17. Februar 2024 11:00

Ökonomie Entscheidend sind die Preisunterschiede

Wie diese das Wirtschaftsleben lenken

von Karl-Friedrich Israel

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Bildquelle: Robert Kneschke / Shutterstock Preisvergleich: Jeder Kauf ist eine Kosten-Nutzen-Abwägung

Die Volkswirtschaftslehre gilt gemeinhin als einfache Disziplin. Man sagt Ökonomen nach, dass sie den Naturwissenschaften, vor allem der Physik, die komplexen Theorien und Modelle neiden. Auf einige Ökonomen trifft das auch zu – ein akademischer Minderwertigkeitskomplex. Statt in der Einfachheit eine Stärke zu sehen, die es ermöglicht, die Grundprinzipien des Faches auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, verstecken sie sich hinter Fachjargon und künstlicher Komplexität. Auf kurz oder lang verliert man die Grundprinzipien aus dem Auge und die Ökonomie erscheint komplizierter, als sie tatsächlich ist.

Nicht jeder Autor versteht es, die Zusammenhänge auf das Wesentliche herunterzubrechen. Manche Autoren wissenschaftlicher Abhandlungen über volkwirtschaftliche Probleme scheinen es nicht einmal zu versuchen. Und vielleicht ist es auch gar nicht so leicht. Die Grundprinzipien der Ökonomie sind zwar einfach, aber ökonomische Phänomene sind durchaus komplex. Es sind soziale Phänomene, in die subjektive menschliche Wertungen einfließen. Sie sind eingebettet in eine Vielzahl von Kausalketten. Sie sind gleichzeitig Effekt und Ursache von Entscheidungen und Handlungen einer Vielzahl von Menschen. Jeder Mensch tritt mit seinen eigenen subjektiven Bewertungen an die Dinge heran, die durch eine Vielzahl von Faktoren bedingt sind, aber niemals so, dass die empirisch-quantitativen Zusammenhänge konstant bleiben. Menschen ändern ihre Meinungen und Bewertungen.

Im Einzelnen und Konkreten sind die Dinge deshalb oft undurchschaubar. Aber der Ökonom hat ja gerade das Allgemeine ins Auge zu fassen – das, was immer gilt und unverändert bleibt. Der Kern der Ökonomie ist der Tausch. Was ist die Voraussetzung für einen Tausch? Ein beiderseitiger Wertunterschied. Das, was man gibt, ist weniger wert als das, was man bekommt. Dies gilt für beide Tauschpartner. Andernfalls würden sie nicht tauschen.

Wenn man es etwas anders ausdrücken will, kann man sagen, dass wir tauschen, wann immer der Preis unter dem liegt, was wir gerade noch bereit wären zu zahlen. Und was wir gerade noch bereit wären zu zahlen, hängt neben unseren subjektiven Bewertungen wiederum maßgeblich davon ab, wie hoch die Preise für andere Güter sind. Gibt es günstige Alternativen, ist unsere Zahlungsbereitschaft eher gering. Gibt es sie nicht, ist sie eher etwas höher. Es sind die Preise anderer Güter, die es uns erlauben, die Opportunitätskosten unserer Kaufentscheidung sinnvoll zu bewerten. Die Preise sagen uns, wie viel wir durch den Kauf aufgeben und was wir anstelle des gekauften Gutes anderes hätten erwerben können. 

Diese grundsätzlichen Überlegungen bringen uns sehr schnell zu der Erkenntnis, dass es letztendlich Preisunterschiede sind, die unser wirtschaftliches Handeln lenken. Wir kaufen ein bestimmtes Gut, weil es relativ zum erwarteten Nutzen, den es stiftet, günstiger ist als die Alternativen. Ökonomen nennen dieses Verhalten Arbitrage. Als Käufer von Waren und Dienstleistungen tendieren wir dazu, dort zu kaufen, wo die Preise am niedrigsten sind, relativ zum subjektiven Wert des Gutes. Als Verkäufer versuchen wir dort zu verkaufen, wo die höchsten Preise erzielt werden können, relativ zu den Kosten der Produktion und Bereitstellung. Auch jede Produktionsentscheidung basiert also auf Preisunterschieden. Wenn die Inputs nicht weniger kosten als der Output, wird das Produktionsvorhaben früher oder später scheitern. Das erfolgreiche Unternehmen ist auf Preisunterschiede angewiesen, die Gewinne ermöglichen.

Das Bestreben, preisgünstig zu kaufen und teuer zu verkaufen, ist Motor einer effizienten Allokation von Ressourcen und Produktionsbemühungen. Diejenigen, die ein Gut günstiger anbieten können, sind die effizienteren Produzenten. Sie haben geringere Opportunitätskosten in der Produktion als andere. Es ist aus ökonomischer Sicht also effizient, wenn sie das Gut herstellen und verkaufen und nicht die teurere Konkurrenz.

Wenige Ökonomen haben die Rolle von Preisen so sehr in den Mittelpunkt der ökonomischen Analyse gestellt wie Ludwig von Mises. In seiner Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel hat er in einem Nebensatz alles Wesentliche zur Theorie des internationalen Handels gesagt. Er kritisierte, dass viele Ökonomen vergessen, dass „der Umfang des Außenhandels ganz und gar von den Preisen abhängt, dass weder ein- noch ausgeführt werden kann, wenn keine Preisunterschiede bestehen, die den Handel gewinnbringend machen“. Auch hier, wie überall sonst im Wirtschaftsleben, sind Preisunterschiede maßgeblich. Alle Export- und Importströme werden von Preisunterschieden und von komparativen Vor- und Nachteilen in der Produktion von Gütern angestoßen. Das gesamte Wirtschaftsleben, im Kleinen wie im Großen, basiert auf einem Gesetz der Preisunterschiede.

Ludwig von Mises (2023 [1942]): Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel


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