25. Mai 2025 06:00

Herrschaftsfreie Wirtschaftsform Der freie Kapitalismus ist ein Zukunftsmodell

... und Garant für Frieden und Wohlstand

von Antony P. Mueller drucken

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Bildquelle: Lightspring / Shutterstock Überbordende Bürokratie: Verhindert die freie Entfaltung von Unternehmen

Der Begriff „Kapitalismus“ wurde im 19. Jahrhundert als politischer Kampfbegriff erfunden und wird auch heute vielfach noch so gebraucht. Tatsächlich ist aber Kapitalismus so alt wie die Menschheit selbst, wenn man unter diesem Begriff das Wirtschaften mithilfe des Gebrauchs von Werkzeugen zur Güterherstellung versteht. 

An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert ist es dazu gekommen, dass der moderne Kapitalismus auf der Basis des Eigentums an Produktionsmitteln als unternehmerische Geldwirtschaft entstand. Das herausragende Kennzeichen des modernen Kapitalismus ist es, dass spezialisierte Firmen gewinnorientiert wirtschaften. Da auf Wettbewerbsmärkten der Gewinn von der Produktivität abhängt, zwingt das System die Firmen zu laufender Kostenkontrolle und zur Innovation. So ist es überall dort zu einer Erhöhung des Wohlstands gekommen, wo sich der moderne Kapitalismus möglichst frei entfalten konnte.

Der moderne Kapitalismus als monetäre Unternehmenswirtschaft zeichnet sich gegenüber den Wirtschaftsformen der Vergangenheit dadurch aus, dass er die Massenarmut lindert und schließlich zum Verschwinden bringt. Im Kapitalismus ist der Kunde König und der Endverbraucher der Dreh- und Angelpunkt des Systems. In einer Marktwirtschaft sind die tatsächlichen Besitzer eines Wirtschaftsunternehmens nicht die juristischen Eigentümer im formalen Sinn. Den Wert des betrieblichen Eigentums bestimmen die Kunden, je nachdem, ob sie Produkte dieses Unternehmens kaufen oder nicht. Im kapitalistischen Wirtschaftssystem ist alles Wirtschaften auf den Konsumenten hin ausgerichtet. Diejenigen Firmen, die sich den Wünschen des Konsumenten widersetzen und an ihm vorbeiproduzieren, überleben nicht und werden durch andere Firmen ersetzt, welche die Kundenwünsche schneller, genauer und billiger erfassen als die Konkurrenz. 

Diesen echten Kapitalismus gibt es nicht. Kapitalismus existiert heute weithin in seiner pervertierten Form als Staatskapitalismus. Es ist deshalb unsinnig, die Abschaffung des Kapitalismus zu fordern, da es ihn gar nicht gibt. Andererseits gibt es nur noch wenige Staaten, die umfassend das Privateigentum an Produktionsmitteln verbieten und in denen der Staat die gesamte Wirtschaft in der Hand hat. Aber auch in den marktwirtschaftlich orientierten Ländern existiert der Kapitalismus nicht als eine eigenständige Produktionsform neben dem Staat, sondern die Wirtschaft ist dem Staat unterworfen.

Der moderne Staat tritt erst in der Neuzeit in Erscheinung. Er ist geleitet von der Idee der Staatssouveränität. Die theoretische Begründung des modernen Staates, wie bei Thomas Hobbes (1588–1679) in seinem „Leviathan“ (1651) dargelegt, besteht darin, dass sich die Untertanen freiwillig der staatlichen Macht unterwerfen. In diesem Modell treibt die Angst die Menschen zum Staat. Die Staatsmacht verspricht Sicherheit und verlangt im Gegenzug die Unterwerfung der „Untertanen“. Was Hobbes jedoch nicht beachtet, ist, dass es nicht nur auf Sicherheit ankommt, sondern die Menschen auch Wohlstand und Freiheit suchen. Je mehr in einem Staat die politische Macht dominiert, desto weniger Platz ist für einen freien Kapitalismus und somit für Freiheit und Wohlstand. Ein Staat, der ganz der Hobbes’schen Idee folgt, kann sich nicht ohne laufende Gewaltanwendung erhalten. Anstatt Frieden zu stiften, bringt dieser Staat Gewalt und Unfrieden. Letztendlich führt die Staatsidolatrie zum Totalitarismus, ganz im Sinne, wie es Benito Mussolini forderte: „Alles für den Staat, nichts außerhalb des Staates, nichts gegen den Staat“ (28. Oktober 1925).

Bis ins 18. Jahrhundert hinein wurde die Entfaltung des Kapitalismus von der Obrigkeit unterdrückt. Auch heute noch ist dieses Wirtschaftssystem durch die politischen Machthaber stets äußerst gefährdet. Erst als der moderne Kapitalismus seine Leistungsfähigkeit in der industriellen Revolution offenbarte, verbündete sich die Staatsmacht mit dem neuen System und formierte den heute dominierenden Kapitalismus in der Form des Staatskapitalismus. Der freie, „eigentliche“ Kapitalismus ist bei diesem Prozess nicht zur Entfaltung gekommen.

Echter Kapitalismus ist herrschaftsfreier Kapitalismus. Dieser Kapitalismus ist ein Projekt der Zukunft. Gegenwärtig ist es noch so, dass einige Länder dem kapitalistischen Ideal näherkommen und andere weniger. Kein Land kann aber das Ideal erfüllen. Je intensiver der Wettbewerb auf preisgesteuerten Märkten, je mehr unternehmerische Freiheit und je mehr die Rechtsansprüche auf Privateigentum an Produktionsmitteln geachtet werden, desto begüterter sind die Menschen in solch einem Land. Das zeigt die geschichtliche Erfahrung. Was bis jetzt galt, wird in Zukunft noch mehr gelten: Je mehr ein Land sich dem reinen Kapitalismus annähert, desto wohlhabender wird es.

Echter Kapitalismus beruht auf der Grundlage des Privateigentums an Produktionsmitteln. „Kapital“ in diesem Sinne ist das Kernstück des Kapitalismus. Eigentumsrechte sind zwar eine notwendige Bedingung für das Funktionieren des Kapitalismus, aber für sich allein genommen ist Eigentum nicht ausreichend. Erst wenn preisgesteuerte Wettbewerbsmärkte hinzukommen und wenn der Privatinitiative Raum eingeräumt wird, funktioniert das kapitalistische System. Der Kapitalismus ist umso wirksamer, je mehr das Eigentum an Produktionsmitteln gesichert, je mehr Wettbewerb und freie Preisbildung herrschen und je mehr Freiraum für die Privatinitiative besteht.

Freiheitlicher Kapitalismus ist dem Kommunismus und Sozialismus entgegengesetzt und auch mit dem Nazismus nicht kompatibel. Ein Leitspruch, wie derjenige der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP), „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“, oder das Motto der Hitlerjugend (HJ); „Du bist nichts, Dein Volk ist alles“, haben im freien Kapitalismus keinen Platz, da sich in der freien Wirtschaft das Gemeinwohl von selbst ergibt, wenn der Einzelne seine Eigeninteressen möglichst uneingeschränkt verfolgen kann.

Die mächtigsten Institutionen in den sozialistischen Ländern – seien sie nationalsozialistisch oder international-sozialistisch – sind die jeweilige Einheitspartei und das Militär. Alle anderen gesellschaftlichen Einrichtungen, bis hin zur Familie, haben sich dem Diktat des Systems unterzuordnen. Das Dritte Reich war genauso ein militaristischer Einparteienstaat, wie es die Sowjetunion einer war.

Die treibende Kraft des kapitalistischen Systems ist die private Initiative. Die historische Erfahrung zeigt, dass es überall dort, wo der Marktwirtschaft Raum zur Entfaltung gegeben wird und die Eigentumsrechte gesichert sind sowie die Bürde der staatlichen Abgaben gering ist, zur Blüte des Gemeinwesens gekommen ist. Andererseits findet überall dort, wo die Rechte des Einzelnen eingeschränkt werden und die Privatinitiative durch staatliche Gängelung unterdrückt wird, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und kultureller Niedergang statt.

Zur wirtschaftlichen Stagnation kommt es dadurch, dass bestehende Firmen durch Reglementierung und hohe Abgabenlasten an Leistungskraft einbüßen. Mehr noch: Neue Firmen werden aufgrund der Lasten erst gar nicht gegründet. Die Produktion wird teurer, die Investitionsneigung nimmt ab und die Innovationsfähigkeit geht zurück. Die Wirtschaft stagniert, die Gesellschaft verarmt.

Der freie Kapitalismus leistet mehr als irgendeine andere Wirtschaftsform. Die Überlegenheit des Kapitalismus besteht darin, dass „in die Ordnung einer Marktwirtschaft viel mehr Wissen von Tatsachen eingeht, als irgendein einzelner Mensch oder selbst irgendeine Organisation wissen kann“(Friedrich August von Hayek: „Wirtschaft, Wissenschaft und Politik“. Antrittsvorlesung am 18. Juni 1962 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Freiburger Studien, Tübingen 1969, Seite 11).

Wer Wohlstand, Frieden und Freiheit wünscht, darf das nicht vom Staat erwarten. Diese Werte liefert der Kapitalismus. Wenn Staat, dann nur in seiner minimalen Form. So ein Staat wäre darauf beschränkt, die Rahmenbedingungen festzulegen und für deren Einhaltung zu sorgen, sich aber vom wirtschaftlichen Geschehen weitgehend fernzuhalten. So ein Staat muss sich als Mittel verstehen und das Staatziel in der Ermöglichung der freien Betätigung seiner Bürger sehen. Wirtschaftspolitik sollte nur mit äußerster Zurückhaltung betrieben werden. Besser als Interventionen ist die Pflege eines institutionellen Rahmens, der Privateigentum, freien Warenverkehr, solides Geld und Rechtsstaatlichkeit bewahrt. Wirtschaftlicher Wohlstand ist das Ergebnis menschlichen Handelns innerhalb dieser Strukturen, nicht ihrer Manipulation durch politischen Willen. Wie Ludwig von Mises in seinem Essay „Planning for Freedom“ formulierte, lautet die grundlegende Leitlinie der Wirtschaftspolitik: „Alles, was eine gute Regierung zur Verbesserung des materiellen Wohlstands der Massen tun kann, ist die Schaffung und Erhaltung eines institutionellen Rahmens, in dem der fortschreitenden Akkumulation neuen Kapitals und seiner Nutzung zur Verbesserung technischer Produktionsmethoden keine Hindernisse im Wege stehen.“

Interventionismus funktioniert nicht, selbst nicht nach den Maßstäben seiner Betreiber. Der Sozialismus als umfassendste Form des Interventionismus ist überall, wo er versucht wurde, kläglich gescheitert. Eine gemischte Wirtschaft leidet unter den gleichen Mängeln wie der vollständige Sozialismus. Ein solches Regime delegiert die wirtschaftliche Entscheidungsfindung an Politiker. Das bedeutet, dass machthungrige Menschen das Sagen haben. Während das Gewinnmotiv die Unternehmen im freien Markt dazu zwingt, sich an den Wünschen der Verbraucher zu orientieren, folgt die Wirtschaft unter staatlicher Führung den Wünschen der Politiker.

Selbst unter kluger Führung wird der Interventionismus scheitern, da es in der Natur des staatlichen Eingriffs liegt, von sich selbst aus nicht begrenzt zu sein, sondern immer ausgreifender zu werden. Einmal in Gang gesetzt, muss eine Intervention der nächsten folgen, da der staatliche Eingriff nie wie geplant funktioniert. Da stets die Ergebnisse der Intervention vom politischen Ziel abweichen, werden neue Interventionen ergriffen. Da die Regierung nicht bereit ist, ihr Versagen einzugestehen, wird sie neue Pläne entwickeln und Maßnahmen ergreifen, um die früheren Interventionen zu korrigieren und so immer wieder „die Korrektur der Korrekturen zu korrigieren“. Dies ist dann der Weg, der direkt in den Sozialismus führt. Unter einem solchen sozialistischen Wirtschaftssystem leiden die Menschen nicht nur materielle Not, es verschwindet auch die individuelle Freiheit. Sozialismus ist mit Wohlstand und Freiheit unvereinbar. Staatsinterventionismus gefährdet sowohl den inneren wie auch den äußeren Frieden. Der in Wirtschaft und Gesellschaft eingreifende Staat will nicht nur über das eigene Volk herrschen, sondern auch andere Völker dominieren. Vom wirtschaftlich orientierten Interventionsstaat und der Gesellschaftskontrolle im Inneren des Landes ausgehend, führt der Weg direkt zum Machtanspruch nach außen und somit zur kriegerischen Auseinandersetzung.

Kapitalismus ist nicht nur ein Mittel, um mehr Wohlstand zu erreichen, sondern auch der Weg zu Freiheit und Frieden. Kapitalismus ist nicht die Vorstufe zum Sozialismus, wie die Marxisten es glauben machen wollen, sondern ein Projekt der Zukunft. Demgegenüber ist der Interventionismus der Weg in die Stagnation und zur Verelendung. Die Zukunft gehört jenen Ländern und Regionen, die freien Kapitalismus auf ihre Fahnen schreiben.

Ludwig von Mises: „Planning for Freedom“ (1952)

Antony P. Mueller: „Kapitalismus, Sozialismus und Anarchie. Chancen einer Gesellschaftsordnung jenseits von Staat und Politik“ (2021)


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