn nun die ganze Welt. Das ist irgendwie schon ein kleines Wunder, nicht wahr?
Und nicht nur das: Weil dieser Mann in seinem ganzen Auftreten, mit seinem Aussehen und seiner Art, eine echte „Marke“ ist, ist libertär plötzlich cool. Im Internet gibt es T-Shirts mit seinem Konterfei und seinen markigen Sprüchen wie „Viva La Libertad, Carajo“ und „Afuera“. Ich möchte daher André F. Lichtschlag aus vollem Herzen zustimmen, der beim letzten Dachthekenduett meinte: „Libertär ist das neue sexy.“
Apropos Wunder: Eins hat Milei bereits bewirkt, denn der „Spiegel“ schaffte es mit der Überschrift „Der Kettensägenmann zerlegt den Zauberberg“ zum ersten Mal seit einem gefühlten Vierteljahrhundert, sich die Trigger-Warnung zu verdienen: „Achtung, könnte Spuren von originellem Journalismus enthalten!“
Lang lebe die Freiheit, verdammt!
Quellen:
Dokumentation der Rede von Javier Milei in Davos: „Der Staat ist nicht die Lösung. Der Staat ist das Problem.“ (Website von eigentümlich frei)
Der Kettensägenmann zerlegt den Zauberberg (Spiegel Online)
Kommentare
Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.
Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.