02. November 2024 06:00

Sie fordern Aufarbeitung Der Schrei nach Gerechtigkeit ist ein Schrei nach Herrschaft

Verantwortung kann nur von einem selbst übernommen werden!

von Manuel Maggio

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Bildquelle: Happy Lenses / Shutterstock Handschellen für die Corona-Verbrecher: Ein verständlicher Wunsch – aber die Lösung für den Einzelnen?

Liebe Leser meiner Kolumne, als Vertreter der Presse war ich am 26. Oktober 2024 zusammen mit meiner Frau Andrea auf dem Pressesymposium der Gesellschaft der „Mediziner und Wissenschaftler für Gesundheit, Freiheit und Demokratie, e. V.“ (MWGFD) mit dem Titel „Medizin nach Corona – Aufarbeitung und Vision“. Es war ein Nachmittag voller Vorträge und Informationen in einer Kleinstadt in Niederbayern, der sehr gut organisiert und wohl auch durch die Zusage von Dr. Wolfgang Wodarg mit einem regen Interesse bei der sogenannten „alternativen“ Presse versehen war. Die Location war bis auf den letzten Platz gefüllt, und so lauschten wir unter anderem den Vorträgen von Rechtsanwälten, einer Pathologin und am Ende eben den Worten von Wolfgang Wodarg.

Teilweise war es zwar etwas langatmig, doch bot es auch sogenannten Corona-Maßnahmen-Kritikern der ersten Stunde neue Erkenntnisse. Allzu viel Neues war für meine Frau und mich allerdings nicht dabei. Rückblickend fällt mir auf – was wohl auch dem Thema des Symposiums geschuldet war –, dass es vielen um die Aufarbeitung der letzten Jahre ging; man wünscht sich eine Form der Gerechtigkeit und man möchte am Ende bei so manchen Figuren des Geschehens sogar Handschellen klicken hören. Dies als kleine Vorgeschichte zum heutigen Thema und als Erklärung, wieso ich der Ansicht bin, im Fordern nach „Vergeltung“ gleichermaßen auch ein Fordern nach Herrschaft zu erkennen.

Wenn wir einmal das Wesen dieser Forderungen etwas genauer betrachten, dann sind sie alle im Kern nach außen gerichtet. Irgendjemand soll die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen, irgendein Gremium oder irgendeine Partei soll das Thema auf die große Showbühne bringen und den Verursachern und Mittätern den Prozess machen. Man fordert auf der einen Seite eine rechtsstaatliche Aufarbeitung und vergisst auf der anderen Seite, wer diese extreme Beraubung von Freiheiten verursacht hat. Die Gleichung ist eigentlich nicht kompliziert: Mehr Staat bedeutet immer weniger Freiheit, und mehr Freiheit bedeutet automatisch auch weniger Staat. Alles andere ist für mich reine Augenwischerei. Ich habe nun schon viele Meinungen und auch Beiträge zum Thema Aufarbeitung gesehen; sei es durch die geleakten RKI-Files oder durch das öffentliche Bekanntwerden der Risiken durch die Spritze. Fast alle Stimmen zum Thema fordern indirekt eine Machtinstanz dazu auf, die Sache in die Hand zu nehmen und endlich für Gerechtigkeit zu sorgen, und vergessen dabei, dass die Errichtung einer solchen Machtposition bereits ein Akt der Gewalt und des Zwangs gegen unschuldige Menschen ist. 

Ganz egal, ob es um Rechenschaft, um Aufarbeitung oder um Bestrafung geht: Bei allen Forderungen stellen sich die fordernden Individuen in eine Rolle der Ohnmacht und erschaffen durch ihr Fordern erst den Bedarf nach einer übergeordneten Machtinstanz. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich rede hier in keiner Weise von Selbstjustiz oder Vergleichbarem, sondern versuche lediglich, aus der rein passiven Haltung einen Ausweg zu formulieren. Wenn das Fordern immer die Aufgabe der eigenen Handlungsmacht bedeutet, dann kann nur eine eigene Handlung die Lösung des Problems sein. Es liegt nun mal außerhalb der individuellen Möglichkeiten, einen Politiker aus Berlin für seine Taten direkt zu bestrafen – alleine eine Aufarbeitung innerhalb der Herrscherkaste scheint mir reine Utopie zu sein. Was bleibt jedem Einzelnen dann noch übrig, wenn man das Bedürfnis nach Aufklärung, nach Aufarbeitung oder nach Rechenschaft verspürt?

Die Lösung liegt oft so nahe – aber kann ebenso häufig auch sehr unangenehm und mit dem Verlassen der Komfortzone zu tun haben. Wenn man sich selbst wieder in die Verantwortung nimmt und auf das Fordern von Lösungen komplett verzichtet, dann bleibt einem nur der Gang zu den direkten Mitmenschen. Wer vermutet, sein ehemaliger Hausarzt habe sich in den letzten Jahren falsch verhalten, der möge nicht nach Berlin blicken, sondern diesem Arzt mal einen Besuch abstatten. Sie wünschen sich Aufarbeitung und Aufklärung – wieso nicht innerhalb der Nachbarschaft oder erst mal innerhalb der eigenen Familie und im Freundeskreis? An dieser Stelle möchte ich noch auf den Redebeitrag von Dr. Wodarg hinweisen, der uns positiv überrascht und mich auch in gewisser Weise zu meiner heutigen Kolumne inspiriert hat. Ebenso bemerkenswert: Er sprach sich als Einziger unter den Vortragenden deutlich gegen das bestehende Parteiensystem aus.

Diese letzten Jahre der Unterdrückung waren nur möglich, weil es so viele fleißige Helfer gegeben hat. So viele Menschen ohne Haltung und Rückgrat haben ihr eigenes Gewissen und somit die Verantwortung abgegeben und sind den Befehlen von oben blind gefolgt. Wenn es eine echte Aufarbeitung geben kann, dann nur von unten nach oben – so zumindest sehe ich das. Nehmen Sie es wieder selbst in die Hand und stellen Sie den Menschen in Ihrem Umfeld unbequeme Fragen. Auch im Hinblick auf die Zukunft macht es Sinn zu wissen, wer aus dem direkten Umfeld dazugelernt hat und wer auch beim nächsten Mal wieder blind und gehorsam folgen wird.

In diesem Sinne wäre es ein Anfang, selbst in die Verantwortung zu kommen und endlich das infantile Fordern sein zu lassen.


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