04. Januar 2025 06:00

Silvester 2025 Straßenschlachten in Berlin

Schnittchen bei Mutti

von Manuel Maggio

von Manuel Maggio drucken

Artikelbild
Bildquelle: Mickis-Fotowelt / Shutterstock Vermüllte Berliner Straßen zu Neujahr: Überbleibsel einer Silvester„schlacht“

Was war dieses Jahr zu Silvester nur wieder auf den Straßen in Berlin los? Sicherlich haben auch Sie Videos von der Silvesternacht gesehen. Wenn man nicht wüsste, um was es sich handelt, könnte man meinen, dass auf deutschen Straßen Krieg herrschte. Was als Brauchtum einst zum Verjagen von bösen Geistern gedacht war, ist an vielen Orten zu einem Akt der Gewalt, der Sachbeschädigung, der Zerstörung und des Vandalismus geworden. Die gesellschaftlichen Verwerfungen sind also nicht nur an den Terroranschlägen auf Weihnachtsmärkten zu erkennen, auch die Bilder und Videos von Silvester erzeugen bei vielen Menschen Angst und Unbehagen.

Als ich damals mit 16 Jahren um die Häuser zog, hatten auch wir eine Reisetasche voller Böller dabei. Diese hat man sich von Bekannten und Freunden besorgen lassen, um dann damit bis zwei Uhr nachts unterwegs zu sein und es auch so richtig krachen lassen. Auch wir haben Böller in Mülltonnen gesteckt oder Garageneinfahrten runterrollen lassen. Wir waren sicher nicht immer vorsichtig, doch niemals wurden die Feuerwerke und Böller auf Menschen gerichtet. Garantiert gab es auch damals vor 20 Jahren Gegenden in München, wo es mehr zur Sache ging - aber niemals hatte ich Angst um mein Leben oder hatte das Gefühl, angegriffen zu werden.

Das mit den Böllern wurde im Laufe der Jahre immer weniger; umso mehr fand ich Gefallen an Raketen und allem, was schön aussieht am Himmel. Der laute Knall war irgendwann nicht mehr so wichtig. Um die Jahrtausendwende waren wir dann zu Silvester sehr oft in Clubs oder in Diskotheken. Rückblickend war dies oft ein Reinfall, da man an diese vermeintlich so besondere Nacht des Jahreswechsels einen viel zu hohen Anspruch hatte. Die Realität bestand dann meistens aus überfüllten Locations sowie ewigen Schlangen am Einlass und an der Garderobe, und am Ende hat man sich mehr geärgert, als dass man wirklich ausgelassenen Spaß mit den Freunden gehabt hätte. Erst als ich das magische Alter der 30 Jahre überschritten hatte, veränderte sich auch hier wieder mein Verhalten, und so ersparte ich mir den Stress und das Getümmel auf irgendwelchen Silvestermeilen und feierte in der Regel im privaten Kreis. Die Partys waren auch damals sehr ausgelassen. Einmal im Jahr so richtig abschießen, dafür kam der Jahreswechsel zu dieser Zeit doch immer sehr gelegen. Vergleichen wir mal die Situation mit den Bildern aus Berlin, dann kann ich sagen, dass wir uns damals mit Alkohol und anderen Substanzen selbst abgeschossen haben. Junge Männer in Berlin scheinen sich lieber gegenseitig mit Raketen abzuschießen.

Irgendwann wurden auch die wilden Hauspartys weniger, aber so ganz wollte ich auf die Raketen und etwas Feuerwerk auch die letzten Jahre nicht verzichten. Selbst heute mit meinen 45 Jahren steckt in mir wohl doch noch ein kleiner Pyromane, der sich an einem Feuerwerk erfreuen kann. Rückblickend ist in den letzten Jahren auch der Alkoholkonsum bei mir immer weniger geworden, und man zieht ein leckeres Abendessen mit Freunden dem Kater am nächsten Morgen vor, der früher gerne bis zum 2. Januar anhielt.

Auch dieses Jahr waren wir wieder bei unseren Freunden eingeladen, doch leider spielte die Gesundheit der Gastgeberin nicht mit, weshalb meine Frau Andrea und ich dieses Jahr den Silvesterabend bei ihrer Mutter verbrachten. Neben zwei kleinen Gläsern Wein gab es leckere Schnittchen mit Lachs, Schinken, Ei und Käse, und man saß gemütlich bei netten Gesprächen beisammen. Der Bruder meiner Frau kam dann auch noch hinzu und wir ließen es uns gut gehen. Für den geplanten Besuch bei unseren Freunden hatte ich morgens noch eine Packung Raketen im Supermarkt ergattert, doch als wir das Haus der Schwiegermutter um 23:30 Uhr verließen, war mir schon klar: Da mich meine Frau so oder so nicht vor das Haus zum Abschuss der Raketen begleitet hätte, würde das Feuerwerk komplett ausfallen. Ich war zu faul, und zudem war es mir schlicht viel zu kalt, um mich jetzt noch mal an die Straße zu stellen und ein paar Raketen zu zünden. Diese werde ich jetzt im Keller einlagern – und ich hoffe auf ein Böllerverbot in der Zukunft, um damit noch so richtig Geschäft machen zu können.


Sie schätzen diesen Artikel? Die Freiheitsfunken sollen auch in Zukunft frei zugänglich erscheinen und immer heller und breiter sprühen. Die Sichtbarkeit ohne Bezahlschranken ist uns wichtig. Deshalb sind wir auf Ihre Hilfe angewiesen. Freiheit gibt es nicht geschenkt. Bitte unterstützen Sie unsere Arbeit.

PayPal Überweisung Bitcoin und Monero


Kennen Sie schon unseren Newsletter? Hier geht es zur Anmeldung.

Artikel bewerten

Artikel teilen

Kommentare

Die Kommentarfunktion (lesen und schreiben) steht exklusiv nur registrierten Benutzern zur Verfügung.

Wenn Sie bereits ein Benutzerkonto haben, melden Sie sich bitte an. Wenn Sie noch kein Benutzerkonto haben, können Sie sich mit dem Registrierungsformular ein kostenloses Konto erstellen.