06. Februar 2024 12:00

Schützenhilfe durch: Schweigen und Zeigen Stille Zeichen oder vielsagende Ruhe

Wie sich die Andersdenkenden im Alltag erkennen

von David Andres

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Bildquelle: Zinn Photo / Shutterstock.com Vielleicht die beste Alternative: Den gratismutigen Wahnsinn dieser Tage schweigend ablehnen

In meiner letzten Kolumne zitierte ich den als Gutmenschentum getarnten sozialen Druck, den der Trainer des SC Freiburg kürzlich bei einer Pressekonferenz äußerte: „Jeder in diesem Land ist dazu aufgerufen, aufzustehen und im Familienkreis, an der Arbeit oder sonstwo, sich ganz klar zu positionieren.“ Damit gemeint war selbstverständlich die tapfere Positionierung „gegen rechts“, welche die Massenmedien zu großer Zivilcourage verklären. Den unglaublichen „Mut“, Seite an Seite mit der Regierung und im Rahmen des herrschenden Framings zu demonstrieren.

Da dieses „Aufstehen“ und „Positionieren“ allerdings in der Tat sehr viele mitmachen, wird es umso vielsagender und interessanter, wenn ein Mitbürger dieser Tage einfach nur schweigt. Nicht mitmachen, nicht „Haltung“ einnehmen für die angeblich einzig richtige und demokratische Sichtweise der Dinge, macht einen schließlich in den Schießschartenaugen der Tugendwacht bereits verdächtig. Eine Wacht, zu der durchaus auch der Nachbar, der Arbeitskollege oder der Sportkamerad gehören können. Deshalb dürfen wir allein schon ein Schweigen als Zustimmung zur Gegenseite deuten, als ermüdete bis angewiderte Ablehnung des Popanz, den die Regierung gerade aufführt und in dem immer mehr Menschen, Verhaltensweisen, Berufe, Hobbys und Vorlieben zu „rechten“ Umtrieben erklärt werden. Die Liste wächst und wächst. Zöpfe, Grillen, Waldspaziergang, Wandern überhaupt, Vorliebe für ältere Architektur und Schönheit generell, Naturheilkunde, Homöopathie, Barfußlaufen, Bushcrafting, Survival, mehr als drei Teile einkaufen, Einmachen, Konserven, Modelleisenbahn, Pflege der deutschen Sprache, Lesen und Empfehlen der Klassiker, Sympathie für so dekadente und vollkommen unnötige Berufe wie Landwirt, Kraftfahrer, Bäcker oder Handwerker aller Art. Alles rechts.

In den Profilen der Menschen, die einst ihren Impfstatus posteten und später dann die Ukraine-Flagge, tauchen nun „FCKAFD“ und Regenbögen auf, als Bekennntnis zur alternativlosen Buntheit. Die Deutsche Bahn macht eine Kampagne mit dem Appell: „Heute müssen alle stehen. Aufstehen für die Demokratie!“ Die Berliner Stadtreinigung postet „#niewiederistjetzt“ und leitet ihren Beitrag bei Instagram mit den Worten ein: „Als Landesunternehmen sind wir zur politischen Neutralität verpflichtet. Neutral heißt aber nicht gleichgültig. Deshalb beziehen wir klar Stellung.“ Eine Vorrede, die mir übrigens in meiner beruflichen Blase der Werbung und PR-Firmen auch immer häufiger begegnet, wenn diese, „eigentlich unpolitisch“, auf „Linkedin“ ihre Flagge zeigen. Wer das also alles nicht macht, der schweigt beredt… was die Tugendwacht als Makel sieht und wir als Erkennungszeichen für unbetreutes Denken deuten dürfen, als Schützenhilfe der eigentlichen Mehrheit.

Eine leise Stufe über dem Schweigen steht das Zeigen. Also, im Alltag, nicht auf den großen Demonstrationen der Bauern und des Mittelstands. So parkte ich dieser Tage vor einem sympathisch gebrauchten Kleinwagen, dessen Heckscheibe und die hinteren Seitenscheiben beklebt waren mit süß ungelenk gestalteten Ausdrucken und dem illustrierten Slogan: „Dieses Fahrzeug identifiziert sich als Trecker.“ Ich wartete nach meinen Einkäufen im Auto sogar darauf, dass der Fahrer auftauchte, um ihm im Wegfahren per Daumen mein zustimmendes Amusement zu signalisieren.

Zeichen dieser Art kann es viele geben. Die durch Aufkleber signalisierte Zuneigung zu bestimmten Musikern, Filmwelten oder sogar Marken. Der Sticker, der darauf hinweist, dass in diesem Fahrzeugradio der „Kontrafunk“ läuft, der kürzlich frisch vom „Stern“ als Teil rechtsextremer Umtriebe in Deutschland gelabelt wurde, wie Burkhard Müller-Ullrich in der Folge vom 28. Januar erläutert, in der – wie für „rechtsextreme Hassmedien“ üblich – sogar der Chef des Meinungsforschungsinstitutes „INSA“ zu Gast ist. Mittlerweile kann es subversiv sein, Müllermilch zu trinken oder einfach nur kultiviertes Deutsch zu sprechen.   

Machen Sie sich also nicht zu viel Druck, dem lautstarken Krakeelen der Regierungsmarionetten und Moralbesoffenen immer ebenso lauten Gegendruck entgegensetzen zu müssen. Unsere kleinen, stillen Gesten untereinander reichen manchmal schon aus.

Quellen:

Deutsche Bahn und Müllabfuhr: Die Regierung mobilisiert Staatskonzerne im Kampf gegen die Opposition (NiUS)

Die Sonntagsrunde: Linker Wohlfühlhass (Kontrafunk)


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