21. September 2024 06:00

Gelacht wird bald nur noch im Keller Ist das noch Humor oder ist das schon kriminell?

Wie eine Gesellschaft erst die Freiheit und dann den Humor verliert

von Manuel Maggio

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Bildquelle: Flickr Monika Gruber: Eine von den wenigen noch „unangepassten“ Kabarettisten

Lachen Sie gerne? Darf es auch mal ein etwas derberer Witz sein? Ich lache sehr gerne und finde, dass man in einer freien Gesellschaft über alles lachen können sollte. Wie weit wir aktuell von echter geistiger Freiheit entfernt sind, ist heute mein Thema, denn ich erkenne nicht nur einen Zerfall des freien Geistes durch die Denk- und Meinungsdiktatur, sondern sehe hier auch eine klare Verbindung zum zerfallenden Humor – gefangen in einem geistigen Käfig, der heute die Grenzen setzt, über was noch gelacht werden darf. Wenn Freiheit und das Ausleben von Humor miteinander verwurzelt sind, dann könnte es auch ein Akt des Widerstandes oder eine Art Befreiungskampf sein, sich zumindest den Humor nicht nehmen zu lassen, wenn man uns schon ständig bevormundet und unserer Freiheiten beraubt.

Wie so vieles beim Wandel einer Gesellschaft, verläuft auch hier die Grenzverschiebung sehr schleichend. Doch denken Sie einmal zehn oder zwanzig Jahre zurück: Was war damals im Bereich Satire noch erlaubt, wofür man heute schon geächtet, angezeigt oder gecancelt wird? Ich möchte mich daher in dieser Kolumne für eine Befreiung des Geistes in Form der Rückeroberung des Lachens und des Witzes annehmen. Ich bin mir sicher, dass nicht nur ich oft von einer Schwere oder Schranke im Kopf betroffen bin, die selbst im privaten Bereich zuschlägt und mich in Konflikte bringt. Leider denke auch ich viel zu oft darüber nach, ob ich das noch sagen kann. Wird man meinen Humor auch als genau das einordnen können? Werde ich gesellschaftlich ausgegrenzt, wenn ich mich über ein Thema, wie zum Beispiel Politik, generell lustig mache?

Um Missverständnisse gleich auszuräumen: Ich bin nicht auf der Suche nach einem Freifahrtschein, wenn es um das Beleidigen oder Verletzen anderer Menschen geht. Echter Humor verletzt niemanden direkt, auch wenn ein guter Witz nicht immer leicht zu ertragen ist. Ein guter Freund von mir ist Comedian, der zu Beginn seiner Show immer sagt: Wir lachen miteinander und nicht übereinander, bevor er dann in den Austausch mit dem Publikum geht, um dann natürlich auch Witze über seine Gäste zu machen.

Apropos Comedians, Kabarettisten, Liedermacher oder sonstige Kunstschaffende: Was ist nur aus euch geworden? Leider gibt es nur noch sehr wenige Ausnahmen, die sich nicht der „Wokeness“, der politischen Korrektheit und einer Agenda, vollgepumpt mit widerlicher Toleranz, ergeben haben. Wer nicht mitspielt, wird gecancelt. Hierbei denke ich zum Beispiel an Nikolei Binner. Auf der einen Seite ist der politische Druck enorm gewachsen; ein falscher Witz und schon sind die Sponsoren und Auftritte weg. Aber auf der anderen Seite hat man es sich einfach mit sich machen lassen und sich aus Angst, ausgegrenzt zu werden, der politischen Agenda ergeben und somit sich selbst und die Freiheit des Humors verraten.

Waren wir damals in meiner Jugend böse Menschen oder sogar Nazis, wenn wir uns bescheuerte Judenwitze erzählten? Auch Witze über Behinderte, Blondinen oder Ausländer generell waren auf Schulhöfen oder in Freizeitheimen zu meiner Zeit keine Seltenheit. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, dass jemand auf einer Party, sobald er etwas zu betrunken war, mit Lack- oder Filzstiften angemalt wurde. Ich würde sagen, dass bei diesen Zeichnungen zu 99 Prozent auch Hakenkreuze mit im Spiel waren. Könnte man uns heute dafür schon einsperren, da es sich ja um verbotene Zeichen handelt? Ich kann mich nicht erinnern, jemals drüber nachgedacht zu haben, ob das jetzt illegal ist; wir haben uns den Spaß einfach erlaubt, ohne auch nur einen Gedanken an etwaige gesellschaftliche Folgen und mögliche Ausgrenzung zu verschwenden. Einmal wurden einem Kumpel, während er seinen Rausch ausschlief, auf der einen Seite seines Halses ein Penis und auf der anderen Seite im Gesicht ein dickes Hakenkreuz aufgemalt, bevor er sich dann unwissend damit in die U-Bahn setzte. Hätte so ein Vorfall heute schon das SEK zu ein paar Hausdurchsuchungen angeregt?

Abschließend noch etwas zum Begriff der Toleranz. Es scheint etwas mit Toleranz zu tun zu haben, wenn es um Lach- und Witzverbote geht. Wäre es hingegen nicht ein echtes Zeichen von Toleranz und Vielfalt, wenn man wieder über jede Randgruppe und Minderheit auch Witze machen dürfte? Ist dies nicht schon eine Form der Intoleranz oder gar eine Vorstufe von Rassismus, wenn es verboten ist, Witze über bestimmte Gruppen zu machen? Ist es konkret nicht eher eine Art der Ausgrenzung, Witze über bestimmte Personengruppen gesellschaftlich zu ächten?

In diesem Sinne, raus mit den derben Witzen, kein Witz ist illegal!


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