Urlaub – Freigang für die Sklaven: Die Deutschen und ihr geliebter Urlaub
Freie Menschen benötigen keinen
von Manuel Maggio
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Jede Woche bin ich wieder aufs Neue auf der Suche nach einem geeigneten Thema für meine Kolumne. Oft ergibt sich das Thema aus aktuellen Ereignissen, oder ich schreibe über Gedanken zur Freiheit, die ich teilweise schon seit Jahren in mir trage. Heute soll es um das Thema Urlaub aus freiheitlicher Sicht gehen. Wenn wie jetzt die Autobahnen in Bayern voll sind und alle Richtung Süden fahren – ja, dann ist wieder Ferienzeit, und wir Deutsche fahren in den wohlverdienten Jahresurlaub. Es wird leer in den Firmen, Mitarbeiter kratzen ihr Erspartes zusammen, um sich eine Auszeit vom eigenen Leben leisten zu können. Doch was ist das Wesen des Urlaubs? Genau auf diese Frage möchte ich heute etwas genauer eingehen.
Bevor ich Ihnen vielleicht die sogenannte „Urlaubsstimmung“ etwas vermiesen werde, noch ein Geständnis vorneweg: Ich fahre auch in Urlaub, genauer gesagt nach Kroatien zu der Ferienwohnung eines Freundes. Als selbständiger Projektleiter und Publizist bedeutet Urlaub allerdings nicht, dass ich mich einfach mal eben zwei Wochen aus meinem eigenen Leben ausklinke – nein, mein Laptop und mein Mobiltelefon sind mit dabei, und so verlege ich nur meinen Wohn- und somit auch Arbeitsort für kurze Zeit an einen anderen Ort. Selbstverständlich werde ich es mit dem Arbeiten nicht übertreiben, denn jeder Mensch benötigt auch Erholungs- und Ruhephasen. Ich freue mich schon sehr auf die Abende mit meiner Frau am Meer und auch auf das Erleben von Land und Leuten anderer Kulturen.
An dieser Stelle möchte ich eine klare Abgrenzung zwischen dem eigentlichen Reisen und dem, was ich hier als Urlaub darstelle, vornehmen. Ferne Plätze auf dieser Erde zu erkunden, ist das eine, sich aus der eigenen Sklaverei für ein paar Tage oder Wochen pro Jahr freizukaufen, etwas ganz anderes.
Freie Menschen benötigen meiner Meinung nach keinen Urlaub. Als freier Mensch stelle ich mir die Frage: Urlaub wovon? Bin ich urlaubsreif, dann sollte ich mir generell mal überlegen, ob ich ein würdiges Leben führe – so sehe ich das. Man knechtet sich das ganze Jahr hindurch und übt eine Arbeit aus, die man nicht mag, man wohnt an einem Ort, an dem man sich nicht wohlfühlt, und man freut sich das ganze Jahr über schon auf den Urlaub, die einzige Zeit im Jahr, in der man nicht wie ein Sklave leben muss und seine Zeit komplett frei einteilen kann. Könnte es wirklich so sein, dass sich freie Menschen über uns Steuersklaven lustig machen würden? Ist es nicht sogar ein Zeichen dafür, wie unfrei und wie beherrscht wir leben, wenn wir uns einmal ansehen, wie wichtig Urlaub geworden ist?
Ist Urlaub bereits wie eine Droge, wenn es darum geht, den Arbeiter und Steuersklaven ruhigzustellen? Man arbeitet das ganze Jahr über und schafft es dann, sich gerade mal drei Wochen von der Sklaverei freizukaufen? Dafür geht dann so viel Erspartes drauf, das nicht mehr in die eigene Unabhängigkeit investiert werden kann. Da man den Urlaub, ebenso wie teure Autos, auch als Statussymbol verwendet, buchen viele Menschen der Arbeiterklasse Reisen, die sie sich eigentlich gar nicht leisten können – doch wenigstens einmal im Jahr möchte man sich wie ein König fühlen. Bestimmt kennen Sie ähnliche Gespräche im Bekanntenkreis oder haben sich selbst bei solchen Gedanken schon ertappt. Man redet sich ein, man habe es sich verdient, einen teuren Urlaub zu machen, denn schließlich habe man hart gearbeitet und könne dann nach dem Urlaub die Knechtschaft am Arbeitsplatz wieder besser ertragen.
Ich möchte wie gewohnt niemanden zu nahetreten, doch abschließend noch ein paar Gedanken, die mir dabei helfen, das Konzept von Urlaub ohne rosa Brille und knallhart aus freiheitlicher Sicht zu betrachten.
Erstens: Investiere in die eigene Unabhängigkeit und nicht in überteuerte Reisen an Orte, an denen du nichts verloren hast.
Zweitens: Beende den gehassten Job und suche dir eine Arbeit, die dir Kraft gibt und die du gerne machst.
Drittens: Suche dir einen Ort zum Leben, der kein Kompromiss, sondern so schön ist, dass du keinen Urlaub mehr davon benötigst.
Viertens: Reise und lerne die Welt kennen, wenn du es dir leisten kannst. Höre auf, dich mit Luxushotels zu betäuben und dein eigenes Leben damit erträglich zu machen.
Fünftens: Bringe dich selbst an den Punkt, an dem es eine Qual wäre, vom eigenen Leben Urlaub machen zu müssen.
Sechstens: Suche nicht die Lösung in der Ferne, sondern mache dein Leben im Hier und Jetzt zum Urlaub bis an dein Lebensende.
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